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Mt ,.Weiß «ritz, gektuntz" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Ma. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. UWlih-ZkitW. Amtsblatt Inserat«, welche bei d<» bedeutenden 'Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder vera» Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirt» Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un reoaltionellen Theile, die Spaltayew 20 Pfg. sm die LöiimliLe Amtshalwtmamschast Dippoldiswalde, sowie sm di- Königlichen Kmtsgenchte Md die KtadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ithnc in Dippoldiswalde. Nr. 63. "^imstag, den 28. Mai 1889. 55. Jahrgang. 3. Sitzung des Bezirksausschusses am 18. Mai 1889. Die Tagesordnung enthielt zunächst wieder eine Anzahl Konzessionsgesuche, von denen diejenigen Kar Heinrich Pretzschner's in Spechtritzmühle um erweiterte Erlaubnis zum Tanzmusikhalten, August Pötschke's in Glashütte um Schankkonzession für sein Grundstück in Cunnersdorf, Louis Käsemodel's in Frauenstein um dergleichen Konzession (Uebertragung) und der Firma Ofsky L Schwarz in Hammerbärenklau wegen Be triebes einer Kantinenwirthschaft im Mangel eines be züglichen Bedürfnisses abgelehnt wurden, während der Bezirksausschuß den Gesuchen Heinrich Kirsten'L in Geising, Julius Träger's in Nassau und Otto Mende'S in Stadt Bärenstein wegen Uebertragung bisher be standener Konzessionen und des Baumeisters Höhne in Lauenstein wegen Betriebes eines Bahnhotels stattgab. Ein ebenfalls auf Konzessionirung einer Restauration an der künftigen Lauensteiner Bahnstation gerichtetes Gesuch Friedrich Petzold's in Stadt Bärenstein wies der Ausschuß zurück, da das betr. Grundstück für den dasigen Bahnverkehr ungünstiger gelegen ist, den be züglichen Bedürfnissen des letzteren mithin nicht in der erwünschten Weise Rechnung getragen werden würde. Die Gesuche um Dispensation zu Grundstücksab trennungen bei Fol. 43 von Seyde, Fol. 45 von Hennersdorf und Fol. 51 von Niederpöbel fanden, bez. unter Konsolidationsbedingung Genehmigung. Das Regulativ der Gemeinde Börnchen bei Possen dorf über Besitzveränderungsabgaben, sowie die von der Gemeinde Wendischcarsdorf beabsichtigte Neuein- führnng einer Besitzveränderungsabgabe zur Gemeinde kasse wurden als zur Befürwortung höheren Orts ge eignet befunden, ingleichen die von der Gemeinde Niederfrauendorf beabsichtigte Veräußerung eines Ge meindegrundstücks und die Aufnahme eines Darlehns zum Bau des Weges von Neudörfel durch das Treb- nitzthal nach der Müglitzthalstraße auf den Kredit der politischen Gemeinde Dittersdorf genehmigt. Auf die Verordnung, die Bewilligung von 9500 Mark aus dem Wegebauunterstützungsfond für das laufende Jahr betr., ließ es der Bezirksausschuß bei seinen seinerzeitigen Unterstützungsvorschlägen sür die Gemeinden bewenden und verbleibt mithin für den Be zirksverband als solchen selbst eine Unterstützung von 3000 M. Anlangend den Umbau der Dorfstraße in Bären fels, so erkannte der Bezirksausschuß für den Fall einer nüthigen zwangsweisen Enteignung des dazu erforderlichen Areals die Nothwendigkeit und Zweck mäßigkeit des beabsichtigten Umbaues im allgemeinen Verkehrsinteresse an. Genehmigung fanden weiter das Regulativ der Gemeinde Kleinkarsdorf über Maßregeln gegen säumige Abgabenpflichtige, ingleichen bedingungsweise die von den ErbgerichtSbesitzern Mende in Dittersdorf und Kretzschmar in Cunnersdorf beabsichtigte Wehranlage in der Müglitz bei Glashütte. Zu den zwischen der Gemeinde und der Gutsherr schaft Wilmsdorf bezüglich deS Verhältnisses der letzteren zur politischen Gemeinde getroffenen Vereinbarungen wurde Genehmigung ertheilt, bez., soviel die darnach unter Anderen festgesetzte Vertretung der SutSherr- schaft im Gemeinderathe anlangt, die erforderliche Dis pensation von den Bestimmungen der revidirten Land gemeinde-Ordnung höheren Orts zu befürworten be schlossen. Der Bezirksausschuß entschied sich ferner, nachdem er bereits in seiner letzten Sitzung hierüber Berathung gepflogen, vorbehältlich der Zustimmung der Bezirks versammlung für Errichtung einer „Wettinstiftung" anläßlich der bevorstehenden Jubelfeier unsere- Königs hauses und soll diese Stistung in Höhe von rund 16,000 M. den Zweck haben, den Ortsarmenverbänden des hiesigen Bezirks bei Versorgung von Waisenkin dern oder verwahrlosten, oder der Verwahrlosung aus gesetzten Kindern oder von siechen Kindern Unter stützung zu gewähren. Schließlich wurden die Wahlen von Revisoren zur Prüfung der BezirksjahreSrechnung und zur Revision der Bezirksanstaltskasse vor^enommen und ein Gegen stand in geheimer Sitzung erledigt. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 27. Mai. „Die Sonne bringt es an den Tag!" Nicht blos Verbrechen, wie Man cher aus Chamissos Ballade weiß, auch Ungehörigkeiten, die so lange fortgesetzt werden, bis einmal die Sonne ihr Werk thut und die Decke forthebt. Das haben Sonne und Wind, die beiden mächtigen Verbündeten, jetzt mit grobem Erfolg gethan, indem das vor wenigen Tagen noch volle Bett der Weißeritz bereits zu einem sehr trockenen geworden ist und offen zeigt, was bisher die Wasserfluthen gnädig bedeckten. Davon konnte und kann sich Jeder durch den Augenschein überzeugen, der auf dem Walkstege, die Eichleithe ent lang, den unterhalb der Mendenmühle liegenden Wehr tümpel betrachtet. Palmenzweige, Kränze und Ueber- reste anderen Grabschmuckes liegen dort zu Jedermanns Ansicht offen aus. Sie sind offenbar in der Erwartung, daß die Fluth sie Hinwegspülen werde, dort hinein geworfen worden, sind aber nicht alle fortgeschwommen, sondern liegen nun im steinigen Flußbette offen da. Ohne zu untersuchen, wer sich der Pietätlosigkeit schuldig gemacht, für den unscheinbar gewordenen, verdorrten Gräberschmuck dort einen Ablagerungsplatz zu suchen, können wir im Sinne Vieler, die daran gerechten An stoß genommen haben, nicht umhin, dieses Gebühren zu rügen und den Wunsch auszusprechen, es möchte die Gottesacker-Deputation des Kirchenvorstandes An ordnung treffen, daß verdorrter Gräberschmuck auf andere Weise beseitigt oder vernichtet, am besten wohl verbrannt werde. — Aus Anlaß des massenhaften Vorkommens von Raupen, welche in diesem Jahre nicht blos die Früchte, sondern auch das Leben der Bäume und die Tragbar keit der letzteren sogar auch für das nächste Jahr ge fährden, wird von kundiger Seite folgendes Mittel, die Raupen auf den Obstbäumen rasch und sicher zu tödten, zur Anwendung empfohlen: Es werden für 10 Pfg. sogenannte schwarze Seife und eine Hand voll ungelöschter Kalk in wenig Wasser aufgelöst und dann mit einem Eimer von Gille vermischt. Mit dieser Flüssigkeit werden die Sammelstellen der Raupen an den Stämmen, Aesten und in den Nestern am frühen Morgen, ehe die Raupen auseinanderlaufen, mit einem Maurerpinsel oder festen Strohwisch stark besprengt. Mit einem Eimer dieses Gemisches können 10 mittel große Bäume ohne Nachtheil für das Laub und die Früchte von den lästigen Raupen gründlich befreit werden. Die höheren Nester kann man mit Pinseln erreichen, die an Stangen befestigt sind. G AmmelSdorf. Vorigen Sonnabend, Abend 6 Uhr, entleibte sich durch Erhängen in der Scheune seines Gehöftes der 70 Jahre alte WirthschaftSaus- fügler Karl Gottlieb Wagner, Wittwer der lang jährigen früheren hiesigen Hebamme Wagner, auS Schwermuth infolge eines langwierigen, unheilbaren Leidens. Altenberg. Das Schadenfeuer, über das wir n unserer letzten Nummer berichteten, hat inSgesammt 7 große zwitterstocksgewerkschaftliche, 2 erbstollengewerk- schaftliche Pochwäschen, da» Schmelzhaus und Brenn - Haus des Erbstolln und mehrere Nebenhäuser, inSge- ämmt ca. 19 Gebäude vernichtet. — In der Nacht um Sonntag, früh nach >>2 Uhr, ertönte wieder der EchreckenSruf „Feuer", diesmal brannte ein HauS in >em feuergefährlichsten Theile der Stadt, an der Unterenstraße gelegen, dem FuhrwerkSbefitzer Herklotz gehörig. Das Haus stand sofort in Hellen Flammen und brannte in kurzer Zeit nieder. Dank dem ener gischen Eingreifen der hiesigen freiwilligen und Pflicht feuerwehr, wurde das Feuer auf seinen Heerd beschränkt. Von Geising war die freiwillige Feuerwehr erschienen, welche thatkräftig eingriff. Die Aufregung ist hier groß. Bürgernachtwachen sind eingerichtet. H Hänichen b. Poffendorf. Dem Beispiele ihrer Kameraden in den verschiedenen Theilen Deutschlands und Sachsens folgend, forderten auch die Bergar beiter hiesiger Kohlenwerke eine Erhöhung ihres Lohnes. Eine aus 3 Mann bestehende Arbeiter-De putation übergab am Mittwoch der Direktion eine schriftliche Eingabe, welche, neben anderen Punkten, hauptsächlich die Lohnfrage enthält. In Zukunft for dern die Arbeiter ein Schichtlohn von 3 M. und ein Gedingelohn von 3 M. aufwärts steigend. Seitens der Direktion wurde die Forderung bezüglich der Lohn erhöhung genehmigt und ist es bis jetzt zu keinerlei Störungen gekommen. Die Aenderung des Lohnes soll vom 1. Juli an in Kraft treten. Auch auf den benachbarten Burgker Werken wurden den Bergarbeitern, ohne daß sie vorher darum nachsuchten, eine Erhöhung des Lohnes gewährt. Dresden. Die Mittheilung, daß der auf den 12. Juni einberufene außerordentliche Landtag bereits wieder am 15. Juni geschloffen würde, entbehrt jeder Begründung. Der Landtag ist, wie es in dem betr. königt. Dekret ausdrücklich heißt, zur Feier des acht hundertjährigen Jubiläums des Hauses Wettin einbe rufen, wird in seiner verfassungsmäßigen Eigenschaft bei den Festlichkeiten betheiligt sein und daher kaum vor Beendigung derselben wieder geschlossen werden. Auch ist bis zur Stunde betreffs der Präliminarsttzungen oder öffentlichen Sitzungen, wenn letztere überhaupt abgehalten werden, noch keine endgiltige Zeitbestim mung erfolgt. — Nach hierher gelangten Mittheilungen wird die Königin von England zur Feier des Wettiner Ju biläumsfestes nicht nach Dresden kommen. Sie dürfte sich aber durch einen Verwandten ihres Hauses vertreten lassen. Vom portugiesischen Königshaus« ist noch keine Zusage eingegangen. Vom Hause Habs burg werden zwei Mitglieder erwartet. Zusagen sind bereits erfolgt von ihren königl. Hoheiten dem Grafen und der Gräfin von Flandern, dem Prinzen Balduin und der Prinzessin Henriette, dem Grobherzoge und Großherzogin von Weimar, dem Erbherzog von Wei mar, Ihren Hoheiten den Herzögen von Sachsen-Alten burg, Sachsen-Koburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen, dem Prinzen Ernst, dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich, der Prinzessin Maria von Sachsen-Meiningen, dem Prinzen und der Prinzessin Moritz von Sachsen-Altenburg. — Ihre Majestäten der König und die Königin haben in EmS fast täglich Spazierfahrten in der Um gebung, auch größere Spaziergänge zu Fuß unter nommen. Der Küfermeister Glasmann, der königl. Badekommisston, hatte neulich die Ehre, Ihren Maje stäten vorgestellt zu werden, derselbe hatte einst die Königin, als dieselbe mit ihrer Mutter 1841 zur Kur in Bad Ems verweilte, vom Tode deS Erstickens ge rettet. Derselbe hatte, als ein Zimmerbrand auSge- brochen war, die schlafende Prinzeß auS dem Zimmer gerettet, wobei er nicht unerhebliche Brandwunden davon trug. Jetzt begrüßte die Königin ihren Lebensretter mit großer Freude. Bald darauf reiste Hochdieselbe nach Brüssel zum Besuche des königlichen Hofes ab. — Für diejenigen Ersatz-Reservisten, welche n diesem Jahre sich der ersten Uebung zu unterziehen >aben, find folgende EinberufungStage festgesetzt wol len: Beim Train der 1. Juli, bet der Infanterie, den Jägern, der Feldartillerie und den Pionieren der 17. äugust und bei der Fußartillerie der 31. August; für die Nachübung der erstmalig übenden Mannschaften