Volltext Seite (XML)
660 und des des Verhandlungen der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 24. Sitzung am 5. November 1886. Anwesend die Stadtverordneten: Wendler, Vorsteher, Ulbrich, Müller, Schmidt, Fischer, Naser, Reichel, Rottmann und Dreßler. 1. Das Kollegium verwilligte aus der Sparkasse 232 Mark 70 Pf., 300 M„ 1000 M. und 300 M. Darlehn an Grundstücksbesitzer und ertheilte 2. zur Verpfändung eines Erbpachtsgrundstückes die er forderliche Genehmigung. 3. Kam das Gutachten des Ausschusses für die Wahlen bezüglich der Stimmberechtigung und Wählbarkeit der hiesigen Bürger zur diesjährigen Stadtverordneten - Ergänzungswahl zum Vortrag. Man trat demselben allenthalben bei, ge nehmigte auch den Druck der Wahlliste und Stimmzettel auf Kosten der Stadlkasse. 4. Hieraus verschritt man zur Wahl zweier Mitglieder zweier Stellvertreter für die Einschätzungs-Kommission 16., die Stadt Dippoldiswalde umfassenden Distriktes Steuerbezirks Dippoldiswalde wegen der in den Jahren 1887 und 1888 vorzunehmenden Einkommensteuer-Ein schätzungen und wurden hierbei vom Stadtverordneten-Kolle gium Schneidermeister Friedrich August Heinrich als Mitglied, Bäckermeister Wilhelm Ferdinand Baumgart als Stellvertreter desselben, Stadw. Privatus Ernst Wilhelm Fischer als Mit glied und Kaufmann Friedrich August Frenzel als dessen Stellvertreter in diese Kommission gewählt. 5. Gegen die Naturalisation des Schneiders Franz Ema nuel Wandraschek aus Kolin in Böhmm hatte man hierseitS Bedenken nicht zu erheben. 6. Die Bäcker-Innung hat die ihr auferlegte Legung von Trottoir vor ihren Scmmelbänken bis jetzt immer noch nicht ausgeführt, dagegen hat Baumeister Schmidt hier Auf trag, eine Zeichnung wegen entsprechenden Umbaues derselben zu entwerfen und um Genehmigung dazu beim Stadtrath nachzusuchen und soll bei Ausführung des Umbaues die Trottoirlegung mit zur Ausführung gebracht werden. Das Kollegium nahm von dieser Mittheilung Kenntniß. 7. Aus Ansuchen der Fleischer-Innung allhier und des hiesigen Gastwirthsvereins hat der Stadtrath beschlossen, die nach § 6 des Regulativs für die Untersuchung des Schweine fleisches auf Trichinen festgesetzte Gebühr von 1 Mark für Untersuchung eines jeden Schweines, oder des von auswärts cingesührten Schweinefleisches aus 60 Pf., sowie die Gebühr sür Untersuchung eines Schinkens von 50 Ps. auf 30 Pf. vom 1. Dezember d. I. ak herabzusetzen. DaS Kollegiuck können wahrlich hierauf stolz sein! Von Interesse ist die Ankündigung, daß Oesterreich-Ungarn nöthigenfallS nicht nur auf die Unterstützung Englands, sondern auch Italiens rechnen könne, welch letzteres bet seinen gewichtigen Mittelmeerinteressen einer Verschiebung der Machtverhältnisse nicht ruhig zusehen könne. Graf Kalnoky betont schließlich das fortdauernde freund schaftliche Verhältniß zwischen den Kabineten von Wien und Petersburg, wenngleich er hierbei durchblicken läßt, daß über manche Punkte leichte Meinungsverschieden heiten herrschen. Jedenfalls ist die Versicherung Kal- noky's von hohem Werth, wonach Rußland den übrigen Großmächten die bündigsten Erklärungen abgegeben hat, daß es nicht daran denke, an der internationalen Stellung Bulgariens zu rütteln und daß es überhaupt nur unter Mitwirkung der andern Mächte vorgehen werde. Hiernach lasten sich auch die steten Gerüchte von der angeblich bevorstehenden Besetzung Bulgariens durch die Rusten auf ihren wahren Werth zurückführen. deinen Blick in die Vergangenheit zurück, wohin schon der heutige Tag dich führt: einen Luther, welcher weihte die von Lug und Trug gereinigte Kirche und die Schätze deutschen Wortes, einen Scharnhorst, welcher weihte daS deutsche Schwert der deutschen Freiheit und einen Schiller, den Priester des edelsten Idealismus brachte uns der 10. November. Ein Erinnerungsfest ist auch die heutige Feier; Erinnerungen tauchen auf in den alten, schon ergrauten Schulkameraden an eine sorglose, längst vergangene und nicht wiederkehrende Kindheit. — An die eigentliche Feier schloß sich dann eine wohlgelungene Kinderausführung, bestehend aus Gesängen und Deklamationen, die auf das Schulleben Bezug haben. Die erwachsenen Familienglieder, die alten und jüngeren Schulkameraden vereinigte danach ein fröhliches Tänzchen. Gewiß wird diese schöne Feier allen Betheiligten in reger Erinnerung bleiben. Von früheren Lehrern und Schülern waren schriftliche Beglückwünschungen, von einem der ersteren auch ein Geschenk für die Schulstube eingegangen. Possendorf. Bergangenen Sonntag erfolgte beim Vormittags-Gottesdienst durch Herrn k. Nadler die Verpflichtung und Einweisung der neugewählteu Kirchenvorsteher und zwar: des Kaufmann Köhler- Börnchen, Gemeindevorst. Rüger-Wilmsdorf, Gutsbes. Zachmann-Quohren, Kaufmann Bender-Welschhufe; wiedergewählt sind: Hauptm. z. D. Friedrich-Theisewitz, Gemeindevorst. Sommerschuh-Postendorf und Schneider meister Böhme-Kleincarsdorf. -- Am 14. d. M. ist die Ehefrau des Wirthschafts- besttzers C. E. Wolf im benachbarten Börnchen von gemischten Drillingen entbunden worden. Aus Meißen wird berichtet, daß das Ergebniß der von den Polizeiorganen vorgenommenen Unter suchung betreffs der neu eingeführten Biersteuer ein sehr ungünstiges war. Von 40 revidirten Schänk- wirthen sind nur 12 den durch das Biersteuer-Negu- lativ ihnen auferlegten Pflichten nachgekommen, die übrigen haben sich theils sonstige Unregelmäßigkeiten in Führung der Biersteuerbücher zu Schulden kommen lasten. Mittweida. Die hiesige Tuchmacher-Innung besteht zur Zeit aus 3 Mitgliedern, einem Vater und seinen zwei Söhnen. Unter diesen 3 Mitgliedern ist jetzt eine Meinungsverschiedenheit entstanden, weil sie sich nicht über die Vertheilung der Zinsen vom Ver einsvermögen, das 1500 Mark beträgt, einigen können, obgleich nicht der geringste Zinsengenuß den in Rede stehenden Personen zufallen kann. Leipzig. Während am 15. Juli 1885 in sämmt- lichen städtischen Schulen der Stadt 26,647 Schüler und Schülerinnen gezählt wurden, betrug ihre Zahl am gleichen Tage im laufenden Jahr 27,308. Gesammtheit aller Bundesstaaten zur Reichskaffe fließen: 467,598,972 M. 37 Pf., blieben mithin aüfzubringen 215,714,743 M. 03 Pf. Nach Abzug der Matrikular- beiträge Bayerns, Württembergs, Badens und Elsaß- Lothringens und mehrerer Einnahme-Positionen waren noch für 1885/86 aufzubringen 91,732,641 M., welcher Betrag sich durch Antheile am Fehlbeträge von 1883/84 um 812,860 M. erhöht, so daß im ganzen 92,545,501 Mark aufzubringen waren. Gemäß den Etats von 1885/86 sind erhoben 79,989,839 M., mithin nachzu zahlen 12,555,662 M. Frankfurt a. M. Das Zentralkomitee für das 9. allgemeine deutsche Schützenfest hat beschlossen, dasselbe vom 3. bis 10. Juli 1887 abzuhalten. Sachsen-Weimar. Der Sozialdemokrat Mützen macher Manger, Mitglied des Wcimarischen Landtages, hat eingesehen, daß die Geltendmachung der Theorien, welche die Wortführer der Sozialdemokratie aufstellen, in einem kleinstaatlichen Landtage und gegenüber einer wohlwollenden Regierung sinnlos wären und will des halb seinen Austritt aus der Partei erklären. Niederlande. Das Projekt, die Zuidersee trocken zu legen und somit eine neue große holländische Pro vinz zu gewinnen, nähert sich mehr und mehr dem Beginn seiner Verwirklichung. Der Zuider-Verein, in welchem sich Mitglieder der Generalstaalen, sowie Ge meindevorsteher aus allen Theilen des Landes be finden, setzt sein Streben nach dieser Richtung hin unermüdlich fort. Jetzt ist durch den Vorstand dieses Vereins eine technische Untersuchung des Projekts be schlossen und damit der Reichs-Wasserbau-Inspektor van der Toorn beauftragt worden, der zu diesem Zwecke von der Negierung einen dreijährigen Urlaub erhalten hat, um sich der Sache ganz und gar widmen zu können. Frankreich. Nach den Aufstellungen des Kriegs ministers wird das Landheer am 1. Januar 1887 491,200 Mann zählen, oder 4672 mehr als der Vor anschlag der Ausgaben, 559,336,000 Francs, angesetzt hatte. Der jährliche Unterhalt eines Fußsoldaten wird auf den Höchstbetrag von 440 Frcs. berechnet, worin Nahrung, Sold, Bekleidung, Feidzeug, Unterhalt der Bewaffnung rc. inbegriffen sind. Jedes Jahr werden, aus Rücksichten der Sparsamkeit, 8'/» Prozent der unter der Fahne befindlichen Mannschaften beurlaubt. Um die Mehrkosten für die besagten 4672 Mann zu decken, wird dies Berhältniß etwas gesteigert werden. Von den 491,200 Mann befinden sich 11,500 in Annam und Tonking und ungefähr 50,000 in Algier und Tunis. In der Gesammtziffer des Heeres sind auch die Gendarmen inbegriffen, etwa 12,000 Mann. Da außerdem 45,000 Mann Urlauber abzurechnen sind, stellt sich damit der Friedensstand der zum Aus rücken bestimmten Truppen auf ungefähr 380,000 Mann. Die Zahl der Urlauber dürfte eher höher als geringer sein, da die republikanischen Deputirten fort während bemüht find, den Söhnen ihrer Wahlstützen und Schützlinge Urlaub zu verschaffen. — In den ersten 10 Monaten des laufenden Jahres sind die Staats-Einnahmen Frankreichs mit 1880226500 Frcs. um 61095850 Frcs. hinter dem Voranschlag und um 35 515 800 Frcs. hinter den wirklichen Einnahmen des gleichen Abschnitts von 1885 zurückgeblieben. — Der Aufwand, den die dritte französische Re publik seit 1872 für militärische Zwecke gemacht hat, wird vom „Franks. Journ." auf 12'/, Milliarden berechnet, während Deutschland in demselben Zeiträume für die gleichen Zwecke aus Mitteln des Reiches 7'/, Milliarden aufgewandt hat. Es entfällt somit in Frankreich auf den Kopf der Bevölkerung während der letzten 15 Jahre durchschnittlich 22,r Frcs. Jahres belastung für militärische Zwecke, während in Deutsch land dieselbe nur 11,» Frcs. auf den Kopf betrug. Bulgarien. In der Reihe der beachtenswertheren Kundgebungen zur bulgarischen Frage sind die vom Grafen Kalnoky in der Ausschuß-Sitzung der unga rischen Delegation am Sonnabend abgegebenen Er klärungen die jüngste, aber vielleicht die bedeutungs vollste. Der Grundton derselben ist ein friedlicher, aber trotzdem fester; von besonderem Gewicht sind die Aeußerungen über das deutsch-österreichische Bündniß. Zum ersten Male hört man über dessen eigentlichen Charakter von berufener Seite etwas Zuverlässiges; offen erklärt Graf Kalnoky, daß das Bündniß nur dann praktisch in Kraft treten werde, wenn es die Wahrung gemeinsamer Interessen der beiden Parteien gelte. Der Fortbestand Deutschlands wie Oesterreich- Ungarns als starke, unabhängige Großmacht bilde für beide Theile ein wichtiges, eigenes Interesse; in diesem Sinne sei die Gemeinsamkeit der Stellung Deutsch lands und Oesterreich-Ungarns unerschütterlicher, als wenn dieselbe lediglich auf Paragraphen gegründet wäre. Graf Kalnoky hebt hervor, wie Fürst Bismarck auch diesmal eine ersprießliche Thätigkeit zur Erhal tung des Friedens entfaltet habe und wir Deutschen Tagesgeschichte. Berlin. Der Kaiser und die Kaiserin haben eine Ehejubiläums-Medaille gestiftet, welche an wür dige, einer Unterstützung nicht bedürftige Ehepaare in Preußen und in den Reichslanden zur Erinnerung an die Feier ihrer goldenen oder diamantenen Hochzeit verliehen wird. Die Medaille, in Silber geschlagen, trägt auf der einen Seite die Bildnisse des Kaisers und der Kaiserin, auf der andern Seite den Bibel spruch: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet fest am Gebet." — Fürst Bismarck hat sich am 15. November mit seiner Gemahlin nach Friedrichsruhe begeben. — In Bezug auf die am 25. d. M. erfolgende Eröffnung des deutschen Reichstages sind jetzt die Geist lichen des Landes von der obersten Kirchenbehörde an gewiesen worden, an dem der Eröffnung vorangehenden Sonntag, dem Todtenfeste, dieser Thatsache im allge meinen Kirchengebete zu gedenken, und zwar in der Weise, daß nach den Worten: „Segne Kaiser und Reich" die Worte „insbesondere auch die Arbeiten des im Laufe dieser Woche sich versammelnden Reichstags" eingeschaltet werden. — Der Entwurf einer neuen kirchenpolitischen Gesetzgebung für Preußen wird in den nächsten Tagen der Kardinalskongregation für kircheupolitische Angelegenheiten zugehen. In diesem Entwurf wird die Aushebung der Ausweisung der Jesuiten nicht ver langt werden. — Die Gesammt-Ausgaben des Reiches im Etatsjahre 1885/86 betragen nach der Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben 720,837,244 M. 91 Pf.; hiervon gehen ab die aus der französischen Kriegs kosten-Entschädigung zu deckenden Restausgaben von 1,069,165 Mark 53 Pf. und der Fehlbetrag von 1888/84: 1,705,858 M. 48 Ps„ so daß 718,062,220 Mark 90 Pf. verbleiben. Hiervon waren für Rech nung aller Bundesstaaten zu bestreiten an fortdauern den Ausgaben 578,009,405 M. 50 Ps., an einmaligen 105,804,310 M. 50 Pf., zusammen 683,313,716 M. Hiervon ab die Einnahmen, welche sür Rechnung der Dresdner Schlachtviehmarkt vom 15. November. Auf dein heutigen Schlachtviehnrarktc waren 504 Rinder, 1558 Schweine (1128 Land- und 430 Ungarschmeine), 1159 Hammel und 168 Kalbern, oder in Summa 33?9 Stücke zum Verkauf ge stellt. Da diesem abermaligen starken Auftriebe nur eine mittel mäßige Zahl hiesiger und auswärtiger Käufer gegenüber stand und namentlich die hiesigen Fleischer während der letztverflossenen Woche vorzugsweise iu Rind- und Schöpsenfleisch nur belang losen Absatz zu verzeichnen halten, so gestaltete sich das Verkanss- geschäft mit Ausnahme der Schweine in allen Schlachtihier- galtuugen recht flau und blieben in Rindern und Hammeln er hebliche Posten unverkauft stehen. Primaqualität von Rindern galt heute nur 59—62 M. pro Centner Schlachtgewicht, indeß Mittelwaare mit 50- 53 M. und geringe Sorte mit 25 M. ab- gegeben wurde. Beste Bullen bezahlte mau mit 50, mittlere mit 48 und geringe mit 42 M. pro Centner Flcischgewicht. DaS Paar Landhammel zu 50 Kilo Fleisch erzielte 49 bis 52 M., während das Paar Ausschnßschöpse 25 M. kostete. Englische Lämmer fehlten Landschweinc englischer Kreuzung, die sehr ge sucht waren und baldigen Ausverkauf sanden, bezahlte man mit 53—55 M., während Landschweine zweiter Sorte zu 48—50 M. pro Centner Schlachtgewicht abgegeben wurden. Für den Ctr. lebendes Gewicht von ungarischen Bakoniern wurde» 45—47, von 96 Mecklenburgern 52—53 und von 350 Stück Oswicinern 48 M. angelegt. An Tara bewilligte» die Händler in den drei letztbczeichnetcn Fcttviehsorten durchschnittlich 40 Pfund. Kälber waren sehr schwer verkäuflich, doch mußten für das Kilo Fleisch je nach Güte und Schwere der Stücke immer wieder 100 bis 130 Pfg. angelegt werden. Die während der letztverflossenen Woche nicht unerheblich zurückgegangencn Preise der Gänse, sowie die des Reh- und Hirschwildcs haben das Verkaussgeschäft für Rinder, Hammel und Kälber ungünstig beeinflußt. — In den Schlachthäusern des Etablissements sind im Laufe der vorigen Woche 320 Rinder, 474 Hammel, 1004 Schweine und 510 Kälber oder in Summa 2308 Stücke geschlachtet worden.