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Mr „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie die Agenten nehme» Be stellungen an. Wkißmtz-ZitW. Amtsblatt Inj erste, welche bei de» bedeutenden Auflage det Blattes ein» sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirtr Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltenzeil» 2V Pfg. für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit schtsttti-rm ,M»strirten llnierhsitungsblstt". H Mit humoristischer wochenbeilsge „Seifenblase»", -k Mit land- und haurwirthschsstlicher M-natrbeilage. Nr. 5. Donnerstag, dm 12. Januar 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Daß wir uns noch länger auf die Fortdauer eines strengen Winters gefaßt zu machen haben, ist schon aus verschiedenen Beobachtungen prophezeit worden, zu denen die Naturerscheinung am Montag Abend, ein Gewitter am winterlichen Himmel, noch hinzutritt. Schon in der neunten Stunde wetter leuchtete es im Westen und gegen 11 Uhr wurden einzelne Blitze auch von schwachem Donner begleitet. Der Volksglaube schließt daraus, wie gesagt, auf neue Kälte. — Wie uns von Herrn Zeidler mitgetheilt wird, hat sich das von demselben im vorigen Jahre gebildete hiesige zweite Musikchor keineswegs aufgelöst, wie in voriger Nummer berichtet wurde. Daffelbe wird nach wie vor Concerte und Tanzmusiken in den bisher be suchten Orten spielen und sich bestreben, allen gerechten Anforderungen nachzukommen. — Am Sonntag, den 8. Januar, hielt im Verein junger Landwirthe Herr Hofmann aus Poffendorf «inen Vortrag über die richtige Futterverwerthung nach Verhältniß des Viehes, d.'r Nährstoffe und nach den Bedingungen der Fleisch- oder Milchgewinnung. Interessant war eine Berechnung über dxn Erfolg eines Probemelkens im väterlichen Hofe. Auf An regung eines Mitgliedes soll bei dem Vorstande des Kreisvereins wegen Anschluß an diesen angefragt werden. Ueber dieselbe Frage wird am 33. Januar im Poffendorfer Verein Herr Schuldirektor Raubold sprechen. Schließlich wurde beschlossen, am 27. Jan. im Sternsaale das Stiftungsfest mit Ball abzuhalten, wozu Einladungskarten bei den Herren Vorstands mitgliedern zu haben sind. Luchau. Für rechtzeitiges Erscheinen am Brand platz und erfolgreiche Löschthättgkeit gelegentlich des am 2S. Oktober vorigen Jahres bei dem Gutsbesitzer Heber in Niederfrauendorf entstandenen Brandes hat die Königliche BrandversicherungS-Kammer der hiesigen Gemeindespritze eine Prämie von 30 M. bewilligt. K Glashütte. Die allgemein herrschende Flauheit der Geschäfte zeigt sich auch im Verkehr in den in unserer Amtshauptmannschaft eingerichteten Natural- Verpfleg-Stationen. So war die Gesämmt- Frequenz bei hiesiger Verpfleg-Station im Jahre 1892 1941, das sind über 500, also über '/» mehr als 1891, wo blos 1431 hier einkehrten. Von diesen 1941 beanspruchten 1287 Nachtverpflegung, 499 volle und 154 halbe Tagesverpflegung, während 1 keine Verpflegung beanspruchte. Der Kostenaufwand belief sich auf 436 M. 95 Pf. Auf die einzelnen Monate vrrtheilte sich der Verkehr wie folgt: Januar 211, Februar 192, März 183, April 153, Mat 151, Juni 144, Juli 117, August 147, September 143, Oktober 163, November 153, Dezember 184 Mann. WaS das Alter anbelangt, so war besonders im Frühjahr mehr das jüngere, im Winter dagegen mehr das höhere Alter vertreten. Bei 2 war gar kein Alter verzeichnet, 2 zählten 15 Jahre, 6 iE 37 17, 87 18, 116 19, 99 20, 76 21, 71 22, 49 23, 49 24, 49 25, 45 26, 63 27, 45 28, 37 29, 54 30, 38 31, 60 32, 54 33, 45 34, 48 35, 49 36, 30 37, 39 38, 36 39, 49 40, 43 41, 45 42, 43 43, 39 44, 36 4b, 31 46, 23 47, 35 48, 34 49, 34 50, 13 51, 25 52, 21 53, 22 54, 26 55, 2l 56, 18 57, 17 58, 15 59, 14 60 Jahre, zwischen 60 — 70 Jahre waren 47, während 1 71, 2 74 und 1 79 Jahre zählte. — Nicht weniger als 144 verschied.'«« Gewerbe waren vertreten: Einfach als Arbeiter bezeichneten sich 201, Schlaffer waren 117, Schuhmacher und Bäcker je 111, Fleischer 94, Tischler 92, Schmiede 78, Schneider 74, Müller 65, Brauer 59, Weber 48, Klempner 46, Fabrikarbeiter 42, Hut macher 41, Maler 34, Sattler, Maurer, Former je 30, Schriftsetzer 29, Töpfer 26, Zigarrenmacher 25, Gärtner 23, Kaufleute 22, Bergarbeiter 21, Glaser 17, Strumpf wirker 16, Glasmacher, Zimmerleute, Buchbinder und Drechsler je 15, Steinmetze und Kellner je 14, Loh gerber, Barbiere und Stellmacher je 13, Ziegelarbeiter 12, Färber und Böttcher je 10, Seiler, Lackirer, Uhr macher, Dachdecker, Korbmacher je 9, Gürtler, Stein drucker je 8, Tuchmacher, Mechaniker, Hausdiener je 7, Kupferschmiede, Müller und Bäcker, Schornsteinfeger, Schneidemüller, Buchdrucker je 6, Kürschner, Tapezierer, Friseure, Eisendreher, Schreiber (darunter 1 Scribent) je 5, Conditor, Schieferdecker, Anstreicher, Goldarbeiter je 4 u. s. w. Unter den übrigen 83 Gewerben findet man einige vertreten, von denen man nicht gewöhnt ist, sie auf der „Reise" zu finden, z. B. 1 Oekonomie- verwalter, 1 Produktenhändler, 1 Porzellanmaler, 1 Zeichner, 1 Musterzeichner, 1 Buchhalter, 1 Lylograph, 1 Kolporteur, 1 Lehrer, der zugleich Handarbeiter ist u. s. w. Der Herkunft nach stammten die meisten aus Sachsen, besonders viele, über 500, waren diesmal aus Böhmen; auch Schlesien war sehr stark vertreten, während sich die übrigen auf die meisten anderen deutschen Länder, auf Ungarn, Mähren, Rußland und Dänemark vertheilen. Altenberg. I» der Nacht zum 9. Januar hat der wüthende Südsturm auf der Höhe der Dresdener Straße vor dem Walde die von Kipsdorf nach hier fahrende Nachtpost ausgehoben und umgestürzt, wobei die Fenster des Postschlittens zertrümmert wurden. Mit Hilfe von Leuten aus Schellerhau, die aus dem Theater kamen, wurde der Schlitten wieder auf gerichtet. Dem Postillon hatte der Sturm die Mütze entführt und mußte derselbe barhaupt zur Stadt fahren. » Possendorf. Am 22. d. M. wird Herr Reichs tagsabgeordneter Zimmermann im Schuhmann'schen Gasthof einen Vortrag halten. — Bei dem hiesigen Wirthschattsbesitzer Lohse ist eine Kuh verendet, welche nach bezirksthierärztlichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver mußte daher vergraben werden und sind gegen Weilerverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichts maßregeln getroffen worden. Dresden. Prinz Friedrich August und dessen er lauchte Gemahlin haben die ihnen von den Städten Dresden und Leipzig gewidmeten Hochzettsgeschenke, ein Tafelaufsatz nnd vier Kandelaber in Silber, dem sächsischen Kunstverein zum Besten seines Fonds für öffentliche Zwecke auf vier Tage, und zwar vom 13. bis mit 16. d. M., zur Ausstellung überlassen. — Der Eintrittspreis beträgt für Nichtmitglieder 50 Pf. — Ueber das Sektenwesen in Sachsen im Jahre 1892 berichtet das „Konsistorialblatt": Außer den religionslosen Dissidenten, deren zahlreichere Austritte in den Ephorien Leipzig I und II auf sozialdemokratische Einflüsse zurückzusühren und mehrfach mit der Ein hebung besonderer Kirchenanlagen in den nach Leipzig einbezirkten Vororten begründet worden sind, haben die „Baptisten und anderen Sekten" einen gegen das Vorjahr erhöhten Zuwachs erfahren. Unter ihnen be finden sich 15 Austritte zu den Darbysten (Ephorie Annaberg, Werdau und Oberlausitz) und 15 Austritte zu der ebenfalls den Darbysten zuzurechnenden Vielauer Sekte, zu welcher bis jetzt nunmehr im Ganzen 161 Austritte (einschließlich 86 Kinder) erfolgt sind. Zu den „Brüdern und Schwestern in Christo" sind in Auerbach 25 Austritte erfolgt. Zu Klagen über auf dringliche Propaganda haben besonder« wieder die Methodisten Veranlassung gegeben. In Dresden treiben sie eine ausgedehnte Krankenpflege durch sieben von Elberfeld berufene „Bethesdaschwestern". — In Neu dorf (Ephorie Annaberg) und Breitenbrunn (Ephorie Schneeberg) sind von ihnen weitere Kapellen für ihre Gottesdienste eingerichtet worden. Durch Einrichtung von Bibelftunden in freierer Form mit Pflege des geistlichen Volksliedes ist in einer Gemeinde der Ephorie Schneeberg dem Eindringen der Methodisten mit Erfolg entgegengetreten worden. Diese Erfahrung giebt einen bedeutsamen Wink für die Ueberwindung des Sekten wesens. DaS Bedürfniß nach engerer kirchlicher Ge meinschaft, daß Viele zu den Sekten führt, fordert und findet Befriedigung durch solche Gottesdienste. Die Anhänger der apostolischen Gemeinde zu Plauen und Kürbitz sind mit staatlicher Genehmigung zu einer „Katholisch-apostolischen Gemeinde zu Plauen" vereinigt worden. Die Separirten in Grün, Lengenfeld, Schneiden bach, Netzschkau und Plauen haben für die Bildung der „separirt evangelisch-lutherischen Bethlehemsge- meinde ungeänderter Augsburgifcher Konfession in Grün" staatliche Anerkennung erlangt. Pirna. Im Stadtverordnetensaale hier kam eS Freitag Abend zu einer unerwarten Unterbrechung der Berathungen. Da der von der Pirnaer Bürgerschaft in das Kollegium berufene Königliche BezirkSarzt vr. Eras die zur Annahme der auf ihn gefallenen Wahl erforderliche ministerielle Genehmigung noch nicht er halten hatte und daher bei der Neukonstituirung des Kollegiums das gesetzlich erforderliche Minimum der Unansässigen augenblicklich noch nicht erreicht war, tauchten mehrfache Zweifel hinsichtlich des Vorhanden seins der Beschlußfähigkeit auf. Man fand es schließlich für besser, die Thätigkeit der Stadtoerordnetenschaft bis zu Ausfüllung der vorhandenen Lücke ruhen zu lassen. — Meißen. Gegenwärtig werden in unserer altm Markgrafenstadt Vorkehrungen getroffen, um das 350- jährige Bestehen der Fürsten- und Landesschule Hierselbst in glänzender Weise zu begehen. Die Feier findet am 3. Juli d. I. statt, ihr werden Stunden froher Geselligkeit folgen. Das Fest wird die ehe maligen und gegenwärtigen Söhne St. AfraS zahlreich vereinigen. Freiberg. Obwohl man durch die Aufhebung der auf Dörfern liegenden Natural - Verpfleg- Stationen im Bezirke der Amtshauptmannschaft Freiberg gehofft hatte, den Bettel zu bekämpfen, da man mit den Städten Abkommen bezüglich Aufnahme und Beschäftigung der arbeitslosen Bettler getroffen hat, so hat sich diese Hoffnung bisher noch nicht in dem erwünschten Maße erfüllt. Allerdings find die in allernächster Nähe der vormaligen Stationen gele genen Orts schon jetzt etwas von der Bettelplage be freit, denn erfahrungsgemäß bettelten fast alle weiter, trotz der erhaltenen Verpflegung, aber im ganzen merkt man auf dem Lande noch keine Verringerung. Die meisten der Bettler und Vaganten suchen mit allen Mitteln die Anstalten zu umgehen, in denen sie ernstlich zur Arbeit veranlaßt werden und werden können, was eben bei den früheren ländlichen Verpflegstalionen nicht durchzusühren möglich war. Chemnitz. Im Bezirke der Königlichen Amts hauptmannschaft Chemnitz sind am I. Dezember 1892 nach Ausweis der an diesem Tage stattgefundenen Viehzählung 5641 Pferde, 25,737 Rinder, 381 Schafe, 11,144 Schweine, 3272 Ziegen, 71,000 Hühner, 20,184 Gänse, 1582 Enten, 272Truthühner und 1903 Bienenstöcke vorhanden gewesen. Stollberg. Die hiesige Herberge zur Heimath ist im letzten Halbjahr, seit der Anstellung eines neuen Herbergsvaters, seitens der Reisenden recht zahlreich benutzt worden. Es haben daselbst vom l Juli o. I. bis Ende Dezember 2190 Fremde übernachtet. Annaberg. Ein schwerer Unfall hat sich am Morgen des 8. Januar in einem Grundstücke auf der KleinrückerSwalder-Straße ereignet. Durch den R o hr- bruch einer Gaslaterne war in die Parterrewohnung des Jirkowski'schen Hauses, welche der Laternenanzünder Richter mit seiner aus siebett Köpfen bestehenden Fa milie bewohnt, Gas eingedrungen, wodurch die ganze Familie betäpbt wurde. Als den übrigen Hausbewohnern die Stille in der Wohnung auffiel, erbrach man die