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gewinnen, im Laufe dieses Winters einiae Künstler- concerte — im Abonnement, im Sternsaale allhier abzuhalten, von denen das erste am 24. September stattfinden soll. Bei dem hohen Rufe, den das In stitut unserer König!. Hofkapelle mit Recht genießt, bedarf es für dieses Unternehmen keines weiteren Wortes der Empfehlung, und wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß bei dem ausgesprochenen Sinn für gute Musik, der in unserer Stadt und Umgegend herrscht, das nicht ohne Opfer auszuführende Unter nehmen die gehörige Würdigung und Unterstützung seitens des Publikums finden werde. Wie wir hören, ist für die Concerte auch die Benutzung eines Blüthner- schen Concertflügels in Aussicht genommen. Herr Stephan ist bereit, schon jetzt Zeichnungen für das Abonnement entgegenzunehmen, wird aber selbst in den nächsten Tagen — soweit es ihm möglich ist — persönlich Gelegenheit zur Zeichnung geben, und wün schen wir ihm, sowie dem ganzen Unternehmen den besten Erfolg. — Die Inspektion der Feuerwehren Naundorf und Lauenstein feiten des Bezirksverbandes kann eingetre tener Umstände halber leider erst am 26. September stattfinden. Glashütte, 9. Septbr. Heute den 9. September früh rückten die 10. und II. Komp, des Schützen-Ngts. Nr. 108 nach nur 3 tägiger Einquartierung ab, um Mittags vom Manöverfeld aus wieder in ihr Stand quartier Dresden einzurücken; nur schwer trennten sich die wackern „Schwarzen" von ihren Wirthen. Hörte man von den Soldaten nur Lobendes über ihre Quar tiere in der Umgegend (Ausnahmen giebt's leider überall), so gipfelte dieses Lob für Glashütte in dem Ausrufe eines Schützen: „Nu's am hibschsten werd, härt's uff." Doch auch unfern Gästen, die Einzigen, die wir hatten, ist nur Gutes nachzusagen, diesen be scheidenen, zufriedenen Leuten, die nach gethanem Dienst so harmlos fröhlich sein tonnten, ist der Aufenthalt so angenehm wie möglich gemacht worden, und diese herzlichen Beziehungen werden durch gegenseitige Be suche in den nächsten Zeiten noch manchmal Ausdruck finden. — Ein hiesiger Arbeiter wollte vergangenen Sonn tag einige Soldaten mit Schnaps traktiren. Als ihm dies von deren Vorgesetzten mit Recht verboten wurde, benahm er sich äußerst frech, besonders einem Lieutenant gegenüber, welcher ihn aber ohne Weiteres arretiren und nach Reinholdshain bringen ließ, wo man jedoch nach kurzer Zeit und einigen handgreiflichen Erinne rungen den Burschen wieder fortschickte. Dresden. In Sachsen ereigneten sich im Monat August d. I. 162 Brand- bez. Schadenfälle, und zwar entstanden 67 durch Blitzschlag, 29 zündende und 38 kalte Schläge, und 95 durch andere Ursachen. Von den Blitzschlägen kommen auf die Kreishaupt mannschaft Dresden 21, auf die Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde keiner. — Der Albertverein, der in zwei Jahren sein 20 jähriges Jubiläum feiern kann, hat auch im ver flossenen Jahr eine recht segensreiche Wirksamkeit ent faltet. Die Einnahmen desselben bezifferten sich im Jahre 1885 auf 164026 Mk., die Ausgabe auf 162633 Mk., das Vereins-Vermögen am Jahresschlüsse auf 82108 Mk., nachdem 92710 Mk. dem neuen Carolahausbau — zu welchem die Stadt Dresden 60000 Mk. Beihilfe gewährte — überwiesen worden. Die Zweigvereine waren bis Ende 1885 auf 37 an gewachsen. Die Anzahl der aktiven Albertinerinnen belief sich einschließlich von 7 freiwilligen Schwestern auf 130, von denen nur 22 im Carolahause zu Dresden stationirten, die übrigen vertheilten sich auf das Dresdner Stadtkrankenhaus und die Provinzstädte. Meißen. Zu der Ausstellung, die gelegentlich der I I. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in Meißen vom 29. September bis 3. Oktober statt findet, ist auch feiten des Bezirks-Obstbauvereins Dippoldiswalde ein Ehrenpreis von 30 Mark gestiftet worden. Plauen. Zur Verbindung des neuen Marktes mit der Bahnhofsvorstadt ist in unserem Stadtbau amte die Anlegung eines Viaduktes geplant und die selbe bereits vom Bauausschuß gutgeheißen worden. Dem Projekt wird allerseits ein großes Interesse ent gegengebracht, da durch den Viadukt die direkte Ver bindung von den zwei am stärksten bevölkerten Theilen unserer Stadt hergestellt werden würde. Die dabei geplante Verkehrsstraße würde eine Steigung von 1 : 20 haben und die Ueberbrückung würde sich einer seits an die verlängerte Breitestraße, Fortsetzung der Carolastraße, andererseits an den schon festgestellten Bebauungsplan der Neundorfer und Straßberger Vor stadt anschließen. Eventuell würde eine Verlängerung dieser Verkehrsstraße nach dem Thalbahnhof führen. Die Ueberbrückung des Syrathales soll in einer Länge von 170 m, in einer Höhe von 20 m und 15 m Breite (9 m Fahrbahn, je 3 m Fußwege) das Thal nahezu in der Verlängerung de- sogenannten Aktien weges überschreiten. Die Uckerbrückung soll ganz aus Eisen auf steinernen Grundpfeilern zur Ausfüh rung kommen und der Herstellungspreis 490000 M. betragen. Von dieser Bausumme ist zunächst vorge schlagen, 245000 M. auf städtische Anleihe zu nehmen, während die übrigen 245 000 M. antheilig durch die. Adjazenten der noch zu bebauenden oberen Bahnhofs- und Teneravorstadt einerseits und der noch zu bebauen den Neundorfer und Straßberger Vorstadt anderer seits, auf die Frontlänge der Grundstücke vertheilt, aufgebracht werden sollen. Klingenthal. Am 4. September traf der erste Zug aus Böhmen auf der neuerbauten sächsisch-böh mischen Eisenbahn Klingenthal - Graslitz in ersterem Orte ein, nachdem kurz vorher die letzte Schiene gelegt worden war. Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichstag wird, wie schon ge meldet, am 16. September, und zwar Nachmittags 2 Uhr, eröffnet werden. Die Eröffnungsfeierlichkeit wird sich, ähnlich wie bei der außerordentlichen Session 1883, im Saale des Reichstagsgebäudes vollziehen, und zwar dürste Staatssekretär von Bötticher einfach die kaiserliche Botschaft verlesen, falls Fürst Bismarck nicht selbst gleich in der ersten Sitzung anwesend ist. Die Botschaft soll lediglich in der einfachen Erklärung der Eröffnung der außerordentlichen Session bestehen. Man hofft und glaubt in unterrichteten Kreisen, daß selbst für den Fall einer Erörterung auch der aus wärtigen Politik die Session, die am Donnerstag be ginnt, schon am Sonnabend wieder geschloffen werden kann. Es würde dann die erste und die zweite Lesung des Vertrages hinter einander in einer Sitzung und die dritte Lesung gleich am folgenden Tage stattzufinden haben. Das Letztere kann allerdings durch eine wider sprechende Stimme verhindert werden. Der Bureau- Tirektor des Reichstages trifft morgen bereits von seiner Erholungsreise hier ein. Die Wahl des Prä sidiums dürfte gleich in der ersten Sitzung durch Zu ruf erfolgen und in der Wiederwahl des Präsidiums der vergangenen Session bestehen. — Die einleitenden Arbeiten zu einer Ergänzung bezw. Abänderung der Gesetze über die Unfall-Ver sicherung und die Krankenkassen sind, wie man aus Berlin berichtet, seit Kurzem im Gange, und es soll die nächste Wintersession des Reichstages bereits mit diesen Dingen befaßt werden. — Die überseeische Auswanderung Deutscher über deutsche Häfen und Antwerpen betrug im Juli dieses Jahres 4961, in den 7 Monaten Januar bis Juli 44438, im gleichen Zeitraum des Vorjahres 6815 bez. 72160 Personen. — Der Aussichtsrath der Nordhausen-Erfurter Bahn, die neuerdings vom preußischen Staate angekauft wer den soll, erachtet den von der Staatsregierung ange botenen Kaufpreis für nicht genügend und hat zwecks weiterer Verhandlungen mit der Regierung eine aus den Direktionsmitgliedern und 4 Mitgliedern des Auf sichtsraths bestehende Kommission ernannt. Schweiz. Betreffs der Befestigung des Gott- hardpasses wird jetzt als bestimmt gemeldet, daß der Tunnel auf der Südseite gegen Airolo demnächst durch Mauerwerk verlängert und mit einem starken eisernen Panzerthore verschließbar gemacht werden soll. Das Gleiche soll dann später auch auf der Nordseite gegen Göschenen geschehen. England. Im Staatssekretariat des Krieges ist beschlossen worden, eine Kommission einzusetzen, welche den Zustand der während der letzten 5 Jahre gelieferten Geschütze und des übrigen Kriegsmaterials unter suchen soll. Bulgarien. Fürst Alexander hat am 7. September Nachmittags, von den Mitgliedern der Regentschaft begleitet, Sofia verlassen und hat sich nach Lom-Pa- lanka begeben, von wo die Reise mittelst Schiffes fort gesetzt wird. Von dem bulgarischen Volke nahm er mit der nachstehenden Proklamation Abschied: „Nachdem ich mich von der schmerzlichen Wahrheit überzeugt habe, daß meine Abreise ans Bulgarien die Wiederherstellung guter Beziehungen zwischen Bulgarien und Rußland erleichtert, und nachdem ich von der Regierung des russischen Kaisers die Zusicherung erhielt, daß die Unabhängigkeit, die Freiheit und daS Recht unseres Staates unangerührt bleibe, daß sich Niemand in die inneren Angelegenheiten des Landes einmische, erkläre ich meinem vielgeliebten Volke, daß ich aus den bulgarischen Thron verzichte. Ich wünsche damit vor aller Welt zu beweisen, wie theuer uns die Interessen des Vaterlandes sind, daß wir bereit sind, für seine Unabhängigkeit Astes zu opfern, selbst was uns »och theurer ist wie das Leben. Indem ich aufrichtig für die Ergebenheit danke, die mir das Volk in glücklichen und trüben Tagen bewahrte und welche Volk und Thron seit meiner Ankunft in Bulgarien verband, verlasse ich das Fürstenthnm, indem ich Golt bitte und bis an das Ende meiner Tage bitten werde, daß er Bulgarien erhalte, ihm beistehe und dasselbe groß, stark, glücklich, einig und unabhängig mache. Ich ernenne zu Regenten Gtambuloff, Karawelvss und Mutkuross und befehle allen bulgarischen Staatsangehörigen, den Befehlen und Anord- nungen der von mir eingesetzten Regentschaft sich zu unterwerfen und die Ruht im Lande zu erhaltm, damit bei der ohnehin schwierigen Lage des Vaterlandes jede Verwickelung vermieden werd«. Gott schütze Bulgarien! Gegeben tn meiner Residenz, Sofia, am 7. September >866. Alexander." Am 9. September setzte dann der Fürst von Widdin aus über Turn-Severin die Reise nach Darmstadt fort. — Das „Amtsblatt" veröffentlicht einen Befehl des Fürsten vom 6. September, wodurch das Infan terie-Regiment Strumsky und das erste Artillerie-Re giment aufgelöst und die Zöglinge der Militärschule in die Regimenter eingereiht werden; zugleich wurde die Vernichtung der Fahnen der obigen Regimenter angeordnet. Vermischtes. (Prosit!). Ein Ungar befand sich in Kissingen zur Kur, spürte aber trotz eifrigen Gebrauches des Rakoczy wenig Linderung. Ter Kurarzt rieth ihm deshalb, einstweilen Soole zu trinken. „Was ist Soole?" fragte der biedere Ungar. — „Nun," antwortete der Arzt, „die Flüssigkeit, in der Sie täg lich baden, ist ja Soole!" — „llät!" meint der Ungar schlau lächelnd, „waiß ich jetzt schon!" und geht ab. Volle acht Tage lang läßt er sich auf der Brunnenpromenade ebenso wenig wie am Soolbrunnen sehen, endlich trifft ihn der Arzt wieder zufällig. — „Nun," fragte er, „wo waren Sie so lange, ich habe Ihnen doch gcrathen, Soole zu trinken, ich habe Sie aber nicht bemerkt!" — „Hob ich aber doch ge trunken Soole!" entgegnete der Ungar, „wenn ich doch bade darin, wozu brauch' ich Brunnen? Hob mir also einen weiten Weg erspart!" — Ganz überrascht von dieser — Schlauheit seines Patienten setzte der Arzt seinen Weg nachdenklich fort — so etwas ist ihm noch nicht passirt. Ueber Kieler Sprotten, diese delikaten kleinen Räucher fische, finden wir in einem Berliner Blatte folgende Erklärung und Beschreibung: „Seit Jahren kannte ich diese Fischchen, als ich, nach Kiel übergesiedelt, Gelegenheit hatte, sie dort eines Abends am Tisch einer befreundeten Familie zu essen. Lächelnd sah der Hausherr mir zu, wie ich sorgfältig die Haut ab- und die Gräten herausnahm. Alsdann sprach er: „Ta sieht man gleich, daß Sie kein Sprottesser sind — man sagt nämlich in Kiel nicht die Sprotte, sondern der Sprott — ein echter Sprottesser schneidet nur Kops und Schwanz ab und ißt den übrigen Körper mit Haut und Gräten auf." Ich habe später stets nach dieser Vorschrift Sprott gegessen, es geht sehr gut und ist jedenfalls bequem. Die Sprotte (olupöL sprsttus) ist ein heringähnlichcr Fisch, aber nur 8 bis 10 em lang. Ihre Farbe ist silberweiß, nur der Rücken ist dunkelblau mit grünlichem Schimmer. Sie lebt in der Ost- und Nordsee bis Island hinauf für gewöhnlich in bedeutender Tiefe, die sie nur im Spätsommer, Herbst und Winter verläßt. Alsdann er scheint sie in großen Sckaaren an der Küste und wird von. Kieler und Blankeneser Fischern gefangen. Mehrere Boote thun sich zusammen und hantiren mit ihren Netzen nach einem ver abredeten Plan. Es ist bekannt, daß die Haupträucherei der Sprotten in Ellerbeck stattfindet, einer Dorsschast, welche Kiel gegenüber, d. h. an der anderen Seite der Kieler Bucht, liegt. Ich habe mir das Verfahren dort einmal angesehen. Die Fische werden erst ein wenig gesalzen, auf dünne Stöcke gereiht und kommen dann über hellbrennendes Feuer, um zu trocknen und gar zu werden. Die Regulirung des Feuers muß mit peinlichster Sorgfalt geschehen, wenn die Waare gut werden und eine schöne goldgelbe Farbe erhalten soll, auch nimmt man zum Räuchern dort nur Erlenholz. Da der Begehr nach Sprotten ein sehr großer ist, so werden viele andere Fischarten von ähnlichem Ansehen und gleicher Größe wie Sprotten ge räuchert und als solche verkauft. Mein Kieler Freund lehrte mich das Kennzeichen, woran man einen „echten Sprott" er kennt. Streicht man mit dem Finger an der Unterseite des Bauches vom Schwanz nach dem Kopf zu entlang, so muß es sich rauh ansühlen, weil dort kleine Stacheln vorhanden sind. Fehlen dieselben, so ist es kein echter Sprott. Unechte Sprotten habe ich genug in Hamburg in die Hände bekom men, trotzdem dort der monotone Rus, mit dem dieselben dort aus der Straße ausgerusen werden, lautet: „Echte Kieler!" In Kiel selbst sind übrigens die Sprotten ost so vergriffen^ selbst >n der Zeit, wo sie gefangen werden, daß in der ganzen Stadt, in keinem einzigen Delikateßgeschäft welche zu haben sind. Während eines 6monatigen Aufenthalts daselbst mußte.ich zweimal, als ich ein Kistchen davon als Präsent in meine Hei- math schicken wollte, deswegen herüber nach Ellerbeck. Die Sprotten schmecken eben gar zu schön." Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. 12. Sonntag n. Trin., 12. Septbr., früh V-8 Ubr, Beichte und Abendmahl. Vorm. 9 Uhr predigt Herr Snp. Opitz. Altenberg. 12. Sonntag n. Trin., 12. Septbr: Frühkommnnion. Beichte- 8 Uhr: Hr. Diak. Haucke. Vorm. '/>9 Uhr predigt Derselbe. Nachm. 1 Uhr Betstunde und christliche Unterredung mit den Jungfrauen. Spar- und Vorschuß. Verein Hermsdorf. Expeditionszeit: Täglich von früh 8 bis Nachm. 6 Uhr„ Sonntags von Vorn«. 11 bis Nachm. 1 Uhr. Stadt- und Gchulttbliothek in Kraurustrin. Geöffnet jeden Sonn- und Festtag nach dem Frühgottesdienst.