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W chmtz -Zeitmz Nr. 8 Donnerstag, den 19. Januar 1893 59. Jahrgang — Den Ortsbehörden des amtshauptmannschaftl. Bezirkes werden in den nächsten Tagen die erforder lichen Formulare zur Ermittelung der Ernte-Erträge im vergangenen Jahre, sowie je ein Druckexemplar der hierauf bezüglichen Ministerialverordnung und ein Exemplar der Anleitung zur Ausfüllung der fraglichen Formulare durch die Post zugestellt werden. Die letz teren aber sind von den Ortsbehörden innerhalb dec ersten beiden Wochen des Monats Februar unter Zu-' ziehung von Orts- und Landwirthschaslskundigen für jede Art der in der Flur ««gebauten Gewächse an den' betreffenden Grellen nach Anleitung der dem Er hebungsformulare aufgedruckten Vorschriften und unter Berücksichtigung der demselben noch besonders beige legten Anleitung zur Feststellung der geforderten An gaben auszusüllen. Die ausgesüllten Formulare sind von den Ortsbehörden, sowie den zugezogenen Orls- und Landwirthschaslskundigen zu unterzeichnen und bis spätestens zum 15. Febr. er. an die Königl. Amts- hauptmannschast einzusenden. Etwaige bei der Be arbeitung der Ermittelungsergebnisse Seitens des sta tistischen Bureaus wahrgenommene Mängel werden, soweit dieselben nicht durch die von den landwirlh- schastlichen Kreisvereinen mit der Prüfung der Angaben betrauten Sachverständigen beseitigt werden können, durch das statistische Büreau den betreffenden Ortsbe hörden direkt mitgetheilt werden und sind durch letztere mit thunlichster Beschleunigung abzustellen. Höckendorf. Am nächsten Sonntag gedenken einige junge Leute von hier unter Leitung unseres Hrn. k. Widemann eine Abendunterhaltung im Weg- brod'schen Gasthof zu geben, in welcher die einzelnen Ausführungen von einigen musikalischen Stücken um rahmt werden sollen. Die Abendunterhaltung ist zum Besten der Zwecke des hiesigen Frauenhilfsverein ver anstaltet worden. Hoffen wir deshalb umsomehr auf recht zahlreichen Besuch! L Glashütte. Der Januar, der Eismonat, hat uns auch diesmal, wie es scheint, nicht leer ausgehen lassen mit verschiedenen Ueberraschungen. Nach dem starke» Schneefall am 10. und 11. Jan. trat am 13. und 14. bei stürmischen Winden ein Schneetreiben ein, daß der mit den Nachbarorten mühsam hergestellte Verkehr wieder unterbrochen wurde und meist erst den 15. wieder hergestellt werden konnte. Nicht genug damit, sank das Thermometer in der Nacht zum 15. auf —21 "6., die Durchschnittstemperatur dieses Tages betrug —16,«° 6. Die darauffolgende Nacht brachte eine Kälte von —23,«° 6. in der Stadt, von —25° 6. aber im Müglitzthale, während die mittlere Tages temperatur — 14,s° 0. war. — Die Schlittenbahn ist trotz des vielen Schnees nicht besonders, der Schlitten fährt sich schwer, da der Schnee bei der grimmigen Kälte sich nicht „setzen" kann und nicht fest wird. X Hausdorf. Unter den vielen Wünschen, die zu Anfang dieses Jahres nicht nur in unserer, sondern auch in den umliegenden Gemeinden laut geworden sind, ist der nach einer neuen Verkehrsstraße zwischen Schlottwitz und Hausdorf unstreitig der lebhafteste und allgemeinste; denn obwohl wir nur 30 Min. von der Müglitzthalbahn entfernt sind, ist es bei dem jetzigen Wetter zu Fuß nur höchst schwierig und mit Geschirr überhaupt unmöglich, dahin zu gelangen, wenn man nicht sein eigenes und das Leben dec Pferde auf's Spiel setzen will. Viele selbst im Sommer bei gutem Wege geschehene Unglückssälle bilden den Beweis dazu. Diese Straße wäre ein dankbares Arbeitsfeld für die Bestrebungen des Thierschutzvereins, denn schon das Ziehen eines leeren Lastwagens über diesen Berg ist eine arge Thierguälerei und doch müssen jährlich ganz bedeutende Lasten über denselben bewegt werden. Von 3 Mühlenbesitzern in Schlottwitz werden allein jährlich über 13,000 Ztr. Mühlenprodnkte und von den beiden HauSdorfer Ziegeleien gegen 4000 Ztr. Kohlen und über 120,000 Ztr. Ziegeln auf diesem überaus schwierigen Wege befördert. Dazu kommen noch gegen 4000 Ztr. Sandsteine und alle die Steinkohlenfuhren der meisten Dittersdorser, Berthelsdorfer, Döbraer, Börnchner Guts besitzer, welche visseiben auf den Hänicher Schächten laden und auf dem lebensgefährlichen Wege über Schlottwitz nach Hause fahren müssen. Die vielen Fuhren von und nach den zahlreichen Fabriken deS Müglitzthales sind dabei noch gar nicht eingerechnet. Die hiesigen Besitzer ziehen es allerdings vor, ihre Kohlen, Düngemittel rc. trotz der Nähe der Bahn von dem 2'/, Stunden entfernten Mügeln zu holen. Der Verkehr würde noch ein viel bedeutenderer sein, wenn nicht die Fuhrleute, die von NenntmannSdorf Kalk, von Gersdorf Sandstein oder andere Produkte holen, den allerdings auch ziemlich beschwerlichen Umweg über die Maxener Berge wählten. Die ganze hiesige Gegend war im vorigen Jahre erfreut über den schönen Anfang, der zum Bau dieser neuen Straßen gemacht wurde und nun scheint die Sache wieder im Sande zu ver laufen. Darüber herrscht allgemeines Staunen und Verwunderung. Nun, ein Trost bleibt uns: „WaS lange währt, wird gut." Hoffentlich wartet das Gut« nicht erst auf neue Opfer an Thier- und Menschen leben, sondern wird uns recht bald in Gestalt einer neuen Thalstraße von Hausdorf nach Schlottwitz zu Theil. Dresden. Die Taufe des neugeborenen Prinzen fand am Montag Nachmittag 3 Uhr in der Kapelle des Palais am Taschenberge statt. Nachdem sich die gesammte königliche Familie versammelt hatte, und um die Pathen Ausstellung genommen, hielt der Bischof I)r. Wahl die Tausrede. Die Pathen selbst waren der König und die Königin, Großherzog Fer dinand IV. und Großherzogin Alice von Toskana und Prinz Georg von Sachsen, während die 6. Pathin, Großherzogin-Mutter Maria Antonia, zur Zeit in Gmunden in Oesterreich, nicht erschienen war. — Der Prinz erhielt die Namen: Friedrich August Georg Ferdinand Albert Karl Anton Maria Paul Marcellus (Friedrich August nach dem Vater, Georg und Ferdinand nach ven Großeltern, Paulus und Marcellus nach den Bezeichnungen des Geburts- und Tauftages, Anton nach der Pathin Großherzogin-MutterAntonia u. s. w.); Georg Ferdinand sind die Rufnamen, sodaß der neu geborene Prinz nunmehr den Namen Königliche Hoheit Prinz Georg Ferdinand führt. — Zur Taufhandlung wurde Master aus dem Jordan verwendet, das Prinz Friedrich August s. Z. selbst geschöpft und in Flaschen mitgebracht hatte. — Wie verlautet, wird König Albert aus Anlaß des freudigen Familien-Ereignisses im Königshause eine Amnestie für Strafgefangene eintreten lassen. — Bestem Vernehmen nach wird in allernächster Zeit eine Bestimmung erscheinen, welche anordnet, daß unser königl. sächs. Sanitätskorps (Militärärzte) fernerhin dieselbe Uniform wie das preußische Sanitäts torps trägt. In der Hauptsache dürste an Stelle deS bisherigen Sammetkragens der Stoffkragen mit Silber stickerei treten. Meißem Zur Feier des tausendjährigen Be stehens unserer Stadt im nächsten Jahrhundert sind von den Erben des JustizratheS Scheuster 1000 Mk. gestiftet worden. Sollte eine solche Festlichkeit nicht stattfinden, so soll die Stiftung unter dem Namen „Hans Waldemar Scheuster - Stiftung" fortgesührt werden; über die Verwendung der Zinsen hat der Sladtrath nach freiem Ermessen zu verfügen. Der Stadtgemeinderath beschloß in seiner letzten Sitzung, die Stiftung anzunehmen. Zittau. Eine Anzahl hiesiger Geschäftsleute hatte sich zusammengethan und das Ersuchen an den hiesigen Stadtrath gestellt, die Bestimmungen über die Sonn tagsruhe dahin abzuändern, daß den Material maaren- und Landesproduklenhändlern an den Sonn Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde Äit schtseitigem „Zllustrirtrn ünterhiütungMatt". H Mit humoristischer Ivochendeilsgr „Seifenblasen". H Mit land- und hauswirthschastlichrr Äaurtrbeiiage. ,Weißeritz. Zeitung chemt wöchentlich drei- al: Dienstag, Donners- g and Sonnabend. — reis vierteljährlich 1 M. Pfg., zweimonatlich Pfq., einmonatlich 42 sg. Einzelne Nummern 0 Pfg. — Alle Postan alten, Postboten, sowie ie Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wiA- same Verbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Von Frau verw. Vorwerksbes- ästner, früher in Reinberg, jetzt in Dresden woh- end, ist zum Andenken an ihren am 18. Jan. 1891 erstorbenen Gatten Richard, der auch dem hiesigen irchenvorstand längere Zeit als Mitglied angehört t, eine werthvolle Abendmahlskanne geschenkt worden, odurch einem fühlbaren Mangel abgeholfen worden ist. — In dem am nächsten Donnerstag stattfindenden . Abonnement-Concert des Herrn Stadtmusikdirektor oppe wird auch Herr Kammermusikus Lehmann aus resden mitwirken, so daß ein Besuch des Concertes cher sehr lohnend sein wird. — Nach der Wahlliste vom Jahre 1892 hat unsere tadt 356 Bürger. Von diesen sind 175 selbständige andwerker —50°/o, 61 Beamte —17°/o, 45 Handel- eibende —I2«/o, 27 Rentier und penstonirte Beamte 8°/o, 24 unselbständige Handwerker und Arbeiter -7°/» und 23 Landwirthe und Gärtner---6°/o. Die tadtvertretung besteht außer dem Herrn Bürgermeister us 6 Rathsmitgliedern und 12 Stadtverordneten, sind sammen 19 Mann. Von denen sind in diesem Jahre Handwerker----38°/o, 3 Beamte^-17°/», 4 Handel- eibende ---- 22 °/o, I Landwirth---6 °/o und 3 Rentier 17°/». Wenn der Stand der Unselbstständigen icht vertreten ist, so hat dies wohl hauptsächlich darin inen Grund, daß man diesen Personen die Opfer an eit und Geld, die mit Verwaltung städtischer Ehren- mter unumgänglich verbunden sind, nicht zumuthen nn. Wenn nun aus dieser Zusammenstellung zu kennen ist, daß das Verhältniß der Sladtvertreter ach den Berufsarten sich mit dem der Bürger ziemlich ckt, so soll damit durchaus nicht gesagt sein, daß ese Uebereinstimmung der einzige Gesichtspunkt bei er künftigen Wahl sein darf, sondern Charakter- stigkeit, Gemeinstnn und Urtheilsfähigkeit mögen auch rnerhin die Haupterfordernisse für Ausstellungen zur irgänzungswahl bleiben. — Auf erfolgte Anzeige mußte die Polizei dieser age wieder einmal gegen drei jugendliche, leider noch schulpflichtigen Alter stehende diebische Bürschchen »schreiten. Dieselben waren zu wiederholten Malen den im Gasthof zur „Sonne" gelegenen Walter en Fleischladen und zwar durch die Thür, welche s der Hausflur in denselben führt, eingedrungen nd hatten sowohl Wurstwaaren wie baares Geld ge- ohlen. — Am Montage wurde die hies. Beschälstation it den 3 Hengsten Quirin, Uranus., und Nelson vom önigl. Landesstallamte zu Moritzburg eröffnet. Seit Sem Jahre 1882, und somit zum zwölften Male, hält err Gestütswärter Haubold damit seinen Einzug in ie hiesige Station. — Einen prächtigen Anblick gewährt gegenwärtig bei unbewölktem Horizont der Sternenhimmel, on den Planeten stehen Jupiter und Mars im Stern- ilde der Fische und sind am Abendhimmel gut , zu sehen; Mars geht am 25. Jan. 1'/»° nördlich vom upiier an diesem Stern vorbei. Venus ist Morgen- ern. Merkur steht nahe der Sonne und konnte in er ersten Hälfte des Monats am Morgenhimmel urz vor Sonnenaufgang unter günstigen Umständen eobachtet werden. Saturn geht erst im zweiten rittel deS Monats vor Mitternacht auf. Von den ixsternen erfreut jetzt namentlich der funkelnde Sirius s Auge. — Pferdebesitzer sollten nicht versäumen, bei er jetzt herrschenden Kälte darauf zu achten, daß die ebisse der Pferde stets vor dem Gebrauch im warmen lalle hängen oder in warmes Wasser getaucht werden, an erspart dadurch den Pferden unnöthtge Schmerzen, sonst leicht die Haut an dem eiskalten Metall ngen bleibt, was dem Thiere beim Fressen Be werben macht.