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— Die Eisenbahnlinie Potschappel-Wilsdruff wird am 1. Oktober für den Personen- und Güter verkehr eröffnet werden, nachdem am 30. September die feierliche Eröffnungsfahrt derselben stattgefunden hat. s GadiSdorf. Nächsten Sonntag, den 3. Oktober a. v., Nachmittags 2 Uhr, wird, so Gott will, die Einweihung unseres im Innern renovirten Gottes hauses in Verbindung mit der Feier des Erntedank festes stattfinden. ^1 Frauenstein, 26. Sept. Vorgestern Abend fand im Franke'schen Saale hier eine Versammlung der Milglieder des Wohlthätigkeitsvereins „Sächsische Fechtschule", Filiale Frauenstein, statt, behufs Grün dung eines Ortsverbandes. Herr Oberfechtmeister Bernhardt theilte der Versammlung nach vorheriger Begrüßung derselben mit, daß gemäß § 17 der be stehenden allgemeinen Statuten zur Gründung eines Ortsverbandes die Wahl eines Verbands-Oberfecht meisters, als Vorsitzender, eines Verbands-Kassirers, eines Verbands-Schriftführers und eines kontrolirenden Verbands-Ausschusses, der an seiner Spitze einen Ob mann und einen Schriftführer hat, nöthig sei. Hierauf wurde Herr Buchdruckereibesitzer Geißler hier als Ver bands-Oberfechtmeister, Herr Handelsgehilfe L. Richter als Verbands-Kassirer, Herr Lehrer Haupt als Ver bands-Schriftführer gewählt. Zu kontrolirenden Ver- bands-Ausschuß-Mitgliedern wurden die Herren Weigel, Feller, Riesen und Bernhardt ernannt. Sämmtliche anwesende Gewählte nahmen die Wahl an; die zu Aemtern im Verband berufenen, jedoch zur Zeit der Wahl nicht anwesenden Mitglieder haben bis auf einen Herrn die Annahme erklärt. Nachdem die Wahl des Verbands-Vorstandes beendet war, legte der bisherige Verwalter der Kaffe, Herr Oberfecht meister Bernhardt, Rechnung über die bisherigen Ein nahmen und Ausgaben ab. Derselbe hat bis äato vom Direktorium der sächsischen Fechtschule für 215 Mk. 90 Pf. Fechtmaterial, inkl. der Schulen, bezogen, und hierauf 89 Mk. 40 Pf. für Fechtmaterial, exkl. 13 Mk. 4 Pf. Extragaben, bezahlt. Dem nunmehrigen Ver bands - Kassirer überlieferte der bisherige Kaffen verwalter 65 Mk. 40 Pf. in Baar und 61 Mk. 40 Pf. in Material, was in Summa den restirenden Betrag ergiebt, der abzüglich ?/s der Mitgliedsbeiträge an die Hauptverbandskaffe abzuliefern ist. Außerdem übermittelte Herr Oberfechtmeister Bernhardt dem Ver- bands-Kassirer noch 6 Mk. 17 Pf. Extragaben. Zum Schluffe der Versammlung wurde Bericht erstattet über den Verlauf des am 20. dieses Monats stattge fundenen Vereinsvergnügens. Als Einnahme war zu verzeichnen 91 Mk. 96 Pf. und eine Ausgabe von 48 Mk. 95 Pf. Es ist somit ein Ueberschuß von 43 Mk. 1 Pf. erzielt worden, über welchen der Orts verbands-Vorstand weiter verfügen soll. Auch dieser Betrag wurde dem Verbands - Kassirer überwiesen. — Heute fand in unserem festlich, mit 82 Kränzen, sowie Guirlanden, Feld- und Garten-Früchten ge schmückten Gotteshause das Erntedankfest statt. In recht erbauender Weise und gehobener Feststimmung beantwortete Herr Diakonus Weigel auf Grund des Schristwortes der überaus zahlreich versammelten, andächtig lauschenden Gemeinde die Frage: Wie feiern wir recht das Erntedankfest? 1. Wenn wir unsere Kniee beugen zum Danke gegen den Herrn dieser Ernte. 2. Wenn wir unfern Mund öffnen zum Ge lübde gegen den Herrn der zukünftigen Ernte. — Der Ertrag der Kirchenkollekte zum Besten des Kirchenbaues in Gablenz bei Chemnitz war in unserer Gemeinde ein sehr erfreulicher. Er ergab die Summe von 24 M. 30 Pf. — Nächsten Sonntag predigt in unserer Kirche Herr Stud. tkeol. Grohmann von hier. Den 10., 17. und 24. Oktober finden die Gastpredigten der drei für die hiesige Pfarrstelle vom Landeskon sistorium der hiesigen Kirchgemeinde vorgeschlagenen Herren Geistlichen statt. — Während in unserer Gegend die Halmfrüchte Heuer einen so überaus reichen Ertrag liefern, daß man sich seit langen Zeiten keiner solch reichen Ge treideernte erinnern kann, wird das Resultat der Kar toffelernte jedoch weit hinter den Erwartungen Zurück bleiben. Der Kartoffelanhang ist zwar sehr bedeutend, doch tritt die Kartoffelfäule ganz enorm aus. Bei mancher Sorte ist die Hälfte und noch darüber schwarz. Hoffentlich macht das Niederland eine bessere Kartoffel ernte. Possendorf. Der von der Dresden-Altenberger Straße unterhalb Poffendorf abzweigende, nach Klein carsdorf, Quohren und Kreischa führende und gewisser maßen eine Fortsetzung der Poisenthalstraße bildende Kommunikationsweg hat seit Jahren, wegen der im Winter herrschenden Schneeverwehungen, unzureichenden Kahren und bedeutenden Steigungen, den dortigen starken Verkehr, namentlich im Winter und Frühjahre sehr erschwert, so daß die Klagen der Betheiligten fast nie verstummten und die betreffenden Gemeinden zu fortwährenden Korrekturen gezwungen waren, ohne einen durchgreifenden Erfolg zu erzielen. Auf Ver anlassung der König!. Amtshauptmannschaft und im Einverständniß der betreffenden Gemeinden und Guts herrschaften ist nach vielfachen, langwierigen Erörte rungen, nach dem Gutachten der Chauffeeinspektion, ein Umbau beschlossen worden, der, nach vorherge gangener öffentlicher Bekanntmachung, unter mehreren Bewerbern, dem Bauunternehmer Holfert aus Ruppen dorf übertragen worden ist und zu welchem das König!. Finanzministerium, sowie der Bezirksausschuß Unter stützungen zugesichert haben. Der fragliche Bau, wel cher die Fluren von Poffendorf in der Länge von 1717,» m und die von Kleincarsdorf und Quohren von 207,» m berührt, wird die gerügten Uebelstände beseitigen, den Verkehr wesentlich erleichtern und nach der Vollendung ein verändertes Bild der dortigen Ge gend bieten. — Die Arbeiten haben am 1. Septem ber d. I. begonnen/ Glashütte, 26. September. Das Abturnen ist vom Turnverein auf Sonntag, den 3. Oktober, verlegt worden, da der vielen Erntefeste (hier und in der Um gegend) wegen, kein Musikchor zu bekommen ist. Hoffentlich ist dann auch das Wetter ein besseres. — Die Ferien der hiesigen Volksschule beginnen den 3. Oktober und haben eine Dauer von 14 Tagen. — Das Zentral-Komitee der Landesausstellung in Altenburg, welche vom 1. August bis 16. September stattsand, hatte für die Gruppe „wissenschaftliche In strumente" auch den Direktor der hiesigen Uhrmacher schule, Herrn Straffer, als Preisrichter erwählt. Auf derselben Ausstellung erhielt die hiesige Firma A. Burk hardt, Nechenmaschinenfabrik, in der Kollektivausstellung des herzoglichen Bauamtes auf ihre mitausgestellte Rechenmaschine den 1. (Staats)-Preis. Diese Rechen maschinen haben jetzt ziemlich weite Verbreitung ge funden und sind von vorgenannter Firma bereits über 250 Stück angefertigt worden; dieselben sind für sta tistische Bureaus u. dergl. fast unentbehrlich geworden. Herr Ingenieur Burkhardt beschäftigt sich in seiner Fabrik neuerdings auch mit dem Ban von Pedalharfen, deren in allen Staaten patentirte Mechanik gegen die bis jetzt einzig dastehende von Erard (Paris und London) von großer Einfachheit und besserer Leistungsfähigkeit ist. Der Preis einer Pedalharfe stellt sich beiläufig auf ca. 2000 Mk. und ist die erste deutsche Pedal harfe vom Leipziger Stadttheater angekauft worden. Obengenannter Staatspreis ist der 5. Preis, den die Firma innerhalb 5 Jahren auf ihre Rechenmaschinen erhalten hat. — Der am Sonnabend im Gesangverein stattge habte Herrenabend, sogen. Geburtstagsfeier, war außer von aktiven auch wie gewöhnlich von einer größeren Anzahl passiver Mitglieder besucht. Außer leiblichen Genüssen fehlte es auch nicht an attischem Salz, hält ja doch der an solchen Abenden herrschende prächtige Humor alle Theilnehmer bis über Mitternacht hinaus zusammen. — Der hiesige Militärverein beschloß in seiner heute stattgefundenen Monatsversammlung, den dies jährigen Herbstausflug Sonntag, den 10. Oktober, nach Börnchen zu unternehmen. Dresden. König Albert, Prinz Georg und Prinz Albert von Sachsen-Altenburg nebst Gefolge hielten am Sonnabend eine Hochwildjagd im Grillen burger Forstreviere ab, wobei das Jagdfrühstück im Gasthaus zu Klingeuberg und das Jagddiner in der Villa in Strehlen eingenommen wurde. — Der Kreisausschuß der königl. Kreishaupt mannschaft Dresden wird am 28. September, Vor mittags 11 Uhr, in den Räumen der königl. Kreis- hauptmannschast eine öffentliche Sitzung abhalten. Großenhain. Prinz Friedrich August, der demnächst in das hiesige Husaren - Regiment eintreten wird, stellt sich in kurzer Zeit demselben vor. Bereits sind die Möbel für die prinzliche Wohnung nach Großen hain abgegangen. Der Prinz wird 1 Jahr beim Re giment« bleiben und dann noch in die reitende Ab- theilung des 1. Feldartillerie-Regiments eintreten, um auch diese Waffe genauer kennen zu lernen. Freiberg. Da auf keiner Seite Mittel vorhanden sind, um auch nur einen kleinen Theil der Kreuz gänge am Dom zu erhalten und zu renoviren, hat der Stadtrath auf Vorschlag des Domkirchenvorstandes beschlossen, dieselben abbrechen zu lassen. Voraus sichtlich wird das evang.-luth. Landeskonsistorium seine Genehmigung dazu geben. Zittau. Es ist gelungen, den jugendlichen Brand stifter zu verhaften, der kürzlich in Hainewalde Feuer angelegt hatte. Bei seiner Vernehmung hat derselbe auch gestanden, die Brände vom 9. Dezember 1885 und 22. Juni 1884 verursacht zu haben. Tagesgeschichte. Berlin. Die Bekanntmachungen, betreffend die Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes für Berlin und Umgegend, sowie für Altona und Um gegend sind nunmehr veröffentlicht worden. / — Die Aufgaben der nächsten Reichstags-Ses sion, die Ende November beginnen soll, beschäftigen bereits die Blätter. Den „Berl. Polit. Nachr." zufolge dürfte die Alters- und Invaliden-Versorgung, wenn schon der Reichstag in der nächsten Session ohne Zweifel mit der Fortführung der Sozialreform befaßt werde, keineswegs bereits Gegenstand der Verhandlung sein. Nach der „Allg. Zeitg." ruft die geplante Neu organisation des Heeres, womit der nächste Reichstag zu befassen ist, lebhafte Thätigkeit im Kriegsministerinm hervor. Man spreche von der geplanten Bildung neuer Kavallerie-Regimenter, technischer Abtheilungen für Luftschifffahrt rc. Diese Angaben bedürfen noch der Bestätigung. Ferner wird eine Seuchengesetz-Vorlage geplant, aus Anlaß der jetzt erfolgenden Cholera-Ab wehrmaßregeln. — Die sieben vom Fiskus angestrengten Partei diätenprozesse sind nun sämmtlich auch in zweiter Instanz erledigt, und zwar stehen die Entscheidungen beider Instanzen in allen Fällen diametral einander entgegen. Während die Landgerichte in allen sieben Fällen den Anspruch des Fiskus auf Herauszahlung der Parteidiäten als unberechtigt abgewiesen haben, sind die Oberlandesgerichte der gegentheiligen Ansicht gewesen, sie haben die verklagten Abgeordneten durch weg zur Herauszahlung vecurtheilt. Die letzte Ent scheidung wird nunmehr das Reichsgericht zu fällen haben, an welches diejenigen Prozesse gehen, bei denen es sich um ein Streitobjekt von mehr als 1500 Mark handelt, während bei den übrigen einen geringeren Betrag betreffenden der oberlandesgerichtliche Spruch das Endurtheil bildet. „Sollte sich nun der Fall er eignen" — bemerkt die „Frankfurter Ztg." — „daß das Reichsgericht gleich der ersten Instanz für Recht erkennt, der Fiskus sei mit seiner Forderung kostenfällig abzumeisen, so wären wir um eine Nechtsmerkwürdigkeit reicher; diejenigen Abgeordneten, die nicht in der Lage waren, eine dritte Instanz anzurufen, müßten trotz Reichsgericht die empfangenen Diäten herauszahlen, und die Prozeßkosten dazu legen." — Nach der militärischen Rangordnung in der preuß. Armee ist bekanntlich die höchste Charge, welche ein Offizier erreichen kann, die eines General- Feldmarschalls. Mit diesem auf gleicher Rangstufe, also über einem General der Infanterie oder Kavallerie stehen der General-Oberst und der General-Feldzeug meister. Aeußerlich unterscheiden sich die beiden letzteren durch 3 Sterne, welche sie in den Epaulettes tragen, von dem General-Feldmarschall, der seinerseits bekannt lich in denselben zwei kreuzweise über einander liegende Kommandostäbe und bei großer Uniform in der Hand den Marschallstab führt. Die Chargen des General- Oberst und des General-Feldzeugmeister sind gegen wärtig in der Armee nicht vertreten; der letzte General- Feldzeugmeister war Prinz Karl von Preußen, gest. 1883, der letzte General-Oberst Prinz August von Württemberg, kommandirender General des Gardekorps, gest. 1885. Prinz Karl war seiner Zeit der einzige General-Feldzeugmeister (nach ihm führt das I. Bran denburgische Feldartillerie-Regiment Nr. 3 diese Be zeichnung), als General-Obersten jedoch gehörten nach dem französischen Kriege noch Prinz Albrecht von Preußen, Bruder des Kaisers, Prinz Friedrich der Niederlande, gest. 1881, und der Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, gest. 1883, der preußischen Armee an. An General-Feldmarschällen zählt diese nach den Trauerfällen des verflossenen Jahres nur noch zwei: den Kronprinzen und Graf von Moltke. Außerdem bekleidet zur Zeit noch der König von Sachsen die preußische Feldmarschallswürde. — In der französischen Armee, in welcher seit dem Kriege 1870/71 Ernennungen zum Feldmarschall nicht mehr stattgefunden haben, werden aus jener Zeit noch drei Marschälle geführt, ohne daß dieselben irgend ein Kommando in der aktiven Armee bekleiden: Mac Mahon,. späterer Präsident der Republik, Canrobert und der ehemalige Kriegsminister Leboeuf. Ein vierter Mar schall von Frankreich, der bekannte Bazaine, lebt nach feiner Verurtheilung wegen Uebergabe der Festung Metz als Verbannter in der Hauptstadt Spaniens. Potsdam. Am 24. September früh fuhr ein Extrazug mit Reservisten des ersten Garde-Manen- Regiments aus Potsdam kurz vor der Einfahrt in den Berliner Potsdamer Bahnhof auf einen im Nebengleise stehenden, nicht weit genug abgeschobenen Wagen auf.. Infolge des Zusammenstoßes wurden 8 Reservisten schwer und 3 leicht verwundet. Eger. In Marienbad spielte sich jüngst ein recht merkwürdiges Wiedersehen ab. Der Berliner Bankier I., der zur Kur dort weilt, bemerkte eines schönen Tages an der Tafel seinen früheren Kassirer, der ihm vor zwei Jahren mit einer hübschen Summe durchgegangen war. Hatte der Bestohlene schon da mals keine Anzeige gegen den ungetreuen Beamten