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- .- Mchmtz-AitW.«. Beilage zu Nr. 47. Sonnabend, den 24. April 1886. 52. Jahrgang. Die Maul- und Klauenseuche. Diese unangenehme Krankheit verursacht namentlich dem Milchlteferanten die empfindlichsten Verluste. Die Seuche ist ungefähr seit zwei Jahrhunderten bekannt. Sie befällt nicht blos Rinder, Schweine und Schafe, sondern auch Pferde, den Wildstand, das Geflügel, selbst der Mensch kann angesteckt werden. Als erstes Anzeichen der Krankheit zeigt sich ein Fieber, das gewöhnlich übersehen wird. Die Speichel absonderung vermehrt sich außerordentlich rasch. Nach einigen Tagen fließt nur mehr eine schleimige, faden ziehende Flüssigkeit ununterbrochen aus dem Munde. Der Appetit vermindert sich. Das Fressen macht den Thieren sichtlich Schmerz. Rothe Flecken erscheinen auf der Schleimhaut der Lippen und der Kiefer, die in Blasen übergehen, welche eine weiße oder weißlich gelbe Flüssigkeit enthalten. Nach einigen Tagen platzen sie oder trocknen ein. Die obere Haut wird dabei ausgestoßen und es bleiben Geschwüre zurück, die, wenn richtig behandelt, in 5 bis 6 Tagen geheilt sind. Schlimmer macht sich die Sache, wenn das Thier unrichtig behandelt wird, wenn man ihm zu heißes Futter, zu Harles Heu reicht. Die Geschwüre fressen dann in die Tiefe. Neue Blasen bilden sich. Der Speichel riecht übel, es bildet sich die sogenannte „Maulfäule". Zu den Kaubeschwerdcn treten oft Schlingbeschwerden, indem sich Blasen und Geschwüre bis an den Zungengrund und in die Rachenhöhle er strecken. Der Ansteckungsstoff wird verschluckt und er zeugt manchmal Magen- und Darmentzündung, welcher das Thier zum Opfer fallen kann. Mit der Maulsenche ist gewöhnlich die Klauen seuche gepaart. Das Thier giebt beim Gehen Schmerz zu erkennen. Der Kronenrand ist geröthet, entzündet, Blasen- und Geschwürbildung tritt ein. Wird das Thier nicht geschont, verschlimmert sich der Zustand äußerst rasch. Die Entzündung nimmt zu, der ganze Kronenrand wird eine Geschwürfläche. Der Hornschuh trennt sich los, wobei sein oberster Rand so scharf wird, wie ein Messer. Die Fleischkrone wird dadurch noch mehr gereizt. In dem Raum zwischen Hornschuh und Krone sammeln sich die Abscheidungen der Ge schwüre, beginnen zu faulen und erweitern das Leiden. Sehr oft kommt es zum Ausschuhen. Auch das Euter der Kühe wird manchmal angegriffen. Es ist dies sehr schmerzhaft, die Blasen werden beim Melken leicht abgerissen und das ganze Enter entzündet sich. — Die Milch der erkrankten Kühe ist zwar zum Genüsse der Menschen nicht gänzlich untauglich, jedoch insbesondere für kleine Kinder sehr gefährlich. Wird sie denselben in ungekochtem Zustande gereicht, erzeugt sie heftige Diarrhöe u. s. w. Ist die Seuche in einem Stalle ausgebrochen, so verhindere man vor Allem ihre Uebertragung auf andere Ställe. Man gebe die erkrankten Thiere einem besonderen Wärter in die Pflege, der mit den übrigen Thieren nicht zusammenkommt. Die Krippen müssen täglich mehrmals gereinigt werden, um den faulenden Speichel zu entfernen. Man gebe den Thieren weiches Futter und besonders nahrhaftes Getränk. Man setze ihnen oft frisches Wasser vor, damit sie das Maul ausspülen können. Tritt Geschwürbildung ein, so spritze man das Maul mit Essigwasser oder Mit Salz säurelösung aus. Wunden am Euter müssen aus gedrückt werden. Die Streu sei weich, trocken und rein und muß oft erneuert werden. Die kranken Klauen wasche man täglich mehrmals mit Kalkwasser. Ist der Saumrand des Hornschuhs bereits losgetrennt, so schneide man diese abgetrennten Horntheile vorsichtig ab und lege den darunter befindlichen Hohlraum frei. Wermischtes. Westliches Afrika. Auch Westafrika hat seinen M.ahdi. Schon seit mehr als einem Jahre hat sich als solcher im Senegalgebiete der Häuptling Mah- madu-Lamin aufgeworfen, welcher ein ziemlich gut organisirtes und bewaffnetes Heer von 15,000 Mann! um sich versammelt und den Franzosen mehrere Treffen, unter Anderem bei Kayes, dem Hauptorte des oberen Senegalgebietes, lieferte. Am 14. März fand ein Treffen bei Bakel (15 Grad nördl. Breite) statt, in welchem die Franzosen 10 Todte und 23 Verwundete zählen. Damals wurde auch die "Absendung eines Bataillons Marinesoldaten nach dem Senegal befohlen, dieselbe wurde aber bisher nicht ausaeführt. Seither verlautete nichts von dorther, bis gestern Abend und heute zwei, vom 10. und II. April datirte Depeschen aus Saint-Louis (16. Grad nördl. Br. an der Küste) mitgetheilt wurden. Dieselben melden, daß die Be satzung des Forts Bakel am 3. und 4. d. M. zwei — die eine Depesche sagt drei — äußerst heftige Sturmangriffe Mahmadu-Lamins abgeschlagen habe, ohne selbst Verluste zu erleiden. Dagegen hat der Mahdi das Dorf Bakel und die umliegenden Ort schaften zerstört und verbrannt, wobei vier Händler getödtet und mehrere verwundet wurden. Die tele graphische Verbindung zwischen Bakel und der Küste ist unterbrochen. Die Nachricht von dem Angriff mußte deshalb durch einen vom Befehlshaber des Forts Bakel abgesandten Kourier nach Saint-Louis vermittelt werden. Es wird nun darauf ankommen, baldigst Verstärkungen nach Bakel zu schicken, was jetzt, wo der Senegal wegen Wassermangel nicht schiff bar ist, ziemlich schwierig sein dürfte. Bakel jedoch muß man um jeden Preis zu halten suchen, denn sein Fall würde höchst wahrscheinlich den Aufstand zu einem allgemeinen machen. Die Stämme und Häupt linge, welche jetzt noch zu den Franzosen halten, würden nach einem solchen Erfolg keine Bedenken mehr tragen, sich dem Mahdi anzuschließen. Bakel liegt 880 Kilometer von Saint-Louis auf dem linken Ufer des Senegal, der dort 200 bis 300 Meter breit ist. Das Fort befindet sich auf einer Anhöhe, die sich 24 Meter über dem niedrigsten Wasserspiegel erhebt, und ist von einem Wall mit Bastionen um geben. Das Dorf Bakel zählt 1200 Einwohner, ist Hauptort eines Bezirkes und Mittelpunkt eines ziem lichen Handelsverkehrs, obwohl es nur während der Regenzeit, wenn der Senegal durch Anschwellung schiffbar ist, regelmäßigen Verkehr mit Saint-Louis unterhalten kann. Fällt Bakel, so sind die aufwärts bis zum Niger liegenden Posten abgeschnitten und dadurch auch die Herrschaft der Franzosen daselbst ge fährdet. Fast alle dortigen Völkerschaften sind Mo- hamedaner, folglich bereit, dem Propheten zu folgen, welcher den Islam zu neuer Macht zu bringen verspricht. Amtlicher TheLl. Unter dem Viehbestände des Gutsbesitzers Ernst Dietrich, C.-Nr. 49 in Schön feld, ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen und amtlich konstatirt worden, was gemäß Z 65, Abs. I der Sächsischen Ausführungsverordnung zum Reichsgesetz, die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen betreffend — vom 23. Juni 1880 — hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dippoldiswalde, am 20. April 1886. Königliche Amtshauptmannfchaft. I. V.: von Einsiedel. Semig. Die auf den Monat Februar 1886 festgestellten Durchschnittspreise für Marschfourage an dem für hiesigen Bezirk maßgebenden Hauptmarktorte Dresden betragen pro 50 Kilo Hafer 7 Mark 13 Pfg., Heu 4 - 30 - und Stroh 2 - 9Y - Dippoldiswalde, den 21. April 1886. Königliche Amtshauptmannfchaft. I. V.: v. Einsiedel. Grundstücks - Versteigerung. Erbtheilungshalber sollen von dem unterzeichneten Königt. Amtsgerichte den 28. April 1886, Vormittags 10 Uhr, die zum Nachlasse der Christiane Juliane verw. Wolf in Reichenau gehörigen Grundstücke, als I. das HauSgrundstück, Fol. 26 des Grundbuchs, Nr. 51 und 52 des Flurbuchs und Nr. 24 des Brand katasters für Reichenau, mit — Hektar 1,, Ar — 7 Quadratruthen Fläche, ge schätzt auf 2325 Mark — Pf., und 2. daS Feld, Fol. 464 des Grundbuchs und Nr. 597 des Flurbuchs für Frauenstein, mit 1 Hektar 57,« Ar — 2 Acker 25 l Quadratruthen Fläche, geschätzt auf 1800 Mark — Pf., öffentlich versteigert werden. Erstehungslustige wollen sich zu diesem Termine an Gerichtsstelle allhier einfinden, über ihre ZahlungSsähigkert ausweisen und des Weiteren gewärtig sein. Die Versteigerungsbedingungen sind aus den am Gerichtsbrette hier und im Kempe'schen und dem Erbgerichtsgasthofe in Reichenau, sowie im Gasthofe zum Löwen in Frauenstein aushängenden Anschlägen zu ersehen. Frauenstein, am 3. April 1886. Königliches Amtsgericht. Heldner. Freiwillige Grundstücks - Versteigerung. Auf Antrag des Gursbesitzers Ernst Bernhard Bräuer in Börners dorf soll den 20. April 1886 das demselben gehörige Einhufengut Nr. 19 des Brandkatastets und Fol. 17 des Grund- und Hypothekenbuches für Börnersdorf, welches Grundstück, ohne Berück sichtigung der Oblasten, auf 24024 M. ortsgerichtlich taxirt, zusammen mit dem dazu gehörigen lebenden und tobten Inventar, welches ortsgerichtlich auf 2362 M. 30 Pf. taxirt worden ist, sowie mit einem Theile der vorhandenen Vorräthe, wie solcher aus den Subhastationsbedingungen sich ergiebt, in dem zu versteigernden Gute in Börnersdorf meistbietend versteigert werden. Erstehungslustige werden hiermit gebeten, gedachten Tages vor 12 Uhr Mittags in dem zu versteigernden Gute sich einzufinden, über ihre Zahlungs fähigkeit sich auszuweisen und Mittags 12 Uhr der Versteigerung gewärtig zu sein. Bezüglich näherer Beschreibung des Grundstücks, der darauf haftenden Ob lasten und der Subhastationsbedingungen, sowie bezüglich des zu versteigernden Inventars wird auf die am hiesigen Gerichtsbrette und im Gasthofe zu Börners dorf aushängenden Anschläge verwiesen. Laucnstcin, am 8. April 1886. Königliches Amtsgericht. Hertel, A.-R. Vom 25. April d. I. an verkehren an allen Sonn- und Festtagen zwischen 1U»»Li»8l>«» x und ILlK»8<1«»rt Personen-Extrazüge in folgendem Fahrplane: Die Züge halten an allen Haltestellen und befördern Personen in II. und III. Wagenklasse auf die gewöhnlichen Billets. Nachm. 3 Uhr — Min. . , ab Dresden-A. in , I II Uhr — Min. Abends Nachm. 3 Uhr 40 Min. r ab UkinkidsrA s 10 Ubr 25 Min. Abends „ 4 „ 48 „ in Vippoläi8»aläo ab „ 5 „ 30 „ l ab „ in ) „ io „ „ 6 ,, 23 ,, ' in Lipsäork ab * * 8 „ 17 „ Dresden, den 19. April 1886. Königliche GenerMrektjon der sächsischen Stnatseisenbahnen.