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Kaiser Wilhelm ist am Donners tag nach fast siebenwöchentlicher Abwesenheit von seinen heurigen Badereisen im besten Wohlsein nach der Heimath zurückgekehrt und gedenkt die nächste Zeit über in Babelsberg zu residiren. Das Sommerreise programm des greisen Monarchen wurde auch diesmal mit dem altgewohnten Kuraufenthalte des Herrschers in Ems eröffnet und die heilkräftigen Quellen des lieblichen Lahnthalbades äußerten erfreulicher Weise ihre Wirkung wiederum in erwünschtestem Maße. Auf Ems folgte der Besuch bei der Kaiserin in Koblenz und dann der mehrtägige Aufenthalt auf der Boden- see-Jnsel Mainau im Kreise der großherzoglich badischen Herrschaften; hieran schloß sich die Reise durch Bayern mit dem glänzenden Empfange des Kaisers in Augs burg und seiner Begegnung mit dem Prinz-Regenten Luitpold und den übrigen Mitgliedern der bayerischen Königsfamilie auf dem Münchener Centralbahnhofe, bis endlich die Gasteiner Nachkur das kaiserliche Reise programm beschloß. Auch letztere war von dem günstigsten Erfolge begleitet und neugekräftigt und verjüngt konnte nun der erhabene Schirmherr des Reiches nach seiner Sommerresidenz zurückkehren, um auch ferner den Pflichten seines hohen, verantwortungsreichen Amtes nachzukommen, von denen sich der 90jährige Herrscher nicht im Geringsten entbinden zu können glaubt. Den glanzvollen Abschluß des Gasteiner Aufenthaltes bildete, wie immer, die Begrüßung Kaiser Wilhelms mit Kaiser Franz Josef, welche aufs Neue die innige persönliche Freundschaft, die beide Monarchen verbindet, offenbarte, daneben aber auch durch die Gegenwart des Prinzen Wilhelm von Preußen, des deutschen Reichskanzlers, des Grafen Kalnoky rc. eine außergewöhnliche poli tische Bedeutung erhielt. Dieselbe ist allseitig ihrer wahren Bedeutung nach gewürdigt worden und all seitig erblickt man auch in der heurigen Kaiserbegeg nung von Gastein das verläßlichste Zeichen für die Erhaltung des Weltfriedens, welcher Anschauung selbst die französische Presse rückhaltlos Ausdruck verleiht. — Kaiserin Augusta trifft am Sonnabend von Schlangen bad, wo dieselbe mit bestem Erfolge eine 14 tägige Badekur gebraucht hat, wieder in Berlin ein. — Prinz Wilhem von Preußen hat seinem kaiserlichen Groß vater das Geleite von Gastein nach Salzburg gegeben und ist dann nach Reichenhall zu seiner Gemahlin zurückgekehrt. Von Reichenhall begiebt sich das prinz- liche Paar nach Bayreuth und gedenkt von da am 23. d. M. wieder in Potsdam einzutreffen. — Herr von Giers weilt nunmehr glücklich in Franzensbad, nachdem seine heurige Sommerreise schon seit Wochen in den Spalten der europäischen Tagespresse die Rolle der politischen Seeschlange gespielt hat. Auf der Reise von Petersburg nach dem böhmischen Weltbade nahm der russische Staatsmann einen eintägigen Aufenthalt in Berlin, woselbst ihm seitens der politischen Kreise durch den Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amte, Grafen Berchem, die Honneurs gemacht wurden. Die offiziöse Petersburger Presse hat sich beeilt, die Fran zensbader Reise des leitenden Staatsmannes als ledig lich mit Familienangelegenheiten und dann weiter mit Kurzwecken in Verbindung stehend darzustellen. Vor läufig liegt kein Grund vor, diese Angabe zu be zweifeln, denn weder über eine Zusammenkunft des Herrn v. Giers mit dem Fürsten Bismarck noch mit dem Grafen Kalnoky kann zur Stunde eine bestimmte Meldung verzeichnet werden, so daß es wirklich den Anschein hat, als ob die Reise des russischen Ministers keinerlei politischen Charakter trägt. Aengstliche Ge- müther wollen freilich in dem Umstande, daß es Herr v. Giers bis jetzt unterlassen hat> bei dem deutschen Reichskanzler in gewohnter Weise vorzusprechen, eine bedenkliche Trübung in den offiziellen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland erblicken, indessen wird vielleicht auch in dieser Hinsicht das gute deutsche Sprüchwort zur Geltung kommen: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. — General v. Werder, der deutsche Militärbevollmächtigte in Petersburg, ist von dieser Stellung entbunden und zum Gouverneur von Berlin ernannt worden. — Auf dem Gebiete der inneren Angelegenheiten ist als bemerkenswertheres Ereigniß lediglich die Fuldaer Konferenz der preußischen Bischöfe zu verzeichnen. An den dreitägigen, vom Dienstag bis zum Donnerstag dauernden Verhandlungen nahmen die Erzbischöfe von Äöln und Posen, sowie die Bischöfe von Limburg, Hildesheim, Ermland, Münster, Osna brück und Trier persönlich Theil, der Fürstbischof von Breslau war durch den Domherrn Franz, das Bis- thum Kulm durch den designirteu neuen Bischof, vr. Redner, und der Bischof von Paderborn durch den Domherrn Schulte vertreten. Außerdem wohnte den Verhandlungen noch der neue Bischof von Mainz, vr. Haffner, wegen der zur Mainzer Diözese ge hörigen Gebietstheile Preußens, bei. Die Konferenz, welcher eine kurze Andacht an der Bonifacius-Gruft voranging, wurde am Dienstag früh 8 Uhr im Priester seminar eröffnet und vom Erzbischof von Köln präsidirt. Den Mittelpunkt der Konferenzverhandlungen dürfte jedenfalls die jetzt zwischen Berlin und Rom schwebende Frage einer weiteren Revision der Maigesetzgebung ge bildet haben und sind dieselben hoffentlich von einem Geiste getragen worden, welcher den gegenwärtigen "friedlichen' und freundschaftlichen Beziehungen zwischen der preußischen Regierung und der römischen Kurie entspricht. Frankreich. Das Abkommen zwischen dem heiligen Stuhl und China, betreffend die Errichtung einer päpstlichen Nuntiatur in Peking, ist dem Pariser „Univers" zufolge soeben definitiv unterzeichnet wor den. Die Etablirung einer diplomatischen Vertretung des Papstes in der chinesischen Hauptstadt ist offenbar ein wohlberechneter Schritt der vatikanischen Politik, über dessen eigentliche Bedeutung aber wohl erst die kommende Zeit Aufschluß geben wird; jedenfalls ist aber die Thatsache, daß es das Oberhaupt der katho lischen Christenheit für geeignet gehalten hat, mit dem Kaiser von China, dem obersten Vertreter der heid nischen Weltreligion des Confucius, in offizielle Ver bindung zu treten, schon an und für sich interessant genug. Wie die französische Regierung, der bei der Stellung Frankreichs, als der seitherigen christlichen Vormacht in Ostasien, das jetzige selbstständige Auf treten des Papstthums in China nicht gleichgültig sein kann, zu dem vatikanisch-chinesischen Uebereinkommen verhalten wird, ist noch nicht bekannt. Indessen muß es als sehr fraglich bezeichnet werden, ob das Ministe rium Freycinet dem Drängen der französischen Radi kalen nachgeben und eine „schärfere Tonart" gegen den Vatikan anschlagen wird, denn für Frankreichs Stellung in Ostasien müßte eine Spannung mit dem Vatikan, eben in Anbetracht des hergestellten freund schaftlichen Einvernehmens zwischen dem heiligen Stuhle und Peking, doch nur von nachtheiligen Folgen sein. Rußland. Marquis Tseng, der demnächst von seinem Londoner und Petersburger Posten scheidende Vertreter Chinas, hat sich auch in der russischen Hauptstadt einer so auszeichnenden Aufnahme zu er freuen gehabt, wie kurz zuvor in Berlin. Die Russen glauben wahrscheinlich, daß Deutschland die Freund schaft Chinas allein in Beschlag nehmen will und be eilen sich daher, die Liebenswürdigkeiten, welche dem chinesischen Diplomaten in Deutschland erwiesen worden sind, womöglich zu überbieten und dieses Bestreben wird einfach von der merkwürdigen Furcht Rußlands vor einem deutsch-chinesischen Bündnisse diktirt. Selbst in ernsthaften und angesehenen russischen Preßorganen konnte man dieser Tage der Anschauung begegnen, daß in Kissingen zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Marquis Tseng vielleicht etwas gegen Rußland „abgekartet" worden sei und daß Rußland den Ein druck der oeutschen Liebenswürdigkeit in Peking mög lichst paralysiren müsse. Nun, lassen wir unseren guten Erbsreunden im Osten ihre Gespensterseherei; wahrscheinlich wird sich Marquis Tseng — dem übrigens erst die Franzosen zu diesem für eine chine sische Excellenz ganz ungewohnten Titel verhalfen haben — selbst hierüber nicht am wenigsten amüsiren. England. Das neugewählte englische Unterhaus, welches sich seit seinem Zusammentritte fast nur mit der Vereidigung seiner Mitglieder beschäftigt, hat dieses Geschäft schließlich denn doch zu langweilig gefunden und sich Anfang dieser; Woche bis zum 19. August vertagt. Um so mehr ziehen die blutigen Vorgänge in Belfast die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Belfaster Depesche vom Dienstag meldet zwar, daß sich die Ruhestörungen Dank der Entfaltung be deutender militärischer Streitkräfte an dem genannten Tage nicht wiederholt haben, aber daß eine so zahl reiche Militärmacht — es gelangten im Ganzen 25,000 Mann zur Verwendung — überhaupt zur Unter drückung der Straßenrevolte nöthig war, zeugt schon hinlänglich für den Ernst derselben. Und was soeben in Belfast geschehen, kann sich jeden Tag in Dublin, Cork, Limerick rc. wiederholen — wahrlich keine an genehme Perspektive für das Ministerium Salisbury, welches seine ganze Energie wird aufbieten müssen, um das unruhige Irland im Zaume zu halten. Egypten. Die Sudan-Rebellion soll nach neuer lichen Kairenser Berichten in den letzten Zügen liegen. Der Nachfolger des unter den Palmen von Chartum ruhenden Mahdi Achmet Mohamed, Khalif Abdallah, soll in einem Kampfe mit dem Emir von Darfur ge fallen sein und diese allerdings beglaubigte Nachricht, wie die bisherige auffällige Unthätigkeit der Sudan rebellen hat in den egyptischen Regierungskreisen die Meinung befestigt, daß die aufständische Bewegung ihrem Ende nahe sei. Vorläufig scheint nur daß Eine sicher zu sein, daß in dem ungeheueren Ländergebiet von Dongola bis zu den Ufern des blauen Nils und den Oasen von Darfur vollständiges Chaos herrscht; ob aber aus demselben sich die Wiederbefestigung der egyptischen Herrschaft im Sudan entwickeln wird, bleibt vorerst abzuwarten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 13. Aug. Die gestrige Exkursion des Gewerbevereins, bei welcher freilich die Be theiligung nur schwach war, ist, wie wir hören, pro grammgemäß, zu allseitiger Befriedigung verlaufen, wozu ganz besonders auch das sehr günstige Wetter beigetragen hat. — Der gestrige Extrazug ermöglichte denn auch den schon längst beabsichtigten Ausflug oer 1. Knabenklasse nach Meißen. Unter Führung des Herrn Lehrer Eidner und zweier kinderfreundlicher Herren betheiligten sich an dieser durch die Zinsen des Mühlberg'schen Legats (leider nur 8 M. 75 Pfg.) einigermaßen unterstützten Ausfahrt genau 50 Knaben aus Klasse I und Klaffe II der Stadtschule. Um diese Partie mit theilweiser Benutzung des Dampfschiffs ausführen zu können, war die Gewährung eines Extra zuges unerläßlich; da derselbe nun erst jetzt zu erlangen war, konnte die Exkursion aber erst gestern stattfinden. Und sie entsprach dem allseitigen Verlangen. Gewiß viele Schüler waren noch nie auf einem Dampfschiff gefahren, das Elbthal unterhalb Dresden, sowie Meißen mit Dom und Albrechtsburg hatte kaum einer und der andere gesehen; um so ergiebiger war die kleine Reise für die Bereicherung des Anschauungskreises, und wird dieselbe sicher lange Zeit sich im Gedächt nisse der fröhlichen Schaar, die erst Nachts I Uhr heimkehrte, behaupten. Dank den Herren, die sich um Vorbereitung und Leitung des gelungenen Ausflugs verdient gemacht haben. — Am 12. August, Abends gegen Uhr, ist im Scheunengebäude des Gutsbes. Reichel im Ober dorfe Reichstädt Feuer ausgebrochsn und ist das ganze Gehöfte, 4 Gebäude, dadurch in Asche gelegt worden.