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WÄeritz -Mus Inserat«- welche bet»«» bedeutenden Auflage bei Blattes ein, schr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil» LOPfg. „Weißeritz^Ieitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sopnabmid, . Preis vierteljährlich 1 R. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt EM die Königliche Umtstzauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactmr: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 123. Sonnabend, den 23. Oktober 1886. 52. Jahrgang. Der Kampf gegen den Anarchismus. Die jüngste Entdeckung einer anarchistischen Ver schwörerbande in Wien lenkt das allgemeine Interesse wieder der Frage zu, auf welche wirksamste und zweck mäßigste Weise die Regierungen der internationalen Rotte von Verbrechern entgegentreten könnten, welche zur Durchführung ihrer wahnwitzigen Theorien selbst vor den furchtbarsten Thaten nicht zurückschrecken uud immer wieder von Prem blutigen Fanatismus ent setzliche Beispiele adlegen. Daß der Staat den Kampf gegen die im Dunkeln ihre verderblichen Pläne aus brütenden Feinde der heutigen gesammten staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung nicht mit den gewöhn lichen gesetzlichen Mitteln führen kann, erscheint bei dem eigenartigen Charakter des anarchistischen Ver schwörer- und Verbrecherthums selbstverständlich. Aber auch die Ausübung außergewöhnlicher Gewalten bietet dem einzelnen Staate nur eine unvollkommene Hand habe zur wirksamen Bekämpfung der Bekenner der anarchistischen Lehren dar. Gerade die noch so kurze und doch schon so lehrreiche Geschichte des Anarchismus in Oesterreich beweist, wie wenig sich gegen denselben auch mit Ausnahmegesetzen ausrichten läßt, denn trotz des seit den Zeiten der Kämmerer und Stellmacher über Wien und Umgegend verhängten Ausnahmezu standes konnte sich gerade in der österreichischen Haupt stadt wiederum eine gefährliche, weitverziveigte und vortrefflich organisirte Verschwörerbande bilden und nur einem glücklichen Ohngefähr ist es zu danken, wenn deren Mitglieder noch rechtzeitig entdeckt und verhaftet wurden. Der Punkt, von welchem aus der Kampf gegen den Anarchismus einzig mit einer ge wissen Aussicht auf Erfolg geführt werden kann, liegt ganz wo anders, nämlich nicht in der Gesetzgebung der einzelnen Staaten, sondern in dem Zusammen wirken und gemeinschaftlichen Vorgehen der Staaten. Die Hauptstärke des Anarchismus liegt in seinen inter nationalen Beziehungen und Verbindungen und so ist nichts natürlicher, als daß auch die Waffen zu seiner Bekämpfung internationalen Ursprungs sein müssen. Dies ist nun allerdings von den Regierungen längst erkannt worden und es hat auch an wiederholten An regungen, zu einer Verständigung auf diesem Gebiete zu gelangen, nicht gefehlt, aber dieselben sind immer an verschiedenen Klippen gescheitert und nach Lage der Verhältnisse muß das Zustandekommen eines wirk lichen internationalen Anarchistengesetzes vorläufig be zweifelt werden. Indessen dürften sich die Staats männer Europas doch nicht der Einsicht entziehen, daß irgend welche gemeinschaftlichen Schritte zur Bekämpfung der ultrarevolutionären Partei unternommen werden müssen, will man nicht die von letzterer drohende Ge fahr über kurz oder lang ins Riesenhafte wachsen lassen. Hierzu gehört nun offenbar in erster Linie die internationale Revision und Umgestaltung des Asyl rechts, denn es leuchtet von selbst ein, daß an eine Unterdrückung des Anarchismus nicht zu denken ist, so lange anarchistische Verbrecher um der rächenden Gerechtigkeit zu entgehen nur in ein anderes Land zu flüchten brauchen, wo das politische Asylrecht auf diese Kategorie von Flüchtigen Ausdehnung findet. So lange freilich die anarchistischen Attentäter die Ehre genießen, mit zu den politischen Verbrechern gerechnet .zu werden, wäre es unnütz, über den Begriff und die Ausdehnung des Asylrechts zu streiten. Es mag zu gegeben werden, daß nicht alle anarchistischen Bestre bungen gleich vom Standpunkte des gemeinen Straf rechts aus beurtheilt zu werden verdienen, aber in sehr vielen Fällen decken sich jene vollständig mit dem Begriffe des gemeinen Verbrechens und dann müssen auf ihre Träger auch überall die bezüglichen Strafge- setzbestimmunaen der einzelnen Länder Anwendung finden und alsdann verengert sich auch die Ausdehnung des politischen AsylrechtS von selbst. In dieser Be ziehung empfiehlt sich vor Allem eine Revision der Auslieferungsverträge, da in den meisten derselben der Gegensatz zwischen gemeinen und politischen Verbrechen in schärfster Weise festgehalten wird und hieraus ent- spinnen sich zumeist langwierige, ost resultatlose Unter handlungen darüber, ob die von einem Staate ver langte Auslieferung eines politischen Verbrechers durch die Bestimmungen des Vertrages überhaupt gerecht fertigt ist, oder nicht. Solchen Zuständen muß einmal ein Ende gemacht werden, und selbst diejenigen Länder, in denen das politische Asylrecht seine eigentliche Hei- math gefunven, in England, der Schweiz und Nord amerika, werden zu dieser Erkenntniß gelangen müssen. Sind doch gerade die beiden letzten Länder zu ener gischem Vorgehen gegen fremde Anarchisten, denen sie Gastrecht gewährten, genöthigt gewesen, die Schweiz durch Ausweisungen, Nordamerika gar durch Verur- theilungen zu Zuchthaus- und selbst zu Todesstrafen! Um so mehr steht zu erwarten, daß man auch von dieser Seite her sich den Anregungen zu einer inter nationalen Verständigung über die Auslieferung anar chistischer Verbrecher empfänglich zeigen wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 22. Oktober. Seit gestern hat sich nunmehr Regenwetter eingestellt, und der bunte Blätterschmuck fällt allgemach zur Erde nieder. Wenn wir auch wieder auf schöne Tage hoffen, so nimmt doch das gesellige Leben nunmehr eine andere Gestalt an, der Kreis der Hausbewohner rückt enger zusammen, und in die Stelle der freien Natur tritt der häusliche Herd und zeitweilig der Ball- und Concertsaal. Nach dem bereits am Dienstag die Gesellschaft „Erholung" de» Reigen der Wintervergnügen begonnen, folgte an der Mittwoch die „Harmonie", und bald werden die Winterprogramme auch der übrigen geselligen Vereine, an denen ja bei uns kein Mangel ist, zur Ausführung gelangen. Für den häuslichen Kreis bringen wir unsere Volksbibliothek in Erinnerung, wünschend, daß sie auch in diesem Winter recht lebhaft benutzt werden möge. '— Wie aus der zweimaligen diesfallsigen Bekannt machung hervorgeht, soll die Neuwahl des Kirchen vorstandes am Reformationsseste stattfinden und die betreffende Wahlliste am 26. d. M. geschloffen werden. Da nur Diejenigen an der Wahl theilnehmen können, welche sich zu derselben an einer der angegebenen Stellen gemeldet haben, so ist es nunmehr die höchste Zeit, diese Anmelduüg zu bewirken. Es ist in der Thal eine sehr geringe Mühe, mündlich oder schrift lich erkennen zu geben, daß man an der Wahl theil- nchmen will; es ist aber von außerordentlicher Wich tigkeit, daß möglichst viel Wähler sich melden. Das Recht der Kirchengemeinde, insbesondere des Laien elements, bei der Ordnung der kirchlichen Angelegen heiten mitzuwirken, darf nicht gleichgiltig geopfert werden, es ist ein Ehrenrecht, und Jeder, der sich im Besitze derselben befindet, soll sie üben. Also noch heute oder morgen melden! — Es sind nunmehr II Jahre verflossen, seit unser Turnverein ein öffentliches Concert gegeben, und zwar geschah dies zum Besten seiner Fahnenkaffe. Jetzt nun, wo man sich allerorts rührt, um den Grund stock zur Erbauung von Turnhallen die nöthigen Geld mittel zuzuführen, will auch unser Turnverein nicht versäumen, sein Scherflein beizutragen und beabsichtigt deshalb, nächsten Sonntag ein Concert zum Besten der Deutschen Turnbauschule zu veranstalten. Das hierzu ausgestellte Programm ist ein gut gewähltes und wird nicht verfehlen, die Zuhörer zu befriedigen. Möge ein recht volles Haus die Mühen des Vereins lohnen! — Mit Bewilligung der Ministerien des Innern und der Finanzen nehmen die Städte Frohburg und Lausigk Anleihen auf und zwar die erstere in Höhe von 105,000 M. in Abschnitten zu je 300 M. und letztere in Höhe von 250,000 M. in Abschnitten zu 500 M. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat September gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tvurbillets. Tagesbillet». MilitSr- II. III. II. III. Mets. Dresden ... 113 438 485 1861 107 Hainsberg. . . 260 1433 239 1351 172 Dippoldiswalde . 148 1261 241 1239 371 an den Haltestellen 223 1675 289 1844 381 Sa. 744 4807 1254 6295 1031 14131 Befördert wurden 2,682,009 Kilogramm Güter. Vom l. Januar 1886 an wurden 96,745 Stück Billets verkauft und 22,077,725 Kilogramm Güter be fördert. Glashütte. Geht man jetzt zwischen den Feldern und Wiesen spazieren, so sieht man überall noch Blumen, und nicht blos Herbstblumen, in ziemlicher Anzahl und mehr als andere Jahre blühen. So hat Schreiber Dieses am Mittwoch auf einem weniger als einhalbstündigem Spaziergang sich einen reizenden, buntfarbigen Strauß von mehr als 20 Arten Feld blumen zusammenstellen können. Auch in den Gärten blühen verschiedene Blumen zrun zweiten Male, und im Garten der Uhrmacherschule hat sogar der Gold regen (0^ti8U8 laburouw) zum zweiten Male Blüthen getrieben. Ebenso wurden am selben Tage Abends noch 2 Johanniswürmchen (Weibchen von I-awpMS nootilnoa) gefunden. — Ein äußerst glänzendes Me teor zog am Mittwoch Abend '/>10 Uhr bei stern hellem Himmel in der Höhe von ca. 30° von Osten über Süden nach Südwesten, wo es verschwand. Das Meteor hatte die Größe der Venus, nahm im Kopfe des Stiers, in der Nähe der Hyaden, seinen Anfang und hinterließ einen leuchtenden Schweif, der, bis zu 90° lang, nur einige Sekunden sichtbar blieb. Diese Natur-Erscheinung hatte große Aehnlichkeit mit einer riesigen Rakete, zuerst planetarische, zuletzt aber ganz bedeutend geringere Geschwindigkeit. HainSberg. Der Bericht des VerwaltungSrathes der Thode'schen Papierfabrik über das Betriebs jahr vom 1. Juli 1885 bis 30. Juni 1886 betont zunächst die ungünstigen Geschäftsverhältniffe der Papier industrie im Allgemeinen wie im Besonderen dahin, daß die Überproduktion noch zugenommen hat und die Papierpreise weiter zurückgegangen sind. Es wur den 4069 847 Kilo, gegen 4 389 799 Kilo im Vorjahre, produzirt; die Fakturirung stellte sich auf 1738642 M. 67 Pf., gegen 1984164 M. 24 Pf. im Vorjahre, was einen Ausfall von 319 952 Kilo, bezw. 245521 Mark 57 Pf. entspricht. Die Minderproduktion ist einestheils durch den Umbau einer Papiermaschine ver ursacht, in der Hauptsache aber durch dos Verbot der Sonntagsarbeit entstanden, während der sehr erheb liche Rückgang in der Fakturirung unmittelbar eine Folge der trostlosen Geschäftsverhältniffe der Papier branche ist. Als ziemlich belebt ist das Exportgeschäft hervorzuheben, wennschon auch hier Preiskonzessionen, namentlich auf größere Ordres, gemacht werden mußten. Von dem sich ergebenden Bruttogewinn in Höhe von 313 419 M. II Pf. sind dem Erneuerungsfond 72319 M. 42 Pf. überwiesen; zur Saldirung des Kontos der Sodawiedergewinnungs-Anlage I werden 1416 M. 48 Pf. und zu Krankenkaffenbeiträgen 3885 M. 99 Pf. abgeschrieben; an statuten- und ver tragsmäßigen Tantiemen für den Verwaltungs- und Aussichtsrath, sowie für Beamte und Fabrikpersonal rc. sind 37085 M. 16 Pf. zu vergüten. Es wird die Deklarirung von 7 Proz. Dividende auf 9000 Aktien ä 300 M. — 189000 M. vorgeschlagen, während 9712 M. auf neue Rechnung oorzutragen bleiben. Aus der Bilanz ist hervorzuheben, daß die Aktiven