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WkWtz-Mmz Verantwortlicher Redacteur: Csrl Ithnt in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 5. August 1886 Nr. 89. 52. Jahrgang Abonnements ans die Monate August und September nehmen alle Postanstalten, Briefträger, die unterzeichnete Expedition und deren Agenturen an. Dippoldiswalde. Ditz kxpoMon llvr ,Mi88vnil2-2vi1ung". Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Zur Zubtlfritt -er Hkidelbcrgrr Universität. Alt-Heidelberg, die so herrlich gelegene Neckarstadt, steht inmitten der glänzenden Festlichkeiten, zu denen die 500jährige Jubelfeier der Heidelberger Universität (gegründet am 2. August 1386), der ältesten deutschen Universität, den Anlaß gegeben hat. Die Feier ragt weit über den Rahmen einer nur akademischen Cha rakter tragenden Festlichkeit hinaus, denn in Heidel berg, das mit seiner Hochschule so innig verknüpft ist, hat sich ein bedeutsames Stück deutscher Geschichte ab gespiegelt und auf diesem historischen Untergründe baut sich gleichsam das ganze Jubiläum auf, dessen Mittelpunkt ja auch mit vollem Rechte der die Ge schichte der Musenstadt am Neckarflusse repräsentirende Festzug bildete. In allen deutschen Gauen finden daher die Heidelberger Festtage einen lebhaften Wider hall und zwar dicht nur in den Kreisen der „alten Häuser", die auf der weltberühmten Nuperto-Carola ihre akademische Bildung ganz oder zum Theil empfingen, sondern auch bei allen Denen, die über haupt die Bedeutung der Heidelberger Universitäts feier zu würdigen verstehen und für diese Bedeutung spricht ja allein schon der Umstand, daß Niemand Ge ringerer als der deutsche Kronprinz selbst als Ver treter seines kaiserlichen Vaters das Fest mit seiner Gegenwart beehrt. Wahrlich — eine Menge histo rischer Erinnerungen ruft der Name Heidelberg her vor! Hier befand sich einst die Residenz der rheinischen Pfalzgrafen und gar glänzende Tage und rauschende Vergnügungen sah die Stadt. Schwere Zeiten brachte der 30jährige Krieg auch über Heidelberg und mannig faltige Drangsale von den verschiedensten Seiten her hatte da die fröhliche Pfalzgrafenstadt zu überstehen. Sie wiederholten sich, als 1688 und dann wieder 1693 die Franzosen mordend und sengend in die schöne Nheinpfalz einfielen und dabei auch in Heidel berg in einer Weise hausten, von welcher noch heute die empheuumranklen großartigen Ruinen des Heidel berger Schlosses beredtes Zeugniß ablegen. Aus neuerer Zeit ist die Heidelberger Versammlung vom 5. März 1848 zu erwähnen, mit der die große deut sche Erhebung im genannten Jahre begann. Speziell kann auch die Heidelberger Universität auf bewegte Zeiten während ihres 500 jährigen Bestehens zurück schauen und namentlich ging von ihr der Anstoß zu der kalvinistischen Bewegung gegen Ende des 16. Jahr hunderts aus, nachdem die beiden Theologen Ursinus und Olevianus schon 1562 den Heidelberger Katechis mus, das Lehrbuch der Glaubenssätze der reformirten Kirche, entworfen hatten; fortan blieb Heidelberg ein Mittelpunkt des kalvinistischen Glaubensbekenntnisses. Eine Reihe berühmter Lehrer haben an der Ruperto- Carola bis heutigen Tages gewirkt, zahlreiche Männer, die in der Vergangenheit wie in der Gegenwart sich hervorragende Namen gemacht habe», sind aus der Heidelberger Universität hervorgegangen und auf mehr als einem Gebiete des Wissens hat letztere bis heute eine führende Stellung eingenommen. Die Erinnerung an all' diese Vorgänge ist es, welche sich naturgemäß mit in die Heidelberger Universitätsfeierlichkeiten hinein verwebt, die ihnen erst das nöthige Kolorit verleiht und welche die Theilnahme erklärlich macht, die man im ganzen Reiche, ja, selbst noch weit über die Gren zen desselben hinaus der Jubelfeier der Ruperto- Carola entgegenträgt. Hat doch sogar Papst Leo XIII. in der Person des Kämmerers Heinrich Stevenson einen außerordentlichen Abgesandten nach Heidelberg entsandt, welcher der Universität als Jubelgabe des Papstes einen kostbaren Katalog der 1623 von Tilly ttt» „Wei-eritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 28 Pfg-, zwämonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 7. Juli beim Briefträger Arnold in Schmiedeberg aus gebrochenen Brandes hat die kgl. Brandversicherungs kommission der Spritze der Gemeinde Naundorf die erste Prämie nach Höhe von 30 M. und der Spritze der Fabrikfeuerwehr von B. Straube in Naundorf die zweite Prämie nach Höhe von 25 M. bewilligt. — Nachdem nach erfolgtem Ableben des Herrn Bürgermeisters Gläser in Geising die interimistische Verwaltung des dasigen Bürgermeisteramtes Herr Stadtrath Hermann Fischer übernommen hat, ist als Stellvertreter des Letzteren am 31. vor. Mts. Seiten der kgl. Amtshauptmannschaft Herr Stadtrath Leander Leondin Lieber in Pflicht genommen worden. Schmiedeberg. Mit den großen Schul- und Ge richtsferien ist wohl der Höhepunkt in der Frequenz unserer Sommerfrischen eingetreten, denn es ist faktisch hier, wie in Kipsdorf, Bärenburg rc., kein Logis mehr zu haben. Von Jahr zu Jahr hat sich die Nachfrage nach Sommerwohnungen gesteigert, sodaß jetzt schon recht annehmbare Preise für derartige Logis gezahlt werden, und manche Gasthöfe fast überfüllt sind. Sollte sich nicht mit der Zeit noch Jemand finden, der im hiesigen Orte einen Park anlegen wollte, ähn lich dem Ramms in Mulda? Es würde dadurch ge wiß ein neuer Anziehungspunkt für hier geschaffen werden, und durch oft abzuhaltende Concerte rc. in demselben wäre wohl auch die Rentabilität des Unter nehmens im Voraus als günstig zu prophezeihen. Kipsdorf. Im Laufe dieses Monats erhält unser Ort eine Postagentur, welche der Herr Bahnhofs vorstand Klötzer mit verwalten wird. Dadurch wird auch in einigen Orten eine Veränderung in der Brief bestellung eintreten. Allen Vermuthungen nach kommt der Briefträger Wolf, der bisher in Schmiedeberg stationirt war und Schönfeld, Nieder- und Oberpöbel bestellte, nunmehr nach hier und bestellt von da aus dieselben Dörfer mit Ausnahme von Niederpöbel, das die Poststation Schmiedeberg behält. Schellerhau. Der unglückliche 10jährige Knabe des hiesigen Schuhmachers Männchen, der am 25. vor. Mts. von einer Kreuzotter in das Bein ge bissen wurde, soll, wie wir soeben hören, doch seinen Wunden noch erlegen sein. Ammelsdorf. Für nächsten Sonntag haben sich gegen 100 Mitglieder des Wohlthätigkeits - Vereins „Deutsche Neichsfechtschule", Verband Dresden, hier angemeldet, um bei dem Fechtmeister Restaurateur Gottlob Horn ein Vogelschießen abzuhalten und dann den Tag im hiesigen Erbgericht mit einem Tänzchen zu beschließen. — In Hennersdorf und Sadisdorf treten seit einigen Wochen in etlichen Familien die Masern auf. Frauenstein, 3. August. Bei der hiesigen Naturalverpflegstation erhielten im vorigen Mo nate 80 hiesige Stadt durchwandernde Handwerks burschen Verpflegung und zwar 13 Mann Frühstücks-, 19 Mann Tages- und 48 Mann Nachtverpflegung. Hierdurch machte sich für Frühstück eine Ausgabe von 1 M. 30 Pf., für Tagesverpflegung 3 M. 80 Pf., für Nachtnerpflegung 12 M., in Summa eine Aus gabe von 17 M. 10 Pf. nöthig. — Im Monat Juli d. I. wurden in die hiesige Sparkasse 32,100 M. 24 Pf. in 240 Kaffenposten eingelegt, wogegen 30,413 M. 27 Pf. in 162 Posten zur Rückzahlung gelangten. Die Gesammt-Ein nähme beziffert sich in 513 Posten auf 48,641 M. 59 Pf., die Gesammtausgabe in 198 Posten auf 32,403 M. 14 Pf. — Fast keine Woche vergeht, in welcher nicht Zigeunerbanden sich hier einfinden. Am 31. vor. Mts. wurde eine solche vom hiesigen Gendarm nach der deutsch-österreichischen Grenze transportirt, gestern zog Inserate, wSche « ter bedeutenden Auflage d«< BlatteS eine sehr wirt- fame Verbreitung finden »erden mit 1V Pfg. die Spaltenzetle oder der«« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, nn redaktionell«» Theile, die Spaltenzeile 2» Pfg. weggeführten und durch den Herzog Max von Bayern dem Papste Gregor XV. geschenkten Palatinischen Bibliothek überbringt; für die protestantische Ruperto- Carola ist diese Theilnahme des Oberhauptes der katholischen Christenheit an ihrer Jubelfeier nur im hohen Grade ehrenvoll. Es liegt hierin zugleich ein erhebender Beweis, welches Interesse die ganze ge bildete Welt der Heidelberger Universitätsfeier ent gegenbringt und es ist darum doppelt zu wünschen, daß auch nicht der geringste Mißton die schönen Heidel berger Festtage stören möge. Mögen sie in dem Sinne ausklingen, welcher in dem tiefempfundenen Liede des zu früh verblichene» Sängers des „Trompeters von Säkkingen" liegt, einer köstlichen Widmung an die Neckarstadt gleichend: Altheidelberg, du feine. Du Stadt an Ehren reich, Am Neckar und am Rheine, Kein andre kommt dir gleich. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 4. August. Gestern besuchte ein Theil des Kamenzer Gewerbevereins unsere Stadt, nachdem derselbe Vormittags.die Fabrik gebogener Möbel in Rabenau in Augenschein genommen hatte. Von Herrn Schuldirektor Engelmann und Herrn Ein nehmer Fretter als Vorstandsmitglieder des hiesigen Brudervereins um ^/«2 Uhr auf dem Bahnhofe em pfangen, besichtigten die Gäste unter Führung der Ge nannten die St. Nikolaikirche, die Stadtkirche, das Rathssessionszimmer, die Turnhalle und die Strohhut fabrik von H. H. Reichel, machten auf dem Raths keller, sowie im Bahnhofsrestaurant eine kurze Rast und dampften Uhr wieder der Heimath zu. Von der ursprünglich geplanten Besichtigung des Raths- mühlen-Etabliffements, sowie von der Besteigung des „König Johann-Thurms" mußte wegen Kürze der Zeit abgesehen werden. — Wie wir hören, haben auch die Besitzer des Eisenhüttenwerks Schmiedeberg bei der Generaldirektion der kgl. sächs. Staatsbahnen um Beibehaltung von je 4 Zügen aufwärts und abwärts im Winterhalbjahre nachgesucht. Hoffen wir, daß die oberste Verwaltungs behörde des Eisenbahnverkehrs darauf eingehen und die bisherige Einrichtung bleibend beibehalten werde. — Durch Uebereilung und Unvorsichtigkeit des Publikums wird oft die Gefälligkeit der Bahnbeamten schlecht belohnt. In den letzten Tagen war auf einer Station unsrer Bahn der Zug soeben in Gang gesetzt worden, als sich noch drei Personen zum Mitfahren meldeten? Trotzdem nun der neben dem Zug stehende Zugführer das Signal zum Halten gab, stieg doch eine Frau während des Fahrens auf ein Trittbrett, schwankte aber hinterrücks, so daß sie mit dem Rücken auf die Puffer zu liegen kam und sich leicht erhebliche Verletzungen hätte zuziehen können, wenn sie sich nicht an dem Wagen festgehalten und ein Herr ihr nicht aufgeholfen hätte. — In den Nächten vom 7. bis 12. und 15. bis 21. August sind wieder größere Sternschnuppen schwärme zu erwarten. — Während nach sächsischem Jagdgesetze die Reb hühner noch bis zum 1. September und die Hasen bis zum 1. Oktober geschont werden müssen, dürfen die genannten beiden Wildpretarten in Oesterreich be reits vom 1. August an erlegt werden. In Oester reich stehen von jetzt ab überhaupt nur noch die Krammetsvögel, sowie die Waldschnepfen, das Auer-, Birk- und Haselwild in der Schonzeit.