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MHmtz-IeitW Verantwortlicher Redactmr: Carl Ithne in Dippoldiswalde. l Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de- Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder vettn Raum berechnet. — La- vellarische um> compliklrte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltenzeik MPf«. Die „Weißeritz. Zeitung" . «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. «5 Pfg-, zweimonatlich V4 Pfg-, einmonatlich 4S «fg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche UmLshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 124. Dienstag, den 26. Oktober 1886. 52. Jahrgang. Makakes und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. Oktober. Wir glauben uns nicht zu täuschen, wenn es uns vorkommt, als hätte es in unsrer Stadt noch niemals soviel Hunde ge geben, als eben jetzt. Von allen Raffen und Dimen sionen sieht man sie Herumlaufen, Md wer gerade an einem Platze (Markt, Oberthor-, Kirchplatz besonders) wohnt, der kann täglich die Zusammenkunft von einem stattlichen Nudel dieser ja an und für sich recht nütz lichen, aber in größerer Menge recht störenden und auch nicht ungefährlichen Vierfüßler beobachten und sich von ihnen stören lassen. Daß zudem der Anblick der bei ihren Besuchen geübten Natürlichkeiten weder ästhetisch noch moralisch anregend wirkt, wird man wohl nicht erst beweisen dürfen. Der Zweck dieser Andeutung ist, zu einer größeren Einschränkung der Hunde auf das Haus oder Gehöft des Besitzers Anregung zu geben, da es der Gesammtbevölkerung nicht wohl zugemuthet werden kann, sich durch die Liebhaberei Einzelner stören und gefährden zu lassen. — In der am vergangenen Sonnabend abge haltenen Sitzung des landwirthschaftlichen Ver eins hielt, nach Mittheilung der Negistranten-Ein gänge, Herr Brand-Vers.-Jnsp. Treitschke einen höchst interessanten und verständlichen Vortrag über „die Einschätzung der landwirthschastlich benutzten Gebäude zur Landesbrandkaffe," indem er an einem ideellen Beispiele die Art und Weise der Einschätzung klar legte und sodann höchst schätzenswerthe Winke gab, wie es der Landwirth durch bauliche Veränderungen rc. ermöglichen könne, seinen Beitrqg zur Landesbrand kaffe zu ermäßigen. — Sodann wurde beschlossen, auch Heuer ein Stiftungsfest mit Prämirung treuver dienter Dienstboten abzuhalten und wird diesmal, ab weichend vom früheren Gebühren, den theilnehmenven Frauen der Mitglieder ein Freikouvert bei dieser Ge legenheit gewährt werden. — Daß der hiesige, äußerst strebsame Turnverein sich die Zuneigung und Theilnahme der Bürgerschaft und insbesondere auch des weiblichen Theiles derselben in hohem Maße erworben hat, davon gab der überaus zahlreiche Besuch der gestern aus dem Rathhaussaale veranstalteten Abenvunterhaltung sichtbares Zeugniß, und jedenfalls fließt dem Fond der Turnhallenbauschule durch das gelungene Unternehmen ein namhafter Bei trag zu. Die Sänger des Vereins lieferten durch ihre Leistungen den Beweis, daß die Bemühungen des Liedermeisters, Herrn Lehrer Schmidt, bisher recht erfreulichen Erfolg gehabt haben, und daß durch die Pflege des Gesanges ein hoch zu schätzendes Element in den Verein gekommen ist. Daß sich mit jungen, strebsamen Kräften, die durch die Turnerei an Ord nung und Kommando gewöhnt sind, unter sachver ständiger Leitung in gewissen Schranken etwas recht Gutes erreichen läßt, wurde sowohl durch die gebo tenen Chor- als Sologesänge bewiesen. Die Violin- vorträge der Herren Schmidt und Jäger ernteten reichen Beifall, und das dramatisch gestaltete, humo ristische Genö'sche Terzett, wie nicht minder das den Schluß bildende Lustspiel „Er muß turnen" hoben die ohnehin günstige Stimmung bis zu rauschendem Applaus, der sich auch auf die turnerische Leistung der Schlußpyramide erstreckte. Die eifrigen Vorbe reitungen des Herrn Turnwart Eidner, der den Abend durch einen selbstverfaßten Prolog einleitete, und die Gefälligkeit der Mitwirkenden haben dem Verein und ollen Anwesenden einen heiteren, anregenden Abend geboten, was dankbar anzuerkennen ist. — Auf Verlangen seiner Mitglieder hat sich der durch zwei sachverständige Mitglieder verstärkte Vor stand des Gewerbevereins neuerdings abermals ein gehend mit unserem Eisenbahn fahrplan beschäftigt und die Grundzüge einer an die kgl. Generaldirektion zu richtenden Petition in Betteff desselben berathen, welche, wenn sie ausgearbeitet sein wird, den Bahn- adjecenten und der Bezirksvertretung zum eventuellen Anschluffe mitgetheilt werden soll. Es werden darin verschiedene Anträge zur Beseitigung der sich bei dem jetzigen Fahrplan herausstellenden Unzuträglichkeiten gestellt, sowie aberinals die Bitte um täglich 4 Züge, wenigstens vom I. April an, ausgesprochen werden. — Die diesjährigen Herbst-Kontrol-Ver sammlungen, zu welchen sämmtliche Reservisten, Dispositionsurlauber und zur Disposition der Ersatz behörden Beurlaubte zu erscheinen haben, finden im Landwehrbezirk Pirna in der Zeit vom 2. bis mit 6. November statt und zwar bei der 4. Bezirks-Kom pagnie in Dippoldiswalde am 4. November, Vorm. 9 Uhr im Schießhaus; in Frauenstein am 5. Novbr., Vorm. 9 Uhr, im Rathhausgarten und in Lauenstein am 6. November, Vorm. 9 Uhr, im Schisßhaus. Spezielle Gestellungsordres zu den Konlrolversamm- lungen werden von dem kgl. Landwehr-Bezirks-Kom mando nicht ausgegeben. Es liegt im Interesse der hierbei betheiligten Mannschaften, daß sich dieselben pünktlich auf den Kontrolplätzen einfinden, da das Nichterscheinen zur Kontrolversammlung ebenso streng bestraft wird, als die Nichtbefolgung einer Einbe rufungsordre zur Uebung. Außerdem wird noch be sonders darauf aufmerksam gemacht, daß die an den Kontrolversammlungen Theil nehmenden Mannschaften während der ganzen Dauer des Tages, an welchem dieselbe stattfindet, zum aktiven Heere gehören und somit, auch hinsichtlich der Vergehen gegen Civilper- sonen, der Militärgerichtsbarkeit unterstehen. — Morgen, Dienstag den 26. Oktober, ist der Schlußtermin der Anmeldung zu den Kirch en Vor stands wählen, den wir nicht zu übersehen bitten. Also mündlich oder schriftlich bei einer der bekannt gegebenen Stellen sofort melden! — Sind die Gerichtsvollzieher bei der Zwangs vollstreckung als Beauftragte des Gläubigers oder als Beamte thätig? Die Frage wurde bisher vom Reichs gericht schwankend beantwortet, so daß sich der Gerichts hof zu einer Plenar-Entscheidung hat entschließen müssen. In dieser Plenar-Entscheidung ist nun der Gerichtsvollzieher als Bevollmächtigter anerkannt: der Gläubiger hat also wegen Versehen einen unmittel baren Anspruch an den Gerichtsvollzieher und darf dieser ihn nicht vorweg an den Schuldner verweisen. Die Stellung der Gerichtsvollzieher ist durch diese Plenar-Entscheidung eine wesentlich geänderte geworden. — Mit dem 1. November beginnt im Königreiche Sachsen die Schonzeit für Krebse und dauert bis mit dem 31. Mai des nächsten Jahres. Während dieser Zeit dürfen in fließenden Gewässern Krebse überhaupt nicht gefangen werden und auch die aus geschloffenen Gewässern herrührenden dürfen weder feilgeboten noch verkauft werden. Für weibliche Krebse mit Eiern unter dem Schwänze erstreckt sich dieses Verbot auf das ganze Jahr. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese Bestimmung recht genau eingehalten würde, da ohnehin in den letzten Jahren der Krebsreichthum auch in den sächsischen Gewässern durch die sogenannte Krebspest gewaltig abgenommen hat, und die gute Wiederbevölkerung verödeter Gewässer mit Krebsen insofern schwierig ist, als der Krebs zum Wachsen sehr langer Zeit bedarf. Ein ordentlicher Speisekrebs ist wenigstens 6 bis 8 Jahre alt, und besonders große Exemplare haben stets ein Alter von 15—20 Jahren. Indessen ist eine Wiederbesetzung dadurch möglich, daß man kleinere Krebse (Krebsbrut) kauft und aussetzt. Wir machen noch darauf aufmerksam, daß mit dem 1. Dezember auch die Schonzeit für die Aalraupe be ginnt und bis mit dem 1. Januar des nächsten Jahres dauert. — Der diesjährige öffentliche Lehrkursus über Fischzucht an der Forstakademie Tharandt wird Donnerstag, den II. November, Abends 5 Uhr, be ginnen und Sonnabend, den 13. November, Abends 6 Uhr, schließen. Jedermann hat das Recht, unent geltlich diesem Kursus beizuwohnen. — Die Theil nehmer an demselben beabsichtigen an dem folgenden Sonntage, also den 14. November, auch diesmal eine Exkursion nach Schandau, zur Besichtigung der Fisch zuchtanstalt des Herrn Fabrikant Rößler, zu unter nehmen, woselbst das Abstreichen von Lachsen gezeigt werden soll. Da neuerdings der große Hörsaal der königlichen Forstakademie mit Gasbeleuchtung versehen wurde, ist es von nun an möglich, den Herren Theil- nehmern eine etwas größere Behaglichkeit zu bieten als bisher in dem kleinen Hörsaal. 8. Hartmannsdorf bei Frauenstein, 24. Oktober. Gestern fand hier eine Versammlung des Bezirks - lehrervereins Dippoldiswalde statt. Die große Ausdehnung des 12 Quadratmeilen messenden amts- hauplmannschaftlichen Bezirks läßt es, obschon Dippol diswalde selbst als Mittelpunkt der geeignetste Ver sammlungsort ist, angezeigt erscheinen, bisweilen dem einen oder anderen Theile des Bezirks den Besuch der kollegialischen Vereinigungen zu erleichtern, und so war denn für diesmal unser Dorf zum Sammelpunkt bestimmt. Leider war durch den Umschlag der bisher so schönen Herbstwitterung selbst manchem Nahewohnen den der Besuch so erschwert, daß die Zahl der Er schienenen nur gering war. Nach der Begrüßung der selben durch den Vorsitzenden, Herrn Schuldirektor Engelmann-Dippoldiswalde, erstattete Herr Kantor .Hellriegel-Dippoldiswalde den sehr fleißig ausgear beiteten Bericht über die in Dresden im September stattgefundene Delegirtenversammlung des Allgemeinen Sächs. Lehrervereins; hierauf wurde von einigen Ein gängen Kenntniß genommen, die Jahresrechnung vor getragen und geprüft und dem Leipziger Lehrerverein, der mit der Ausführung des projektirten Kehr-Denk mals beauftragt ist, ein Beitrag zu demselben aus der Vereinskasse bewilligt. Auf den Antrag des Vorstan des wurde beschlossen, die Vorsitzenden der Spezial konferenzen um ihre Vermittelung bei Einhebung der Vereinssteuer (gegenwärtig jährlich 75 Pfennige) zu ersuchen, um die rechtzeitige Abführung des an die Kasse des Allgemeinen Sächs. Lehrervereins zu leisten den Beitrags zu ermöglichen. Die hierauf vorge nommene Vorstandswahl ergab folgendes Resultat: Buckel, Engelmann, Hellriegel-Dippoldiswalde, Junge- Burkersdorf, Rothe-Wilmsdorf. — Nachdem hierauf Herr Kirchschullehrer Junge absehend von einer voll ständigen Ausführung des von ihm früher zugesagten Vortrags: „Ueber den Kirchenbesuch der Schulkinder" (da sich derselbe durch die inzwischen stattgefundenen Synodalberathungen, sowie durch die Bezirksschulin- spektoralkonferenz erledigt hatte), nur einige Bemer kungen über das angegebene Thema gemacht hatte, schloß der Vorsitzende die Versammlung mit der dringen den Aufforderung an die Erschienenen, in ihren Kreisen auf immer regere Betheiligung am Bezirksverein hin wirken zu wollen. Frauenstein. Am vergangenen Sonnabend früh ist nach kurzem Unwohlsein infolge Herzschlages der hiesige langjährige und um das Wohl unsrer Stadt treubesorgte Bürgermeister, Herr Joseph Grohmann, plötzlich und viel zu früh für seine Familie und die Stadt Frauenstein verstorben. Dresden. König Albert ist entgegen den frü heren Meldungen bereits am 24. Oktober, früh gegen 4 Uhr, von Sibyllenort nach Dresden zurückgekehrt. — Der Stand der Finanzen der „Allgemeinen Brandveriicherungs-Gesellschaft sächsischer Lehrer" ist fortgesetzt ein äußerst günstiger, was am besten daraus ersichtlich ist, daß nach einer Bekanntmachung des Ge- sammtvorstandes dieser Versicherungs-Gesellschaft den Mitgliedern auch in diesem Jahre die Novemberprämie wieder erlassen werden kann. Meißen. Es ist in neuerer Zeit vielfach bei den Weinbergsbesitzern der hiesigen Gegend Sitte geworden, ihre gesammte Ernte gleich am Stocke zu verkaufm,