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Mchech-ZtitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde. 52. Jahrgang. Die Mittelpartei Lokales und Sächsisches Dippoldiswalde. In der am vergangenen Diens tag abgehaltenen gemeinschaftlichen Sitzung des Stadt raths und der Stadtverordneten wurde Herr Bürger meister Voigt wiederum als Vertreter der Stadt in den Bezirksausschuß der königl. Amtshauptmannschaft gewählt. WM* !nd«n, einstimmung in den Zielen, wenn vielleicht auch nicht immer in den Mitteln, besteht. Wenn es gelingen sollte, hierüber ein festes Zusammenwirken der ge mäßigten Elemente zu erzielen, auch ohne daß diesel ben innerhalb des Rahmens eines ganz bestimmten Parteiprogrammes zusammengeschweißt werden, so hätten die Auseinandersetzungen über die „mittelpartei liche Frage" doch einAi nicht zu unterschätzenden Ge winn ergeben und darf man deshalb vielleicht hoffen, daß in denselben die Keime einer gesunden und natür licheren Gestaltung unserer Parteiverhältnifse enthalten sind. Aber eine solche auf Grund eines ganz neuen Programms, welches jede der paktirende Parteien nöthigen würde, gewisse Prinzipien preiszugeben, her beiführen zu wollen, wäre ein verkehrter Weg und dies wird man wohl auch hüben wie drüben allmählig erkennen. — Das nun bereits durch die neuen Röhren flie ßende Wasser hatte anfangs einen nicht unbedeuten den Theergeruch und -geschmack, der aber bereits weniger auffällig ist und baldigst ganz verschwinden wird. einander und mit der Regierung die zunächst liegenden parlamentarischen Aufgaben, zu gelten haben. Jeden falls giebt es aber doch eine Menge von Fragen, die speziell unter den nationalen Gesichtspunkt fallen, über welche zwischen den genannten Parteien eine Ueber- — Vorgestern wurde die sterbliche Hülle unsers im Alter von 50 Jahren 8 Monaten 5 Tagen ver schiedenen Herrn Bürgermeisters Joseph Grohmann zur letzten Ruhe gebracht. Am Vorabende des Be gräbnisses sang der hiesige Männergesangverein „Lieder tafel" am Trauerhause Gesänge. Dem Leichenkondukte hatten sich außer sämmtlichen hiesigen Vereinen und Korporationen und der Bürgerschaft Herr Amtshaupt mann von Keßinger und Herr Bezirksschulinspektor Mushacke aus Dippoldiswalde, sowie die Herren Ge meindevorstände und Freunde des Verblichenen aus den Nachbarorten angeschlossen, so daß sich ein in solcher Größe seit langer Zeit hier nicht gesehener Trauerzug nach dem Friedhöfe bewegte. Hier ange kommen hielt der katholische Seelsorger aus Freiberg nach den vollzogenen üblichen konfessionellen Ritualien eine trostreiche Grabrede, woran sich das vom hiesigen Diakonus, Herrn Weigel, gesprochene Grabgebet reihte. Beide Herren Geistliche betonten in ihren Ansprachen mit vollem Recht, daß durch den plötzlichen Tod unsers Stadtoberhauptes nicht nur dessen Familie, sondern auch die gesammte Stadt und Alle, die mit dem Ver storbenen in näherer Beziehung standen, aufs Tiefste betrübt worden seien und wünschten ihm den himm- Die Frage der Bildung einer großen Mittelpartei, die sowohl alle gemäßigt-liberalen wie gemäßigt-kon servativen und überhaupt alle Elemente umschließen soll, die einer nationalen Politik huldigen, beschäftigt wieder einmal die Tagespreise. Es läßt sich nun gar nicht darüber streiten, daß man in dem Entstehen einer solchen Partei den ersten Schritt zu einer gesunden Gestaltung unserer so vielfach zerfahrenen und un natürlichen Parteiverhältnifse zu erblicken hätte, denn eine große Partei, die alle extremen Richtungen von links und rechts ausschließt, thut uns wahrlich Noth, dies ist nicht nur auf Seiten derRegierung, sondern auch in denjenigen Kreisen, die vor Allem zur Mitwirkung an der erwähnten Parteibildung berufen erscheinen, schon längst erkannt worden und seit Jahr und Tag schweben die Erörterungen hierüber. Gerade der Ne gierung muß an der Unterstützung von Parteien ge- gelegen sein, die aus der Opposition keinen Sport machen, sondern die Regierungspolitik bis zur Grenze der Möglichkeit ehrlich unterstützen und um so seltsamer berühren da die neulichen Angriffe dec „Nordd. Allgem. Ltg." auf die Nationalliberalen, Angriffe, die ledig lich deshalb unternommen wurden, weil die National liberalen auf ihrem Kölner Parteitage erklärten, daß sie aus ihre Selbstständigkeit als Partei nicht verzichten könnten. Das offiziöse Blatt wünscht nur eine solche regierungsfreundliche Parteibildung, die sich außerhalb des parlamentarischen Fraktionsrahmens vollzöge, aber eine derartige Forderung ist bei unseren gegenwärtigen parlamentarischen Verhältnissen ein Unding und auch die zu „gründende" Mittelpartei könnte nur im Frak- tionsverbande existiren. Eröffnet nun schon die sonder bare Haltung des genannten Regierungsblattes gegen über den Nationalliberalen für die Bildung einer Mittelpartei augenblicklich keine besonders ermuthigenden Aussichten, so werden die bezüglichen Erwartungen durch die Stellungnahme, welche man in „mittelpar teilichen Kreisen" selbst gegenüber diesem Projekte ein nimmt, noch mehr herabgestimmt. Herr von Benda, einer der parlamentarischen Führer der national liberalen Partei, hat es in seiner kürzlich erschienenen Flugschrift über die gesetzgeberischen Arbeiten des letzten Jahres und die Betheiligung der Nationalliberalen an denselben offen ausgesprochen, daß eine Verschmelzung der beide» jetzt bestehenden Parteien gemäßigter Rich tung, der Nationalliberalen und der Freikonservativen, zu einer einzigen Partei, für die vaterländischen In teressen weder Wünschenswerth noch förderlich sein werde. So überraschend dieses Bekenntniß aus dem Munde des nationalliberalen Führers im ersten Augen blicke klingen mag, so muß schließlich doch zugegeben Werden, daß v. Benda in seinen Ausführungen hierüber Recht hat. Er weist nach, wie gerade auf der Selbst ständigkeit jeder der beiden politischen Richtungen deren bisheriges freundschaftliches Verhältniß beruhe, daß jede der mittelparteilichen Fraktionen weit verzweigte Verbindungen im Lande habe, die eine nach rechts, die andere nach links, und eine Verschmelzung beider Gruppen müßte in befreundeten Kreisen eine tief gehende Entfremdung Hervorrufen und die Machtsphäre der Mittelpartei eher beschränken, als erweitern. Schließlich betont auch v. Benda, daß sowohl seitens der nationalliberalen wie der sreikonservativen Partei leitung wiederholt die Nothwendigkeit hervorgehoben worden sei, die Selbstständigkeit der beiderseitigen Parteien zu wahren, was ein Zusammengehen der selben bei den Wahlen durchaus nicht ausschließen würde. Unter solchen Umständen muß allerdings der Zeitpunkt für die auf Bildung der großen Mittelpartei gerichteten Bestrebungen als nicht besonders geeignet erscheinen und dies wird auch von der neuesten Er scheinung auf diesem Gebiete, dem -von der „Konserv. Korresp." entworfenen Programm für eine Verstän digung der Konservativen und Nationalliberalen unter- „Weißerltz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. SS Psg-, zweimonatlich St Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzeln« Nummern K Pfg. - Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. — 29. Oktober. Die Temperatur bat jetzt so abgenommen, daß früh 2—3 Kältegrade zu verzeichnen sind. In den Morgenstunden müssen bereits Feld arbeiten ausgesetzt werden. Dazu kam gestern und vorgestern bei herrlich heiterem, völlig wolkenlosen Himmel ein ziemlich heftiger Südostwind. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Zsraumstein SnsLrate, welche Seid« bedeutenden Aus' Blatte« eine s-I same Verbreit«»! «erden mit 10 ... Spaltenzeile »der per» Raum berechnet. — LUe vellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Ein«»: sandt, im revattionellen »heil«, die SpaltenM» M Psg. lischen Lohn für seine auf Erden bewiesene Treue. Dem von uns geschiedenen Herrn Bürgermeister, der 13 Jahre lang unsrer Stadt vorstand und stets deren Bestes bezweckte, wird von seinen Bürgern ein blei», bendes, dankbares Andenken gewahrt bleiben. — Vor einigen Tagen konnte unsre feuergefähr liche Niederstadt leicht in die grüßte Gefahr kommen^ Ein Miethsbewohner eines dortigen Hauses hatte Ofenruß auf den Düngerhaufen geworfen, Der Erstere mochte aber doch wohl noch Glühmasse enthalten, denn bald darauf entzündete sich der Düngerhaufen, welcher aber, da der Wafsertrog unmittelbar in der Nähe war, bald gelöscht wurde. Wäre der Brand in später Nachtstunde ausgebrochen, so konnte das Unglück ein unberechenbares werden. Lauenftein. Am 20. September d. I. kamen 2 Herren aufs Pfarramt zu Breitenau, legten gute Zeugnisse von Kirchenvorständen und Geistlichen andrer Gemeinden vor, empfahlen sich als Vergolder und er» boten sich, den Kirchthurmknopf nebst Fahne und Blitz ableiter in Breitenau gut und billig zu vergolden. Da in der That der Knopf und die Fahne nicht mehr recht blank aussahen, so schloß der Herr Vorsitzende des KirchenvorstanveS mit den beiden Herren einen Vertrag dahin ab, Knopf Fahne und Blitzableiter um 50 Mark Entschädigung zu vergolden. Der geforderte Betrag schien nicht zu hoch, da man doch in dem guten Glauben war, die betr. Stücke müßten vom Kirch thurm abgenommen werden. Daran dachten diese „Schnell-Vergolder" nicht; sie nahmen eine Leiter holten statt Firniß Oel in einem Laden und bestiegen den Kirchthurm. In 2 bis 3 Stunden war die in Accord genommene Arbeit fertig; die Herren hatten die Stücke gar nicht erst herabgenommen, sondern auf der Leiter stehend, alles oben „vergoldet" und erhielten 50 Mk. ausgezahlt. Als es nun vor einigen Tagen regnete, löste sich das „Gold" an Knopf, Fahne und Blitzableiter, und es ergab sich, daß die sauberen „Ver golder" die betreffenden Gegenstände überhaupt gar nicht vergoldet, sondern nur mit ganz ordinärer gelber Farbe angestrichen hatten. Die Farbe lief infolge des Regens ab, und sahen nunmehr Knopf, Fahne und Blitzableiter schlechter aus, wie zuvor. Soviel ist be reits festgestellt, daß der eine der beiden Schwindler der Korkschneider Friedr. Aug. Eckardt aus Schandau, ein bereits steckbrieflich verfolgter Mensch ist, der jüngst erst vom königl. Amtsgericht Dippoldiswalde gesucht wurde, damit er wegen Hinterziehung der Steuer für Gewerbebetrieb im Umherziehen eine Gefängnißstrafe von 4 Tagen verbüße. Der zweite der spekulativen Herren heißt Beckert, ist aus Hohnstein gebürtig, von Profession Bäcker und z. Z. noch unbestraft. Augen blicklich sollen sich die Herren Jndustrieritter in der Bautzener Gegend Herumtreiben; da dieselben gewiß noch anderwärts versuchen werden, Kirchthurmknöpfe zu „vergolden", so möchte dieser Vorfall zur Warnung dienen. (Dr. A.) Kreischa. Die hiesige Volks- und Schulbiblio thek erfreut sich einer fortwährend steigenden Be nutzung. Im Jahre 1882/83 wurden 454, im Jahre 1883/84 593, 1884/85 787 und im letzten Jahre 1113 Bändchen ausgegeben, wofür im ganzen 101 M. 64 Pf. Lesegebühren vereinnahmt wurden. Das Lesegeld be trägt für je 1 Bändchen in der ersten halben Woche 2 Pf., in jeder folgenden halben Woche 1 Pf. mehr. Dresden. Die Modelle zu dem in der Residenz stadt zu errichtenden Reiterdenkmale des König Johann sind im Atelier des Prof. Schilling vollendet von König Albert in Augenschein genommen worden. Das Denkmal wird bekanntlich auf dem Theaterplatze seinen Stand erhalten. — Königin Carola hat sich am 27. Oktober von Sigmaringen nach Baden-Baden begeben. — Mit Rücksicht auf mehrfach vorgekommene Un zuträglichkeiten und Ueberschreitungen bei Züchtigungen — Wie wir hören, wird der nächste Theater - extrazug am 8. November auf der Bahn Hains berg-Kipsdorf verkehren. Frauenstein, 28. Oktober. Vom hiesigen Kirchenvorstande ist Herr Diakonus Otto Emil Leh mann aus Löbau einstimmig zum hiesigen Pfarrer gewählt. Derselbe wird Anfangs Januar nächsten Jahres seinen Einzug halten. Möchte die Wirksam keit des genannten Herrn in hiesiger Parochie eine recht gesegnete sein.