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»t „Wei-erth. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SV Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan- kalten, Postboten, sowie vie Aaenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-IkltW. Amtsblatt Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes »ine sehr wirk same Verbreitung finden^ «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder orr«» Raum berechnet. — Ta bellarische und complictrte - Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile' A> Pfg. für die Königliche UmtshauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 64 52. Jahrgang Sonnabend, den 5. Juni 1886 Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die Branntweinsteuersrage hat mit den in der Montagsfitzung der betreffenden Reichs tagskommission eingebrachten, längst erwarteten Ab änderungsanträgen der Konservativen zur Regierungs vorlage eine neue Wendung genommen. Dieselben betreffen hauptsächlich die anderweitige Normirung der Verbrauchssteuer sowie die Einführung von Zwangs- Brennereigenossenschaften, während sie hinsichtlich der Maischraumsteuer im Wesentlichen den bezüglichen Be stimmungen des Negierungs - Entwurfes betreffen. Während letzterer die Verbrauchssteuer pro Hektoliter Alkohol auf 40 M. im ersten, 80 M. im zweiten und auf 120 M. im dritten Jahre nach Einführung des Gesetzes normirt, schlägt der konservative Gegenent wurf die Festsetzung einer Verbrauchssteuer von 80 M. vor. Ferner verlangt derselbe, daß der Verkaufspreis im Jnlande durch Gesetz festgestellt werden soll — womit der Konlingentirungsgedanke aus dem Monopol projekte wieder ausgenommen ist -- und schlägt, wie schon erwähnt, zur Durchführung dieser Idee die Bildung von Zwangsgenossenschaften vor. In Bezug auf letztere enthält der konservative Entwurf nur ziemlich allgemeine Bestimmungen, welche u. A. die Errichtung genossenschaftlicher Lagerhäuser und die Entschädigung der Brennereibesitzer für den von ihnen an die Lagerhäuser der Genoffenschaft abgelieferten Branntwein betreffen. Die hiermit flüchtig skizzirten Anträge sind nicht von allen konservativen Kommissions mitgliedern unterzeichnet, sondern nur von der Mehr zahl derselben, den Abgeordneten Graf von Kleist- Schmenzin, Frhr. v. Mirbach, Staudy und v. Wedell- Malchow. Die Unterschriften der anderen konser vativen Abgeordneten Dr. Frege und Uhden, sowie des Centrums fehlen, doch hat sich von letzterem Abg. Graf Strachwitz mit dem Abgeordneten Uhden zu einem Untecantrage zu dem konservativen Entwürfe vereinigt, in welch' ersterem eine abgestufte Maisch bottichsteuer von der Maximalhöhe von 2 M. an bis herab zu 90 Pfg. pro 100 Liter bemaischten Bottich raum — je nach dem Quantum der monatlichen Ein- maischung — befürwortet wird. Außerdem wurde von Seiten des Centrumsabgeordneten Mester ein Antrag auf Herabsetzung der Konsumsteuer auf 25 M. pro Hektoliter eingebracht, während sich jedoch Abg. Mester zugleich gegen die in dem konservativen Ent würfe angeregte Kontingentirung erklärte, welche zu sehr an das Monopol erinnere. Indessen sprach sich Abg. Mester im Uebrigen dahin aus, daß das Centrum die Nothlage der Landwirthschaft und die Bedürfnisse des Staates anerkenne und diese Bereitwilligkeit des Centrums, an der Hervorbringung von etwas Posi tivem rn der Branntweinsteuersrage mitzuarbeiten, eröffnet dem Zustandekommen eines neuen Gesetzent wurfes keine ungünstigen Aussichten. Freilich muß erst der weitere Verlauf der Kommissionsverhandlungen und vor Allem die Stellungnahme der Regierung zu den konservativerseits beantragten Abänderungen des ursprünglichen Entwurfes abgewartet werden, ehe sich ein bestimmtes Uctheil über die Chancen einer neuen Branntweinsteuer-Vorlage fällen läßt. — Die Nach richten über eine bevorstehende Einsetzung einer Regent schaft in Bayern und die sonstigen hiermit in Zu sammenhang stehenden Gerüchte sind von der „Mün chener Allgemeinen Zeitung" sofort kategorisch für unbegründet erklärt worden. Mit diesem Bescheid eines so ernsten und wohlunterrichteten Preßorgans, wie es das genannte Blatt ist, muß man sich einst weilen zufrieden geben; ob aber alle über die Lage in Bayern umlaufenden Gerüchte und Mittheilungen jedes thatsächlichen Grundes entbehren, dürste doch wohl zu bezweifeln sein. Belgien. Die belgische Regierung geht jetzt mit einer bei ihr ungewohnten Energie gegen die sich neuerdings in der Arbeiterwelt Belgiens kundgebende zu Dittersdorf b. Glashütte. Treu und gewissenhaft, geschickt und segensreich in der Arbeit, anregend und erheiternd im Umgang mit Kollegen und Freunden, fest und beständig in seinen Grundsätzen, fand Hanitzsch auch bei Allen die ihm gebührende Hochachtung und Anerkennung. Die zahlreiche Theilnahme an seinem I Begräbnisse gaben ebenfalls Zeugniß dafür. Auf I Wunsch der Versammlung soll der in warmen, biederen ! Worten abgefaßte Nekrolog im Auszug in der „Sachs. I Schulztg." zum Abdruck kommen. — Die nächste Ver- I sammlung soll im September in Hartmannsdorf ab- I gehalten werden. Nach Austausch von Erfahrungen, I Meinungen und Wünschen über die Fortbildungsschule kam der Rechnungsabschluß der Allg. Brandvers.-G. I sächs. Lehrer auf 1885 zur Vertheilung. Einer Jahres- I einnahme von 48,169 M. 59 Pf. steht die geringe ! Ausgabe von 7441 M. 88 Pf. entgegen, so daß außer ! dem Reservefond von 59,653 M. 62 Pf. ein Kaffen bestand von 40,727 M. 71 Pf. verbleibt. Ist schon i die Prämie an sich gering — von 100 M. Versicherung 5 Pf. — so ist in den letzten Jahren auch die eine Halbjahrsprämie noch erlassen worden. Den neu angetretenen Herren Lehrern sei die Vers.-Ges. bestens I empfohlen. W Frauenstein, 2. Juni. Zu ungewöhnlicher l Stunde und infolge außergewöhnlicher Veranlassung l hatte sich gestern Abend 5 Uhr in unserer Stadt eine ! zahlreiche, andächtige, tiestrauernde Gemeinde zu einem I Trauergottesdienste eingefunden. Vor den Stufen ! des Altars stand unter Blumen der Sarg mit der ! sterblichen Hülle unsers verewigten Herrn Pastors I Langer. Eingeleitet wurde der Trauergottesdienst mit dem Gesänge der drei ersten Verse aus dem Liede: „Jesus meine Zuversicht." Nach stattgefundener In tonation und Kollekte stimmte der hiesige Äirchenchor die Trauerarie: „Ich lieg und schlafe ganz in Frieden" I an, woraus unser Herr Diakonatsvikar Weigel in l wohldurchdachler Rede und mit tiefbewegtem Herzen I das Andenken und die großen Verdienste unseres Heimgegangenen Seelsorgers feierte und auf Gmnd des Schriftwortes Pf. 110, 4: „Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedechs," des letzten Hausandachtswortes des selig Entschlafenen. Die vor treffliche Rede machte einen gewaltigen Eindruck auf die Trauerversammlung. Nach beendigter Trauerrede sang ein von Leipzig gekommenes Doppelquarlett des Universitätssängervereins zu St. Pauli in feierlicher Weise die Motette: , Lenti mortui qui moruntur in Domino" von Mendelssohn-Bartholdy. Nachdem die weihevollen Klänge dieser feingeschulten Sänger ver- > hallt waren, nahm der Herr Oberpfarrer Merbach aus Mittweida (der Schwager des Verstorbenen) in einer herzlichen Ansprache im Namen der Hinterlassenen Ab- . schied von dem Verewigten, indem er ihm zugleich auf richtige Worte des Dankes für seine Gatten-, Kindes- und Verwandtenliebe in die Ewigkeit nachrief. Den Schluß des Trauergottesdienstes bildete der Gesang des zweiten Verses aus dem Liede Nr. 675, das Vater unser, Intonation, Kollekte, Segen und der Gesang 683, 2. Hierauf bewegte sich der fast nicht enden wollende Trauerzug, in dem sich außer acht Amts brüdern des Verstorbenen auch Herr Superintendent Opitz und Herr Bezirksschulinspektor Mushacke aus Dippoldiswalde, sowie fämmtliche Behörden unsrer Stadt befand, nach dem Friedhöfe. Hier sang ein Frauensteiner Doppelquartett während der Einscnkung des Sarges den erhebenden Trauergesang: „Da unten ist Frieden im dunkeln Haus." Mit kurzem Gebets worte nahm hierauf jeder der Herren Geistlichen Ab schied vom lieben, seligen Amtsbruder, worauf Herr Pastor Brehm aus Hartmannsdorf die Einsegnung vollzog. Noch sei erwähnt, daß am Grabe auch einer der Herren Studenten im Namen des Universitäts sängervereins zu St. Pauli niit dankbaren Worten Abschied von dem nunmehr zur Ruhebestatteten nahm. Zum Schluffe sang das obenerwähnte Pauliner* Bewegung vor. Das vom Brüsseler Bürgermeister erlassene Verbot des für den Pfingstsonntag in der Hauptstadt geplant gewesenen großen Arbeitermeetings ist regierungsseitig nicht nur bestätigt worden, sondern die Regierung hat auch alle sonstigen für den 13. Juni in Aussicht genommenen Arbeiterversammlungen, in der Hauptstadt wie in der Provinz, verboten. Die unter den belgischen Arbeitern herrschende Erregung, welche diesmal einen politischen Hintergrund hat — es handelt sich in erster Linie um Demonstrationen zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechtes. — dürfte durch das Verbot der beabsichtigten Versammlungen und Kundgebungen freilich nur neue Nahrung erhalten. Die Sozialistenführer drohen denn auch mit einem neuen Arbeiteraufruhr, falls die Regierung ihr Verbot aufrecht erhalte. Frankreich. In Frankreich bauscht sich die Prin- zenausweisungsaffaire zu einer wirklichen Haupt- und Staatsaktion auf. Jetzt taucht in der Pariser Presse sogar die Behauptung auf, daß die Frage der Aus weisung der Prinzen mehr in der Absicht aufgeworfen worden sei, das Kabinet Freycinet zu beseitigen, als die Ausweisung der Prinzen herbeizuführen und die allseitige Verurtheilung, welche der bezügliche Re gierungsentwurf findet — wenngleich aus sehr ver schiedenen Gründen — scheint für diese Auffassung zu sprechen. Indessen glaubt die France, daß doch eine Verständigung zwischen der Regierung und der Kammer mehrheit erzielt werden würde, dahingehend, daß nur, die Prätendenten der direkten Linie ausgewiesen werden sollen. Die weitere Plenarberathung der Prinzenvor lage erfolgt voraussichtlich an diesem Sonnabend. Schweiz. Die Einführung des Impfzwanges stößt in der schweizerischen Bevölkerung auf beharrlichen Widerstand: Nachdem das betreffende Gesetz schon in verschiedenen Kantonen vom Volke abgelehnt worden ist, wurde ihm dasselbe Schicksal auch in der am Sonntag in Basel-Land stattgefundenen Volksab stimmung bereitet, während das Jnitiativbegehren auf Freigebung der ärztlichen Praxis angenommen wurde. Mit der Genehmigung des letzteren Antrages, welcher der Kurpfuscherei Thür und Thor öffnet, scheint aber der sonst so gerühmte gesunde Sinn ves Schweizer volkes diesmal gerade nicht das Richtige getroffen zu haben. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In gleicher Weise wie die I kgl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt ist nach I erfolgtem Gehör des Bezirksausschusses auch von der I hiesigen kgl. Amtshauptmannschaft beschlossen worden, I den Eigenthümern und Pächtern von Obstanlagen I aller Art für das laufende Jahr das Verabreichen von l Branntwein in den von ihnen zu errichtenden Obst- I Men nicht weiter zu gestatten, Erlaubniß hierzu vielmehr zu versagen, und sind die betreffenden Orts- I behörden angewiesen worden, Diejenigen, welche sich I mit einem diesbezüglichen Gesuche an sie wenden I ollten, demgemäß zu bescheiden. — Nächsten Dienstag Abend wird der allmonat- I liche sogenannte Theater-Extrazug von Hainsberg ab diesmal aber nur bis Schmiedeberg verkehren; der- I elbe hält an allen Zwischenstationen bei Bedarf. — Die Versammlung des Bezirkslehrervereins I am 2. Juni im hiesigen Bahnhofsrestaurant war trotz ! drohenden Gewitters von 20 Mitgliedern besucht, ! unter denen sich 5 neuangemeldete befanden. Sogar I aus der Frauensteiner Gegend waren 3 Getreue er- l schienen. Für den z. Z. erkrankten Herrn Schuldir. I Engelmann führte Herr Kantor Hellriegel den Vorsitz. I Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen ertheilte der- I selbe Herrn 0. «wer. Schwenke - Sadisdorf das Wort I zum Vortrage des Nekrologs zu Ehren seines Seminar- I freundes, des verstorbenen 0. Hanitzsch-Dittersdorf. ! 45 Jahr lang verwaltete Hanitzsch die Kirchschulstelle >