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Dl» „Wrißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljührlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchnitz -MiW. Amtsblatt Inserate, «eiche bei de» bedeutenden Auflage det Blattes «in- sehr wM same Verbreitung fintW» «erden mit 10 Pfg. di, Spaltenzeile »der deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und compktcirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeik, 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 36. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithllt in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 24. März 1888. 54. Jahrgang. Das Ausland nnd das Deutsche Deich. Mitten in der tiefen Trauer über das Hinscheiden Kaiser Wilhelms wird das Herz jedes Deutschen mit hoher, freudiger Genugthuung über die geradezu uni verselle Theilnahme aller Fürsten, Negierungen und Völker erfüllt^ wie sie sich bei dem Tode und der Bei setzung Kaiser Wilhelms gezeigt hat. Am Montage sagte der Kanzler, nach der Verlesung der kaiserlichen Botschaft im Reichstage an das Dankesvotum der Ver treter der deutschen Nation für die auswärtigen Par lamente anläßlich deren Beileidskundgebungen an knüpfend : „So hoch gefürchtet wie Kaiser Wilhelm ist noch kein Monarch gewesen, daß alle Völker ohne Aus nahme bei seinem Hintritt ihre Sympathie, ihre Theil nahme, ihre Trauer am Grabe zu erkennen gegeben haben!" Wenn man auch weiß, wie fern dem deut schen Charakter alle eiteln und ehrgeizigen Bestrebungen liegen, so dürfen wir unsere Herzen doch nicht diesen Huldigungen verschließen, welche das gesammte Aus land durch eine bis dato ganz unbekannte Theilnahme beim Tode eines Monarchen gerade dem deutschen Kaiserhause nnd damit auch dem deutschen Volke er wiesen hat. Durch diese großartigen nnd unzähligen Sympathiebeweise leuchtet ja der herrliche Beweis hin durch, daß die Friedenspolitik des entschlafenen Kaisers, ferner seine herrlichen Tugenden als Herrscher und Mensch nicht nur im ganzen Erdenrund geschätzt wor den sind, sondern saß durch Kaiser Wilhelm der deut sche Name und das gesammte Deutschthum im ganzen Auslande auch zu hohem Ansehen vor allen Völkern gelangt ist. Sehr wenig zutreffend haben sich also die früheren Urtheile erwiesen, wonach das Deutsche Reich im Auslande nur geachtet und gefürchtet, aber nicht geliebt werde, daß es mehr Gegner als Freunde habe und sein Bestand überall nur Neid und Miß gunst erwecke. Dergleichen Ideen mögen allerdings gewisse unversöhnliche Gegner des geeinigten Deutschen Reiches ausstreuen, aber diese Ideen entsprechen nicht den allgemeinen Empfindungen. Obwohl der Gebieter der größten siegreichen Heere, mar Kaiser Wilhelm doch ein Friedensfürst und Deutschland war und bleibt eine Friedensmacht, wie es auch Kaiser Friedrich be reits feierlich betont hat. Eine Suprematie Deutsch lands ist auch daher im Sinne einer Oberherrschaft und Bevormundung anderer Staaten gar nicht vor handen, denn Deutschland hat sich seit Gründung seiner Einheit gar nicht um die Händel fremder Staaten be kümmert, es sei denn, daß es um Rath oder Ver mittelung angegangen ist. Des Deutschen Reiches militärisches Uebergewicht hat sich nur insofern geltend gemacht, daß einem Zustande fortwährender Beun ruhigungen in Europa ein Ende gemacht wurde. Wohl hat die Eroberungslust und Ränkesucht anderer Mächte zuweilen einen vorübergehenden beängstigenden Zu stand in Europa erzeugt, aber die unerschütterliche Ruhe Deutschlands hat den drohenden Sturm immer wieder beruhigt, mnd Deutschland wird nur gezwungen zum Schwerte greifen, um Friedensbrecher zu züchtigen. Im Uebrigen gehört die Arbeit und Kraft der deutschen Nation friedlichen Kulturzwecken, der Hebung der inneren Wohlfahrt, der Industrie, der Wissenschaft, Bildung und Kunst, ferner der Ausbreitung des Han dels, der internationalen Verkehrsfortschntte und ähn lichen Bestrebungen. Diese Haltung Deutschlands ist trotz der Anschwärzungen fanatischer Hetzer und dunkler Ehrenmänner dennoch mehr und mehr dem Auslande zum Bewußtsein gekommen und hat uns auf dem ganzen Erdenrunde Freunde erworben. Wir nehmen davon selbst Rußland und Frankreich nicht aus, natür lich mit dem Vorbehalte, daß in Rußland wie in Frankreich noch gespaltene Meinungen über die große Frage, ob man sich mit Deutschland vertragen oder schlagen soll, existiren. Aber auch in diesen Ländern scheint der Kern der Nation uns allmählich gerecht zu werden nnd anzuerkennen, daß die deutsche Macht stellung eine Folge der nationalen deutschen Einheit ist, und daß Deutschland von seiner Machtstellung nur friedlichen Gebrauch macht. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. März. Gestern haben die Osterprüfungen an unserer Stadtschule mit dem Turnen der 1. Mädchen- und l. Knabenklasse ihr Ende erreicht. Der Besuch dieser Turnprüfungen war außer ordentlich stark und übertraf weit den von 1887, der bereits sehr bedeutend war, so daß in der Thal eine Beengung des für die Entfaltung der Hebungen noth- wendigen Raumes eintrat, ein Uebelstand, dem künftig jedenfalls nur durch Ausgabe einer bestimmten Zahl von Eintrittskarten wird abgeholfen werden können. Die Freiübungen (bei den Knaben mit Eisenstäben), welche abermals deutlich den Unterschied des Mädchen- und Knabenturnens zeigten, waren wie immer streng folgerichtig aufgebaut, und errangen sich dieselben, so wie die in beiden Klaffen gleichzeitig an 3 Geräthen (Mädchen: Barren, Rundlauf, Stangen; Knaben: Bock, Barren und Reck) vorgenommenen Uebungen wohlverdienten Beifall, der sowohl der Leitung als der Ausführung galt. Auch die bei den Knaben zum ersten Male austretenden Vorturner machten sich ganz brav. Vor Beginn des Turnens waren die mündlichen Prü fungen geschloffen worden. Wenn wir über dieselben einen Schlußbericht zugesagt haben, so wird man wohl ein fachmännisches Urtheil von uns nicht erwarten; wir können selbstverständlich nur das zusammenfaffen, was Eltern und Schulfreunde uns gegenüber geäußert und was eigene Wahrnehmungen uns bestätigt haben; fürchten aber dabei nicht, von sachverständiger Seite Widerspruch zu erfahren, wenn wir behaupten, daß an unserer Schule von Lehrern und Schülern mit Lust und Eifer gearbeitet worden ist und im Allgemeinen Erfolge erzielt worden sind, die den Vergleich mit an dern Schulen in größeren Städten recht wohl aus halten können. Das schließt natürlich nicht aus, daß selbst die relativ besten Leistungen stets der Vervoll kommnung fähig sind, wie wir denn der Ueberzeugung leben, daß unsere Lehrer in der ihnen namentlich durch sehr zahlreichen Besuch gezollten Theilnahme einen erneuten Antrieb erblicken werden, ihre Kräfte, wie bisher, unserer Schule zu widmen. Diesem Streben aber wünschen wir auch im neuen Schuljahr besten Erfolg. Man hat die Presse nicht mit Unrecht eine Großmacht genannt; wenigstens hat sie schon oft dazu mitgewirkt, gerechten Wünschen das Wort zu reden und sie zur Wahrheit werden zu lassen; möchte sie sich auch hier als eine Macht bewähren! Es sollte uns freuen, wenn unsere Aussprache dazu beitrüge, die von Seilen des Lehrerkollegiums auch in materieller Hinsicht gehegten Wünsche einen Schritt näher zu ihrer Verwirklichung zu führen. — Heute Vormittags fand die feierliche Entlassung von 74 Schülern (36 Knaben, 38 Mäd chen) statt, welche die Schule 8 Jahre lang besucht haben und zur Konfirmation gelangen. Feierlicher 4stimmiger Chorgesang und die von Herrn 6. Hell riegel gehaltene eindringliche Abschiedsrede, welche sich zugleich zur Gedächtnißrede auf den verewigten Kaiser gestaltete, ferner dieEntlassungsworte des Herrn Schul direktor Engelmann, sowie der zahlreiche Besuch von Eltern und Schulfreunden gab dem Akte eine erhöhet« Weihe. An der Mittwoch hatte Herr Schuldirektor Engelmann bei der Entlassung der Fortbildungsschüler die Abschiedsrede gehalten. — Wir machen nochmals auf die heute Abend stattfindende Versammlung des Gewerbevereins und den dabei stattfindenden Vortrag des Herrn Lehrer Krüger aufmerksam nnd laden zu zahlreichem Besuche ein. HauSdorf. Bei dem diesjährigen Schulexamen erhielten 3 Konfirmandinnen, Kinder der Maxener Waisenkolonie, zur Belohnung drs Fleißes und der guten Führung je ein Sparkassenbuch mit 20 Mark Einlage unter trefflicher Ansprache des Herrn Pastor Bock cingehändigt. Die 60 Mark sind von dem Ar menamte in Dresden dazu geschenkt worden. "D Kreischa. Zu der am Dienstag Abend ver anstalteten Gedächtnißfeier für Kaiser Wilhelm hatte sich von Nah und Fern ein zahlreiches Publikum ein gefunden. Die Feier wurde eröffnet durch das vom Männergesangverein exakt vorgetragene Abendlied „Unter allen Wipfeln ist Ruh". Hierauf ergriff Herr Bezirksschulinspektor Mushacke - Dippoldiswalde das Wort. Von dem Gedanken ausgehend, daß man die Bedeutung des Kaisers Wilhelm erst voll und ganz verstehen könne, durch einen Rückblick auf die Ver gangenheit, legte Redner in kunstvoll poetischer Weise dar, wie Deutschland bereits unter den Ottonen, Kai sern aus dem sächsischen Stamme, und den Hohen staufen zu einer bedeutenden Macht und Größe empor gestiegen war, von dieser Höhe aber schmählich wieder herabsank, so daß es vor 200 Jahren ein trauriges Bild der tiefsten Schmach und Zerrissenheit darbot, wie aber endlich die lieblichen Sagen von Barbarossas Schlafe im Kyffhäuser zur vollen Wahrheit wurden) indem Kaiser Weißbart auf Frankreichs stolzem Boden die deutschen Bruderstämme von der Nord- und Ostsee Strande bis zu der Alpen grünen Mutten, vom Weichsel strome bis zum Wasgenwald wiedervereinigte und so die langersehnte Einheit und Macht des Deutschen Reiches wiederherstellte. In bilderreicher Sprache ge dachte dann der Redner der großen Vorspiele, die mit der Wiederausrichtung eines neuen, starken Deutschen Reiches verknüpft sind, und betonte das Uebergewicht Deutschlands im Rathe der Völker, das Ansehen des Deutschen im Auslande und den Schutz, dessen alle deutschen Interessen sich auch in der weitesten Ferne erfreuen, sowie die Einführung gleichen Maßes, gleichen Gewichtes, gleicher Münze und gleichen Gerichtes. Leben und Streben wurden charakterisirt durch die knappen, aber inhaltschweren Worte: „Sein Leben war ein Liebesstrom", und „Herrscher war er im Krieg und im Frieden". Darauf intonirte der Männergesang verein das kraftvolle Lied „Für Kaiser und für Reich." Sodann brachte Herr Hauptmann Friedrich auf Theise witz ein Hoch aus aus Kaiser Friedrich. Anknüpsend an das deutsch.» Lied „Ein Mann — ein Wort!" ent rollte Herr k. Bock-Maxen in markigen, von inniger Liebe getragenen Worten ein Lebensbild des dahinge schieden kampfesmuthigen, und doch auch friedereichen Kaisers. — Der erzielte Erlös ist für Errichtung eines nationalen Denkmales in Leipzig bestimmt. Dresden. Die Zweite Kammer erledigte in ihrer Abendsitzung am 20. März Kap. 40, Tit. 33 des Staatshaushalts - Etats, in welchem gemeinjährig 200,000 M. zum Neubau eines Amtsgerichtsgebäudes in Dresden gefordert werden, dahin, daß sie die Be willigung aussprach und sich gegen 4 Stimmen damit einverstanden erklärte, daß der Bau auf dem fiska lischen Areal erbaut werde, der von der Marschallstrabe, der Lothringer Straße und der Ziegelstraße begrenzt wird. Die Minorität hatte vorgeschlagen, daß der Bau im jetzigen botanischen Garten und einem Theile des jetzigen Amtsgerichtsgebäudes aufgesührt werde. — Am 21. März ertheilte die Kammer dem Gesetzent würfe, betreffend die Gerichtskosten in Angelegenheit der nichtstreitigen Gerichtspflege in der zwischen der Gesetzgebungsdeputation und der Staatsregierung ver einbarten, gegen den ursprünglichen Entwurf nicht un wesentliche Ermäßigungen namentlich für die unteren Klaffen bietenden Fassung im Ganzen und unter Ab sehen von der Spezialberathung ihre Zustimmung, be willigte auf Antrag der Finanzdeputation Z.. Kap. 110 des Staatshaushaltsetats, Dotationen betr., und er ledigte zum Schlüsse mehrere Petitionen. — Die Zweite Kammer erledigte am 22. März verschiedene Petitionen, u. A. die ivegen Ertheilung der Pensionsberechtigung an die Berufsbeamten der der Städteordnung für mittlere und kleine Städte und