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Mchmh-ZitW Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde^ 55. Jahrgang Donnerstag, den 14. November 1889 Nr. 135 's Eifersüchteleien zwischen beiden Richtungen vermeiden lassen. Jedenfalls wird sich im Verlaufe der neu eröffneten Kammersession in Frankreich bald Heraus stellen, ob die republikanische Kammermajorität von jenem eckten, wahrhaft patriotischen Geiste erfüllt ist, der das große Ganze über die Parteifragen zu stellen weiß; das Gegentheil würde sicherlich zum Untergange der französischen Republik von heute führen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das am 12. November Mittags auch von hier aus beobachtete Schadenfeuer ist, wie wir hören, in Somsdorf gewesen, wo eine Scheune und ein Seitengebäude niedergebrannt sind. Die Spritzen von Rabenau und Eckersdorf sind zuerst am Brandplatze erschienen. — Hausfrauen, Achtung! Nächsten Freitag, von früh 5 Uhr bis gegen Abend, giebt es aus der städtischen Wasserleitung kein Wasser! — Beim Eintreffen der Rekruten in den letzten Tagen sei auf die Bestimmungen hingewiesen, zu Folge welcher für die an Soldaten gerichteten Postsendungen Portofreiheit, bezw. Ermäßigung gewährt wird. Gebührenfrei sind alle an Soldaten gerichteten gewöhn lichen Briessendungen bis zum Gewicht von 60 Gramm. Eine Gebührenermäßigung gewährt die Postverwaltung für Postanweisungen bis zum Betrage von IS Mark und für Packetsendungen bis zum Gewicht von 3 Kilo gramm, und zwar beträgt das Porto für eine Post anweisung bis zu 15 Mk. 10 Pfg. und für ein Packet bis 3 Kilogramm, gleichviel auf welche Entfernung, 20 Pfg. Ueber diesen Betrag, bezw. das Gewicht hinaus ist das übliche Porto zu zahlen. Zur Er langung dieser Portovergünstigungen muß der Absender auf den Brief, die Postanweisung oder die Packet- adreffe rc. den Vermerk niederschreiben: „Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers." Beim Fehlen oder mangelhafter Angabe desselben ist das gewöhn liche Porto zu entrichten oder der Soldat muß bei dem Empfang der Sendung Strafporto zahlen. Der erwähnle Vermerk kann auch durch „Auskleben soge nannter „Soldatenbriesmarken", welche denselben ge druckt enthalten, bewirkt werden. — Der Almanach in losen Blättern (Abreiß kalender) 1890 bietet in seinem neuen 28. Jahrgange alle Notizen, welche diese Kalenderart so allgemein be liebt gemacht haben, ganz besonders bilden aber die aufgedruckten zuverlässig bearbeiteten historisch-biogra phischen Notizen eine interessante Anregung für jeden Geschichtsfreund. Die sinnige und elegante Ausstattung macht denselben ganz besonders auch zu Weihnachts und Neujahrs-Geschenken geeignet. Preis 75 Pfg. Verlag von C. Weiske's Buchhandlung (Georg Schmidt) Dresden. — Auch im Monat Oktober ist die Amtshaupt mannschaft Dippoldiswalde nicht vor dem Auftreten ansteckender Thierkrankheiten bewahrt geblieben. Zunächst war es der Milzbrand, der in einem Gehöfte von Seifersdorf auftrat, wo 13 Rinder gefährdet waren, von denen eins erkrankte und verendete, dann trat aber wiederum die Maul- und Klauenseuche in 14 Gehöften von 8 Orten auf und waren darin 146 Rinder gefährdet. — Im gesammten Königreiche trat die Maul- und Klauenseuche überhaupt in 205 Ge höften von 103 Orten aus, davon waren 67 Fälle durch Ankauf von Nutzrindern veranlaßt und zwar non in ländischen Händlern 31, von ausländischen Händlern bez. Märkten 36 (die Bezugsquellen waren die Märkte zu Neschwitz 1, Pulsnitz 14, Radeburg 7, Kamenz I, Radeberg 5, Plauen 1, Sonthofen 4, Baireuth 1, Altenburg 1, unter den Händlern außerhalb Sachsens waren besonders Händler aus Wittichenau und Lands berg a. W. vertreten). Am Monatsschlusse blieben verseucht 20 Amtshauptmannschaften, 66 Orte und 101 Gehöfte. — Von dem ersten nach Freiberg fahrenden Per sonenzuge ist am 11. November der Schaffner Leh mann aus Bienenmühle über fahren und in der Nähe der Haltestelle Nassau schrecklich verstümmelt und todt im Geleise gefunden worden. Er hinterläßt eine Wittwe und 2 Kinder. Reichstädt, II. November. Hier wurde heute . Mittag durch den königlichen Staatsanwalt aus Frei berg der Leichnam des von der auf hiesigem Rittergute bediensteten Schweinemagd Herfurth geborenen und getödteten KindeS aufgehoben, wodurch alle anderen, fast an's Ungeheuerliche grenzenden Gerüchte als grund los erwiesen sind. Nach längerem Weigern hat die unnatürliche Mutter endlich ein Geständniß abgelegt. H Poffendorf. Infolge des anhaltend milden Herbstwetters, wie wir es Heuer haben, konnte nicht nur die Feldbestellung ohne Unterbrechung rasch von statten gehen, sondern dasselbe ist auch von gans gün stigem Einflüsse auf die Wintersaat, welche sich zur Zufriedenheit der Landwirthe entwickelt hat. Während ' im Vorjahre die Fröste in unserer Gegend schon am 17. Oktober eintraten und die Feldarbeiten zeitweilig unmöglich machten, sind wir bis jetzt von Frösten ganz verschont geblieben. Bei dieser -schönen Witterung konnten bis vor wenig Tagen auch die Kuhherden noch auf die Felder und Wiesen getrieben werden. — Durch Ausscheiden mehrerer Kirchenvorstands mitglieder findet in nächster Zeit bei uns eine Kirchen vorstandswahl statt. Glashütte. Aus dem soeben erschienenen Be richte des Aufsichtsraths der Deutschen Uhrmacher schule über das I I. Schuljahr 1888—89 heben wir hervor, daß das Schuljahr, am I. Mai 1888 mit 47 Zöglingen eröffnet, mit 60 Zöglingen beschlossen wurde. Von denselben waren 25 aus Preußen, 18 aus Sach sen, je I aus Bayern, Baden, Sachsen-Altenburg, 4 aus Oesterreich, je 1 aus Ungarn, England, Nor wegen, Belgien, Dänemark, Schweiz, 3 aus den Ver einigten Staaten von Nordamerika, I aus Brasilien. Der jüngste Schüler war 14 Jahre, der älteste 28 Jahre alt, das Durchschnittsalter der Zöglinge betrug 19 Jahre. Dem Familienstande nach waren Söhne von Uhrmachern 19, von andern Gewerbtreibenden I I, von Gelehrten und Beamten IS, von Kaufleuten 10, von Landwirthen 5. Fleiß und Verhalten, sowie die theoretischen und praktischen Fortschritte werden als recht befriedigend bezeichnet. Bei der durch die An wesenheit vieler Regierungsvertreter und Sachverstän diger ausgezeichneten Prüfung habe das fertige sichere Antworten das Interesse erregt. Es folgt sodann eine Auszählung der von den Schülern im Laufe deS Jahres in 3 Klaffen gefertigten praktischen Arbeiten und der Bericht über das Kastenwesen, in dem einer Einnahme von 25,309 M. 33 Pf. (worunter 5000 M. Beitrag von der königl. Staatsregierung) eine Ausgabe von 24,550 M. 80 Pf. gegenübersteht, so daß am 30. April 1889 in Kasse blieben 758 M. 53 Pf. — Aus der 3500 M. betragenden Großmann-Stiftung wurden 12 Schüler prämiirt. Besonders zahlreiche Theil- nahme fand ein elektrotechnischer Kursus. — Möge die Deutsche Uhrmacherschule sich zum Segen des Vater landes und zur Freude der Stadt Glashütte fernerhin mit so anerkennenSwerthem Erfolge weiter entwickeln. Anerkennung ihrer Bestrebungen und Leistungen hat sie auch auf der vom 23. September bis 3. Oktober 1888 in Dresden stattgefundenen Ausstellung sächsischer Fachschulen, bei welcher der Direktor Herr Straffer als Mitglied deS BeurtheilungsausschusseS mit thätig war, gesunden. Dresden. Die Abreise des Königs und der Königin nach Schloß Sibyllenort erfolgt am nächsten Freitag, und ist der Aufenthalt daselbst auf 9 Tage berechnet. Nachdem zuvor auch Prinz Georg, Prin zessin Mathilde und Prinz Albert anaekommen sein werden, sollen sich auch noch Erzherzog Otto und seine Jnferale, welche bet de» bedeutenden Aussage d^ Blatte« eine fcht «KG same Verbreitung finde» »erden mit lOPfg. dH Spaltenzeile oder Raum berechnet. — L bellarisch« und cvmplici Inserate mit entsprech dem Ausschlag. — Ein sandt, im redaktion «heile, di, «pal MPfg. Die Eröffnung der Parlaments-Session in /rankreich. Der am Dienstag (12. November) erfolgte Zu sammentritt des französischen Parlaments macht dem merkwürdigen politischen Stillleben, dessen sich Frank reich seit den letzten Kammerwahlen erfreute, ein Ende und jedenfalls wird für das Land nunmehr wieder eine bewegtere Periode beginnen. Vor Allem darf man gespannt sein, wie lange die Einigkeit der republi kanischen Parteien vorhalten wird, welche gerade bei dem jüngsten Wahlfeldzuge in Frankreich gegenüber dem wüthenden Anstürme der Monarchisten und der Anhänger Boulangers auf die heutige Staatsform Frankreichs in so glänzender Weise hervortrat. Gewiß isi man auf republikanischer Seite sich dessen bewußt, daß nur durch das Zusammenhalten aller aufrichtig republikanisch gesinnten Elemente die Gefahren, welche dem Frankreich von heute sowohl seitens der Monar chisten wie von den Pseudorepublikanern ü la Bou langer drohen, zu beschwören stno. Aber ob und wie die Republikaner ihre Einigkeit aufrecht erhalten wer den, das läßt sich bei den eigenthümlichen Wandlungen, die sich in den politischen Parteiverhältniffen unseres großen Nachbarlandes im Westen immer aufs Neue vollziehen, nur schwer beurtheilen. Seit der Gründung der dritten französischen Republik am 4. Septbr. 1870 haben sich in ihr diejenigen Parteien, welche zur Unter stützung und Kräftigung des neuen Staatswesens be rufen waren, unausgesetzt befehdet und hierdurch ward die Republik der Gambetta, Thiers und ihrer Nach folger mehr als einmal an den Rand des Abgrundes gebracht — ist es nun in dieser Hinsicht jenseits der Vogesen endlich besser geworden? Man sollte meinen, daß die Lehren der letzten Jahre mit ihren unaufhör lichen Ministerkrisen von den französischen Republi kanern begriffen worden seien und es scheint aller dings, als ob die Herren hieraus allmählich die noth- wendigen Konsequenzen zögen. Wenigstens deutet hierauf der von einer Anzahl republikanischer Depu taten gemachte Versuch, noch vor dem Beginne der parlamentarischen Verhandlungen eine Einigung hin sichtlich der wichtigen Präsidentenwahl zwischen den einzelnen republikanischen Kammergruppen herbeizu führen, hin, und für die Einigungsversuche innerhalb der republikanischen Reihen sprechen ferner auch die Bestrebungen zur Bildung einer alle gemäßigten Ele mente der Linken und des sogenannten republikanischen Centrums umfassenden großen Partei. Aber jedenfalls wird noch abzuwarten sein, inwiefern diesmal die be rühmte, so oft versuchte und doch immer wieder ins Wasser gefallene „republikanische Konzentration" zur Verwirklichung gelangt und ob tue französischen Re publikaner in der That nunmehr aus den für sie ost so bedenklichen und kompromittirenden Erfahrungen der letzten neunzehn Jahre Nutzen gezogen haben. Vielleicht kann man da den anqekündigten Rücktritt des bisherigen Kabinets Tirard-Constans als förderlich für die republikanischen Einigungsbestrebungen be trachten. Es sind in letzter Zeit mehr und mehr An zeichen aufgetaucht, welche auf zunehmende Differenzen im Schooße des französischen Ministeriums hindeuten und speziell jetzt verlautet wiederum von einem Konflikt zwischen dem Marineminister Krantz und dem Staats sekretär für die Kolonien, Etienne, der nach den Pariser Blättern den Rücktritt Krantz' zur Folge hatte; hieran ist die weitere Mittheilung geknüpft, daß das Gesammt- Ministerium nach den Wahlprüsungen seine Entlassung nehmen werde. Angesichts der offenbaren Spaltung im Ministerium Tirard-ConstanS könnte dessen Rück tritt zur geeigneten Grundlage für die endliche Ver ständigung unter den Republikanern werden und weiter zur Bildung eines KabinetS führen, in welchem die gemäßigten wie die mehr radikalen Republikaner gleich stark vertrete« wären, denn nur auf einer solchen Grundlage würde sich die Wiederholung der ewigen DU „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eininonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- - u s llungen an N M 1 s l lt 1 4 für die Königliche Amlshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Mdtralhe zu Dippoldiswalde und Irau-nü-ln