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Wchmtz -ZeitW Amtsblatt Jnlerate, welche del d« bedeutenden Auflage de- Blatte- eine sehr wirk same Verbreitung findens «erden mit 10 Pfg. dii» Spaltenieile oder bere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionelle» Theile, die Spaltenzeil« 20 Pf» für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Weißer^Zeitung» «scheint wöchentlich drei- «al: Dienstag, DonnerS- taa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 «so. Einzelne Nummern KPsS--«ll- P°stan. «alten, Postboten, sowie dtt Agenten nehmen Be- fiellungen an. Verantwortlicher Redactmr: Paul Ikhnr in Dippoldiswalde. Nr. 39. Sonnabend, den 30. März 1889. 55. Jahrgang. Abonnements-Einladung. Wie rasch die Zeit vergeht, das sieht man unter Anderem auch an der regelmäßigen Wiederkehr der Einladungen zur Erneuerung des Zeitungs-Abonnements, Wir stehen abermals vor einem solchen Termine, denn das erste Viertel des Jahres neigt sich seinem Ende zu. — Zwar ist die Arbeit desselben noch nicht völlig beendet, aber vorsorglich haben wir bereits auf das neue Vorbereitungen getroffen, um unsern Lesern zu bieten, was sie irgendwie von uns zu erwarten berechtigt sind. Wie bisher werden wir dem staatlichen, gewerblichen und gesell- schaftlichen Leben unsere Aufmerksamkeit zuwenden, die Zustände unseres Bezirks der Besprechung unterziehen und in unseren Beilagen Namentlich den Interessen der Landwirthschaft und dem Be dürfnisse nach bildender Unterhaltung zu dienen bestrebt sein. Es gereicht uns zur freudigen Genugthuung und Aufmunterung, daß man von verschiedenen Seiten unser Streben nach Ver vollkommnung unseres Blattes wohlwollend anerkennt und uns in der Verfolgung unseres Zieles unterstützt hat, und so hoffen wir denn, daß zu den alten, uns treu bleibenden Freunden noch recht viel neue Abonnenten hinzutreten werden. Damit in der Beförderung des Blattes keine Verzögerung eintrete, bitten wir, das Abonnement schleunigst zu erneuern und uns, wie bisher, in der Berichterstattung über allgemein interessante Vorkommnisse im Bezirk thatkrästig zu unterstützen. — Wir begrüßen unsere bisherigen und neu eintretenden Abonnenten mit achtungsvollem Gruße. Dippoldiswalde, am 24. März 1889. Die Redaetion der „Weißeritz-Zeitung." Ataatsgefährliche Agitationen und -ic Staatsgesehe. Der geplante Versuch der Neichsgesetzgebung, das bisher als sogenanntes Ausnahme-Gesetz bestehende Sozialistengesetz durch eine allgemeine Reform des Straf- und Preßgesetzes zu beseitigen, hat, noch ehe der genaue Gesetzentwurf über die erstrebten Reformen bekannt geworden ist, eine große Aufregung in der Presse aller Parteien erweckt. Nach den bis jetzt vor liegenden Mittheilungen über die betreffenden Aende- rungen des Straf- und Preßgesetzes glaubt man näm lich eine Erschütterung der Garantien, welche die freie Erörterung der öffentlichen Angelegenheiten gestatten, durch den neuen Gesetzentwurf befürchten zu müßen. So lange der genaue Wortlaut des Gesetzentwurfes, welcher als Antrag Preußens dem Bundesrathe unter breitet wurde und durch diesen vielleicht doch noch wesentliche Aenderungen erfahren hat, nicht bekannt ist, ist es ja aber überhaupt noch geradezu verfehlt, über den Inhalt der geplanten Gesetzesreformen ein schroffes Urtheil zu fällen, und man thut jedenfalls gut, erst die genaue Inhaltsangabe des Gesetzentwurfes abzuwarten, bevor man sich in leidenschaftliche Er örterungen über denselben einläßt. Auch ist es der aufgeregten öffentlichen Meinung gegenüber heilsam, wenn man daran erinnert, daß der Reichstag nicht dazu da ist, den Gesetzentwürfen ohne Weiteres zu zustimmen, sondern daß er seine Aufgabe darin erblickt, die Licht- und Schattenseiten aller neuen Gesetze ge wissenhaft zu prüfen und diejenigen, welche er für be denklich oder mangelhaft hält, abzulehnen. Es ist ja ferner auch möglich, daß der Bundesrath zu den vom Reichstage wahrscheinlich gewünschten durchgreifenden Aenderungen zu der geplanten Strafgesetz- und Preß novelle seine Zustimmung ertheilt, und daß durch ein gegenseitiges Entgegenkommen der Regierung und Volksvertretung doch ein Ersatz für das Sozialisten gesetz geschaffen wird. Bei der ganzen Angelegenheit muß eben vor allen Dingen auch in Betracht gezogen werden, daß es außerordentlich schwierig ist, durch den Wortlaut der Staatsgesetze alle staatsgefährlichen Agi tationen klar und unzweideutig als solche zu kenn zeichnen und sie dementsprechend dem Strafrichter zu überantworten. Es könnten da tatsächlich über die Hetzreden eines Demagogen oder über die sozialistischen Brand- und Schimpfschriften leicht verschiedene Mei nungen bei den überwachenden Polizeiorganen und selbst bei den Gerichten vorhanden sein. Bleibt man ! nun nicht nur bei den rein sozialistischen Agitationen stehen, sondern sucht, wie es der Bundesrath zu be absichtigen scheint, auch allgemeine staatsgefährliche Tendenzen durch das neue Gesetz zu treffen, so wer den die richtigen Darlegungen und Entscheidungen über staatsgefährliche und deshalb strafwürdige Agita tionen durch Wort und Schrift noch schwieriger. Um nun den geplanten Gesetzänderungen ihre gehässigen Eigenschaften zu nehmen, wäre es daher sicher wün schenswert!), wenn die betreffenden Paragraphen keine allgemeinen Erklärungen staatsgefährlicher Agitationen enthielten, sondern sich nur mit einzelnen revolutio nären Ausschreitungen, resp. Aufforderungen und De monstrationen dazu befaßten, es würde dann dadurch am sichersten einer übereifrigen und verkehrten Anwendung der betreffenden Strafbestimmungen vorgebeugt. Bei bösen Worten und revolutionären Schriften bewährt sich auch gewöhnlich das Sprichwort, daß der Brei nicht so heiß gegessen wird, als er gekocht wurde, das heißt in diesem Falle, daß staatsgesährliche Agitationen so leicht nicht im Stande sind, ein auf fester Grund lage ruhendes Staatswesen zu gefährden. Deshalb darf man revolutionären Umtrieben gegenüber nicht nur nicht nachsichtig sein, sondern der Staat und die Gesellschaft haben entschieden das Recht und die Pflicht, sich gegen gefährliche Agitationen zu vertheidigen. Um aber nicht zugleich auch die Freiheit der berechtigten Kritik der öffentlichen Angelegenheiten zu verkümmern, muß es also sehr wünschenswert!) erscheinen, daß die Strafgesetze nur bei ganz hervorragenden Fällen staats- gefährlicher Agitation eingreifen. Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde, 29. März. Gestern, am Tage des Viehmarktes, der, beiläufig gesagt, sehr schwach beschickt war, eröffnete der Geflügelzüchter-Verein zu Dippoldiswalde und Umgegend seine 4. allgemeine Geflügelausstellung in dem für diesen Zweck sehr gut geeigneten, und mit Fahnen und Fichtenreisig hübsch geschmückten Saale der Reichskrone. Wenn die Zahl der Ausstellungsgegenstände gegen voriges Jahr ein wenig zurückstand, so hat das seinen Grund in den in letzter Zeit zahlreich stattgefundenen ähnlichen Aus stellungen; nichtsdestoweniger war der Saal wohl ge füllt, weist doch das Verzeichniß der ausgestellten Gegenstände 44 Hühnerkäfige mit I Hahn und 2 Hennen, 29 Käfige mit einem Paar und nur einen Käfig mit einer Henne nebst Kücken auf; Enten und Gänse waren allerdings nur durch je 2 Aussteller vertreten, Perlhühner in 5 Käfigen, dafür betmg aber die Zahl der ausgestellten Taubenpaare nicht weniger als ISS. Kanarienvögel sind 28 ausgestellt, außerdem 1 Kakadu und 1 sprechender Papagei. Außerdem sind ein in Thätigkeit befindlicher Brutapparat nach Baumeyer, verzinkte Hühnernester und Drahtgeflechte, eine Kollek tion Spanier-Bruteier, Vogelbauer und Nesteier aus gestellt. Die Lehrmittel-Fabrik von Viktor DürfeldS Nachf. in Freiberg hat tue Gelegenheit benutzt, eine Kollektion von aus Papiermaffe gefertigten Hübner arten und Pilzen zur Anschauung zu bringen. Hühner- und Taubenzüchter haben also wieder einmal Gelegen heit, durch Vergleichung ihre Kenntnisse zu erweitern und einen Maßstab für die Beurtheilung ihrer tfl diesem Zweige der Hausthierzucht erlangten Erfolge zu gewinnen. Daß sie dieselbe recht fleißig benutzen, liegt ebensowohl in ihrem eigenen, als im Interesse des rührigen Geflügelzüchtervereins, dem wir auch in dieser Hinsicht einen recht erfreulichen Erfolg wünschen. Das Ergebniß der Prämiirung geben wir in der näch sten Nummer. — Es ist zu bedauern, daß die Schätze an den so nahrhaften Pilzen, welche unsere Wälder, Wiesen und Felder uns bieten, so wenig benützt werden. Der Grund dazu liegt wohl in der ungenügenden Bekannt schaft unserer Bevölkerung mit denselben: Biele eßbare PUze find gar nicht« gekannt u >d gehen ungenützt zu Grunde, weil man fürchtet, einen der Gesundheit schädlichen mit genießen zu können. Die Kenntniß der eßbaren und schädlichen Pilze mehr zu verbreiten und zu erweitern, um einerseits diejenigen Pilze, welche als Nahrungsmittel zu dienen geeignet sind, nicht nutzlos verderben zu laßen, sondern dieselben zweck mäßig zu benutzen und andererseits die Bevölkerung vor allem Schaden, der durch den Genuß gesundheits schädlicher Pilze entstehen könnte, zuversichtlich zu be wahren, ist von der Firma Viktor Dürfeld Nachfolger in Freiberg eine Sammlung von naturgetreuen Pilz modellen in höchster Vollendung hergestellt. Denn nur durch naturgetreue Nachbildung mit gleichzeitiger verständlicher Beschreibung der Pilze und deren Be nützung als Lehrmittel wird es möglich, zu jeder Jahreszeit in der Schule, in der Familie, in Vereinen die genaue Kenntniß der Pilze zu erwerben und zu verbreiten, und dadurch unheilvolle Verwechselungen und den Genuß gesundheitsschädlicher Pilze zu ver hindern. Diese Modelle zur Unterrichtung der Kinder anzuschaffen und allen sich dafür Jnteressirenden, ins besondere der Pilze suchenden Bevölkerung, zugänglich zu machen, wäre in unserer waldreichen Gegend von großem Vortheil und würde manchen Segen stiften. — Einige Proben der Dürfeld'schen Fabrikate sind in der Geflügel-Ausstellung dem Publikum zur Ansicht ausgestellt; dieselben sind auch für den Fabrikpreis verkäuflich. — Für Wein-, Obst- und Gartenbau, ebenso für Bienenzucht ist es ein großer Vortheil, wenn sich ein schöner, warmer Sommer einstellt. Ein solcher ist nun für dieses Jahr in Aussicht. Das Jahr 1889 bringt uns nämlich ein Sonnenflccken-Minimum und es ist aus den Beobachtungen in den letzten 50 Jahren nachgewiesen, daß auf der Erdoberfläche Temperatur- Maxim« zusammenfallen mit Sonnenflecken-Minima. Aehnliches wurde auch für den Luftdruck, für Stürme und Niederschläge, für Hagel, Gewitter und zündende Blitze nachgewiesen. 1889 soll ein solches sonnen fleckenarmes Jahr sein. Nun ist durch Beobachtung dargethan, daß die fleckenreichen Theile der Sonnen scheibe weniger Wärme ausstrahlen oder entwickeln als die fleckenlosen und umgekehrt und daß ein Minimum dieser Flecken stets ein Maximum der Wärme zum Ge folge hat. Demnach kann dem kommenden Sommer ein für landwirthschastliche Verhältnisse günstiges Prog- nostikon gestellt werden und es ist nur zu wünschen, daß derselbe die ungünstigen Verhältnisse wieder verwischt, welche sein naßer und kalter Vorgänger verursachte.