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-Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 3. Mai. Mit Anfang dieser Woche beginnt nun allerwärts, in allen Schulen des Vaterlandes, das neue Schuljahr. Wieder übt der von der untersten Elementarklasse bis zur Universität gegliederte Organismus des Unterrichtswesens seine Funktionen aus. Mit frischen Kräften, mit frohen Hoffnungen und guten Vorsätzen gehen Alle an ihre Arbeit. Was im alten Schuljahr entwickelt worden, das soll im neuen zur Reife gedeihen; die Erfolge, die im alten ausgeblieben, man erwartet sie nunmehr sicher vom neuen. Mögen diese Hoffnungen nicht trügen, mögen Lehrer und Schüler in gemeinsamer Thätigkeit wahre innere Befriedigung finden; mögen aber auch die guten Vorsätze nicht nur beim Reize der Neuheit, sondern auch dann Stand halten, wenn es gilt, durch fortdauernde Uebung und Wiederholung der Lehrgegenstände Sicherheit und Gewandtheit zu erlangen. Unsere Wünsche gelten aber besonders Denen, die zum ersten Male die Bekanntschaft der Schulbank machen, sei es in der Volksschule oder in höheren Anstalten. Bei ihnen sind die Hoffnungen liebender Eltern und Lehrer besonders rege. Da gilt es, nach beiden Seiten hin zu ermahnen. Eltern und Lehrer, fliegt mit Euren Hoffnungen nicht zu hoch; wartet ruhig ab, ob die Kraft vorhanden ist und sucht nicht durch Treibhauskultur Scheinerfolge zu erzielen; ihr Schüler, die Ihr in höhere Schulen eintretet, vergeßt das Vaterhaus nicht, bedenkt, daß es oft nur an Euch liegt, die Hoffnungen, Sorgen und Mühen der Eurigen zu erfüllen oder zu ver nichten. Glück auf zum neuen Schuljahre! — Gestern, Sonntag, überraschte uns nach warmem Sonnabend, ein vollständiges Aprilwetter, sogar mit leichtem Schnee, der jedenfalls in Altenberg dem des Freitags nicht nachgestanden hat. Die Vegetation, die jetzt vollständig entwickelt ist, wird durch die kühlen Tage hoffentlich nicht leiden, sondern nur desto länger in ihrer jungfräulichen Frische erhalten bleiben. — Heute Montag früh zeigte sich unter fortgesetztem Schneegestöber eine ganz leidliche Winterlandschaft; der heutige Jahrmarkt dürfte voraussichtlich kein sehr guter werden. — Nächsten Sonnabend, an welchem Tage der Theaterextrazug auf unserer Linie bis Kipsdorf ab gelassen wird, wird im Dresdner Altstädter Theater „Silvana" und im Neustädter Theater „Stephy Girard" und „der Mann von fünfzig Jahren" gegeben werden. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate April 427 Einzahlungen im Betrage von 36,966 M. 95 Pf. gemacht, dagegen er folgten 357 Rückzahlungen im Betrage von 39,544 Mark 61 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind 350 Stück verkauft worden. Frauenstein. Herr Amtsrichter Heldner wird zum großen Bedauern des ganzen Amtsbezirks vom 1. Juni ab in gleicher Eigenschaft nach Riesa versetzt. Altenberg. Vom hiesigen Stadtgemeinderathe ist mittelst Regulativs vom 30. April die obligatorische Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen innerhalb des Stadtbezirkes eingeführt worden. Auch das von auswärts eingesührte Fleisch oder Schinken ist ebenfalls vor dem Feilbieten auf Trichinen zu unter suchen. Dresden. Königin Karola ist am Sonntag früh, König Albert Sonntag Abend von Sibyllenort nach Dresden zurückgekehrt, um der Taufe auf Schloß Älbrechtsburg beizuwohnen. Mitte Mai aber werden beide zu längerem Aufenthalt nach Sibyllenort zurück kehren. — Die sächsische Hauptbibelgesellschaft hat in den 71 Jahren ihres Bestehens im ganzen 688,451 Stück Schriften, zumeist vollständige Bibeln mit Apo- DU „Wei-eritz-Zeitung" «-scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ld Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Blatte« eine sehr wirk- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg- für die Königliche Umlshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 50. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhllk in Dippoldiswalde. Dienstag, den 4. Mai 1886. 52. Jahrgang. kcyphen verbreitet. Davon entfallen auf -das letzte Geschäftsjahr 20,532 Stück, darunter 17,059 ganze Bibeln. Die Zahl der Traubibeln zu 3 Mark könnte und sollte größer sein. Die Gesammteinnahme betrug 66,707 M. (darunter die vorjährige Osterkollekte mit 8386 M.) die Ausgabe 56,618 M. — Aus der Dresdner Gegend wird geschrieben: Die Birnbäume blühen Heuer fast überall so spär lich, wie seit mehreren Jahren nicht, und es läßt sich schon jetzt mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß die Ernte in dieser Frucht eine sehr belanglose werden wird. Nicht viel Besseres läßt sich bezüglich des Er trägnisses an Aepfeln hoffen. Dagegen werden Kirschen und Pflaumen, falls nicht in den nächsten Nächten wieder alles Erwarten stärkere Fröste eintreten sollten, eine erfreulich reiche Ernte liefern. — Generalfeldmarschall Graf v. Moltke ist am 2. Mai in Dresden angekommen nnd hat sich zu seinem Neffen, Major v. Burt, nach Blasewitz begeben. — Die Anmeldungen zur Aufnahmeprüfung in die Lehrerseminare sind in diesem Jahre im Ganzen erheblich weniger zahlreich, als früher ausgefallen, so daß es fraglich ist, ob der Bedarf an Lehrkräften für die Volksschule, der doch im Verhältniß der Be völkerungszunahme wächst, in einigen Jahren wird gedeckt werden können. Wenn auch von den neuge prüften Schulamtskandidaten im Frühjahre vorigen Jahres mehrere nicht sofort Verwendung fanden, so sind dieselben doch nach dem Verlaufe weniger Monate fast sämmtlich angestellt worden. Bekanntlich ist auch das Ministeriums des öffentlichen Unterrichts in einem besonderen Erlaß der irrthümlichen Auffassung ent gegengetreten, daß ein Ueberfluß an seminaristisch ge bildeten Lehrern vorhanden oder für die Zukunft zu befürchten sei. — Bei der am 13. Mai auf dem Alaunplatze stattfindenden Königsparade über die Truppen der hiesigen Garnison werden noch das Kadetten-Korps, das I. Jäger-Bataillon Nr. 12 (Freiberg), das 1. Husaren-Regiment Nr. 18. (Großenhain) und die 2. Abtheilung des 2. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 28 (Freiberg) betheiligt sein. Freiberg. Durch die Unterschlagungen des ehe maligen Schuldgeldkassirers Haase erleitet die Frei berger Schulkasse, nachdem die Kaution Haase's veräußert worden ist, einen Ausfall von 940 M. 66 Pf., welcher zum Theil noch gedeckt wird aus der Masse des über Haase's Vermögen eröffneten Konkurses. Radeberg. Bei der zwangsweisen Versteigerung der Saxonia, Eisenwerk und Eisenbahnbedarssfabrik, wurden die Immobilien für 158,000 M. der Firma Günther L Rudolph in Dresden zugeschlagen, die voraussichtlich eine neue Aktiengesellschaft gründen wird. Die Taxe für das Grundstück betrüg 460,000 Mark und hat nur die Sparkaffe zu Bautzen Deckung für ihre Forderung gefunden. Löbau. Der auf dem Oybin verhaftete Müller bursche ist, wie sich bei der sofort eingeleiteten Unter suchung ergeben hat, bei dem Lausker Lustmorde nicht betheiligt gewesen. Das kgl. Justizministerium hat auf die Entdeckung des Mörders eine Belohnung von 1000 Mark gesetzt. Krimmitschau. Die hiesige Fleischerinnung beging am 30. April die Feier ihres 250 jährigen Be stehens, wobei die alten Matrikel der Innung, Lade rc., wieder Verwendung fanden. Zwickau. Der hiesige Vorschubverein hat vor wenigen Jahren für seine Beamten einen Unter stützungs- und Prnsionsfond errichtet und in diesem Jahre vom Geschäftsreingewinn 2500 M. diesem Fond überwiesen, außerdem für Gratifikationen, sowie Schenkungen an den Bürgerhospitalfond und die ge werbliche Fortbildungsschule 2245 M. verwendet. Tagesgefchtchte. Berlin. Sämmtliche Fraktionen des preußischem Abgeordnetenhauses haben ihre Mitglieder vor Beginn der Sitzung im Hause selbst zu Fraktionsfitzungen zu Montag oder Dienstag eingeladen. Man kann also mit großen Erwartungen der Sitzung vom 4. Mai, auf deren Tagesordnung die kirchenpolitische Vor lage steht, entgegensetzen. — Für sämmtliche preußische Diözesen ist die päpstliche Anweisung ergangen, Kandidaten für die unbesetzten Pfarreien der Regierung anzuzeigen. — Die an den Reichstag gelangte Uebersicht der im deutschen Reiche geltenden gesetzlichen und polizei lichen Bestimmungen über die Vornahme gewerblicher Arbeiten an Sonn- und Festtagen hat, obwohl sie nur zur Kenntnißnahme der deutschen Volksver tretung gebracht wird, dennoch den Zweck, die Frage der Sonntagsruhe nochmals im Reichstage zur Sprache zu bringen. Nach der „Nationalliberalen Korresp." lassen sich die darauf bezüglichen zahlreichen in Deutsch land geltenden Vorschriften in drei Gattungen scheiden. Die erste derselben bezweckt lediglich den Schutz des Gottesdienstes gegen äußere Störung, daneben viel fach auch die Förderung des Besuches desselben. Die hierher gehörigen Vorschriften enthalten sämmtlich das Verbot jeder geräuschvollen oder sonst öffentlich her vortretenden und dadurch die Gottesdienstfeier stören den Arbeit während der Stunden des öffentlichen Gottesdienstes. Zudem untersagen sie meist das Fern halten abhängiger Personen, Gesinde, Gesellen, Ge hilfen, Lehrlinge, vom Besuche des Gottesdienstes, vielfach auch das Ablohnen von Arbeitern während desselben. Die zweite Gruppe bezweckt, die ganze öffentliche Feier des ganzen Sonn- bez. Festtages gegen Störung zu schützen. Die hierher gehörenden Vor schriften verbieten daher für den ganzen Tag, oder doch wenigstens über die dem öffentlichen Gottesdienste gewidmete Zeit hinaus, jede Arbeit, die eine solche Störung verursacht, lassen aber diejenige, welche sich ohne äußere Wahrnehmbarkeit vollzieht, unberücksichtigt. Beide Gattungen von Vorschriften bewegen sich vor wiegend auf dem Boden der Kultusgesetzgebung, ge währen aber unmittelbar den Arbeitern auch einen mehr oder weniger ausgedehnten Schutz gegen Be schäftigung an Sonn- und Feiertagen, indem sie diese durch das Verbot aller oder doch der geräuschvollen oder öffentlich hervortretenden Arbeit wenigstens für einen Theil des Sonn- und Festtages ausschließen. In höherem Grade greift die dritte Gruppe von Vor schriften in das Gebiet der sozialen und insonderheit der Arbeiterschutzgesetzgebung ein, indem sie hier bald mehr, bald weniger den Grundsatz zur Geltung bringt, daß die Sonn- und Festtage, wie der Andacht und inneren Sammlung, so auch der Ruhe von der Ar beit und von den Geschäften gewidmet sein sollen. Dementsprechend wird nach den dieser Gruppe zuge hörigen Vorschriften vornehmlich der Fabrikbetrieb, mehrfach auch die Ausübung der Handwerke und der Betrieb von Handelsgeschäften, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um geräuschvolle oder öffentlich hervor tretende Arbeiten handelt, unter Gewährung einzelner, bestimmter Ausnahmen untersagt. Oesterreich. Der Erpachter des Mineralwasser- veriandts in Karlsbad zahlt jährlich 70,000 fl., doch glaubt die Stadtvertretung, daß diese Summe leicht auf 120,000 fl. erhöht werden könne. Wenn der Pachter soviel nicht geben will, soll ein Versuch damit gemacht werden, daß die Stadt den Versandt selbst übernimmt. Eine Minderheit ist gegen die Ver sendung des Wassers überhaupt, weil sie meint, daß Diejenigen, welche das Karlsbader Wasser daheim trinken, recht gut hierher kommen könnten. Wäre Marienbad nicht Konkurrenzort von Karlsbad, so würde diese Partei vielleicht mehr Anhänger haben. Italien. Der Papst hat Pilgern gegenüber ge-