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meindeälteste Püschel aber anderweit ebenfalls auf K Jahre wiedergewählt. K Herm-dorf i. E. Am Dienstag und Mittwoch gab der Spezialzauberkünstler Herr Patzera im hiesigen ErbgerichtSgasthof zwei überaus unterhaltende Vor stellungen auf dem Gebiete der höheren Zauberei. Was besonders rühmend hervorzuhebcn, ist sein außerordent liches Talent, gewissermaßen aus Nichts die reizendsten Dinge unmittelbar vor den Augen der Zuschauer her vorzuzaubern, sodaß man sich verblüfft fragt, wie das Alles in so großer Schnelligkeit und auf so einfache Weise nur möglich ist. Die Art, mit den Besuchern seiner Vorstellungen sich zu unterhalten, und dieselben dann und wann bei einigen Vorführungen mit thätig sein zu lassen, verschaffen ihm überall einen sicheren Erfolg. Dazu kommt noch der ganz billige Eintritts preis, so kam es denn, daß an beiden Tagen der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Seyde bei Hermsdorf. Am 28. v. Mts., Abends in der 6. Stunde, kamen die beiden I2jährigen Schul knaben Paul Emil Schlesinger und Robert Wagner von hier in die Nitzsche'sche Holzstoffschleiferei, um sich daselbst das gangbare Zeug zu besehen. Während der anwesende Werkführer Müller seinen Verrichtungen nachgegangen ist, hat sich der Knabe Schlesinger der gehenden Welle genähert und ist kurz darauf in der Nähe der letzteren von dem genannten Müller leblos aufgefunden, aufgehoben und nach Hause gebracht wor den, woselbst er am Morgen des folgenden Tages, jedenfalls infolge einer inneren Verletzung verstorben ist. Dresden. Nach dem am 1. Jan. 1887 in Kraft tretenden Gesetze, einige Abänderungen des Gesetzes über die Landes-Jmmobiliar-Brandversicherungsanstalt vom 25.Aug. 1876 betr., führt die Landes-Jmmobiliar- Brandversicherungsanstalt in Zukunft den Namen „Landes-Brandversicherungsanstalt" und die Brand versicherungskommission den Namen „Brandversiche rungskammer." — Wie einträglich der Selbstbetrieb der Gasbe- reitung in denjenigen größeren Städten des Erzge birges und Voigtlandes ist, welche dieselbe in städtische Regie übernommen haben, ergiebt sich daraus, daß nach Ausweis der Haushaltpläne dieser Städte von den Jahren 1885 und 1886 der Reingewinn der Gas anstalten zu Plauen im Jahre 1885 mit 88,968 M. 66 Pf., im Jahre 1886 mit 96,608 M. 52 Pf., zu Annaberg im Jahre 1885 mit 18,000 M., im Jahre 1886 mit 23,518 M. in Einnahme gestellt worden ist. Neustadt. Die Zeichnung der 1000 Stück ä 300 Mark, auf den Namen lautenden Aktien der „Neu- städter Bank in Neustadt in Sachsen" welche be hufs Umwandlung des hiesigen Vorschuß-Vereins in eine Aktiengesellschaft, ausgegeben werden sollen, hat durch die Ueberzeichnung von 141 Aktien ergeben, daß diese Umwandlung als gesichert zu betrachten ist. Königswartha. Die großen Karpfenfischereien in den vielen Teichen des hiesigen Rittergutes können in diesem Jahre in der Hauptsache als beendet ange sehen werden. Wie umfangreich diese Teichfischerei ist, erhellt daraus, das alljährlich aus den Hältern zu Königswartha, Niedergurig, Mönau und Uhyst a. d. Spree ca. 2500 Centner 5 Jahre alte 2»/,—4 Pfund schwere Karpfen zum Verkauf kommen. Sämmtliche Karpfen werden hier 5 Jahre alt, während die der meisten Nachbargüter schon 4 Jahre alt verkauft wer den. Der hiesige Fisch soll deshalb auch ein bester schmeckendes Fleisch haben. Die Teichfläche der aus 14 Rittergütern bestehenden Herrschaften Königswartha, Niedergurig, Mönau und Uhyst a. d. Spree beträgt ca 2500 da oder ca. 10,000 preußische Morgen und werden in den Teichen nur Karpfen gezüchtet. Sämmt liche Teiche erhalten das Master aus der Spree und dem Schwarzwaster. An den Teichen werden Karpfen nicht verkauft, vielmehr kommen sämmtliche in die Hälter, von wo sie an die Engroshändler zur Bahn verladen werden. Die Samenfischereien im Frühjahr dauern ca. 4 Wochen, die Herbstfischereien dagegen ca. 8 Wochen und werden täglich 3 bis 4 Teiche gefischt. Bei der Görlitzer Ausstellung im Vorjahre wurden die Königs warthaer Karpfen mit der silbernen Staatsmedaille prämiirt. Die hiesige Karpfenwirthschaft ist unzweifel haft die größte in Deutschland, die zweitgrößte ist die der Domäne Peitz. Glauchau. Ein Verbot der hiesigen Amtshaupt- mannschast untersagt unerwachsenen Personen und namentlich Kindern die Anwesenheit beim Schlachten von Schweinen. Zuwiderhandlungen dagegen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haftstrafe bestraft. Auerbach. In dem benachbarten Rothenkirchen brach am Sonntag zum achten Male in diesem Jahre Feuer aus, und wurde eine Scheune und ein Schuppen eingeäschert. Bei allen Bränden wird Brandstiftung angenommen. Leipzig. Der vom Reichsgericht wegen Landes- verraths und Bestechung zu S Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilte Re dakteur Prohl aus Kiel ist zur Verbüßung seiner Strafe in das Zuchthaus zu Halle a. d. E. abgeführt worden. Was übrigens die Vollstreckung der vom Reichsgericht als Gericht erster und letzter Instanz er kannten Freiheitsstrafen anlangt, so ist s. Z. ein für allemal vom Reichs - Justizamt dahin Anordnüng getroffen worden, daß die zu Zuchthausstrafe verur- theilten Personen männlichen Geschlechts in die Straf anstalt zu Halle a. d. S., die zu gleicher Strafe ver- urtheilten Personen weiblichen Geschlechts an die Straf, anstatt zu Delitzsch, die zu Gefängnißstrafe verurtheil- ten Personen männlichen und weiblichen Geschlechts in das Central-Gefängniß zu Kottbus ausgenommen wer den sollen. Was die zu Festungshaft verurtheilten Personen anlangt, so sollen derartige Strafen in der Festung Magdeburg und falls es dort an Platz mangelt, in der Festung Glatz verbüßt werden, während end lich, was die Vollstreckung vom Reichsgericht etwa er kannter Todesstrafen anlangt, für jeden vorkommenden Fall besondere Anordnungen getroffen werden. Tagesgelchichte. Berlin. Nach zweitägiger Generaldebatte am 30. November und 1. Dezbr. hat der Reichstag sämmt liche wichtigen Einzeletats und Etatstitel des Staats haushaltplanes der Budget-Kommission zur Vorbe- rathung überwiesen und wird am Freitag in die Be- rathung der Militär-Vorlage eintreten. Es gilt als sicher, daß die Vorlage an eine Spezialkommission überwiesen werden wird, die wohl erst nach den Weih nachtsferien zu referiren in der Lage sein dürfte. So mit bestätigt sich die Annahme, daß die Entscheidung über die Militär-Vorlage erst im neuen Jahre fallen wird. — Die sozialdemokratische Fraktion hat beschlossen, in dieser Session von der Einbringung ihres Arbeiter schutz-Gesetzentwurfs abzusehen und blos durch eine Resolution oder in einem besonderen Anträge die Regelung des Maximal-Arbeitstages in Anregung zu bringen. — Die Sozialdemokraten wollen Abände rungen des Artikels 31 der Reichsverfafsung bean tragen, dahingehend, daß Abgeordnete wegen rechts kräftig erkannter Strafen nur nach ausdrücklicher Ge nehmigung des Reichstags zur Haft gebracht oder in Haft gehalten werden dürfen. Auch wollen die Sozial demokraten einen Antrag auf Entlassung der 6 Abge ordneten hinzufügen, welche in Zwickau auf Grund des Freiberger Erkenntnisses ihre Haststrafe verbüßen. — Die Arbeiten an dem neuen Reichstagsge bäude auf dem Königsplatz werden mit dem Heran nahen der kälteren Witterung für das nunmehr zu Ende gehende erste Baujahr demnächst, wenn auch nicht ganz eingestellt, so doch wesentlich beschränkt werden. Augenblicklich ist man hauptsächlich mit der Ausführung des massiven Mauerwerks von Backsteinen beschäftigt, während die Arbeiten, mittelst deren das Versetzen der Außenfronten mit mächtigen Sandstein quadern bewirkt wird, allmählich verringert werden, um im nächsten Frühjahr mit vermehrten Kräften wieder in Angriff genommen zu werden. Durch die bisher ausgeführten Arbeiten ist der Reichstagsbau unter der Leitung des Architekten Paul Wallot und des Bauraths Häger so weit gefördert worden, daß der Sockel und das Erdgeschoß — in welchem hauptsäch lich die Heizungs- und Lüftungsanlagen, die Vor- und Wartehallen für das große Publikum, die Zugänge zu den Treppen, welche zu den Tribünen führen, weiter einzelne Theile des Bureaus, Räume für die Stenographie, für die Wohnungen des Hausinspektors und der Portiers, Fraktionszimmer rc. sich befinden — in der Sandsteinbekleidung als ziemlich vollendet an gesehen werden können, so daß mit dem folgenden neuen Baujahre mit den Arbeiten am Mittelbau, dem Haupttheile dieses Kolossalbaues, begonnen werden kann. — Der Sozialist Liebknecht hat sein Agitations gastspiel in Amerika abgeschloffen und am 17. No vember seine Rückreise nach Europa angetreten. — Der Abg. Hasenclever will nach dem „Berl. VolkSbl." von Halle in einen der mitteldeutschen Klein staaten übersiedeln, wo das preußische Landrecht nicht gilt und der preußische Fiskus nichts zu sagen hat, also bezogene Parteidiäten „nicht entrissen werden können".' — Nach der „Milit.-Ztg." beträgt die Zahl der gegenwärtig noch in der preußischen Armee vorhan denen Ritter des Eisernen Kreuzes erster Klaffe 390. Unter ihnen sind 42 Generale der Infanterie oder Kavallerie, 47 Generallieutenants, 54 General majors, 109 Obersten, 48 Oberstlieutenants, 72 Majors, 21 Hauptleute, 3 Premierlieutenants und 4 General ärzte. Dem Beurlaubtenstande gehören von diesen Offizieren nur 4 an, nämlich 2 Hauptleute und 2 Premierlieutenants. Bayer«. Den schon lange geplante« Besucht« Berlin auSzuführen, wird sich der Prinz-Regent Luit pold von Bayern am nächsten Montag Abend zu zweitägigem Aufenthalte nach dort begeben. — Von Berlin aus wird derselbe sodann auch Dresden besuchen. Rußland. General Kaulbars ist in Petersburg angekommen und vom Kaiser in Gatschina empfangen worden. Spanien. Die deutsche Regierung Hat der spa nischen Regierung einen neuen Beweis ihrer versöhn lichen und freundschaftlichen Gesinnung gegeben. Durch das vor etwa Jahresfrist von dem Papst in der Karo linenfrage abgegebene schiedsrichterliche Urtheil war bekanntlich Deutschland das Recht zugesprochen, auf den Karolinen- oder Palaos-Jnseln eine Station zu errichten. Wie nun aus Madrid gemeldet wird, hat die deutsche Negierung auf dieses Recht Verzicht ge leistet. In Spanien hat man davon mit großer Be friedigung Kennlniß genommen. Afrika. Der Gouverneur von Kamerun hat in dieser deutschen Kolonie die Reichsmarkwährung eingeführt. Standesamt Hennersdorf. Monat November. Geburten. Ein Mädchen: Der ledigen Marie Amalie Zönnig hier. — Waldarbeiter Ernst Th. Richter in Schön feld. — Ein Sohn: Gutsbes. Karl Reichel in Schönfeld. — Handarbeiter Karl Berger in Ammelsdors. Aufgebote. Zimmermann Karl Ernst Zönnchen in Reichstädt mit Selma Bertha Schmieder in Schönfeld. — Wirthschastsbes. Heinrich Göhler mit Emma Th. Braun hier. Sterbefälle. Gutsbes. Fr. W. Geißlers in Schön feld S., todtgeb. — Gutsbes. K. Heinr. Müllers hier S., 6 I. 6 M. (Siphtheritis). — Desselben T., 4 I. 9 M., (Diphth.). — Der Wittwe des Tischlermstr. Weichelt hier S., 6 I. 7 M. (Diphth.). — Hausauszügler Fr. Pretzsch hier, 71 I. II M. 13 T. — Gutsbes. Ernst Voigts hier S. , 7 I. 2 M. (Diphth.) — Gutsbes. Herm. Voigts hier T. , 3 I. 6 T. (Diphth.). — Schuhmachermstr. Wilh. Bell manns hier T., 2 I. 8 T- (Diphth.). — Desselben T., 4 I. 4 M. (Diphth.). NtthMiiNM dk» KirchmmttMdkS zu Dippoldiswalde. Sitzung am 30. November 1886. Anwesend die Kirchenvorstehcr Dreßler, Hellriegel, Lotze, Büttig, Zimmer, Schmidt, Müller, Ranst, Lommatzsch, Voigt, Teicher, Diakonus Keil und der Unterzeichnete. 1. Bei Vertheilung der Deputationen wurden a) in die Finanz-Deputation die Kirchenvorsteher Voigt, Schmidt, Müller und Ranft, b) in die Bau-Deputation die Kirchenvorsteher Lommatzsch, Teicher und Zimmer, ingleichen o) in die Gottesacker-Deputation der unterzeichnete Vorsitzende, sowie die Kirchenvorsteher Voigt, Lommatzsch, Dreßler und Zimmer bez. anderweit gewählt. 2. Die Bau-Deputation wird beauftragt, das Grab, in welchem die Särge der Lessing'schen Gruft beigesctzt worden, mit einer Mauerplatte mit der Aufschrift: »Ruhestätte der Familien Pauli und Lessing" versehen zu lasten und der dies- fallsige Aufwand aus die Kirchenkaste übernommen. 3. Der Kirchenvorstand beschloß, den Bauriß über die Erweiterung der Leichenhalle mit Todtenbettmeister-Wohnung an den Stadtrath mit dem Ersuchen abzugeben, davon Kennlniß zu nehmen, über das dem Vernehmen nach vorhandene dies- sallsige Müller'sche Legat dem Kirchenvorstande Mittheilung zu machen und sich über das Projekt zu äußern. 4. Bezüglich der projektirten Herstellung einer Treppe vom alten zum neuen Kirchhofe beschloß man, den Kostenanschlag des Baumeisters Schmidt über die Steinarbeiten abzuwarten, bevor man eine definitive Entschließung saßt. 5. Aus Vorschlag des Kirchenvorstehers Hellriegel beschloß man, für das Chor der Nicolaikirche 6 Stück Gesangbücher größeren Druckes anschaffen zu lasten und den Aufwand da für aus das Stadtkirchen-Aerar zu übernehmen. Dippoldiswalde, am 1. Dezember 1885. Der Kirchenvorstand. Opitz, Pf. u. S. Tagesordnung der Sitzung der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde am 3. Dezember 1886, Abends 7 Uhr, im Nathssessionszimmer. 1. Nathsbcschlnß betreffs der herauSgenommenen Rohre der Wasserleitung. 2. Ausschuß-Gutachten, die Vermehrung der Straßenlaternen betr. 3. Geluch des SchlittschuhsahrvereinS „Eis-Club" hier um Ueber- lassung des Eises aus dem großen Teiche zu Herstellung einer Fahrbahn und Anbringung eines Zaunes läng- der Südseite dieses Teiches. 4. Entwurf einer neuen Fcuerordnung für hiesig« Stadt. Hierauf geheime Sitzung.