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Mchmtz -MlW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnk in Dippoldiswalde. 52. Jahrgang. Dienstag, den 30. März 1886. Nr. 36. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenjeil« 20 Pfg. Die „Weißerih-Jeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. - Alle Postau- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt ... . für die Königliche Amishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und dre Staotraiye zu Dippoldiswalde und Irauenstein Abonnements Einladung. Mit dieser Nummer schließt das 1. Quartal des 52. Jahrganges der „Weißeritz-Zeitung". Die Expedition bittet, die Erneuerung des Abonnements nunmehr ungesäumt bewirken zu wollen, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern keine Unterbrechung eintritt. Der stets wachsende Leserkreis unseres Blattes, der den Inseraten eine weitgehende wirksame Verbreitung sichert, bestätigt uns, das; der von uns eingeschlagene Weg der richtige ist, und werden wir denselben nach wie vor verfolgen. Wir hoffen denn auch, neben allen unseren bisherigen Abonnenten viele neue begrüßen zu können. Dippoldiswalde. M Erpc-itioil der „WHeritz-Zcitiillg". We driiWn MM und die Ais- MlldttllllgS-FlM. Es ist eine Thatsache, daß man in vielen Kreisen der Bevölkerung die Gründung der deutschen Kolonien mit der Auswanderungs-Frage in Verbindung gebracht hat, es muß jedoch hervorgehoben werden, daß die jetzigen deutschen Kolonien zunächst nicht in der Lage sind, Auswanderer aufzunehmen und auch in der Hauptsache gar nicht zu diesem Zwecke gegründet wurden. Die überseeischen Besitzungen Deutschlands sollen vorzugsweise Handelskolonie werden und die in denselben zu kultivirenden Plantagen müssen schon des heißen Klimas wegen von Eingeborenen bearbeitet werden. Deutsche Arbeiter und deutsche Landwirthe finden also in den Kolonien kein gutes Unterkommen und kann überhaupt der Strom der deutschen Aus wanderer noch nicht nach unseren Kolonien gelenkt werden. Nur einzelne Deutsche sind dort als Kauf leute, Unternehmer, sowie deren Hülfspersonal am Platze. Sollte ein Theil der nach vielen Tausenden zählenden deutschen Auswanderer in den dem Reiche gehörigen überseeischen Besitzungen ein Unterkommen finden, so müßten erst noch geeignetere Kolonien er worben werden, was natürlich durchaus nicht ausge schlossen ist. Dit jetzigen Kolonien dürften erst nach mehreren Jahren, wenn dort die Kultur bedeutende Fortschritte gemacht hat, einen Theil der Auswanderer aufnehmen können. Wie wünschenswerth es für die Stärkung des Deutschthums wäre, die Aus wanderung wenigstens zum Theil nach deutschen Kolonien zu lenken, lehrt wieder ein Blick auf die Auswanderungsstatistik vom vorigen Jahre. lieber deutsche Häfen und Antwerpen sind ausgewandert 103,642 Deutsche; davon gingen 52,328 über Bremen, 35,335 über Hamburg, 1,237 über andere Häfen <meist Stettin) und 14,742 über Antwerpen. Ferner sind noch 2790 deutsche Auswanderer über Havre und 3596 über Rotterdam und Amsterdam befördert worden. Im Vergleiche zum Vorjahre ist die Auswanderung um fast 40,000 zurückgegangen und gegen 1881 ist sie auf weniger als die Hälfte gesunken. Immerhin aber liegt sie noch über dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre, in welchen über deutsche Häfen, Antwerpen und Havre insgesammt 1,478,887 Personen aus Deutschland ausgewandert sind. Von den im letzten Jahre über Deutschland und Antwerpen ausgewan derten Deutschen gingen 98,628 nach den Vereinigten Staaten von Amerika, 692 nach Britisch-Nordamerika, 39 nach Mexiko und Centralamerika, 24 nach West indien, 1713 nach Brasilien, 1576 nach anderen Theilen von Amerika, 294 nach Afrika, 72 nach Asien und 604 nach Australien und Polynesien. Zuge nommen hat im Vergleich zum Vorjahre die Aus wanderung nach Westindien, Südamerika, Afrika und Asien. Die Auswanderung nach den Vereinigten Staaten ist bei weitem am stärksten. Sie absorbirte im letzten Jahre 95,, Prozent aller Auswanderer. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 29. März. Der heurige späte Termin des Osterfestes legt aufs Neue einen Vorschlag nahe, der schon oft, aber bisher stets ohne Erfolg gemacht worden ist, nämlich den, den Anfang des Schuljahres ein für allemal an einem bestimmten Termin zu knüpfen. Während das jetzige Schuljahr bis Ende April reicht, wird das nächste, erst im Mai beginnende, knapp 11 Monate lang sein. Diese in mehr als einer Hinsicht störende Ungleichheit zu be seitigen, wäre in der That sehr leicht und einfach, wennschon wir zugeben wollen, daß beim Uebergange, das erste Mal Unzuträglichkeiten damit verbunden sein könnten. Es handelt sich um eine einfache Ver ordnung der Schulbehörde, die allerdings nach Gehör dec Betheiligten, also bei uns z. B. der Bezirksschul inspektoren, erlassen werden könnte. Es fragt sich nur, auf welchen Tag man den Anfang des Schul jahres festsetzen wollte. Daß das Osterfest als solches für den Anfang des Schuljahres ohne Bedeutung ist, schicken wir voraus; sollte durchaus ein kirchliches Fest den Anfang bezeichnen, so könnte dies ebenfo gut das Weihnachtsfest sein, und vielleicht wäre gerade dieses für die Kinder ein passender Schulanfang. Wenn aber bei den Kindern, die der Schule neu zu geführt werden, von einem Verständniß weder des einen noch des andern kirchlichen Festes die Rede sein kann, so hat nach unsrem Ermessen der Anfang des Schuljahres zu einer Zeit zu geschehen, die die natür liche Scheidung des Jahres in Sommer- und Winter halbjahr dergestalt ermöglicht, daß die warmen und die kalten Tage ungefähr gleich vertheilt werden können. Dies kann am besten geschehen, wenn das Schuljahr mit dem bürgerlichen Jahre zusammen an sängt und die erste Hälfte, bis Ende Juni, von der zweiten Hälfte durch die großen Ferien getrennt wird. Daß dabei auch ' für das Schulkassenrechnungswesen eine Erleichterung erwachsen würde, wollen wir nur andeuten. — Wem der eben gemachte Vorschlag zu radikal erschiene, der stimmt aber doch vielleicht dem bei (wenn einmal die Osterzeit als Scheidepunkt gelten soll), daß wenigstens ein für allemal der 1. April als Anfang des neuen Schuljahres angenommen werden möchte. In einem Aufsatze der Gartenlaube von vr. Georg Winter, der völlig unsre Ansichten ausspricht, und auf den wir diejenigen unserer Lehrer, die sich über diese Frage weiter orientiren wollen, verweisen, wird sogar der Vorschlag gemacht, das Osterfest zu fixiren und es beispielsweise allemal auf den ersten Sonntag im April zu setzen. Jedenfalls ist die an geregte Frage wichtig genug, um Meinungsäußerungen zu veranlassen, von denen wir wünschen möchten, daß sie in angedeuteter Richtung zu einem Resultate führen möchten. — 29. März. Schon mehrfach war in den Kreisen Gewerb- und Handeltreibender über die Höhe der Frachtsätze auf Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung für solche Güter, welche außerhalb des heimischen Direktionsbezirkes aufgegeben werden, geklagt worden. Bekanntlich genießen dergleichen Güter nicht die Vor theile direkter Kartirung, sondern unterliegen vom Anfänge der Sekundärstrecken an einem besonderen Tarif, der im Verhältniß zu dem auf der Hauptbahn geltenden als unvechältnißmäßig hoch bezeichnet werden muß. Beispielsweise führen wir an, daß ein Waggon Kleie von Berlin bis Hainsberg 90 M., von da bis Dippoldiswalde 13 M. Fracht zahlt. Glaubten die unter dieser Tarifirung Leidenden zunächst den Ge werbeverein als geeignetes Organ, in dieser Ange legenheit die geeigneten Schritte zu thun, betrachten und mit weiterer Verfolgung der Angelegenheit be trauen zu sollen, so beschloß derselbe, zunächst mehrere Interessenten zu hören, und fand am vergangenen Sonnabend eine sich mit dieser Angelegenheit be schäftigende Versammlung im Bahnhofshotel statt. War dieselbe auch nur schwach besucht, so genügten doch die Ausführungen der Erschienenen auf Grund der vorgelegten Frachtbriefe, zunächst die beregte That sache zu konstatiren. Was nun die Vorschläge zur Abhilfe betrifft, so war man einstimmig der Ansicht, daß ein einseitiges Vorgehen des Gewerbevereins zu einem Resultate kaum führen werde, daß es vielmehr geboten erscheine, nicht nur eine in dieser Hinsicht zu entwerfende Petition zur Unterzeichnung seitens der Interessenten an der ganzen Bahnlinie Hainsberg- Kipsdorf aufzulegen, sondern sich überhaupt mit der unter gleichen Verhältnissen leidenden Anwohnerschaft anderer Sekundärbahnen Sachsens über ein konformes Vorgehen zu verständigen. In diesem Sinne soll der Vorstand des Gewerbevereins ersucht werden, bei der königl. Generaldirektion der Staatsbahnen dahin vor stellig zu werden, entweder den Sekundärbahnen inner halb des Verbandes deutscher Eisenbahnen direkte Frachtsätze, oder wenigstens eine weitere Ermäßigung auf den benutzten Theilstrecken zu gewähren. Wir werden die Sache im Auge behalten und seinerzeit weiter darüber berichten. — Nach Z 10 Abs. 3 des Statuts für die gemein same Dienstbotenkrankenkasse im Amtsbezirk Dippoldis walde ist den 1. April jeden Jahres die erste Hälfte der jährlichen Versicherungsbeiträge an die Hauptkasse abzuliefern. Bei der Ablieferung haben die Spezial- kassirer das Verzeichniß der versicherungspflichtigen Personen mit einzureichen. Dieses Verzeichniß ist mit vorschriftsmäßigem Abschluß zu versehen. Die im 1. Quartal verausgabten Arzt- und Apotheker-Rech' nungen über erkranktes Gesinde können der Kürze halber an Stelle baaren Geldes zur Hauptkasse mit eingereicht werden. Im Interesse der Betheiligten wollen wir nicht unterlassen, auf Vorstehendes auf merksam zu machen. — Die diesjährigen Frühjahrs -Kontrol-Ver- sammlungen, zu welchen sämmtliche Reservisten, Landwehrleute, Dispositions-Urlauber und zur Dis position der Ersatz-Behörden Beurlaubte zu erscheinen haben, finden im Landwehr-Bezirk Pirna in der Zeit vom 5. bis 10. April statt und zwar bei der 4. Be zirks-Kompagnie am 8. April Vormittags 9 und 11 Uhr in Dippoldiswalde; am 9. April Vormittags 9 Uhr in Frauenstein und am 10. April Vormittags 9 Uhr in Lauenstein. Spezielle Gestellungs-Ordres zu den Kontrol - Versammlungen werden von dem Königlichen Landwehr-Bezirks-Kommando nicht aus gegeben. Es liegt im Interesse der hierbei betheiligten Mannschaften, daß sich dieselben pünktlich auf den Kontrolplätzen einfinden, da das Nichterscheinen zur Kontrol-Versammlung ebenso streng bestraft wird, als die Nichtbefolgung einer Einberufungs-Ordre zur Uebung. Gleichzeitig bemerken wir noch, daß bet diesen Kontrol - Versammlungen die Versetzung des ältesten Jahrganges der Reserve zur Landwehr und die Ueberführung des letzten Jahrgangs der Landwehr zum Landsturm stattfindet, und daß die Mannschaften während dps ganzen Tages der Kontrol-Versammlung