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Mkißmh-MiW. DK „Wel»eri-.Sertu«s" «scheint wöchentlich drei mal, Wenstng, Dopn««» tag udd Sonnabchd.— Preis vierteljährlich 1 M. M Pfg., pveinionatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Jnserar«, weich« »et d« bedeutenden Auflage des Blatte« ein» sehr nnick. sag,« Verbreitung sind«, werden mit U) Pfg. Epaltenzetle »da da« Raum berechnet.Ta bellarische und complicirt* Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Einge sandt, im redaktionell« Theile, die Spaltenzetl« 20 Pf^ Verantwortlicher Redaeteur: C-rl Irhnt in Dippoldiswalde. Nr. 138. Sonnabend, den 27. November 1886. 52. Jahrgang. I - ir-M»slE-kis >7^77 s-y « 7.7 > >>ss-i-sE-«»-« Die Militärfrage. Noch vor Eröffnung der Reichstagssession ist dem Bundesrathe die wichtigste Vorlage der gesammten be vorstehenden Session zugegangen: der Gesetzentwurf über die anderweitige Feststellung der Friedenspräsenz stärke des deutschen Heeres. Wie man vernimmt, soll die erste Lesung der Vorlage im Reichstage womöglich noch vor der Etatsberathung stattfinden und sind dem nach gleich zu Anfang der Session hochwichtige Ver handlungen über die Militärfrage zu erwarten. Spezielleres ist zwar über den neuen Entwurf zur Stunde noch nicht bekannt, aber so viel verlautet doch mit Bestimmtheit, daß in demselben die Festsetzung des Friedenspräsenzstandes auf abermals 7 Jahre bean tragt wird und daß die Erhöhung der Präsenzziffer nur eine mäßige ist, während die infolge der Ab änderung des Militärgesetzes erforderlichen Mehraus gaben ungefähr dieselbe Höhe erreichen sollen, wie die Ausgabesteigerungen, welche sich an die Septennats- vorlage des Jahres 1880 knüpften. Ein kurzer Rück blick auf die parlamentarische Vorgeschichte der Fest setzung der Friedenspräsenzstärke des Reichsbeeres dürfte im gegenwärtigen Augenblicke nicht ohne In teresse sein. Bekanntlich trat der Reichstag im Jahre 1874 zum ersten Male an diese Angelegenheit heran. Schon der erste Paragraph des Militärgesetzes, welcher bestimmte, daß die Friedenspräsenzstärke des HeereS an Mannschaften und Unteroffizieren bis zum Erlasse einer anderweitigen gesetzlichen Regelung 401,659 Mann betragen solle, führte zu heftigen Debatte». Die Sozialdemokraten verlangten einjährige, das Cen trum zweijährige Dienstzeit, während die Fortschritts partei die Festsetzung der Friedenspräsenzstärke über haupt verwarf und dieses Recht dem Reichstage durch das jährliche Etatsgesetz zugesprochen wissen wollte. Schließlich kam ein Kompromiß zu Stande, wonach die geforderte Friedenspräsenzstärke auf sieben Jahre Geltung haben sollte und wurde das Gesetz in dieser Fassung am 20. April mit 214 gegen 123 Stimmen angenommen; das Centrum mit seinem Anhänge nebst den Sozialdemokraten und dem größten Theile der Fortschrittspartei bildete die Minderheit- Die Militär vorlage in der Neichstagssession vom Frühjahr 1880 forderte neben der Erhöhung der Friedenspräsenzstärke namentlich die Heranziehung der Ersatzreservisten erster Klasse zu alljährlichen Uebungen. Auch diesmal kam es in der Kommission wie im Plenum zu scharfen Verhandlungen; die Fortschrittspartei verlangte die zweijährige Dienstzeit, ein Theil der Nationalliberalen — die nachmaligen Secessionisten — beantragte eine nur dreijährige Festsetzung des erhöhten Friedensbe standes, das Centrum und die Sozialdemokraten er klärten sich gegen das ganze Gesetz. Dasselbe wurde endlich am 16. April in der Negierungsfaffung mit 186 Stimmen der Nationalliberalen und Konserva tiven gegen 128 Stimmen definitiv angenommen. Jetzt tritt nun zum dritten Male an den Reichstag die Negierung mit dieser für die Wehrkraft des Reiches so bedeutungsvollen Vorlage heran, aber seit 1880 haben sich die Verhältnisse im Reichstage bedeutend verändert. Die Mehrheit aus Konservativen und Nationalliberalen besteht nicht mehr, sondern sie hat sich in eine Mehrheit „Windthorst-Richter-Bebel" ver wandelt und was von einer solchen im wirklich nationalen Sinne zu erwarten steht, davon hat das deutsche Volk ja schon wiederholt ganz verblüffende Proben erlebt! Daß Polen, Welsen, Elsässer und Sozialdemokraten als „natürliche Reichsfeinde" ohne Weiteres gegen eine Vorlage stimmen werden, die zur Stärkung der militärischen Kraft des Reiches bestimmt ist, erscheint selbstverständlich. Auch bei der deutsch freisinnigen Partei ist auf Mitwirkung irgendwelcher Art zu einer der Regierung annehmbaren Verstän digung nicht die geringste Hoffnung vorhanden, freilich erklärte Rickert am 16. April 1880 im Reichstage unter stürmischem Beifall der damaligen Mehrheit, das Septennatsgesetz sei angenommen worden, „um den Friedensbestrebungen des Kaisers den besten Rückhalt zu geben," aber dieser selbe Rickert ist inzwischen mit seinen secessionistischen Freunden in das fortschrittliche Lager übergegangen und es wäre Thorheit, von ihm jetzt eine Wiederholung seiner vor sechs Jahren abge gebenen Erklärung zu erwarten. Es bliebe demnach noch das Centrum; dasselbe hat nun zwar 1874 wie 1880 gegen das Septennat gestimmt, aber diese Partei ist ein so unberechenbarer Faktor, daß sich über ihre Stellungnahme zur neuen Militärvorlage noch durch aus nichts sagen läßt; sollte dieselbe indessen eine freundliche sein, so würde das Centrum jedenfalls Gegenleistungen verlangen und sachliche Gründe zur Verlängerung des SeptennatS kämen alsdann nicht zur Geltung. Und doch bestehen dieselben heute noch so gut wie 1874 und 1880, ja dies noch in erhöhtem Maßstabe, denn schon die Interessen der Sicherheit und Integrität des Deutschen Reiches, seine Lage mitten zwischen mächtigen und kriegsbereiten Reichen heischen gebieterisch die Stärkung unserer Wehrkraft. Leider steht zu fürchten, daß diese nationalen Gesichtspunkte bei den kommenden Verhandlungen über die Militär vorlage nicht den Ausschlag geben werden und da die Regierung einschneidende Veränderungen an derselben schwerlich anuehmen wird, so liegen die Chancen für das Zustandekommen des Entwurfs gerade nicht günstig. Es heißt denn auch bereits, daß im- Falle eines Scheiterns der Vorlage der Reichstag aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben werden sollen; doch ist kaum anzunehmen, daß die Regierung nach dieser Richtung hin schon bestimmte Dispositionen getroffen hat. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 24. November. Die Zeit steht nahe bevor, wo die Bürgerschaft unserer Stadt eines ihrer wichtigsten Rechte — die Wahl ihrer Vertreter im Stadtverordneten-Kollegium — auszuüben berufen ist. Bereits ist die Wahlliste, das Verzeichniß der Wahlberechtigten und Wählbaren, ausgegeben worden. Diese Wahlliste ist in mancher Hinsicht nicht unin teressant. Zunächst ist die Anzahl der unansässigen Wähler (138) weit geringer als die der ansässigen (205), obschon die Besitzerinnen von Grundstücken selbstverständlich fehlen; sodann sucht man in der Liste der Ersteren manchen Namen, der nicht nur im engeren Bekannten-, sondern auch im weiteren Bürgerkreise, einen guten Klang hat, vergebens. Es zeigt sich diese Er scheinung besonders bei der nicht geringen Zahl unsrer Beamten, bei denen allerdings iin laufenden Jahre so bedeutende Veränderungen vorgekommen sind, wie wohl noch nie. Wenn nun auch die beregte Erschei nung wesentlich ihren Grund in den Bestimmungen der revidirten Slädteordnung (vergleiche 8 17) hat, nach welcher bei Unangesessenen ein Aufenthalt am Orte von mindestens 2 Jahren erforderlich ist, ehe die Be rechtigung zur Erwerbung des Bürgerrechtes eintritt, so gewährt doch derselbe Gesetzesparagraph allen Denen, welche in einer anderen Stadtgemeinde des Königreichs Sachsen bis zur Aufgabe ihres bisherigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren, die Berechtigung zur sofortigen Erwerbung des Bürgerrechts an ihrem neuen Wohnsitze, wenn auch in diesem Falle ihnen nach 8 21 ein Kostenbetrag von 3 Mark berechnet werden kann, von dem sie, falls sie Beamte, Geistliche oder Lehrer sind, nach § 22 befreit wären, sobald sie erst nach drei jährigem Aufenthalte bas Bürgerrecht erwerben würden. Dein Wahlrechte gegenüber, durch welches man einzig und allein auf die städtische Verwaltung mit einwirken kann, erscheint nun ein Opfer von 3 Mark gewiß nicht bedeutend genug, um sich dieses Recht zu begeben, und wir möchten daher den dringenden Wunsch aussprechen, daß künftig nicht nur alle Beamten und Lehrer, son dern überhaupt Alle, die zur Erwerbung des Bürger rechts berechtigt sind, auch von diesem Rechte Gebrauch machen möchten; es würde dies unsrer Wahlliste gewiß nur zum Vortheil gereichen. Möchte darum die nächst jährige Wahlliste nicht soviel bedauerliche Lücken auf weisen, als die heurige. Demnächst möchten wir aber auch dringend wünschen, daß die für diesmal berech tigten Wähler auch allseitig von ihrem Rechte Gebrauch machten, daß sie die gewissenhafte Wahl und das Er scheinen an der Wahlurne nicht bloS als ein Recht, sondern als eine ernste Pflicht betrachten möchten. An Wahlvorschlägen wird es jedenfalls nicht fehlen. — 25. November. Wie aus einem an den Ge werbeverein gerichteten Schreiben deS Herrn Geheimen Hofrath Ackermann hervorgeht, hat sich der Genannte sowohl bei der Generaldirektion der kgl. sächs. Staats bahnen als beim kgl. Finanzministerium warm für die in Sachen unsrer Eisenbahn eingereichte Petition verwendet. Obschon zur Zeit die Angelegenheit nicht ganz günstig liege, da die Rentabilität der Linie HainS- berg-Kipsdorf zurückgegangen sei und der Personen verkehr im Winter sehr herabsinke, da ferner 4 Züge die Betriebskosten wesentlich erhöhten, indem dazu doppeltes Dienstpersonal nöthig sei, während 3 Züge nur mit einfacher Bedienung bewältigt werden könnten, so sei die Petition doch nicht aussichtslos, besonders dann, wenn sich der Güterverkehr noch etwas Heden sollte. Für diesen Fall habe man versprochen, die Angelegenheit bei der nächsten Aenderung des Fahr plans nochmals in ernste Erwägung zu ziehen. — Wir danken dem Herrn Vertreter unseres städtischen Wahlbezirks für seine schnelle Verwendung und hoffen mit ihm auf guten Erfolg, zumal wenn die bei unserem Fahrplane interessirte Bevölkerung des WeißeritzthaleS nnd des ganzen Bezirks durch ihre Vertreter die be treffende Petition unterstützt. Höckendorf. Als Nachfolger des verstorbenen Pfarrers Herrn vr. Caspari ist vom evangel.-Iuth. Landeskonsistorium der zeitherige 1. Landdiakonus zu Plauen, Herr Ernst Wideman», als hiesiger Pfarrer designirt worden. Hennersdorf. In der am vorigen Mittwoch statt» gefundenen Gemeinderathssitzung wurden die Herren Gemeindevorstand Karl Reichelt und Gemeindeältester Friedrich Funke auf weitere 6 Jahre als solche für hiesigen Ort gewählt. — An der bösen Diphtheritis sind bereits wieder 4 Kinder, darunter 3 Schulknaben, gestorben und liegen auch noch i» verschiedenen Familien Kinder an dieser Krankheit darnieder. Burkersdorf. Mit Ende dieses Jahres legt der langjährige, um unser» Ort treuverdiente Gemeinde vorstand und Landschöppe, Herr Jrmer, sein Amt als solcher nieder, und wurde in der letzten Gemeinde rathssitzung der bisherige Gemeindeälteste, Hr. Tischler meister Kröhnert, zum Gemeindevorstand für die nächsten 6 Jahre gewählt. Frauenstein, 25. November. Seit dem 23. d. M. ist unser Städtchen der Schauplatz hier nicht ge wöhnten militärischen Lebens. Von Altenberg kommend rückte vorgestern das erste Versuchs-Detachement In fanterie hier ein. Gestern früh rückte dasselbe nach Sayda ab, von woher ein zweites Detachement nach hier kam, welches morgen früh von hier nach Freiberg marschirt. Hoffentlich hat es Allen bei uns gut ge fallen. — Die Mitglieder des Vorschuß-Vereins zu Frauenstein (eingetr. Genossenschaft) werden nochmals aus die nächsten Sonntag, den 28. Novbr. Nachmittags, stattfindende außerordentliche Generalversammlung auf merksam gemacht. Dresden. In der am 24. November abgehaltene» Sitzung der Handels- und Gewerbekammer gedachte zu nächst der Vorsitzende deS schmerzlichen Verlustes zweier Mitglieder der Kammer, der Herren Sroßmann-GlaS- hütte und Roscher-Freiberg und überwies sodann eine Petition aus Dippoldiswalde bezüglich der ungenügen-