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Wchmtz-ZitW 52. Jahrgang Inserate, welche lei ter bedeutenden Auflage de« ^LlatteS «ine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeil« SO Pfg. 18 Frauenstein, 4. Juli. Gestern Abend 9 Uhr traf eine Abtheilung des Dresdner Männerturnver- Parlamentarische Rückblicke. Wenige Tage nach dem Schluffe der Reichstags session hat auch der preußische Landtag seine Thätig- keit beendigt und ein Rückblick aus den nun abge schlossenen parlamentarischen Winterfeldzug erscheint um so mehr geboten, als in beiden Parlamenten die Session eine außergewöhnlich lange war und dort wie hier zu bewegten Scenen und wichtigen Entscheidungen führte. Fassen wir zunächst die Verhandlungen des Reichstags ins Auge, so ergiebt sich als deren Brenn punkt die Debatte über die Reform der Branntwein besteuerung, welche den Reichstag in dem von Neu jahr bis zur Osterpause reichenden Sessionsabschnitte in Gestalt der Monopolvorlage, in der Nachsession nach Ostern durch die Brandweinsteuer-Vorlage be schäftigte. Beide Male war das Resultat der Ver handlungen ein negatives, da sich ergab, daß die An schauungen der einzelnen Parteien über eine zweckent sprechende Reform der Branntweinbesteuerung noch zu weit auseinandergingen, um schon jetzt eine günstige Lösung dieser Frage herbeizuführen. Wenngleich nun also mit Ablehnung der Branntweinsteuer-Vorlagen das wichtigste gesetzgeberische Werk der jüngstver- floffenen Reichstagssession scheiterte, so sind dafür doch eine ganze Anzahl anderer hervorragender Gesetzent würfe zu Stande gekommen, wie die Vorlagen über die Reform der Zuckerbesteuerung, über den Bau des Nord-Ostsee-Kanals, über die Rechtspflege in den deutschen Schutzgebieten, die Ausdehnung der Unfall versicherung auf die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter, auf gewisse Kategorien des Beamtenstandes und auf Personen des Soldatenstandes, über die Ver längerung des Sozialistengesetzes, über die Abänderung der Gewerbeordnung (Korporationsrechte der Innungen), die Heranziehung von Militärpersonen zu den Ge meindeabgaben und schließlich die Militär- und Civil- pensionsgesetze. In nicht unbeträchtlichem Maße wurde der Reichstag durch die zahlreichen Interpellationen und Anträge aus dem Hause in Anspruch genommen und diesen Anregungen muß mit bis zu einem ge wissen Grade die Schuld gegeben werden, daß die Session sich so ungewöhnlich ausdehnte. Hierher ge hören auch die leidenschaftlichen, hochpolitischen De batten über die Verlängerung der Legislaturperioden, über die polnischen Ausweisungen und über den Zeug- nißzwang gegen Abgeordnete, ohne daß speziell diese letzteren Verhandlungen zu einem Resultate geführt hätten, während sonst allerdings auch eine Reihe von aus der Mitte des Hauses beantragten Gesetzentwürfen Genehmigung fand. Im preußischen Abgeordneten hause nun repräsentirten einerseits die Polenvorlagen, anderseits die kirchenpolitische Vorlage, die beiden Mittelpunkte der Session und besonders der Cyclus der Entwürfe gegen die polnische Ueberfluthung war es, der zu langen, erregten und viele hochinteressante Wendungen darbietenden Debatten Anlaß gab. Mit beträchtlichen Mehrheiten wurden schließlich sämmtliche Polengesetze, sowie auch die den Friedensschluß zwischen Preußen und der Kurie vermittelnde kirchenpolitische Vorlage angenommen und im ferneren Verlaufe der Session genehmigte das Haus von anderweiten wich tigen Vorlagen noch die beiden Kanalgesetze, die west fälische Kreis- und Provinzialordnung, das Sekundär bahngesetz und das Gesetz zur Heranziehung von Militärpersonen zu Gemeindeabgaben. — Das preu ßische Parlament kann demnach wie das Neichsparla- ment auf eine stattliche Reihe zu Stande gekommener Gesetze zurückblicken, aber ein charakteristischer Unter schied ist hierbei zu berücksichtigen: Während nämlich in ersterem der Regierung meistens eine geschlossene Mehrheit zur Verfügung stand, war dies in letzterem nicht der Fall, ja, die Polendebatten bekundeten sogar aufs Neue das Vorhandensein einer klerikal-freisinnig- sozmllstlschen Mehrheit. Wenn nun trotzdem im Reichs- tage eine Anzahl wichtiger Gesetzentwürfe angenommen treten seien, berechtige zu der Hoffnung auf Erfüllung dieses Wunsches. Herr Riemermstr. Gottschall-Dres den und Herr Tischler Großmann-Dresden dankten gleichfalls, der Erstere der Gesellschaft drei Rosen dar bringend, welche Freude, Liebe und Treue bedeuten sollten. Da das Ehrenmitglied, Herr Schneidermeister Walter 8on., gerade 40 Jahre der Schützengesellschaft angehörte und ein anderes Ehrenmitglied, Herr Buch druckereibesitzer Jehne 86n., sein Wegbleiben vom Feste entschuldigend, der Schützengesellschaft freundliche Wün sche ausgesprochen hatte, so knüpfte Herr Vorsteher Heinrich hieran ein den Ehrenmitgliedern dargebrachtes Hoch. Ein heiteres Tafellied, dessen muntere Sing weise die „Wollenen" hier eingeführt haben, trug nicht wenig zur Belebung der Tafel bei, bei der die Wogen endlich so hoch gingen, daß manche Redner nur schwer zu Worte kommen konnten. — Der Abmarsch auf den Festplatz erfolgte erst nach 3 Uhr auf kürzestem Wege und nahmen an dem Zuge die Ehrengäste und die eingeladenen Vereine mit Fahnen theil. Der Be such der Festwiese war sehr lebhaft und werden die Wirthe kein schlechtes Geschäft gemacht haben. Auch der heutige Tag begann mit umzogenem Himmel. Hoffen wir auf gleiche Umwandelung wie gestern. Ueber den weiteren Verlauf des Festes berichten wir in nächster Nummer. — Vorigen Sonnabend früh gegen V»8 Uhr wurde eine Probe mit Entleerung des Schulhauses vorge nommen. Auf ein den Lehrern bekanntes Glockensignal kamen die Kinder aus 10 Klaffen (484) mit sämmt- lichen Schulbüchern, unter Führung der Lehrer ruhig aus ihren Klassenzimmern auf den Schulgarten, was eine Zeit von 3 Minuten in Anspruch nahm. Die Rückkehr ins Schulhaus dauerte noch nicht 3 Minuten. — Bei dem am Sonntag Morgen über unsere Stadt ziehenden Gewitter hat der Blitz in der Vor stadt in die Telegraphenleitung eingeschlagen und ist er in hiesiger Station in die Erde abgeleitet worden. Die dadurch verursachte Lichterscheinung ist ca. I Meter vom Apparate wahrnehmbar gewesen. — Die Kommandanten-Versammlung des Feuer wehrbezirksverbandes der Amtshauptmannschaft Dip poldiswalde kann verschiedener Umstände halber erst am 1. August stattfinden. Glashütte. Der frühere Steueraufseher Härtig, welcher seit 5 Jahren der hiesigen Steuerrezeptur vor stand, ist mit dem 1. Juli nach 52jähriger Dienstzeit in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Welche Anerkennung seine Thätigkeit in den betheiligten Kreisen hier fand, zeigte der Vormittag des Abschieds tages, an welchem ihm von den hiesigen betreffenden Gewerbtreibenden verschiedene kostbare Geschenke über reicht wurden. Mit bewegten Worten dankte Herr Härtig für diese unerwartete Anerkennung. Ein kleines darauf folgendes Frühstück gab der kleinen Feier einen würdigen Abschluß. — In der hiesigen Hauptverpflegstation kehrten vom 1. April bis 30. Juni 365 Mann ein. 353 Mann erhielten Verpflegung und zwar: Nacht verpflegung 203 Mann, Tagesverpflegung 69 Mann, halbe Verpflegung 81 Mann, während 12 Mann keine Verpflegung beanspruchten. Schönfeld. An Stelle des von hier verzogenen Herrn Gemeindeältesten Löwe ist der Gutsbesitzer Herr Ernst Wilhelm Thiele als Gemeindeältester für hiesigen Ort gewählt und am 3. d. M. von der kgl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde für sein Amt m Pflicht genommen worden. Pretzschendorf. Bei der hiesigen Sparkasse "Eden im Monat Juni 45 Einzahlungen im Betrage 5074 M. 33 Pf. gemacht; dagegen erfolgten 12 „»elßeritz-3ritu«,v «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- ., ÄMl tz ö l lt k k «-„ialiLen Amtsgerichte und die StadtrLthe für di- Königliche Umtsh-uvtm-nnschaft MxMismalde sonne Ad,-Königlichen Verantwortlicher Redacteur: Cärl Ikhnt in Dippoldiswalde Dienstag, den 6. Juli 1886. worden ist, so muß das Gesammtergebmß der Reichs- tagssession trotz des Scheiterns der Branntwemsteuer- Neform doch als ein ziemlich günstiges bezeichnet werden, eben in Anbetracht der eigenartigen Partei verhältnisse im Reichstage, obgleich auch nicht gelaugnet werden kann, daß man von seinem langen Zusammen sein noch andere Resultate hätte erwarten dürfen. Jedenfalls hat die Negierung keinen Grund, mit dem Verlaufe der Session im Reichstag und noch weniger im preußischen Landtage besonders unzufrieden ZU sein und bei Lichte betrachtet, eben so wenig die Wähler schaft und somit können die Ergebnisse der Be- rathungen in beiden Parlamenten, Alles in Allem ge nommen, nur mit Genugthuung begrüßt werden^ Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. Juli. Das überaus schöne warme Wetter, der klare wolkenlose Himmel, die uns am Freitag und Sonnabend für die verlebten Regen tage entschädigten, berechtigten zu der Hoffnung, dies mal durch ganz exquisites Festwetter beglückt zu werden. Die Vorfeier am Sonnabend, bei Concert der im Starke'schen Zelte auftretenden Gesellschaft fand bei so angenehmer milder Temperatur statt, daß man um so mehr erstaunt sein mußte, als sich am Sonntags morgen der Himmel umzog, Gewitter aufthürmten und Wolkenschläuche abermals anfingen, ihren — Segen auszuschütten. Die Reveille fand bei kaltem Regenschauer statt und lockte nicht hinaus. Flaggen schmuck ließ sich bei starkem Wind und Regen nicht anbringen. Um so angenehmer aber wurde man über rascht, als sich im Laufe des Vormittags der Nebel hob, der Himmel sich klärte und endlich die Königin des Tages ihre Strahlen vom wolkenlosen Himmel herabsandte. Durch zeitweilige leichte Brisen wurde die Wärme etwas gemildert, und so war das gestrige Festwetter das denkbar beste. — Wie üblich verlief das Schützenfrühstück, als erster Haupttheil des Festes in gemüthlicher, angeregter Stimmung, zu großer Be friedigung der Theilnehmer, besonders auch deshalb, weil eine große Anzahl angesehener und lieber Gäste an demselben theilnahmen. Herr Amtshauptmann von Keßinger, Herr Bürgermeister Voigt, die Vertreter der hiesigen eingeladenen Vereine, Schützenbrüder aus Dresden u. A. hatten die Gesellschaft durch ihr Er scheinen geehrt und erfreut. An Reden und Toasten war kein Mangel. Den Reigen derselben eröffnete Herr Schützenvorsteher Schneidermeister Heinrich mit einem Hoch auf Se. Maj. König Albert, dem die von der Versammlung stehend gesungene Sachsenhymne folgte. Hierauf feierte Herr Vorsteher Lotze die Schützenkönige, deren es Heuer zum ersten Male drei giebt, da zu dem Vogel- und Scheibenkönige noch ein Neiterkönig hinzukommt. Es folgten nun Toaste auf die Marschälle, die königlichen Behörden, die städtischen Behörden, die Gäste, den Schützenhauptmann, den Vater der Kompagnie, den Feldwebel, die Mutter derselben, ja ein wohlbekannter, oft und gern gehörter Redner wünschte sogar einem „Onkel" und einer „Tante" der Kompagnie, womit Ober- und Unter leutnant (Au!) gemeint wurden. Glück und Gedeihen. Ob die Betreffenden mit dem ihnen oktroyirten Ver wandtschaftsgrade zufrieden sind, wissen wir nicht. Es folgten verschiedene dankende Erwiderungen. So brachte Herr Amtshauptmann von Keßinger seinen Dank aus im Namen der königlichen Behörden in einem Hoch auf die Stadt Dippoldiswalde. Herr Stadtgutsbesitzer Müller sprach im Namen der Könige, manmglich für morgen zum „Dejeuner" befehlend, Herr Baumeister Schmidt dankte als Vertreter des Gesangvereins, Herr Maschinenmeister Keil im Namen des Turnvereins; Herr Schuldirektor Engelmann ererte die Gastfreundschaft der Schützengesellschaft, der selben „Wohlstand" als Grundbedingung der genann ten Tugend wünschend. Der Umstand, daß durch die 3 Könige Landwirthschaft, Industrie und Handel ver-