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dr«t- Politische Wochenschau Lokals «nd Sächstfches ^eile, dir Spaltrnzell« »0 Pf«. Verantwortlicher Redacteur: Cärl Ithnr in Dippoldiswalde. Dippoldiswalde. Der Feuerwehrbezirks- Verband der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde wird am 30. Mai in hiesiger Stadt eine Komman- danten-Versammlung abhalten, zu der die Einladungen in den nächsten Tagen ergehen werden. öffnung des argentinischen Kongresses hat einen selt samen Zwischenfall zur Folge gehabt. Als der Prä sident den Sitzungssaal verließ, erhielt er einen Stein wurf an den Kopf, der Attentäter wurde sofort ver haftet; die Verwundung Rocas ist nur unbedeutend. — Nächsten Sonntag über 8 Tage, 33. Mai, be geht der hiesige Turnverein sein Anturnen mit Aus- und Einzug, sowie Schauturnen mit anschließen dem Ball. mal: Dienstag,' Donners tag und Sonnabend. — «reis merteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - All- Postan- jtalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Le ¬ ie de« n>ird inden. — Wie von zuverlässiger Seite mitgetheilt wird, soll es in diesem Jahre ausfallend wenig Rebhühner geben. Es ist dies ein Zeichen dafür, daß während des langen und späten Winters bei dem hohen Schnee und starken Frost zahlreiche Hühner zu Grunde ge gangen sind. Auch soll man in den Nestern jetzt kaum das Gelege finden, während sonst im Mai oft schon junge Vögel angetroffen wurden. Hasen sollen gleichfalls selten sein; den ersten Satz hat der März getödtet, doch setzt man auf die spätere Nachkommen schaft größete Hoffnung. — Noch vor Pfingsten dürfte der am Funke'scheu Steinbruche im Bau begriffene Aussichtsthurm vollendet sein und der öffentlichen Benutzung über geben werden. Weithin ist das Gerüst um den halb fertigen Rumpf sichtbar. Jedenfalls haben sowohl das Komitö als der Baumeister sich dazu gehalten, uns und unfern Pfingstgästen Gelegenheit zu bieten, die Schönheit und räumliche Ausdehnung der gebotenen Aussicht zu erproben. Insoweit könnte sich also das Komitö der baldigen Vollendung der freiwillig über nommenen Aufgabe freuen. Da aber jedes Ding zwei Seiten hat, und bei Geldsachen bekanntlich die Gemüthlichkeit aufhört, so dürste die Regelung der finanziellen Seite den Herren noch manche Sorge machen, wie sie sie ihnen bisher schon gemächt hat. Es wäre sehr erfreulich, wenn Freunde des gemeinnützigen Unternehmens mit sorgen helfen wollten, daß auch das Baukomits sich voll und ganz der Freude über das vollendete Werk hingeben könnte. Das kann wohl am Besten,durch Abnahme der noch vorhandenen An- theilscheine geschehen, und wollten wir nicht verfehlen, auch unsrerseits dazu aufzüfordern. Ob der Name „König Johann-Thurm", den man dem Bauwerke bei zulegen gedenkt, wenn er von einem Könige herge nommen sein soll, nicht paffender „König Albert- Thurm" lauten möchte, darüber läßt sich streiten Wir thun dies nicht, geben aber unfern Vorschlag zur Er wägung anheim. — 14. Mai. Während man aus dem Nieder lande mehrfach über den durch die Nachtfröste der letzten Zeit an Obst- und Rapsblüthe angerichteten Schaden klagen hört, scheinen bei uns die Obstbäume und die Rapssaaten glimpflich davon gekommen zu sein; die Pflaumenbäume stehen in voller Blüthe, und Aepfel und Birnen werden, wenn es nicht schon ge schehen ist, in den nächsten Tagen aufbrechen. Der Ansatz ist, soweit wir uns überzeugen konnten, reich lich und kräftig. Da an der Mittwoch, den 12. Mai, der gestrenge Herr Pankratius, und gestern Donners tag, den 13. Mai, der besonders gefürchtete Herr Servatius gnädig ohne Nachtfröste vorübergegangen sind, so haben wir nach der allgemeinen Annahme in diesem Frühjahr dergleichen nicht mehr zu fürchten und dürfen uns daher wohl der Hoffnung hingeben, daß die gütige Mutter Natur auch in diesem Jahre labende Obstsrüchte und erquickenden Wein aus ihrem Füllhorns bescheeren werde. Jnfrrar«. «rlch« bet d« bedeutenden Aus' " Blatte« rin« lS same Verbreitung »erden mit 10 , . Epaltenzeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, nn redaktionelle« putirtenkammer den Klerikalen in der Hauptstadt wie in der Provinz brachten, ist für sie ihre Brüsseler Niederlage jetzt um so empfindlicher. Frankreich. Die neueste Finanzoperation der französischen Regierung, die Aufnahme einer Anleihe von 500 Mill. Francs, ist äußerlich von einem voll ständigen Erfolge gekrönt worden. Mit Triumph melden die Pariser Blätter die 19- bis Mache Ueber- zeichnung der Anleihe und erblicken hierin einen aber maligen Beweis von der Festigkeit und Ausdauer des französischen Staatskredits. Das ist ja auch richtig, aber der Glanz dieses finanziellen Erfolges verblaßt doch einigermaßen, wenn man die Thatsache berück sichtigt, daß das Ministerium Freycinet dem Lande oder vielmehr dem Staate große Opfer auferlegte, um oem Anlehen diesen äußerlichen Glanz zu ver leihen und diese Opfer werden früher oder später ihren empfindlichen Rückschlag auf die französische Finanzlage ausüben. England. In diesen Tagen wird es sich ent scheiden, ob das Kabinet Gladstone auch noch länger die Angelegenheiten Englands leiten wird oder aber infolge seiner irischen Politik von den Geschäften zurück treten muß. Das Unterhaus hat die am Montag begonnene, 4»ber alsdann abgebrochene Spezialbe- rathung über die irische Verwaltungsbill am Donners tag wieder ausgenommen und liegt von Seiten Chamberlains, 4>«r neben Hartington den Führer der gegen die irischen Vorlagen Gladstones Front machen den liberalen Gruppe abgiebt, bereits die Erklärung vor, daß er nicht für die Home-Rule-Bill stimmen könne, da sich der Premier zu keinen wesentlichen Modifikationen der Vorlage herablafsen wolle. Von dem Häuslein der Unentschlossenen im liberalen Lager, die zwischen ihrem englischen Gewissen und ihrem Ver trauen auf Gladstone hin- und herschwanken, hängt jedenfalls das Schicksal der Vorlage und hiermit das jenige des Ministeriums Gladstone ab. Die „Times" meinen allerdings, daß die Erklärungen Gladstones vom Montag die Opposition unter den Liberalen gegen die Home-Nule-Bill wesentlich verstärkt hätten. Wenn, wie anzunehmen, Gladstone sein letztes Wort gesprochen, so könne er, da den Anforderungen Chamberlains nicht Rechnung getragen worden sei, auf keine Mehr heit rechnen. Eine Ablehnung oder Zurückziehung der Home-Rule-Bill aber bedeutet unumgänglich einen Rücktritt des Ministeriums. Griechenland. Die so drohende griechisch-tür kische Streitfrage hat in zwölfter Stunde nun doch eine abermalige Wendung zum Bessern genommen. Dieselbe ergiebt sich aus dem in Athen stattgefundenen Ministerwechsel, bei welchem das kriegslustige und widerspenstige Ministerium Delyannis einem fried liebenderen Kabinet Platz gemacht hat. Reuters Bureau meldet hierüber vom 11. d. M.: Petmeyas wurde zum Kriegsminister, Athanasiades zum Justiz minister und Kriegis zum Marineminister ernannt. Das Kabinet wird voraussichtlich morgen (d. h. also Mittwoch vollständig und sollen Rallis zum Minister des Inneren und Rikakis oder Meletosinlos zum Minister des Aeußeren designirt sein. Das neue Ka binet dürfte sofort an die Ausführung der unmittel baren Entlastung der Reserven gehen. Hoffentlich wird die nun in Athen eingetretene friedliche Wen dung der Dinge auch von Dauer sein. Amerika. Zwischen der nordamerikanischen Unions regierung und der Regierung von Kanada bestehen schon seit einiger Zeit Differenzen, wegen der von den kanadischen Behörden verfügten Beschlagnahmung eines amerikanischen Fischer-Bootes. Im Kongresse zu Washington sind deshalb mehrere scharfe Resolutionen gegen die Negierung von Kanada beantragt worden und falls die Unionsregierung denselben Folge giebt, ist eine Verschärfung des an und für sich so unbe deutenden Konfliktfalles kaum zu vermeiden. — Die am Montag durch den Präsidenten Roca erfolgte Er- DeulscheS Reich. Der kirchenpolitische Ausgleich ist nunmehr durch die am Montag erfolgte definitive Genehmigung des neuen Kirchengesetzes seitens des preußischen Abgeordnetenhauses zur perfekten That- fache geworden. Hiermit sind die Maigesetze in ihrem wesentlichen Theile aufgehoben und der Staat hat durch die in der neuen kirchenpolitischen Vorlage ent haltenen bedeutenden Zugeständnisse an die römische Kurie sein aufrichtiges Bestreben, den kirchenpolitischen Hader endlich zu bannen, in unzweideutiger Weise nochmals kundgegeben. Da auch der Papst bekannt lich die vorläufige Erfüllung der Anzeigepflicht Namens der Kurie bereits zugestanden hat, so ist jetzt eine sichere Grundlage gegeben, auf welcher sich das durch wechselseitiges Vertrauen begünstigte Friedensverhält- niß zwischen dem preußischen Staat und der katho lischen Kirche weiter entwickeln kann. Welche Folgen der Ausgleich zwischen Berlin und Nom für die innere Politik Preußens und des Reiches haben wird, läßt sich jetzt noch nicht übersehen, aber mit Hinblick auf den Umstand, daß der Centrumspartei durch das Zu standekommen des neuen Kirchengesetzes der eigent liche Boden für ihre bisherige oppositionelle Haltung in vielen Dingen entzogen worden ist, wird man wohl die Hoffnung aussprechen dürfen, das Centrum von jetzt^ln^riue ^schiede» freundlichere Stellung zu der Regierungspolitik einuehmen zu sehen. Ob bei einer etwaigen „Rechtsschwenkung" des .Centrums gewisse strikt oppositionelle Elemente aus demselben ausscheiden würden, läßt sich indessen ebenfalls noch nicht be- urtheilen und bleibt es überhaupt abzuwarten, inwie weit sich die gegenseitige Stellung der politischen Par teien unter dem Einflüsse des wiederhergestellten kirch lichen Friedens verändern wird. — Ueber die be kannten Kalamitäten der bayrischen Civilliste und die hiermit in Zusammenhang stehenden Fragen liegt eine neuerliche Münchener Meldung vor. Derselben zu folge ist der Ministerialrath im bayrischen Kultus- und Unterrichtsministerium, v. Ziegler, welcher lange Jahre hindurch Kabinetssekretär König Ludwigs war, von einer Urlaubsreise telegraphisch nach München zurückgerufen worden, um die Leitung der königlichen Kabinetsangelegenheiten — und demnach auch den Betrieb des Ausgleiches zwischen König Ludwig und seinen Gläubigern — wieder zu übernehmen. Mit der Rückberufung v. Zieglers nach München soll eine Partielle Neubildung des bayrischen Staatsministeriüms, resp. der eventuelle Eintritt Ziegler's in dasselbe in Zusammenhang stehen. — Die Königin von Württem berg ist am Montag Abend von ihrem diesjährigen Winteraufenthalte im Süden wieder in Stuttgart ein getroffen, von einer zahlreichen Volksmenge begeistert begrüßt. Auch die Rückkehr ihres königlichen Gemahls von Nizza nach der Residenz steht baldigst bevor, dem Vernehmen nach erfolgt dieselbe am 26. d. M. Das Befinden König Karls ist nach offiziellen Mittheilungen jetzt im Allgemeinen zufriedenstellend, nur die rheuma tischen Schmerzen sind noch nicht verschwunden und erschweren die Bewegung. Belgien. In Belgien hat in j>er Hauptstadt Brüssel am Dienstag das Vorspiel zu den im Juni vorzunehmenden Ergänzungswahlen zur Deputirlen- kammer stattgesuuden. In Brüssel handelt es sich um eine Ersatzwahl im 2. Wahlbezirk und standen sich nicht weniger als vier Kandidaten gegenüber, so daß man dem Ausgange der Wahl mit nicht geringem In teresse entgegensah. Das Resultat besteht nun darin, daß zwischen dem Kandidaten der Gemäßigt-Liberalen, dem Brüsseler Bürgermeister Buls, und dem Kandi daten der sogenannten Unabhängigen, Jacmart, eine Stichwahl entscheiden muß. Die klerikale Regierungs partei hat mit ihrem Kandidaten vollständig Fiasko gemacht und nach den unerwarteten Erfolgen, welche Die letzten allgemeinen Neuwahlen zur belgischen De-