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- 334 K Tagesgeschichte. Berlin. Nach den getroffenen Dispositionen wird der Reichstag am 30. Juni wieder zusammentreten und sofort die zweite Berathung des Branntwein steuerentwurfes auf Grund des von der Kommission erstatteten Berichtes vornehmen. — Mit dem Repetir-Gewehr ist jetzt auch seit einigen Tagen das kgl. sächs. Schützen-Regiment Prinz Georg Nr. 108 in Dresden bewaffnet worden. Da der Mechanismus vor Unberufenen möglichst geheim gehalten werden soll, so werden die Gewehre nach dem jedesmaligen Gebrauch auf der Kammer abgegeben, bis besondere Gewehrschränke eingerichtet sind. — Im deutschen Schutzgebiet in Westafrika haben im April Kämpfe zwischen den Namaquas und Hereros stattgefunden. Der Namaqua-Häuptling Hen drik Witbori, der schon mehrmals Plünderungszüge in das Land der reichen deutschfreundlichen Hereros unternommen hat, aber dabei regelmäßig blutig zurück geschlagen worden ist, hatte sich, wie in einem der „Jenaischen Ztg." zur Verfügung gestellten Privat brief aus Kapstadt berichtet wird, mit etwa 450 Mann in der Nacht vom 16. auf den 17. April in den Ort Okahandja hineingeschlichen. Der Kamps, der sich als bald entspann, dauerte den ganzen Tag und endete mit der Flucht der Angreifer, welche am folgenden Aage von den Hereros verfolgt wurden. Die Nama quas haben starke Verluste erlitten. Bayern. Mit einem Schlage, der fast aus heiterem Himmel herniederfuhr, hat sich, allerdings auf die unerwartetste Art und Weise, die Lage in Bayern ge klärt und gelichtet. — Ueber den Geisteszustand König Ludwigs II. lauteten die Nachrichten in letzter Zeit so verworren und widersprechend, daß es dem Laien unmöglich war, sich ein richtiges Bild zu machen sächsische Strecken und 127 586 auf fremde Bahnen lauteten. Andererseits wurden von fremden Bahnen 74581 auf sächsische Strecken lautende Koupons ver kauft, so daß im Ganzen 99 657 Koupons für Strecken der sächsischen Staatseisenbahn-Verwaltung zur Aus gabe gelangten. Die Einnahme hierfür belief sich auf 388981,«» M. — Der Saatenstand im Königreich Sachsen im Monat Mai ist nach einer vom Bureau des Landes kulturraths gegebenen allgemeinen Uebersicht folgender: Die Nachtfröste zu Anfang des Monats haben, mit Ausnahme im oberen Voigtlande, wo die Vegetation noch sehr zurück war, den Wintersaaten und theilweise auch der Sommerung geschadet, ebenso war die darauf folgende außerordentliche Hitze nicht von günstiger Wirkung, besonders in den Sandgegenden; jedoch haben die ausgiebigen warmen Gewitterregen im letzten Drittel des Monats die Schäden größtentheils ausgeglichen. Nur der Rapsstand hat sich durch Frost und besonders Käferfraß verschlechtert, so daß viele Felder umgepflügt und anderweitig bestellt wurden. Auch der Nothklee steht, mit einigen Ausnahmen in der Leipziger Gegend und im Voigtlande, schlecht, was ebenfalls die Umackerung vieler Felder zur Folge hatte. Die Sommerung zeigt allenthalben günstigen Stand, desgleichen der Flachs und die Knollengewächse. Die am 24. Mai fast im ganzen Lande aufgetretenen Ge witter haben durch wolkenbruchartige Niederschläge vielfach arge Verwüstungen auf den Feldern durch Verschlammung und Vernichtung der jungen Sommer saaten angerichtet. Desgleichen wird aus mehreren Bezirken über Hagelschlag bis zu 50 Prozent Schaden berichtet. — Am 7. d. Mts. und folgende Tage hat eine abermalige Ausloosung Königlich Sächsischer Staats papiere stattgefunden, von welcher die 4proz. Staats schuldenkaffenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62 /66 und /68, 4proz. (vormals 5proz.) dergleichen vom Jahre 1867, 4proz. dergleichen vom Jahre 1869, 4- proz. dergleichen vom Jahre 1870 und die durch Ab stempelung in 3'/«proz. und 4proz. Staatspapiere um gewandelten Löbau-Zittauer Eisenbahnaktien Int. und ö, ingleichen die den 1. Dezember 1886 und be ziehentlich den 2. Januar 1887 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3>/-proz. Partialobligationen von den Jahren 1839/41 und 4proz. dergleichen vom Jahre 1866 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Kom pagnie betroffen worden sind. Gleichzeitig ist die Auf kündigung des noch umlaufenden Restes der 4proz. Schuldscheine vom Jahre 1860 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Kompagnie ausgesprochen worden. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hie rauf noch besonders mit dem Hinzufügen auf merksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der „Leipziger Zeitung", dem „Dresdner Journal" und dem „Dresdner Anzeiger" veröffent licht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuereinnahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgeloosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder auf gerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthume hinzu geben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital un gekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle statt findet, so werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Ausloosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem ost empfind lichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. — Die Annahme, das wendische Element im Königreich Sachsen sei in den letzten Jahren an Zahl gewachsen, ist eine durchaus irrige, wie eine Zusammen stellung der statistischen Angaben bei den Volkszäh lungen ergiebt. Im Jahre 1861 zählte man in un serem engeren Vaterlande noch gegen 54000, 1867 aber 51895 und 1880 51410 Wenden. Für 1885 ist die Zahl der wendisch sprechenden Bewohner Sach sens noch nicht zusammengestellt. Jedenfalls ist die Zahl wendischer Schulkinder eine nicht größere als 6852. In Sachsen gab es 1884 bei einer Bevöl kerung von 3140000 Köpfen 536000 Schulkinder, es kamen also auf 100 Bewohner immer 17 Schul kinder. Wir haben keinen Grund, anzunehmen, daß bei den Wenden dieses Verhältniß ein anderes sei. Es müßten also bei 52000 Wenden in Sachsen statt 6852 wendisch sprechender Schulkinder deren 8800 vorhanden sein. Daß eben nur 6852 gezählt wurden, beweist, daß ein nicht geringer Thei( der von wen dischen Eltern abstammenden Schulkinder bereits die deutsche Sprache angenommen hat. An der Sprach grenze, namentlich bei Löbau, Bischofswerda und Ka menz, ist eine ganze Reihe wendischer Dörfer in den letzten 50 Jahren deutsch geworden, z. B. Kunnewitz, Lausitz, Grube, Unwürde, Schmölln, Demitz, Thumitz, Jesau, Bernbruch u. A. In 15 Orten, die ehedem ganz wendisch waren, bilden die Deutschen heute die Mehrzahl der Bevölkerung. In 110 wendischen Dör fern Sachsens bilden die Deutschen bereits 20 bis 50 Prozent, in 63 wendischen Orten 11 bis 20 Pro zent und in 81 wendischen Orten 1 bis 10 Prozent der Bevölkerung. Rein wendische Dörfer, in denen gar keine Deutschen leben, gab es nach der Volks zählung nur noch 4. Die Zahl aller Wenden in Sachsen und Preußen beträgt höchstens 115000 bis 120000. Die gegenwärtigen Führer des wendischen Volkes übertreiben allerdings gern diese Zahl, und geben entweder gar nicht oder nur widerwillig den starken Rückgang ihrer Volksgenossen zu. Manche wendische Schriftsteller fabeln von 160000 bis 170000 Wenden, genau wie die Polen, Tschechen und Slo wenen auch gern ihre Volkszahl um 50 Prozent über treiben. Oschatz. Auf eine von einem Theile der Bürger schaft am 8. Juni beim Stadtrathe eingereichte Peti tion, die gesetzliche Beschränkung des Handels an Sonn- und Festtagen betreffend, ist die Antwort am 10. Juni gegeben worden. Aus dieser Zuschrift ist hervorzuheben, daß der Rath dadurch, daß er den Handel innerhalb gewisser Stunden nachgelassen hat, zwar den gegebenen Verhältnissen hinlänglich Rechnung getragen zu haben glaubt, jedoch verspricht, diese An gelegenheit beständig im Auge zu behalten und die Geschäftsstunden zu erweitern, sobald ein dringendes Bedürfniß dazu anerkannt werden muß. „Wir sind," heißt es weiter, „der Ueberzeugung, daß durch eine strengere Einhaltung der gesetzlich angeordneten Sonn tagsruhe nur die körperliche und geistige Wohlfahrt der Bürgerschaft gewinnen kann und daß dieser Ge winn einen möglicherweise eintretenden kleinen peku niären Ausfall wesentlich überwiegen würde." Schließ lich wird noch hinzugefügt, daß der Rath künftig bei Durchführung der gesetzlichen Bestimmungen über die Sonntagsruhe, soweit als es Gesetz und Pflicht ge statten, Alles vermeiden werde, was die pekuniären Interessen der dortigen Handel- und Gewerbetreiben den allzusehr schädigen könnte. (Oeffnet man durch die sehr beschränkten Geschäftsstunden dem verderb lichen unreellen Hausirhandel nicht Thor und Thüre und muß dieser nicht jedes Gewerbe mit der Zeit gänzlich untergraben?) Leipzig. Das 13,000 Einwohner zählende Dorf Volkmarsdorf besitzt noch keine Kirche und müssen die Einwohner, wenn sie ihrem religiösen Bedürfniß Genüge leisten wollen, nach dem benachbarten Schön feld gehen. Am 1. Pfingstfeiertag wurde endlich der Schulsaal zu kirchlichen Zwecken hergerichtet und ein- geweiht. dene sonstige Verletzungen erhalten, da er längere Zeit um eine Welle geschleudert wurde. Ehe das Zeug zum Stehen gebracht wurde, war der Tod eingetreten. Lauenstei«. Am 10. Juni traf Graf Carl von Hohenthal-Püchau als Sommergast hier ein und wird während des ganzen Sommers hier seinen Aufent halt nehmen. Der Rath ließ ihm zu Ehren die schönen Aussichtspunkte „Pilz" und „Melittafelsen" mit den gräflichen Farben „blau-gelb" beflaggen. — So streng auch der vergangene Winter hier war, haben sich doch noch viele kleine Waldbewohner zu schützen gewußt, denn als zwei Sommerfrischler die neue Promenade durch den vorderen Königsbusch be gingen, zählten sie in derselben nicht weniger als 19 Eichhörnchen. Poffendorf. Das Begräbniß des am 6. Juni Nachts infolge des Wagen sturzes bei Kaitz verunglückten Gefreiten H. E. Junker der 11. Kompagnie vom 101. Genadierregiment fand am Donnerstag Nachmittag 3 Uhr auf hiesigem Friedhof unter großer Theilnahme von nah und fern statt. Die Mannschaften der 11. Kompagnie hatten schon Tags vorher Palmen und Blumenschmuck aus Dresden gesendet und waren zum Begräbniß mit den Herren Offizieren zum letzten Geleit erschienen. Unter Glockengeläut, Trauermusik und Gesang bewegte sich der aus den Leidtragenden, den Mitgliedern des hiesigen Militärvereins mit Fahne, der erwachsenen Jugend von Possendorf und Cunners dorf — der Heimath des Verblichenen — und den Mannschaften der Kompagnie gebildete Zug vom Trauerhaus nach dem Friedhof. Nach dem Gesänge des Liedes „Wer weiß wie nahe mir rc." sprach Herr Pastor Nadler mit Zugrundelegung von Marc. 13, 33 in bewegten Worten über das jähe Ende des Ver blichenen, rühmte den Todten als Jüngling, Sohn und Kamerad, bekannte, wie schwer es sei, an diesem Grabe zu trösten, wies aber demungeachtet die tief gebeugte Mutter auf den hin, der Wunden schlügt, aber auch heilt; ein Kamerad rief dem Vollendeten den schmerzlichen Abschiedsgruß nach. Mit Arienge sang und Trauermusik schloß die ernste, ergreifende Feier. Poffendorf. Künftigen Sonntag, als am Trini tatisfeste, wird der Tharandt-Kesselsdorfer Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung, zu welchem die hie sige Parochie seit längerer Zeit gehört, sein Jahresfest in unserer Mitte feiern. Für diese Feier ist ein Gottesdienst bestimmt, welcher Nachmittags 3 Uhr be ginnt, und bei welchem als Festprediger Herr Diakonus Jentzsch aus Deuben auftreten wird. An den Gottes dienst schließt sich dann im hiesigen Gasthofe eine öffent liche Versammlung an, in welcher über die Verwendung der eingegangenen Gaben Beschluß gefaßt werden soll. Hoffentlich werden sich Freunde des guten Werkes recht zahlreich einfinden und gutes Wetter das Ganze fördern. Dresden. Prinz Friedrich August wird im Laufe nächster Woche sich nach Gastein begeben, wo auch Kaiserin Elisabeth von Oesterreich mit der Erz herzogin Marie Valerie anwesend sein wird. Von Gastein kehrt der Prinz sodann nach Wien zurück und wird daselbst noch bis zum 24. Juni verweilen. — Der kgl. preuß. General v. Monts, der 1870, als Kaiser Napoleon III. als Gefangener in Wil- helmshöhe weilte, Gouverneur von Kassel war und der schon seit längerer Zeit in Dresden wohnte, ist am 13. Juni im 85. Lebensjahre gestorben. — Eine außerordentliche Auszeichnung ist dem gegenwärtig die Kriegsakademie in Berlin besuchenden Premier-Lieutenant Meisel vom kgl. sächs. 8. Infan terie-Regiment Nr. 107 zu Theil geworden. Es ist demselben vom Kaiser ein mit der Kaiserkrone ver zierter Ehrensäbel, in welchen der Name des Be schenkten eingravirt ist, verliehen worden. Premier- Lieutnant Meisel soll diese Auszeichnung seinen vor trefflichen Leistungen auf der Kriegsakademie zu ver danken haben. — Die erfreuliche Frequenz des an den Wochen tagen Abends >/,7 Uhr von Dresden (Kohlenbahnhof an der Freiberger Straße) nach Pottschappel ab gehenden Arbeiterzugs giebt der Verwaltung der Staatsbahnen Veranlassung, diesen Zug an allen Sonnabenden bis Tharandt verkehren zu lassen. Die Mitfahrt ist Jedermann gestattet gegen Lösung von Tourbillets IV. Klasse in Dresden, Kohlenbahnhof und Zellscher Weg, oder Plauen nach Deuben, Hains berg und Tharandt. Die Abfahrt erfolgt wie oben angedcutet von Dresden 6 Uhr 30 Min., die Ankunft in Tharandt 7 Uhr 8 Min. Abends. — In der Zeit vom I. Mai bis 31. Dezbr. 1885 wurden von den sächsischen Staatsbahnen 8518 kom- binirte Rundreisebillets ausgefertigt, und zwar 5191 bei der Ausgabestelle in Dresden, 3327 bei der in Leipzig. Zu diesen Rundreisebillets waren 152 662 einzelne Koupons nothwendig, von denen 25076 auf