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Weißmh-IkitW Verantwortlicher Redacteur: Dsul Ikhne in Dippoldiswalde, Nr. 80. Dienstag, dm 9. Juli 1889 55. Jahrgang Amtsblatt für die Königliche UmishaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen 'Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 8. Juli. Obschon zur Zeit die freundlichst gespendeten Beiträge zur Milchkur blut armer, schwächlicher Schulkinder die Höhe der vor jährigen noch nicht erreicht haben, aber gegründete Hoffnung vorhanden ist, daß bis zu Anfang der Großen Ferien (20. Juli) sich der Kaffenbestand erhöhen werde, hat doch, wie wir hören, das Lehrerkollegium den Be schluß gefaßt, auch in diesem Jahre eine Milchkur für hiesige Schulkinder vorzubereiten. Verschiedene Erfah rungen, die man gemacbt, nöthigen jedoch zu einer Aenderung des bisher bei der Auswahl der Kinder beobachteten Verfahrens. Während früher die Be treffenden nur von den Klaffenlehrern ausgewählt wor den sind, sollen Heuer die Eltern, die für ihre Kinder Berücksichtigung wünschen, bei den betr. Klaffenlehrern persönlich das mündliche Gesuch um Betheiligung ihrer Kinder anbringen, worauf dann unter freundlichst zu gesagter Betheiligung des Herrn Bezirksarzles vr. Erler die Auswahl erfolgen wird. Indem wir auf die in heutiger Nummer d. Bl. enthaltene Bekanntmachung Hinweisen, wünschen wir dem menschenfreundlichen Unternehmen zunächst noch weitere Unterstützung und günstigen Erfolg. — 8. Juli. Nach der ausgesprochen kühlen Wit terung der vorigen Woche mit Neigung zu Gewittern war der gestrige Tag als Heller, klarer Sommertag mit warmer, doch milder Temperatur besonders geeignet zu Ausflügen und geselligen Vereinigungen im Freien, an welchen es denn aus weiterer Entfernung und von hier aus nicht gefehlt hat. Wir geben dem Wunsche Ausdruck, daß auch über acht Tage zum hiesigen Schützenfeste, zu welchem die Zurüstungen bereits in vollem Gange sind, die Sonne freundlich lächeln und von nah und fern gemüthliche Gäste herbeilocken möge. — Behufs Erwerbung der Berechtigung zum Ein jährig - Freiwilligen Militärdienst sei hiermit wiederum auf eine immer noch zu wenig bekannte Be stimmung hingewiesen, welcher zufolge auch Handwerker ' ohne wissenschaftliche Bildung die Berechtigung zum Einjährig - Freiwilligendienst erwerben können. Nach der deutschen Wehrordnung können nämlich vom Nach weis der wissenschaftlichen Befähigung solche junge Leute entbunden werden, welche a) sich in einem Zweige der Wissenschaft oder Kunst, oder in einer anderem dem Gemeinwesen zugute kommenden Thätigkeit be sonders auszeichnen; d) als kunstverständige oder mecha nische Arbeiter in der Art ihrer Thätigkeit Hervor ragendes leisten oder o) zu Kunstleistungen angestellte Mitglieder landesherrlicher Bühnen sind. Personen, welche auf eine solche Berücksichtigung Anspruch er heben, haben ihrer Anmeldung die erforderlichen, amt lich beglaubigten Zeugniffe beizusügen und sind nur einer Prüfung in den Elementarkenntniffen unter worfen, nach deren Ausfall die Ersatzbehörde ent scheidet, ob der Berechtigungsschein zu ertheilen ist oder nicht. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 21. Mai d. I. bei dem Gutsbesitzer Fischer in Schönfeld ent standenen Brandes hat die kgl. Brandversicherungs kammer den Spritzen der Gemeinden Hermsdorf im Erzgeb. und Ammelsdorf außerordentliche Prämien nach Höhe von 30 M. und bez. 25 M. bewilligt. — Für den Herbst dieses Jahres stehen uns in unserem engeren Vaterlande Sachsen Ergänzungs wahlen für den Landtag bevor. Nur wenige Wochen trennen uns noch von dem Wahltermin, und doch ist es überall von den Wahlen selbst noch recht still. Man spricht, dank den Agitationen der sozialdemokratischen Blätter, mehr von den Reichstagswahlen, obwohl die selben schwerlich vor dem Frühling des nächsten Jahres erwartet werden dürfen, al» von den Landtag-Wahlen bei uns, die schon in wenig Wochen sich vollziehen sollen. An sich ist das freilich weder auffallend noch bedauerlich. Weder große politische Gegensätze kommen bei den Landtagswahlen zum Austrag, noch handelt sichs dabei um die Entscheidung über hervorragende neue und wichtige Fragen von prinzipieller Bedeutung. Dazu kommt, daß man in der glücklichen Lage ist, in der Mehrzahl der Fälle die bisherigen bewährten Ver treter als Kandidaten wieder ausstellen zu können, daß also die Personenfrage Schwierigkeiten nicht macht und, wie man hoffen darf, denselben die Sympathien der Wähler schon zum Voraus soweit gesichert sind, daß ein entsprechender Erfolg bestimmt erhofft werden darf. Auch der Umstand mag beruhigend wirken, daß das freundliche Verhältniß, welches seit Jahren zwischen den Vertretern der staatserhaltenden Parteien im Land tage und den betreffenden Wählerkreisen draußen im Lande besteht und auch ferner bestehen soll, peinliche Befehdungen und grimmige Kämpfe auch bei den be vorstehenden Landtagswahlen wohl überall ausschließt. Dennoch möchten wir den Wunsch aussprechen, daß man sich seitens der Wähler nicht in allzu großer Sicherheit wiege und rechtzeitig überall das Nöthige vorbereite, uni nicht im letzten Augenblicke durch irgend etwas Unangenehmes überrascht zu werden. Ein Feind ist überall im Stillen geschäftig, und er wartet nur auf eine Gelegenheit, um seine Macht zu zeigen. Diese Gelegenheit könnte er nur zu leicht finden, wenn gerade in den sogenannten „sicheren Wahlkreisen" die Lauheit und Gleichgiltigkeit eines sehr großen Theiles der Wähler dieselbe bleibt, wie oft in den vorher gehenden Jahren. — Die in LvunAo1ioi8 beauftragten Herren Staats minister haben, wie das evangelisch-lutherische Landes konsistorium in der neuesten Nummer seines Verord nungsblattes bekannt macht, für die Kirchengemeinde Hermsdorf bei Frauenstein in der Ephorie Dippol diswalde zum Besten des dasigen Kirchenbaues für Sonntag, den 18. August d. I., die Einsammlung einer allgemeinen Landeskollekte bewilligt. Die selbe ist Sonntag, den 11. d. Mts., sowie am Tage der Einsammlung gehörig anzukündigen und hierbei ist auf die besonderen Verhältnisse der Kirchengemeinde Hermsdorf hinzuweisen. Letztere umfaßt die Gemein den Hermsdorf, Seyde und Rehefeld-Zaunhaus, von denen die ersteren eine nur mäßig steuerkräftige, Acker bau treibende Bevölkerung, die letzteren eine aus armen Waldarbeitern bestehende Einwohnerschaft be herbergen. Da der Kirchenbau mit allen Nebenaus gaben bei aller Einfachheit doch die Summe von über 80,000 M. beanspruchen wird und baare Mittel bis jetzt nicht vorhanden - sind, so daß der Hauptbedarf der Baukosten durch ein Darlehen aufgebracht werden muß, so ist die Kollekte allen kirchlich Wohlgesinnten zur Berücksichtigung warm zu empfehlen. * Holzhau. An dem Kadaver einer am Abend des 3. Juli plötzlich umgestandenen Kuh des hiesigen Gutsbesitzers Herrn Johann Heinrich Kaden ist bei der am 5. d. M. durch den königl. Bezirksthierarzt Herrn Lehnert aus Dippoldiswalde vorgenommenen Obduktion das Vorhandensein von Milzbrand festgellt worden. Infolgedessen hat das Thier in vorschriftsmäßiger Weise vergraben werden müssen und sand eine gründ liche Reinigung und Desinfektion des Kaden'schen Smlles und aller Utensilien unter behördlicher Kon- trole statt. Kaden besitzt außer der umgestandenen Kuh noch zwei weitere Kühe und eine Kalbe, welche untersucht und für gesund befunden wurden. * Nassau. Hier hat sich am vergangenen Freitag Vormittag, den 5. Juli, die 52 Jahre alte Gutsbe sitzers-Ehefrau Bellmann geb. Dittrich zweifellos in einem Anfall von Schwermuth infolge andauernder Krankheit durch Erhängen selbstentleibt. Die Unglück liche hinterläßt außer ihrem Ehemann noch 3 Kinder. * Reichenau. Am Donnerstag Mittag, den 4. Juli, hat sich in seiner Wohnung der 30jährige Zimmer gesell Gottlob Friedrich Fischer erhängt. Als Motiv wird Schwermuth, infolge körperlicher Leiden bezeichnet. Inserate, welche bei da bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil» A> Pfg- Dresden. Ueber das Jubiläumsgeschenk, welches Se. Heiligkeit der Papst Leo XIII. dem König von Sachsen überreichen ließ, wird jetzt Näheres be kannt. Die Mosaikplatte hat, ungefähr die Größe von 70 em in der Höhe und 45 em in der Breite und ist umgeben von einem geschnitzten, vergoldeten Rah men; derselbe kann abgehoben und so die Platte als Tischplatte benutzt werden. Die auf derselben befind lichen Zeichnungen stellen Johannes den Täufer und den Christusknaben dar, welch' letzterer von Johannes in die Welt eingeführt wird. Johannes ist in Schäfer tracht gekleidet; er trägt in der rechten Hand den Hirtenstab mit dem Spruchband, auf welchem die Worte: ,Loos aZmw äoi" geschrieben sind, in der Linken hält er einen Krug, in welchem Jordanwasser zur Taufe gedacht ist. Der Christusknabe trägt ein wallendes rothes Kleid; in der rechten Hand hält er ein Gebetbuch, auf welchem ein Kreuz ruht, in der linken das neue Testament. Der Hintergrund des Bildes stellt eine Landschaft Palestinas dar, im Vorder gründe abgeschlossen durch eine, große Farbenpracht entwickelnde Blumengruppe. Die Platte ist in jeder Hinsicht eine prachtvolle Mosaikarbeit. Die einzelnen kleinen Steinchen sind in den Farbentönen meisterhaft gewählt und verbunden, so daß man fast ein Gemälde vor sich zu haben glaubt. — Die dem Kgl. Hause aus Anlaß des Wettin- festes zugegangenen Huldigungs- und Ergebenheits- Adressen werden vom 9. bis 23. Juli im Kgl. Kupfer- stichkabinet ausgestellt sein. — Die Jagdlust scheint in Sachsen eine recht rege und eher in der Zunahme als in der Abnahme begriffen zu sein. Es ist dies aus den sehr ansehn lichen Erträgnissen durch den Verkauf von Jagdkarten zu schließen, welche bekanntlich mit gesetzlich bestimmten Ausnahmen Alle bei sich führen müssen, die in Sachsen die Jagd ausüben wollen. Diese Karten lauten ent weder auf das ganze Jahr oder auf einen einzelnen Tag, und es kostet die Jahreskarte 12 M., die Tages karte 3 M. Vereinnahmt werden zur Zeit im Ganzen für solche Karten gegen 100,000 Mark jährlich, Ge bühren, von denen der Staatskasse drei Viertel, der Ortsarmenkasse ein Viertel zufließt. Der Staat zieht also einen jährlichen Ertrag von ungefähr 75,700 M. aus den Jagdkarten, und zwar hat diese Einnahme, welche 1880 noch nicht ganz 70,000 M. ausmachte, alljährlich eine Steigerung erfahren. Aus den ver öffentlichten Rechnungen läßt sich nicht ersehen, wie viel davon auf den Erlös aus Tageskarten und an dererseits aus Jahreskarten entfällt, allein man wird nicht irren, wenn man auf Grund der mitgetheiltcn Zahlen schätzungsweise annimmt, daß in Sachsen un gefähr 9000 Personen die Jagd mit Jagdkarten aus üben. — Der Reinertrag des Grundes und Bodens im Königreich Sachsen vermehrt sich alljährlich um ungefähr eine Million Mark. So erstaunlich das klingt, so ist es doch eine Thatsache, die sich leicht belegen läßt und die am Ende auch begreiflich erscheint, wenn man bedenkt, wie rege seit einer Reihe von Jahren im All gemeinen in Sachsen die Bauthätigkeit ist und wie Neu- und Umbauten den Bodenertrag erhöhen. Wer aber trotzdem noch Zweifel hegen sollte, den verweisen wir auf die der Oeffentlichkeit vorliegenden Nachweise über die Einnahmen, welche der Staatskasse durch die Grund steuer zugeführt werden, die bekanntlich neben und außer der Einkommensteuer jeder Privatgrundstücks besitzer zu entrichten hat. Die Grundlage der Grund steuer bilden die Grundsteuereinheiten. Was es mit diesen Einheiten auf sich hat, läßt sich mit wenigen Worten klar machen. Von jedem Grundstück nämlich ist der Reinertrag schätzungsweise festgestellt und auf je eine Mark des geschätzten Grundstücksreinertrages eine Steuereinheit gelegt, so daß, wessen Grundstück mit einem Reinerträge von durchschnittlich 500 Mark DI» „Weißerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, eininonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.