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424 zusammen einen Viehbestand von 3184 Stück Rindern hatten. Die Zahl der Milzbrandsälle betrug 170. Davon führten 107 Fälle von selbst zum Tode, 60 Thiere wurden von den Besitzern getödtet, nur 3 ge nasen. Außerdem erkrankte ein Pferd und ein Schwein am Milzbrand. Vier Personen haben theils beim Schlachten, theils beim Verscharren der Thiere sich mit dem Ansteckungsstoffe des Milzbrandes vergiftet, von welche» jedoch nur 1 starb, während 3 genasen. Für 144 Rinder wurde Entschädigung im Gesammt- betrage von 32,375 Mark 79 Pf. gewährt. In zwei Gehöften trat je ein Fall von Milzbrand ein, für den keine andere Ursache aufzufinden war, als Düngung der Felder mit Knochenmehl und Fischdünger und die nachher folgende Fütterung des dort gewachsenen Grün futters. In einem Falle hatten eine Anzahl Personen nachweislich das Fleisch einer an Milzbrand erkrankten Kuh in gekochtem Zustand ohne Nachtheil für ihre Gesundheit verzehrt. Der Fall war erst zur Anzeige gelangt, nachdem ein Mann, der die Kuh abgehäutet hatte, erkrankt und gestorben war. — In geistlichen Kreisen wird es als ein schwerer Uebelstand empfunden, daß für erledigte Pfarrämter hier und da bereits eine Auswahl unter den Bewer bern, ja sogar eine feste Wahl des Nachfolgers ge troffen wird, noch ehe die Erledigung in den amtlichen Blättern, namentlich in dem unregelmäßig erscheinen den Konsistorialverordnungsblatt erfolgt ist. So er eignete es sich vor Kurzem, daß für die Pfarrstelle zu L., Eph. Pl., eine Bewerbungsfrist bis zum 20. Juni in der „Leipz. Ztg." vom Kollator festgesetzt und dann bereits am 15. Juni geschloffen wurde, wo die amt liche Bekanntmachung im Verordnungsblatte vom 14. Juni noch gar nicht versendet war, und zwar wegen bereits getroffener Auswahl. Sowohl im Interesse der Gemeinden, als auch im Interesse des geistlichen Standes, ist es zu wünschen, daß die Bewerbungsfrist weder zu weit ausgedehnt, noch zu sehr '>erkürzt werde. Gegen das Gesetz verstößt dieses Verfahren allerdings nicht, da dem Kollaror gestattet ist, aus den Bewerbern drei vorzuschlagen, jedoch auch solche zu berücksichtigen, die sich nicht beworben haben, aber von Festsetzung einer kürzesten Bewerbungsfrist nichts gesagt ist. — In nächster Zeit wird, so schreibt die „Ztg. d. Ver. deutscher Eisenbahnverw.", eine der zahlreichen Ruinen aus der großen Gründerzeit des vorigen De- zeniums, die Chemnitz-Aue-Adorfer Eisenbahn- Gesellschaft, endlich vollständig vom Erdboden ver schwinden, denn auf den 30. Juni war für diese Ge sellschaft eine Generalversammlung einberufen worden, welche u. A. über die restliche Bertheilung des noch vorhandenen Vermögens und über die Beendigung der Liquidation Beschluß zu fassen hatte. Die Chem- nitz-Aue-Adorfer Eisenbahn wurde in einer Länge von 113,«? lein mit der 8,,s lew langen Zweigbahn von der gedachten Gesellschaft, welche am 26. Oktbr. 1872 mit einem Aktienkapital von 38,025,000 M. (davon in Stamm- und »/s in Prioritätsstammaktien) ge gründet und am 9. Dezember desselben Jahres von der königlich sächsischen Regierung konzessionirt wurde, zur Abkürzung der Entfernung München-Berlin unter direkter Verbindung von Chemnitz mit der Plauen- Egerer Linie, erbaut. Die Bauausführung erfolgte zunächst durch die sächsische Eisenbahnbaugesellschast unter Leitung des Oberbaurathes Sorge, nach Zu sammenbruch Vieser Gesellschaft aber unter Leitung des Oberingenieurs Hättasch. Die vom sächsischen Staat bereits früher begonnene Theilstrecke Aue-Jägersgrün wurde zunächst auf Rechnung des Staates von der Gesellschaft weiter gebaut, bis diese sie jenem für 7,500,000 M. abkaufte. Die vollständige Eröffnung fand Ende 1875 statt. Die Zweigbahn von Zwönitz nach Stollberg (welche jetzt vom sächsischen Staat ge baut wird) wurde nur begonnen. Die Gesellschaft führte zunächst den Betrieb selbständig (Direktor Finanz rath Schickert), da sich aber die an die Eröffnung der Bahn geknüpften Hoffnungen in keiner Weise erfüllten, führten finanzielle Schwierigkeiten sehr bald zum Ver kauf des ganzen Unternehmens an den sächsischen Staat. Der Uebergang erfolgte am 15. Juli 1876, und zwar gegen Baarzahlung von 11,589,000 Mark und Vernichtung der im Staatsbesitz befindlichen 7,500,000 M. Aktien. Der Bauaufwand der Gesell schaft, der wegen des gebirgigen Terrains — Ueber- schreitung zweier höherer Wasserscheiden — eine außer gewöhnliche Höhe erreichte, stellte sich im Ganzen auf 31,739,993 M. Am 22. April 1877 wurde die Liqui dation beschlossen, welche sonach über 11 Jahre ge dauert hat. Zurückgezahlt sind bis jetzt 76 M. auf die im Umlauf befindlichen Stammaktien und 152 M. auf die Prioritätsstammaktien. Crimmitschau. Am Dienstag voriger Woche stach der Tuchmacher Schulze seine Ehefrau mit einem ihm gerade zur Hand liegenden Brodmesser in die Brust und begab sich sodann in eine Restauration, wo er verhaftet und an das königl. Amtsgericht abge- t liefert wurde. Ehelicher Zwist war die Ursache der Thal. Die Frau war bisher noch nicht vernehmungs fähig. Zwickau. Am 26. Juni wurde im Philipp'schen Gute in Schneppendorf beim Versetzen einerStuben- wand eine Summe Geld in Gold- und Silber münzen, in drei Frauenstrümpfen verpackt, aufge funden. Diese aus dem 18. Jahrhundert stammenden Münzen sollen einen Werth von etwa 10,000 Mark haben. Es wird vermuthet, daß die Summe von dem betreffenden Besitzer 1813 versteckt aufbewahrt worden ist und derselbe plötzlich gestorben sei. 1813 soll der Ort Schneppendorf mit Militärdurchmärschen und sonst noch bedrängt worden sein. Es ist dies schon der zweite Fall, daß dort Geld, in älteren Münzen be stehend, gefunden wurde. Schöneck. Am Donnerstag Nachmittag ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücks fall. Die für eine Ziegeleianlage im Bau befindliche, schon bis zu 33 Meter fertig gestellte Dampfesse brach, wohl in folge eines heftigen Gewittersturmes, zusammen und begrub die bereits mit der Ausmauerung des Essen kranzes beschäftigten beiden Maurer, etwa 20 Meter weil vom Essenfuße niederstürzend, unter ihren Trüm mern. Die Verunglückten, von denen der eine lebens gefährlich, der andere minder schwer verletzt ist, sind aus Chemnitz; ein dritter kam mit einer leichten Ver wundung davon. Die Abtragung der bis auf den Sockel geborstenen Dampfesse wird sich nöthig machen und nicht ohne Gefahr für die damit Beschäftigten sein. Döbeln. Nach jahrelanger Mühe und unausge setztem Fleiße ist es wiederum einer hiesigen Firma gelungen, ein Patent auf eines ihrer Fabrikate zu er langen. Die Fenster- und Gewächshausbausahrik von Rob. Katzschmann erhielt auf einen heizbaren Rechen zurEisfreihaltung der Mühlgerinne und Wasser turbinen ein Patent (Nr. 44,227). Diese Firma, welche ganz besonders in letzter Zeit einen großen Umsatz in Dampf- und Wasserheizungsanlagen nach dem Auslande erzielte, hat durch ihr patentirtes Fa brikat einem bei Mühlen- und Wasserturbinen in der Eiszeit sich oft recht fühlbaren und geschästsschädigen- den Uebelstande erfolgreiche Abhilfe geschafft. Leipzig. Wie bedeutend die Rauchwaarenzu- richterei und Färberei, sowie überhaupt das Kürschnergewerbe hier vertreten ist, beweist die That- sache, daß an Betrieben dieser Art hier, wie in der Umgebung, 27 vorhanden sind, die 1029 Arbeiter be schäftigen. Von diesen Etablissements benützen 20 Elementarkraft für den Betrieb der Hilfsmaschine», 18 Anlagen arbeiten hierbei mit Dampfkrast, eine mit Wasserkraft und eine mit Heißluftmaschine. Tagesgeschichte. Berlin. Ein Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler vom 26. Juni besagt: „Schwere Tage sind über Mich und Mein Haus gekommen, von Neuem ist Atem kaum beruhigtes Gemüth tief erschüttert. Mit dem Heimgange des Kaisers und Königs Fried rich, welcher dem theuren Großvater sobald in die Ewigkeit folgen mußte, ist Mir der beste, liebevollste Vater, dem Lande der treueste und edelste Herrscher entrissen, nur auf allzu kurze Zeit war ihm durch ein hartes Geschick vergönnt, zum Heile seines Volkes, das er voller Liebe umfaßte, wirken zu können. Die ganze deutsche Nation in erhabener Einmüthigkeit trauert mit Mir um einen solchen Verlust, fremde Völker nehmen an unseren gemeinsamen Schmerzen Lheil, prachtvolle Blumen uud Kränze, welche von nah und fern dem hohen Entschlafenen gewidmet sind, zahreiche Zuschrif ten und Telegramme, worin Mir herzliches Beileid ausgedrückt wird, geben Zeugniß von der reichen Liebe und Verehrung, welche der Verewigte sich im Leben erworben. Gemeinden, Vereine, einzelne Personen aus allen Theilen Deutschlands, insbesondere auch aus Elsaß-Lothringen, Deutsche auf fremdem Boden, selbst aus ferneren Welttheilen, soweit nur die Trauer kunde drang, haben solchermaßen ihr warmes Mitge fühl zum Ausdruck gebracht; es ist wahrlich rührend für Mich, es gewährt Mir erhebenden Trost, den ge liebten Vater noch über das Grab hinaus so treu und innig geehrt zu sehen. Aus der Tiefe Meines Herzens sage Ich daher für alle diese Zeichen ernster Theil- nahme, welche Mich in den Tagen der Trübsal auf gerichtet hat, herzlichsten, aufrichtigsten Dank mit der Versicherung, daß gleich meinen Vorfahren auch Mein ernstes Bestreben nur darauf gerichtet sein wird, in ungestörter friedlicher Arbeit das Wohl des Landes zu fördern und zu befestigen. Möge Gott Mir seinen Segen dazu geben." Der Reichskanzler wird schließ lich um Veröffentlichung des Erlasses ersucht. — Kaiser Wilhelm soll die Absicht haben, im Sep tember in Begleitung mehrerer deutschen Fürsten und der Kaiserin Augusta dem Hofe in München einen Besuch abzustatten. Die Details dieser Meldung ent ziehen sich vorläufig noch der Kontrole; daß aber eine Erwiderung des Besuches des Prinz-Regenten in München erwartet und also auch wohl erfolgen wird, ist aber richtig. Die Angaben über geplante Sommer reisen des Kaisers, ganz besonders aber jene über dessen Begegnung mit verbündeten oder befreundeten Souveränen sind mit äußerster Vorsicht aufzunehmen. Sie beruhen, wie aus Hoskreisen versichert wird, zum größten Theil auf Vermuthungen. Ein Besuch des Prinzen Heinrich in Kiel ist seitens des Kaisers aller dings in Aussicht genommen. — Es wird nun allseitig bestätigt, daß eine Zu sammenkunft des Kaisers Wilhelm II. mit dem Czaren in nächster Zeit bevorsteht, und zwar dürfte dieselbe auf russischem Boden, sei es in Petersburg oder an einem anderen Ort, stattfinden. — Großherzog Friedrich von Baden ist von seinem Neffen, Kaiser Wilhelm, zum General-Oberfie» von der Kavallerie mit dem Range eines Generalfeld marschalls ernannt worden. Die Ernennung erfolgte mittelst Kabinetsschreibens, welches der Kaiser selbst dem Großherzog am Montag unmittelbar vor Eröff nung des Reichstages in Gegenwart der übrigen an wesenden Bundessürsten überreichte. In dem Schrei ben wird auf die Gefühle aufrichtiger Verehrung und tiefempfundener Dankbarkeit, die der Kaiser stets für den Großherzog gehegt, hingewiesen und der thätigen Mitwirkung des Letzteren an der Neuerstehung des Deutschen Reiches rühmend gedacht. Auch hebt das Schreiben die warme Freundschaft Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs für Großherzog Friedrich her vor und betont die tiefe Dankbarkeit des jetzigen Kaisers gegen den Großherzog, der ihm jederzeit ein väterlicher und oft nützlich berathender Freund ge wesen. — Mit der Ernennung des badischen Herrschers zum Generalobersten der Kavallerie ist diese besondere militärische Würde in der preußischen Armee, die zu letzt den verstorbenen Prinzen August von Württem berg, den ruhmvollen Führer des Gardekorps, zum Inhaber hatte, wieder neu besetzt worden. Zugleich zählt die preußische Armee nunmehr vier Generalfeld marschälle: den Grafen Moltke, den Grasen Blumen thal, den Prinzen Albrecht von Preußen und jetzt also den Großherzog von Baden. — Der Chef der Admiralität, General von Ca privi, ist auf seinen Wunsch seiner bisherigen Thätig- keit enthoben und er gleichzeitig zum Kommandeur des 9. Armeekorps ernannt worden. — Sein Nachfolger als Chef der Admiralität wird wahrscheinlich ein Fach mann werden. — Die Ausprägung von Goldmünzen und Zweimarkstücken mit dem Bildniß des Kaisers Wil helm H. wird von der Berliner königlichen Münz verwaltung bereits vorbereitet. Die weitere Her- stellrpig von Gold- und Silbermünzen mit Kaiser- Friedrichs Bildniß wurde mit dem Augenblicke des Thronwechsels unterlassen. Kaiser Wilhelm wird die Prägung, sobald der Modelleur seine Arbeit beendet hat, begutachten, und da hierzu wenige Wochen aus reichen, so werden die neuen Münzen etwa nach Monatsfrist in den Verkehr gelangen. Von den Goldstücken mit dem Bildniß Friedrichs III. ist ein beträchtlicher Theil von Privatleuten für Familien- Sparbüchsen erworben worden; diese Münzen sind deshalb schon jetzt eine Seltenheit geworden. Bereits bei ihrem Erscheinen wurden sie mit Aufgeld erstanden, und dies dürste nach einiger Zeit in noch stärkerem Maße der Fall sein. Coburg. Als Herzog Ernst von Sachsen-Co- burg-Gotha jüngst den 70. Geburtstag feierte, gedachten auch die deutschen Turner des alten Freundes ihrer Bestrebungen, welcher, als vor etwa 30 Jahren die Wogen der Reaktion die Turnsache zu ersticken drohten, derselben eine Stätte freien Wirkens und Schaffens bot. (In Coburg wurde bekanntlich das erste allge meine deutsche Turnfest gefeiert.) Es wurde dem greisen Fürsten seitens der deutschen Turnerschaft Gruß und Glückwunsch dargebracht. Hierauf ging am fol genden Tage die Drahtantwort ein: „Der deutschen Turnerschast für liebenswürdige Glückwünsche und treues Gedenken freundlichen Dank. Herzog von Coburg." Frankreich. Mehr als schlimm soll es in der französischen Kolonial-Verwaltung aussehen. So bezahlt die Verwaltung für Cochinchina zwei Statt halter, Pardon und Ravelle, von welchen der erste in Paris, der zweite in der Kolonie je ein Gehalt von 40,000 Franken jährlich für ein und. denselben Posten bezieht. Ebenso steht es mit dem Posten eines Re sidenten und Generalsekretärs in Anam und Tonking. Welche Unordnung in den Bureaus der Kolonial-Ver waltung herrscht, ist kaum zu schildern. Ein Akten stoß häuft sich dort auf den andern und vergeblich harren die schwebenden Fragen der Lösung. Im Marine-Ministerium sieht es übrigens nicht besser aus. Einer beschuldigt den andern und der Chef dieses Departements ist zu unentschlossen, um irgendwie ein zutreten. solll Rei von zuer der der abgi stäti nim mev sie und Wo treu wir uns, mit dach Pal wäl ehre den lichi Vat sagt rich Ber nes< eine Hin das hert um lich läNl lar bed< Sei geb riu, Hai frie Sch schll geg müs naet der Bill lieu um alle wel wer Jnr Ach Fest neri lich, und S