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Inserate, welch« dei der bedeutenden Auflage de« Blatte« «ine sHr wich sam« Berbreituil«Pnd«4 werden mit 10 Pfg. M Spaltenzeile »der vech» Raum berechnet. — ta bellarische und complicich Inserate mtt mtsprechen» dem Aufschlag. — Ein«» sandt, im redaltionelka Theil«, die Spaltenzeile so Pf«- WkMitz-IkitW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ithllt in Dippoldiswalde. 52. Jahrgang Donnerstag, den 11. November 1886. Nr. 131. Nun, es steht zu hoffen, daß sich die Anschauungen über die Entwickelung der Innungen im Sinne der modernen Zeit, über die ihr zukommenden Aufgaben rc. noch weiter klären und endlich zu einem greifbaren Resultate führen werden, zumal da ja auch die Reichs regierung dem Jnnungswesen fortgesetzt lebhaftes In teresse entgegenbringt. Kein Freund eines besonnenen Fortschrittes wird wünschen, daß die Innungen wieder im Sinne der früheren Zunsteinrichtungen aufleben sollen, deren hervorstechendster Zug die Beschränkung und theilweise Monopolisirung des wirthschaftlichen Lebens bildete, denn was damals dem Gedeihen des Handwerkerthums zum Segen gereichte, würde unter den heutigen Verhältnissen ein Unding sein. Wohl aber würde sich eine Belebung der Innungen im wahrhaft liberalen Sinne als von den segensreichsten Folgen für den Handwerker- und Kleingewerbestand erweisen und ihm, da die reformirten Innungen ein mächtiges Element moralischer und sachlicher Kräftigung repräsentiren, die seiner würdige Stelle im Staate zurückerkämpsen helfen. ^Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Theaterextrazug am vergangenen Montag war erfreulicherweise wieder recht zahlreich besetzt, und war er insgesammt von 97 Per sonen benutzt. Von denselben stiegen aus in Rabenau 12, Spechtritz 4, Seifersdorf 5, Malter 2, Dippoldis walde 60, Obercarsdorf, Naundorf und Buschmühle je I, Schmiedeberg 7 und Kipsdorf 4. — Nachdem am vergangenen Sonntag früh die 13jährige Tochter der verw. Schmidt hier aus der Ladenkaffe des Herrn Kaufmann Kretzschmar ca. 15 Mark gestohlen hatte, war dasselbe schleunigst von der 16jährigen Schwester in Viktualien und Kleidungsstücke umgesetzt worden. Beide wurden sodann verhaftet und waren auch geständig. Die ältere Schmidt hat auf dem kgl. Amtsgericht am Montag Abend, als auch im Gefängniß im hiesigen Wachtgebäude am Dienstag früh beide Male durch Erhängen sich zu entleiben ver sucht, doch ist sie beide Male an der Ausführung ver hindert worden; jetzt befindet sie sich im Stadtkranken hause. — Das evang.-luth. Landeskonsistorium hat in letzter Zeit wiederum Anerkennungsurkunden ver liehen, u. A. auch an den Gutsauszügler Heinr. Will). Liebscher in Dittersbach bei Frauenstein. — Die Steuern in der Landwirthschaft sind zweifel los gerade in der Gegenwart, wo der Landwirth nach jeder Richtung hin bestrebt sein muß, angesichts der sinkenden Nohpreise seinen Betrieb ökonomischer ein zurichten, ein Gegenstand, welchem alle Betheiligte be sondere Beachtung zuwenden. Herr vr. Platzmann- Saida hat daher dieses Thema für einen Vortrag in der Oekonomischen Gesellschaft zu Dresden gewählt, welcher am 12. Novbr. 5 Uhr im Restaurant Außen dorf, große Brüdergasie 13,1., stattfinden wird. Eine Untersuchung darüber, in wie weit die Grundsätze, nach welchen die Landwirthschaft heute noch zu Staats und Gemeindesteuern herangezogen wird, zutreffende und deshalb gerechte sind, in wie weit dabei das land- wirthschastliche Einkommen im Vergleich zu solchem aus anderen Erwerbszweigen mehr belastet ist, soll namentlich Gegenstand des angekündigten Vortrages sein. Herr vr. Platzmann hat seil Jahren in der hier einschlagenden Fachliteratur als Schriftsteller ge arbeitet, gleichzeitig fand derselbe Gelegenheit, aus eigener praktischer Erfahrung Materialien zur Er örterung der fraglichen Verhältnisse zu sammeln. Da seine Darlegungen daher in weiteren Kreisen Theil- nahme erregen dürften, so wird darauf aufmerksam gemacht, daß der Zutritt von Gästen nur willkommen ist. f Echmiedebrrg. Vergangenen Sonntag beging der neugegründete Verein für äußere Mission hier sein Missionsfest, welches sich von Seiten der Schmiede berger Einwohnerschaft der regsten Betheiligung zu erfreuen hatte. Aber auch aus den umliegenden Ort schaften hatten sich zahlreiche Besucher, darunter 12 Geistliche mit ihrem Herrn Ephorus und der Kirchen patron vom benachbarten Sadisdorf, Herr Ritterguts besitzer Otto auf Naundorf, eingefunden. Herr Pastor Klemm-DreSden hielt die Festpredigt, in welcher er in herzgewinnender Weise den andächtig Versammelten die Bedeutung des Missionswerkes vorführte und zur eifrigen Mitarbeit auf dem Arbeitsfelde der äußeren Mission aufforderte. Die Festkollekte — nahezu 40 Mark — ist ein schönes Zeugniß dafür, wie dankbar man die Anregungen hingenommen und wie lebhaften Beifall man dem Feste gezollt hat. Nach dem Gottes dienst fand eine öffentliche Nachversammlung im Gast hof statt. Herr Pastor Lindner-Fürstenwalde entrollte in überaus fesselnder Weise vor den Augen der auf merksamen Versammlung ein Bild aus dem Arbeits gebiet der äußeren Mission, welches einen tiefen Ein druck gemacht und gewiß Manchen der Missionsarbeit näher geführt hat. Hierauf sprachen noch die Herren Pastoren Märkel-Reichstädt und Birkner-Schmiedeberg und zum Schluß Herr Sup. Opitz und wiesen mit tiefempfundenen Worten auf die Pflicht der Missions arbeit hin. Unsren heidnischen Vorfahren sind die Segnungen des Evangeliums gebracht worden, an denen wir uns heute erquicken, so sollen wir uns auf machen und auch denen dazu verhelfen, die ihrer noch entbehren. Mit Gesang schloß die Versammlung. Man schied mit den Gefühlen innigster Befriedigung von einander; es war ein gesegneter Anfang zu dem Werke, welches zu fördern wir vom Herrn selbst ge würdigt sind. Möge das „Betet und Gebet", daS so oft an diesem Tage betont wurde, in den Herzen weiter klingen. Gebe Gott, daß das Licht, das uns in Christo erschienen ist, unsre Herzen immer mehr erleuchte und erwärme und dann kräftig hinausstrahle zu denen, die nach ihm sich sehnen. Dreöde». Aus der Nachlaffenschaft des Prof. Bertrand hat Prinz Georg dem Verein „Asyl für obdachlose Männer" 30,000 M., dem katholischen Ge sellenhaus in Dresden ebenfalls 30,000 M. und dem apostolischen Vikariat für die Bennokirche in Meißen, sowie der Arbeiterkolonie in Schneckengrün je 10,000 Mark überwiesen. — Das Fernsprechnetz Dresdens wird im deutschen Reichspostgebiete nur von dem Berlins und Hamburgs an Ausdehnung übertroffen. Nach den amtlichen Angaben zählte das Dresdner Netz am 1. September d. I. (einschließlich der sämmtlichen ange schloffenen Vor- und Nachbarorte Pirna, Plauenscher Grund, Radeberg rc.) 1002 Fernsprechstellen von 869 Theilnehmern. Die Länge der für dieses Netz ver wendeten Drahtleitungen beträgt 1702 Lw. Seit dem vorigen Jahre ist die Zahl der Theilnehmer um 60 Prozent gestiegen. In Sachsen besitzen noch folgende Orte Stadt-Fernsprecheinrichtungen: Leipzig (mit 598 Fernsprechstellen und 497 Theilnehmern), Chemnitz (259 — 242), Crimmitschau (63—60), Glauchau (56 -52), Meerane (57—52), Plauen i.V. (111—102), Reichenbach i. V. (45—43), Werdau (17—17), Zittau mit Großschönau und Reichenau (74—66), Zwickau (97—88) und Freiberg (41 und ebensoviel Theil nehmer.) — Graf Beust, der bekanntlich im Jahre 1866 mit einer sehr bedeutenden Schuldenlast von Dresden nach Wien übersiedelte, hat doch ein recht beträcht- ,ches Vermögen hinterlassen. Daffelbe besteht nach dem im „Wiener Extrablatt" veröffentlichten Testament aus dem Schloß Altenberg unweit Wien, einigen An- theilen an den Salinen Neusulza und Gottesgabe, verschiedenen sehr sicheren Staats- und Eisenbahn- Effekten, ferner aus Depositen bei guten Bankhäusern n Wien, Paris, London, Köln und Dresden. Diese Depositen allein werfen einen jährlichen Reinertrag Zur Jnuungsfrage. Der Kampf der Meinungen über Wesen und Be deutung der Innungen wogt noch immer unentschieden hin und her und die Urtheile über den Werth der Innungen in unserer heutigen Zeit lauten je nach dem Standpunkte sehr verschieden. Die Einen sprechen ihnen alle und jede Berechtigung ab und meinen, sie paßten zu unserer Gewerbefreiheit wie die Faust aufs Auge, die Andern erhoffen Alles für die Gesundung unserer unläugbar im Argen liegenden gewerblichen Zustände von einer Wiederbelebung der Innungen und wollen hierbei der heutigen Zeit möglichst wenige Zu geständnisse machen. Wir glauben, die Wahrheit liegt, wie in so vielen Dingen, auch hier in der Mitte. Heutzutage ist allerdings der herrschende Zug in unserem industriellen und gewerblichen Leben aus Weg schaffung aller Schranken gerichtet, die irgendwie den Einzelnen beengen können, auf Auslösung derjenigen Verbände, derjenigen Innungen, die noch zwischen dem Staate und dem Einzelnen stehen. Aber dieser Zug ist bis zu einem gewissen Grade ein krankhafter, denn was den Kleingewerbe- und Handwerkerstand hente drückt und schädigt, ist gerade der Umstand, daß zwischen dem einzelnen Gewerbetreibenden, Meister rc. — der losgelöst von seinen natürlichen Verbindungen sozusagen nur als ein Atom im Vergleich zum Ganzen existirt — und eben dem großen Ganzen kein Binde glied, keine Mittelmacht mehr besteht. Gerade zu den blühendsten Zeiten des deutschen gewerblichen Bürger- thums, in den goldenen Tagen der Hansa, standen solche Mittelmächte in Gestalt der Innungen verbin dend zwischen dem Ganzen und dem Einzelnen und jene wurden hierdurch zugleich zu einem bedeutsamen Bindeglieds zwischen dem Staate und dem Individuum. Freilich, seit jenen längst entschwundenen Tagen und heute habe» sich die Zeiten gewaltig geändert und wie im politischen Leben, so haben sich auch im gewerb lichen Leben die Dinge von Grund aus umgestaltet und neue Strömungen und neue Erscheinungen machen sich geltend. Diese neuen Strömungen haben aber neben entschiedenen Fortschritten auch zahlreiche Miß stände für die gewerblichen Verhältnisse im Gefolge gehabt und als eine natürliche Reaktion erklärt sich daher das Bestreben, die Innungen, aus denen früher die hohe Blüthe des deutschen Handwerks entsproßte, wieder mehr zur Geltung zu bringen. Dieses Be streben ist an und für sich berechtigt und Diejenigen, welche prinzipielle Gegner desselben sind, stehen da auf einem ziemlich schiefen Standpunkte. Dagegen läßt sich auch nicht verkennen, daß die von der ent gegengesetzten Seite befürwortete Negenerirung der Innungen etwa unter Anlehnung an die frühere Zunftordnung wiederum übers Ziel hinausschießen würde, dies wäre mit dem Geiste unserer Zeit unver einbar. Auch das Verlangen nach der obligatorischen Wiedereinführung der gewerblichen Korporationen fällt unter den angedeuteten Gesichtspunkt, während eine nur fakultative Einführung derselben gerade nichts „Reaktionäres" an sich hat. Dieser letzteren steht ja auch nach den gegenwärtigen gewerbegesetzlichen Be stimmungen nichts im Wege und es fragt sich nur, wo die Hebel anzusetzen sind, um die fakultativen Innungen in der That zu lebensfähigen Institutionen .zu machen, geeignet, die eigentlichen Träger der prak tisch-reformatorischen Bewegung zur Hebung unseres Gewerbestandes zu sein. Verschiedene Vorschläge sind da nun schon aufgetaucht und des Langen und Breiten erörtert worden, vor einigen Jahren legte man den Schwerpunkt auf die Jnnungsgerichte, auf die Recht sprechung, die den Innungen zuerkannt werden sollte; gegenwärtig wird mehr daS Lehrlingswesen, seine Leitung und Beaufsichtigung betont und waren be kanntlich in der vorigen Reichstagssession dahin zielende umfassende Anträge eingebracht worden, die aber schließlich ein stilles AommissionSbegräbniß fanden. — Die „Weißeritz.Zeitung" «scheint wüchoytlich drei ¬ mal: Dienstag, Donner«- > tag und Sonnabend. —- , Preis vierteljährlich 1 M. . LS Pfg., ziveimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzeln« Nummer« jo Pfg. - «le Post.»- statten, Postboten, sonne di« Agenten nehmen Be- ^ung-n an. Amtsblatt für die Königliche Anüshauptrnannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu DippoldiswaÜ>e und Irauenjtein