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DK „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg', zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MiW. Amtsblatt Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage dei Blattes eine sehr wn» same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. di» Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, un revattionallm Theile, die Spaltenzril« A) Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Kit ichtskitigem „Nustrirten ünterhiiltwigsblsit". q: Mit humaristischrr ivocheubrilggr „Skiseublitskn". q- Mit md hiuzwirthschesUicher Menitrbkileze. Nr. 1^. Dienstag, den 31. Januar 1893. 59. Jahrgang. Lokaks rrrrd Sächsisches. Dippoldiswalde. Unser Turnverein hielt am letzten Sonnabend seine diesjährige Hauptversammlung ab, welche, von dem Vorsitzenden, Herrn Eidner, durch begrüßende Worte eröffnet, einen allseitig befriedigenden Verlauf nahm. Der Turnwart, Herr Palme, gab einen mit großer Sorgfalt bearbeiteten Bericht über die Thätigkeit deS Vereins im vergangene» Jahre, aus welchem zu ersehen, daß an 102 Abenden von insgesammt 4812 Mann geturnt worden ist, außerdem wurden 35 Vorturnerstunden abgchalten, die von 259 Mann besucht waren. Die Turnenden vertheilen sich in 3 Jünglings-, 3 Zöglings- und 2 Müllerschüler- Riegen. Leider ist die Betheiligung der Alters- bez. Männerrirge eine schwache gewesen; im Interesse der Turnsache ist diese Erscheinung zu beklagen; begründet ist sie in dem überaus reichen Vereinswesen unserer Stadt, ein großer Theil unserer früher so eifrig tur nenden Männer gehört mehreren Vereinen an und wird durch diese in Anspruch genommen, bedauerlich bleibt nur dabei, daß dann an das für das Wohl befinden des Körpers so nöthige Turnen zuletzt gedacht wird. Möchte hierin bald ein Wandel zum Besseren eintreten. — Turnfahrten wurden 7 unternommen, darunter eine 1'/»tägige nach Brüx. Weiter sei aus dem Bericht noch erwähnt, daß mit Rücksicht darauf, daß in der näheren Umgebung im vergangenen Jahre neue Turnvereine entstanden sind, so z. B. in Reich städt und Höckendorf, Bezirksvorturnerstunden einge richtet worden sind, die aller 4 Wochen hier stattfinden. Es wurden bereits 4 solcher Stunden abgehalten, die aus den Orlen Seifersdorf, Reichstädt, Großölsa, Höckendorf und Schmiedeberg gut besucht waren. Am Schluffe des ausführlichen Berichtes wurde erwähnt, daß noch viel zu thun übrig bleibe, um dem Turnen die ihm mit Recht gebührende Stellung zu verschaffen, darum ist es an uns, Ihr Meister und Gesellen, Beamte, Lehrer und Lernende, eilt zu den Turnstätlen, das deutsche Turnen kennt keine Unterschiede, es wird Keinen ge reuen, von dem frischen Born der deutschen Turnerei gekostet zu haben. Stählt Eure Muskeln, damit Ihr dem Vaterlande Eure ganzen Kräfte weihen könnt in dem großen Kampfe, der einst kommen wird und muß. — Die Kassenverhältnisse erwiesen sich als zufrieden stellend und ist der Verein im Besitze guter, geeigneter Geräthe. Als letzter Punkt der Tagesordnung war die Ergänzungswahl des Turnrathes angesetzt und fand derselbe gleich den vorhergehenden eine glatte Er ledigung, indem die ausscheidenden Herren Fabrikbes. Stadtrath Reichel, Buchdrucker Keil und Riemermeister Benedix nahezu einstimmig wiedergewählt wurden. — Von Seiten eines älteren Mitgliedes wurde darauf hingewiesen, daß sich für die Turngenoffen, namentlich für die jüngeren, eine geeignete Gelegenheit biete, sich noch mehr dem Allgemeinwohl unserer Stadt zu widmen, indem sie in die aus dem Turnverein hervorgegangene Freiwillige Feuerwehr als Mitglieder eintreten. Jene Männer, die seiner Zeit dieses gemeinnützige Institut gründeten, widmeten zum Theile noch heute ihre Kräfte demselben, dienten also als leuchtende Beispiele, doch sei es naturgemäß, daß sich die älteren Kräfte durch jüngere ergänzen müssen und hierzu eigneten sich am besten die Turner. Ein anderer Redner bemerkte noch, daß der Turnverein gewissermaßen die Vorschule der Feuerwehr und es eine Ehrenpflicht eines jeden jungen Mannes sei, dieser Vorschule wie der Feuerwehr al« thätiges Mitglied anzugehören. Zu bedauern sei eS daher, daß namentlich unsere Bürgerssöhne, denen die Verhältnisse ein längeres Verweilen an unserem Orte gestatten, so auffallend gering in diesen beiden dem Allgemeinwohl dienenden Körperschaften vertreten sind, während andere ganz entbehrliche Vereinigungen von ihnen unterstützt werden. Lauter Beifall bekundete die U ebcreinstimmung mit den von den beiden Rednern dargelegten Ansichten. — Möge diese Mahnung keine vergebliche sein, es gilt einer guten Sache. — Der Schnee ist von großem Einfluß auf die Fruchtbarkeit des Bodens und man ist schon längst davon überzeugt, daß, je länger er liegt, er eine um so mehr befruchtende Wirkung ausübt, ohne jedoch zu wissen, ob er direkte Nährstoffe zuführt oder nur das Verdunsten der bereits im Boden befindlichen gasförmigen Stoffe verhindert. Da sich indessen in der Lust Ammoniak in verschiedenen Mengen befindet, so nehmen die sich bildenden Schneewolken dasselbe in sich auf, führen es mit dem fallenden Schnee zur Erve und der Schnee giebt es beim Schmelzen an die selbe ab. Je langsamer der Schnee schmilzt, desto mehr Ammoniak vermag der Boden zu absorbiren, während bei heftigem, mit Regengüssen verbundenem Thauwetter ein großer Theil desselben hinwegge schwemmt wird und für den Boden verloren geht. Wer daher schon im Herbst seinen Acker gepflügt und sein Gartenland tief umgegraben hat, damit das Thau- waffer nicht abfließt, sondern in die Tiefe eindringen kann, der hat ohne besondere Ausgabe seinem Lande einen werthvollen Düngstoff zugeführt. — Aus Anlaß rechtzeitigen Erscheinens am Brand platz und erfolgreicher Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei dem Gutsbesitzer Renner in Groß- und Kleinölsa hat die Kgl. Brandversicherungskammer der Spritze der Feuerwehr der Sächsischen Holzindustrie- Gesellschaft in Rabenau und der Spritze der Ge meinde Spechtritz Prämien nach Höhe von 30 Mk. und beziehentlich von 25 Mk. bewilligt. K Glashütte. Anläßlich des Geburtstages des deutschen Kaisers hatten viele Häuser geflaggt, früh erfolgte Weckruf und für den Abend hatte der Mili tärverein einen Kommers angesetzt, der sehr zahlreich besucht war. Die Festrede wurde vom Vorstand Kam. A. Lindig gehalten, während den gesanglichen Theil der Militärgesangverein übernommen hatte, — Durch das 2 tägige Thauwetter vergangener Woche und erneutes Auftreten von Frost hat sich auf den Straßen eine Grundlage von Eis gebildet, sodaß eine prächtige Schlittenbahn entstanden ist, die sehr stark ausgenützt wird. Altenberg. In der Nacht vom 28. zum 29. d. M. ist der Einwohner von Georgenfeld Zimmergesell Behr auf dem Nachhausewege vom „Erbgerichte" daselbst, ca. 100 Schritte von seiner Wohnung, erfroren auf gefunden worden. Das Bedauern über das Schicksal des braven, allgemein beliebten Mannes ist allgemein. Ec war 57 Jahre alt, verheirathet und hatte 4 Kinder. Dresden. Das „Militärwochenblatt" berichtet: Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich August von Sachsen ist zum Obersten in der preußischen Armee ä la suito des Gardeschützenbataillons ernannt worden. — Dem Komitee für die in der Zeit vom 30. März bis 6. April in Dresden statlsindende Jubi läums-Ausstellung der hiesigen Gartenbaugesell- schaft „Feronia" ist eS jetzt gelungen, die nördliche Hälfte der ihrer Vollendung entgegengehenden Markt halle auf dem Antonsplatze für ihre Zwecke zu gewinnen. Die Gesellschaft kann somit über einen Raum verfügen, wie er bisher in gleicher Ausdehnung noch nicht zur Disposition gestanden hatte und wodurch eS nunmehr möglich wird, der Ausstellung eine wettgreifende Aus dehnung zu geben. Stolpen. Im Jahre 1894 wird hier das Gau turnfest des Meißner Hochlandsgaues abgehalten, nach dem der Turnverein sich zur Uebernahme desselben bereit erklärt hat. Freiberg. Am 26. Januar wurde vom königl. Landgericht der Kellner E. H. Oelschlägel, geboren am 18. September 1857 zu Wilmsdorf, ohne festen Wohnsitz, wegen RücksallSdiebstahlS zu 5 Monaten Ge- fängniß und 2 Jahren EhreNrechtSverlust vervrtheilt. Erdmannsdorf. Die Mutter einer hiesigen Ar beiterfamilie hatte kürzlich ihre beiden Kinder im Alter von 6 und 2 Jahren auf kurze Zeit allein in der Wohnung zurückgelassen, um einen Weg zu besorgen. Der sechsjährige Knabe versuchte während dieser Zeit Holz im Ofen nachzulegen; dies gelang ihm nicht, eS fielen aber dabei brennende Kohlen aus dem Ofen, welche das neben demselben aufgeschichtete Holz in Brand setzten. Der Knabe flüchtete nun aus der Stube, ließ jedoch sein Schwesterchen zurück. Mitbe wohner des Hauses bemerkten den Brand und konnte dank deren Hilfe das Feuer, bevor es weiter um sich griff, noch gelöscht werden. Beiden Kindern ist keinerlei Unfall dabei zugestoßen. Aus dem Erzgebirge. Seitdem die Erzgebirgs vereine durch Anlage von Wegen, Kenntlichmachung von Aussichtspunkten, durch Verbreitung von Schriften über das Gebirge und durch sonstige Maßnahmen dazu beigetragen haben, die Schönheiten des Erzgebirges bekannt zu machen, ist der Touristenverkehr bedeutend gestiegen. Im böhmischen Erzgebirge hat man schon vor zwei Jahren eine Einrichtung getroffen, die geeignet ist, den Verkehr noch weiter zu heben; wir meinen die Studentenherbergen. Solche haben sich namentlich in den Alpenländern, wo zur Zeit 128 Stationen mit 864 Betten für Studenten zu finden find, bewährt und auch im böhmischen Erzgebirge, wo zunächst 43 Stationen mit 250 Betten bestehen, werden fie viel benutzt. Der Erzgebirgsverein zu Chemnitz, der 1000 Mitglieder zählt, hat an den Hauptverein den Antrag auf Einrichtung von Studentenherbergen auch auf der sächsischen Seite des Erzgebirges gestellt. Marienberg. Der sogenannte Thielewald in Gelobrland, welcher auf Antrag der Erben öffentlich versteigert wurde und bei einer Fläche von 27 da und 68 g, auf 91,000 Mark gewürdert worden war, ist für 92,500 Mark in den Besitz der Stadt Marienberg übergegangen. Plauen i. V. Der im 13. Lebensjahre stehende Schulknabe Gustav Herm. Schaufüß in Mühlhausen bei Adorf hat am 15. Septbr. 1892, Abends gegen 7 Uhr, in der Nähe von Mühlhausen in der Absicht, auf der Reichenbach-Egerer Staatsbahn einen von Brambach kommenden Güterzug zum Entgleisen zu bringen, auf den rechten Schtenenstrang einen Stein gelegt. Der Stein, verwitterter Granit, 30 ow lang und 20 om hoch, sowie breit, wurde aber von der Maschine des Personenzuges 317 (der Güterzug, welcher nach dem Wunsche des Knaben hätte entgleisen sollen, war, ohne daß es derselbe wußte, schon durch) in zwei Theile getheilt und bei Seite geschoben, so daß ein Unfall nicht entstanden ist, was aber, wenn das Material des Steines besser gewesen wäre, sehr leicht hätte der Fall sein können. Für seine frevel hafte Tbat hat der Knabe zunächst von seinem Vater, einem Streckenarbeiter, in der Expedition des Bahn meisters zu Adorf Stockhiebe erhalten und am 27. d. M. wurde derselbe vom Landgericht zu Plauen i. V. wegen Verbrechens gegen Z 315 in Verbindung mit ß 57 Abs. 1 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs zu der Mindest strafe von einem Jahre Gefängniß verurtheilt. Reichenbach. Von einem schweren Unfall wurde am 24. Januar eine 21 Jahre alte Arbeiterin be troffen. Dieselbe wollte unter einem Selfaktor die Flugwolle zusammenkehren, hatte aber hierbei da» Unglück, von einer Welle an den Haaren gefaßt und in das Getriebe hinHngezogen zu werden. Es wurde ihr die Kopfhaut theilweise abgezogen und ein Loch in die Schädeldecke eingedrückt, so daß sich ihre Ueder- führung in das Krankenhaus nothwendig machte. Rtrfa. In der hiesigen Gasanstalt hat am Mittag des 25. Januar eine Explosion stattgefunden. In einem Generatorosen, der jetzt außer Betrieb war und nächstes Jahr umgebaut werden sollte, find Gase