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Wchnitz-MiW für die ASnWche Umtshauptmannschast Mxpoldisw-lde sowie M d« Migüchen Amtsgericht- und die KtadtrSthe Dle „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonaltich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch- bei de, bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wich same Verbreitung findet^ werden nut 1V Psg. di« Spaltenzeile oder deren Nanin berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entspreihen» dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Lheile, die Spalteiizeil« SO Psg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnt in Dippoldiswalde. Nr 106 Sonnabend, den 7. September 1889. 55. Jahrgang. Zum 3. September. Nach vielfachen mit sichtbarer Liebe und Begeiste rung unternommenen festlichen Vorbereitungen hält heute Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. in Begleitung Seiner erlauchten Geniahlin seinen Einzug in die säch sische Königsstadt. Nach den Sr. Majestät in Rom, Wien, München und vor Kurzem erst in Straßburg und Metz dargebrachten Huldigungen ist an äußer lichem Schmucke und lauten Kundgebungen eine Steigerung kaum denkbar, was aber die Herzlichkeit des Empfanges anlangt, wird sich Dresden von all' diesen Vorgängerinnen nicht beschämen und in den Schatten stellen lassen. Denn wenn auch Se. Majestät seit seiner Thronbesteigung bereits zum dritten Male in Dresden weilt, so zog er bisher nur als Gast des Königshauses zu kurzem, vorübergehenden Aufenthalte dort ein; diesmal erscheint er als Kaiser, als oberster Kriegsherr, der das durch die Bundesverfassung ihm zustehende Herrscherrecht ausübt, Heerschau zu halten über einen der wichtigsten Theile der deutschen Armee, über unser erprobtes und im Geiste treuester Bundes genossenschaft geübtes und erzogenes Heer. Der Ge danke, daß dasselbe einen Theil der Macht bildet, die zunächst berufe» ist, dem theuren Vaterlande den edlen Frieden zu erhalten, ist erhebend genug, um dem Kaiser, der im Vereine mit seinen hohen Bundesgenossen sich bisher als Friedenshorr bewiesen hat, eine begeisterte Aufnahme und aufrichtige Huldigungen zu bereiten, aus denen ihm, wäre er nicht schon im Voraus davon überzeugt, aufs Neue die Ueberzeugung aufgehen muß, daß auch das sächsische Volk mit der groß artig angelegten Friedenspolitik des Deutschen Reiches von Herzen einverstanden, aber auch bereit ist, für die Ehre des deutschen Namens mit aller Kraft seines Heeres gern und willig einzustehen, wenn der oberste Kriegsherr es rufen sollte. Möge den Führern unseres Heeres und allen treuen unter den Waffen stehenden Landeskindern die G?nugthuung werden, mit ihrer Tüchtigkeit Ehre einzulegen und die Anerkennung zu ernten, die um so schwerer wiegt, wenn sie von dem gespendet wird, der sicher den vollsten Einblick in die stetig fortschreitende Entwickelung und Ausbildung der deutschen Wehrkraft gewonnen hat. Möge nicht nur der Empfang, sondern dec ganze Aufenthalt Sr. Majestät in Dresden und auf dem Manöverfelde einen erneuten Beweis liefern, wie treu in Sachsen der Ein heitsgedanke gepflegt wird, wenn es gilt, für den Frieden und die Sicherheit des Reiches einzutreten; möge kein Mißton die Festfreude trüben, in der auch wir rufen: Willkommen, Se. Majestät Kaiser Wilhelm! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die auch für unseren, den 5. -- städtischen Wahlkreis am 15. Oktober bevorstehende Wahl eines Abgeordneten für die 2. Kammer der Ständeoersammlung giebt uns Veranlassung, daraus aufmerksam zu machen, daß nach den gesetzlichen Vor schriften alle diejenigen im Wahlkreise wohnhaften männlichen Personen stimmberechtigt sind, welche I) die Sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2) das 25. Lebensjahr erfüllt haben und 3) an Grundsteuern von ihnen eigenthümlich gehörigen Grundstücken oder an Einkommensteuern, oder an beiden zusammen mindestens drei Mark jährlich entrichten. Ausgeschlossen vom Stimmrechte sind u. Personen, welche unter väterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehen, d. Personen, welche öffentliches Almosen erhalten oder im letzten, der An ordnung der Wahl vorhergegangenen Jahre erhalten hoben, o. Personen, zu deren Vermögen gerichtlich , Konkurs eröffnet worden ist, während der Dauer des Konkursverfahrens, ck. Personen, welche von öffentlichen I Aemtern, von der Rechtsanwaltschaft und von dem Notariate entsetzt oder suspendirt worden sind, letzteren Falles aus die Dauer der Suspension, s. Personen, welchen in Folge strafrechtlicher Verurtheilung die bürgerlichen Ehrenrechte entzogen worden sind, i. Per sonen, welche wegen solcher Vergehen, die nach allge meinen Begriffen für entehrend zu halten sind, vor Gericht gestanden haben, solange nicht die Entstellung der Untersuchung oder die Freisprechung der Ange schuldigten erfolgt ist. — Zur Wahl werden nur die jenigen Personen zugelassen, welche sich in den Wahl listen eingetragen befinden. Es ist deshalb zu empfehlen, die Liste baldigst einzuseheu. — Vergangenen Mittwoch gab der Verein „Glück zu!" seinen abgehenden Mitgliedern ein Abschieds kränzchen, wozu eine stattliche Reihe junger Damen mit ihren Eltern eingeladen und erschienen war. Nach herzlicher Begrüßung dec Gäste durch den Vorstand, Herrn Welzel, begann ein jugendsrisches Leben im Ballsaale zum „goldnen Stern". Flotter Tanz, fröh liche Spiele und heitere Lieder wechselten in rascher Reihenfolge ab. Ein Schwarzkünstler mit einem Zwei radautomaten erregten die grüßte Heiterkeit und Be wunderung. Während der Tafel ward mancher Trink spruch auf einzelne Personen, sowie auf den Verein ausgebracht. Der Donnerstag Nachmittag ward zu einem Ausflug nach Rabenau benutzt. Der Abendzug brachte die fröhliche Schaar wieder zurück. — Zum Besuche der Ostasrikaner - Karawane 'm Zoologischen Garten in Dresden ist am nächsten Sonn tag eine günstige Gelegenheit geboten, da das Ein trittsgeld pro Person nur 25 Pfg beträgt. — Am Sonnabend, den 14. d. M., wird der letzte diesjährige Personen-Extrazug mit ermäßigten Preisen von Dresden nach Berlin und Hamburg, sowie weiter nach Kiel und Helgoland abgelaffen. Der Zug geht Nachmittags 4 Uhr 45 Min. vom Böhmischen und 4 Uhr 54 Min. vom Friedrichstädter Bahnhofe ab. — Nur solche Quittungen sind rechtsgiltig, bei denen die Namensunterschrift geschrieben ist; daraus folgt, daß es ebensolche nicht sind, bei denen die Unter schrift durch einen Stempelabdruck ausgesührt worden ist. Diese letztere Methode findet vielfach seitens kleinerer Geschäftsleute, Handwerker rc. Anwendung, indem sie ost zur Vollziehung der Quittung einen Kaulschuck- Namensstempel darunter drücken. Eine solche Quittung braucht Niemand anzunehmen, da sie vor dem Gerichte keine Giltigkeit hat. — In Pretzschendorf wird am 9. September in Vereinigung mit der Postagentur eine mit Fern sprecher versehene Telegraphenbetriebsstelle mit be schränktem Tagesdienste eröffnet werden. Reichstädt. Die in voriger Nummer erwähnte Neuwahl eines Pfarrers für unfern Ort ist dahin richtig zu stellen, daß der neugewählte Herr Pastor nicht am 29. September seine Antrittspredigt halten wird, sondern daß an demselben Sonntage der seit herige Herr Pastor Märkel seine Abschiedspredigt hält. -s- Frauenstein, 5.Sept. Der Verband der Feuer wehren von Frauenstein und Umgegend hält nächsten Sonntag, den 8. Sept., seinen 5. Verbandstag hier ab. — Gestern hielt der hiesige Männergesangverein „Liedertafel" im Rohland'schen Gasthause eine Nach feier des Sedanfestes. Nachdem das hiesige Munkchor dieselbe durch Musikstücke eingeleiiet halte, hielt Lehrer Haupt eine Ansprache über das von Kaiser Wilhelm auf dem Sterbebett gesprochene herrliche Wort: „Ich habe keine Zeit müde zu sein!" Höchst interessant und lebhaft gestaltete sich der Festkommcrs dadurch, daß sehr viele Lehrer der Umgegend, welche Nachmit tags Konferenz gehabt hatten, denselben besuchten und in schneidiger Weise viele vortreffliche ernste und hei tere Trinksprüche ausbrachten. Die vom Gesangverein vorgetragenen Vaterlandslieder und vom Musikchor gespielten Musikstücke umrahmten die ganze recht wohl gelungene Festfeier aufs Lieblichste. — Im August dieses Jahres wurden in die hiesige Sparkasse 29462 Mk. 31 Pf. in 218 Kaffenposten ein- und 23838 Mk. 3 Pf. in 128 Kaffenposten zu rückgezahlt. Die Gesammteinnahme betrug 36985 Mk. 40 Pf. in 285 Kaffenbosten und 30194 Mk. die Ge- sammtäusgabe in 162 Kaffenposten. — Bei der hiesigen Naturalverpflegstation fanden sich im vorigen Monate 64 Personen ein, wo von 36 Mann Nachtverpflegung, 14 Mann TagöS- Verpflegung und 14 Mann Frühstück, resp. VeSper erhielten. Dresden- Das Gefolge des Kaisers bei seiner Anwesenheit in Sachsen zergliedert sich in folaende Gruppen: 8 Herren des Hauptquartiers, 5 des Militär- kabinets, 3 des Kriegsministeriums, 4 des Großen Generalstakes, 1 des Auswärtigen Amtes, 1 des Geh. Cioilkabinets, außerdem noch in folgende 5 Herren: Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen, Graf Golönitschew- Kutlusow, Graf von Pückler, Hofstaatssekretär Schwerin und Generalarzt Prof. vr. Leuthold. Im Gefolge der Kaiserin befinden sich die Oberhofmeisterin Gräfin v. Brockdorff, Hofdame Fräulein v. Gerödorff, Ober hofmeister v. Mirbach unv Kammerherr Graf Höhen thal. Den sächsischen Ehrendienst bilden Obertammer- herr Graf Vitzthum v. Eckstädt und Kammerherr v. Wuthenau. — Pünktlich zur festgesetzten Zeit, Nachmittags >/»6 Uhr, traf am Donnerstag der Extrazug mit dem deut schen Kaiserpaare in Dresden ein. Die Begrüßung desselben mit der sächsischen Königssamilie war eine ungemein herzliche. Nach Vorstellung des Gefolges, Begrüßung der Generalität und Abnahme des Parade marsches der aufgestellten Ehrenkompagnie fuhr der hohe Besuch nach dem kgl. Schlöffe. Auf dem Kaiser Wilhelm-Platz war ein Pavillon errichtet, wo sich das Raths- und das Stadtverordneten-Kollegium mit Ober bürgermeister vr. Stübel und Geh. Hosrath Acker mann an der Spitze, Polizeihauptmann Rehrhof von Holderberg, die ev.-luth. Geistlichkeit und verschiedene Körperschaften zur Begrüßung versammelt hatten. Vor dem Pavillon gruppirten sich gegen 70 Ehrenjung srauen in weißem Kleide mit seidenen Schärpen in Schwarz Weiß-Roth und lieblichen Blumen geschmückt. Hier begrüßte der Oberbürgermeister das Kaiserpaar und brachte aus dasselbe ein begeistert ausgenommenes Hoch aus. Auf dem Neustädter Marktplatz wurde das Kaiserpaar mit einem Gesänge von ca. 800 Schulkindern begrüßt. Ueber die Brücke ward sodann der Weg nach dem Schlöffe genommen, wo alsbald eine Familien tafel zu 9 Gedecken staltfand. — Auf Befehl der Königin Karola wird am 15.. September im Großen Garten wieder ein Garten fest, sogen. Albertfest, abgehalten werden. — Der zollfreie Eingang von Brod und Mehl in Mengen bis zu 3 kß. (Anmerkung zu 2592 des Zolltarifs) hat die sächsischen Bäcker an der böhmischen Grenze zu verschiedenen Petitionen an die König!. Ne gierung veranlaßt, des Inhalts, daß es ihnen gestattet werden möchte: „ihren Bedarf an Weizen und Roggen zollfrei oder zum Mindesten gegen Abentrichtung des mit Reichsgesetz vom 15. Juli 1879 eingesührten nied rigen Zollsatzes aus Böhmen einführen zu dürfen", da sie sonst gegen die Konkurrenz der böhmischen Bäcker sich im Nachtheil befänden. Während nämlich bis 1888 die diesseitigen Grenzbäcker ein Hauptabsatzgebiet für ihre Erzeugnisse im benachbarten Böhmen fanden, än derte sich zum erwähnten Zeitpunkte dieses Verhältniß in Folge des österreichischen Verbote- des bis dahin gestatteten zollfreien Einganges von Brot. Das Verbot traf zusammen mit der Erhöhung der deutschen Ge treidezölle auf 5 Mk. per 100 lrß. und einer Preis steigerung des Getreides wegen mangelhafter Ernte, ^on da ab ging nicht nur, wie erwähnt, das böhmische verloren, sondern namentlich die ärmere mchstscheGrenzbevülkerung machte nun auch ausgiebigen Gebrauch von der oben zitirten Vergünstigung zollfreien