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250 Amtlicher Theil Altenberg. Sonntag Qnasimodo geniti (2. Mai), öffentliche Kommunion, Beichte 8 Uhr, Herr Pf. Kleinpaul. Vorm. '/,9 Uhr predigt Derselbe. Nachm. 1 Ubr Betstunde lind christliche Unterredung mit den konfirmirtcn Jünglingen. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Sonntag Qnasimodo geniti (2. Mai), früh V'8 Uhr, Beichte nnd Kommunion. Vorm. 9 Uhr predigt Herr Snp. Opitz. Tagesordnung der Sitzung der Stadtverordneten ;u Dippoldiswalde am 30. April 1888, Abends 8 Uhr, in, Rathssessionszimmer. 1. Rathsbcschlnß, die Nebcrgängc aus der Altenberger Straße, Anbringung von Bord längs des Fußweges vom Wacht- gebäude bis zu Gäblers Garten, und Legung von Stein platten beim Wasserständer am Hause Nr. 1-19/150 betreffende 2. Mittheilung über die Anstellung des Hilfslehrers Körner. 3. Gesuch des Hausbesitzers Eduard Grahle hier nm Ueberlassung von Wasser aus der Tcichwasserlcitung. Hierauf geheime Sitzung. Folge der vorgekommenen Unruhen weitere massen hafte Ausweisungen von Ausländern erfolgt. Die Arbeitseinstellungen dauern in Belgien fort; es streike» wieder die Waffenarbeiter des Bassin Verviers und die Arbeiter der drei großen Streichholzfabriken in Grammont. Die belgische Regierung läßt jetzt jedes Werk, in dem ein Streik ausbricht, militärisch besetzen. Italien. Die Cholera greift zwar in der Hafen stadt Brindisi nicht weiter um sich, es will aber auch nicht gelingen, sie gänzlich zu unterdrücken; jeden Tag kommen ca. 4 bis 6 Neuerkrankungen vor. Griechenland. Durch einen Erlaß des Königs sind die jüngst einberufenen 2 Altersklaffen der Re serve wieder entlasten worden. — Neueren Nachrichten zufolge sieht allerdings die Lage durchaus nicht so rosig aus, wie man annimmt. Griechenland denkt nicht daran, sich der Forderung Europas zu unterwerfen. Einer Deputation von Bürgern gegenüber erklärte der Ministerpräsident Delyannis, er habe keinerlei Versprechen, daß Griechen land abrüsten werde, gegeben, weder Frankreich, noch einer anderen Macht gegenüber und die Vermittelung Frankreichs nur unter der Bedingung angenommen, daß die griechische Frage in naher Zeit geregelt werde. Delyannis fügte hinzu, wenn die griechischen Forde rungen nicht baldigst befriedigt würden, werde die Ne gierung den Krieg nicht scheuen und den Mächten erst nachgeben, nachdem deren Schiffe die griechische Flotte in den Grund gebohrt oder die griechischen Städte bombardirt haben würden. Tagesgeschichte. Berlin. Eine Vorlage, deren Ankündigung seiner Zeit mit besonderer Befriedigung begrüßt worden, ist bisher noch immer nicht in Sicht gekommen, nämlich die Revision des Gerichtskostengesetzes, welche sich als eine dringende Nothwendigkeit herausgestellt hat. Die Vorarbeiten für diese Vorlage im Reichsjustizamt sind schon seit längerer Zeit im Gange. Der Abschluß derselben dürfte aber, wenn überhaupt in dieser Session, doch so spät erfolgen, daß dem Reichstage die Durchberathung der Vorlage kaum noch möglich sein würde. — Der Unterstaatssekretär Graf Herbert Bismarck, der Sohn des Reichskanzlers, ist an einer Lungenent zündung erkrankt. Bayern. In der Nacht vom Charsonnabend auf Ostern ist in Baisweil bei Kaufbeuern beim Ein läuten des Osterfestes der Kirchthurm eingestürzt, wo bei 7 Menschen sofort getödtet und 6 theils schwer, theils leicht verwundet wurden. Belgien. Aus der den belgischen Kammern über gebenen Nachweisung über die Ausführung des Aus ländergesetzes ist zu ersehen, daß vom l. Juli 1884 bis zum 6. Februar 1886 404 Ausländer ausge wiesen worden sind, davon 69 wegen Gefährdung der öffentlichen Ruhe, 10 wegen sozialistischer oder anar chistischer Umtriebe. Seil dem 6. Februar sind in greifend, der Wechsel des Versmaßes von den Jamben und Trochäen des 1. Theils zu den Daktylen des S. wirkt belebend. — Dem Texte genau angepaßt ist die Musik sowohl in Melodie, als auch in Harmonie, Takt, Tempo u. s. w. Sehr wirksam ist dazu die Instrumentalbegleitung gesetzt. In den« 6. Chor wähnt WM sich in der Stunde nach Christi Tode. Die Musik bringt durch Aussteigen in halben Tönen das Dröhnen der Erde, den Angstschrei des Volkes und alle Schrecken zu voller Geltung. Man hört den Vorhang reißen, die Säulen des Tempels stürzen, die Gräber sich auf- thun, doch der Schrecken zwingt die Zweifler zu dem Bekenntniß: „Den wir zum Tod verdammt, es war wahrhaftig Gottes Sohn." Ein wohlgelungenes Cres cendo steigert das reumüthige Selbsterkennen zum freudigen Bekennen. Der 2. Theil wird von Posaunen schall und Trompetengeschmetter eingeleitet und ge winnt sofort das Herz zu hehrem Osterjubel. — Die Komposition müssen wir, wie die Dichtung, als wohl gelungene bezeichnen, und die Aufführung des Werkes reihte sich ihnen wacker an. Sänger und Musiker waren mit Begeisterung bei der Sache. Die Einsätze waren sicher, die Vortragszeichen wurden genau befolgt, so wurde z. B. das Piano bei „Es ist vollbracht" sehr gut ausgeführt, kurz und gut: „Es zogen alle an einem Strange" und brachten darum eine wunder bare, weihevolle Wirkung hervor. — Es ist unsers Erinnerns von unserm Herrn Kantor das erste größere Werk, das am Charfreitag zur Aufführung kam. Er hat es bescheidener Weise Cantate genannt; da aber einzelne Personen auftreten, wie Jesus und das Chor der Jünger, hätte er es auch mit vollem Rechie Oratorium nennen können. — Mögen Dichter und Komponist nur wacker weiter duettiren und uns bald wieder mit so herrlichen Blüthen ihrer Phantasie er freuen. Dazu „Glück auf!" — Herr Amtsrichter Colditz wird unsere Stadt am 1. Juni verlosten und in gleicher Eigenschaft nach Frauenstein gehen. — Heute über 8 Tage, Sonnabend, den 8. Mai, wird der monatliche Theater-Extrazug auf der Eisenbahnlinie Hainsberg-Kipsdorf bis zur Endstation abgelaffen werden. — Musterungsresultat u) von Lauenstein: Tauglich: 75, Ersatzreserve I. Kl.: 18 (darunter 13 übungspflichtig), Ersatzreserve II. Kl.: 1, auf 1 Jahr zurückgestellt: 67, dauernd untauglich: 10, Summa der zur Gestellung Gelangten: 171; d) von Frauen stein: Tauglich: 83, Ersatzreserve I. Kl.: 14, (da runter 11 übungspflichtig), Ersatzresere II. Kl.: 3, auf 1 Jahr zurückgestellt: 60, dauernd untauglich: 17, Summa der zur Gestellung Gelangten: 177. Glashütte. Die Absicht der dies Jahr abgehen den Uhrmacherschüler, einen Abschiedsball mit voran gehenden Vorträgen zu veranstalten, wurde am 28. April verwirklicht. Außer dem Aufsichtsrath und den Lehrern der Schule, sowie den zurückbleibenden Schülern hatten sich noch eine große Anzahl Freunde und Berufsgenosten eingefunden, die letzten Stünden gemeinschaftlich zu verleben. — Die Saaldekoration war prächtig und die durchgehends gut durchgeführten Vorträge, außer der Instrumentalmusik nur von Schülern ausgeführt, brachten den Vortragenden, hauptsächlich den Komikern, reichen Beifall. — Zu dem nun folgenden Balle gaben sich Alle in unge trübter Jugendlust den Freuden des Tanzes hin, doppelt, da ein glänzend bestandenes Examen hinter ihnen lag und ein zahlreicher, lieblicher Damenflor die Abschiedsstunden angenehm verkürzte. Dresden. Von mehreren Seiten wird gemeldet, daß die Verlobung der Prinzessin Maria Josepha, jüngsten Tochter des Prinzen Georg, mit dem Erz herzog Otto, dem zweiten Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig von Oesterreich, Mitte Mai stattfinden soll. Rechenberg. Seiten des Wohlthätigkeitsvereins „Sächsische Fechtschule" beziehentlich durch den Verband Nechenberg-Bienenmühle wurde am vergangenen Char- freitage abermals einem armen, schon bejahrten und auf einem Auge selbst blinden Waldarbeiter, welcher durch lange Krankheit in seiner Familie schwer geprüft war, eine Unterstützung zu Theil, wodurch gewiß Bekanntmachung. Sämmtliche hiesige Grundstücksbesitzer werden hierdurch aufgefordert, die in ihren Händen befindlichen Besitzstandsverzeichniste längstens bis zum 3. Mai d. I. an Nathsexpeditionsstelle behufs deren Berichtigung einzureichen bezw. den Nicht besitz eines solchen daselbst anzuzeigen. Dippoldiswalde, am 29. April 1886. Der Stadtrath Voigt, Brgrmstr. Am 7. dieses Monats ist Hierselbst ein 100-Markschein gefunden und anher abgegeben worden. In Gemäßheit von § 239 des bürgerlichen Gesetzbuches wird dies mit der an den Verlustträger gerichteten Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, seine Ansprüche an den Fund innerhalb Jahresfrist, vom Erscheinen dieser Bekannt machung ab gerechnet, bei der unterzeichneten Behörde anzumelden und zu be scheinigen. Dippoldiswalde, am 29. April 1886. Der Stadtrath Voigt, Brgrmstr. dieser geprüften Familie eine Erleichterung in ihrer Noth geworden ist. Wer Augenzeuge bei der Ueber- reichung des Geschenkes durch den Verbandsobecskcht- meister H. Lötzsch hier sein konnte, dem ist es gewiß ans Herz gegangen, da man sah, wie dankbar gerührt diese braven Leute waren. Möchte doch der genannte Verein immer kräftiger erblühen und fortsahren in seinem edlen Wirken, möchten sich immer mehr und mehr ««schließen an den Verein und ihre geringe Bei steuer gern geben. — Der 6. deutsche Geographentag, mit dem eine großartige Ausstellung von Karten, Plänen rc. in den Räumen des Polytechnikums verbunden ist, hat am 28. April seine mehrtägigen Verhandlungen begonnen. Der Eröffnungsfeier wohnten König Albert und Prinz Georg bei. — Bei der am 22., 23. und 24. Mai stattfinden den Pferdeausstellung in Dresden werden zum ersten Mal 16 Stück vom Fohlenaufzuchtverein in seinen Anstalten aufgezogene 4- und 5 jährige Pferde zur Ausstellung und am 24. Mai Vormittags zur Versteigerung gelangen. Da es das Bestreben des Vereins ist, den Beweis zu liefern, daß ein in Sachsen rationell aufgezogenes Pferd mit den importieren Pferden recht gut konkurriren kann, so wird angegeben, zu welchem Gebrauch sich jedes Thier eignet und welche Fehler und Mängel sich etwa gezeigt haben. Zittau. Es ist gelungen, den Verbrecher, der die 13jährige Tochter eines Hausbesitzers in Lauske ermordete, auf dem Oybin zu verhaften. Leipzig. Der wegen Unterschlagung verfolgte Be amte der Altenburger Filiale der Leipziger Kredit anstalt, Curt Lingke, ist in Brünn verhaftet worden; 50000 M. wurden noch bei ihm gefunden. Zwickau. Die vor einiger Zeit an der Bockwaer Kohlen - Eisenbahn aufgefundenen 300 Dynamit patronen haben sich bei der Untersuchung durch Sachverständige als völlig unbrauchbar erwiesen. Adorf. Eine Zigeunerbande in Stärke von etwa 50 Köpfen trieb sich in der Osterwoche in unserer Gegend umher, bettelte und stahl in den Häusern und schlug in der Nacht ein Lager im Walde auf. Dort wurde ein großes Feuer angezündet, woran die Frauen ihre Kochkunst versuchten. Unter den Männern ent stand eine gewaltige Rauferei, in Folge deren sich die Bande in zwei Theile trennte. In Bayern macht man mit dieser Art Gesindel, das nur zum Schrecken der Dorfbewohner da zu sein scheint, kurzen Prozeß, denn diese Bande war vorher erst aus Hof ausge wiesen und an die Grenze gebracht worden. Später trieben sich die raublustigen, arbeitsscheuen Gesellen noch mehrere Tage im oberen Voigtland umher. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 27. April. Auf dem heutigen Schlachtviehmarkte waren 256 Rinder, 537 Land- und 93 Üngarschweine oder in Summa 630 Schweine, 654 Hammel (einschließlich 106 Stück Neberstände vom Donners tag) und 134 Kälber zum Verkauf gestellt. Der Marktbcsuch seitens hiesiger wie auswärtiger Fleischer war eiu mittelguter und dem gegenwärtig vorliegenden Fleischbedarf gegenüber mußte der Auftrieb an Schlachtvieh als ein vollständig genügender bezeichnet werden Das Verkaussgesckäft gestaltete sich im Allgemeinen in Rindern recht leiblich, in Hammel» langsam und in Schweinen sowie Kälbern etwas flau. Der Zentner Schlachtgewicht von Primaqnalität in Rindern, welche etwas schwach vertreten war, wurde mit 49 bis 52 M und in einzelnen ausgesuchten Stücken bis zu 55 M. bezahlt, während Mitlelwaarc, einschließlich guter Kühe 43 bis 46 M. galt, geringe Sorte aber wieder nur 25 M. pro Zentner Schlachtgewicht erzielte. Bullen kosteten in besten Stücken 51, in mittleren 46 und in geringen 42 M. pro Centner Schlachtgewicht und der Preisausschlag in dieser Schlachtthiersorte betrug also 2 Prozent. Das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilo Fleisch kostete 52 bis 55 M., das der Landhammel in demselben Gewichte 46 bis 49 M. und das Paar Ausschußschöpse 30 M. Für den Zentner Schlachtgewicht von besten Landschweinen eng lischer Kreuzung wurden 51 bis 54 M. und von zweiter Sorte 47 bis 50 M. angelegt, indes; man für den Zentner lebendes Gewicht von ungarischen Bakoniern bei 40 Pfd. Tara durch schnittlich 48 M. und von 45 Stück Mecklenburgern bei dcl- sclben Tara 50 und 5l M. bewilligte. Das Kilo Kalbfleisch bezahlte man je nach Güte und Schwere der Stücke wieder mit 80 bis 120 Pf. In Rindern blieben nnr einzelne Stücke, in Hammeln und Schweinen aber mehrfache Posten unverkauft stehen. Im Lause der vorigen Woche sind in den Schlacht häusern des Etablissements 306 Rinder, 486 Hammel, 1060 Schweine und 1249 Kälber oder in Summa 3101 Stücke ge schlachtet worden.