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Wchnitz-AitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde 52. Jahrgang Donnerstag, den 18. März 1886 Nr. 31 zu beleuchten; auf die Gegner wie dies schon im Plenum der von der Kom- Monopol noch eine Ansprache und harmonische Hochs , wurde der ge rührte Jubilar gefeiert. Ein heiterer Ball beschloß den sehr animirten Gesellschastsabend. — Es scheinen nunmehr doch die Motten in den schönen weißen Mantel gekommen zu sein, den der Winter bisher getragen hat. Der nicht unbedeutende Schneefall am Montag brachte zwar wieder aufs neue prächtige Landschaftsbilder zu Stande, aber der Schnee ist weich und naß, und donnernd stürzen lawinenartig die auf den Dächern lagernden Massen zur Erde. Es ist nur zu wünschen, daß das Thauwetter langsam eintritt, denn sonst könnten wir eine Frühjahrsüber- schmemmung haben, wie lange nicht. Heute schneit es wieder ganz ordentlich. — Der 1. technische Feuerwehrtag in Dresden, der sehr zahlreich aus allen Theilen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz besucht und mit Aus stellungsgegenständen beschickt war, hielt am Sonntag und Montag Versammlungen mit Vorträgen und Proben mit Spritzen, Extinkteuren rc. ab. — Aus unserer Gegend waren, soweit wir es in Erfahrung gebracht haben, die Orte Dippoldiswalde, Frauenstein, Glashütte und Reichstädt bei den Versammlungen ver treten. — Die diesjährige Musterung der Militärpflich tigen wird im Bezirke der hiesigen Amtshauptmann schaft am 27. April in Lauenstein, am 29. April in Frauenstein und vom 30. April bis 3. Mai in Dip poldiswalde stattfinden. In Altenburg geht man, wie die „L. Ztg." be richtet, damit um, für Mitte August d. I. einen all gemeinen deutschen Skatkongreß einzuberufen, als dessen Zweck angegeben wird: Feststellung eines allge meinen deutschen Skat-Reglements, Abhaltung eines großen Skatturniers um werthvolle Preise, event. ver bunden mit einem Skatproblemturnier, Gründung oder doch Anbahnung eines deutschen Skatverbandes. Das vorläufige Programm bringt für den ersten Tag: Berathung eines allgemeinen giltigen Skatreglements, Annahme einer deutschen Karte, Gründung des Ver bandes, Festbankett und Skatturnier. Der zweite Tag bietet Frühconcert, Sehenswürdigkeiten Altenburgs, Fahrt nach Greiz, Besteigung des Hirschstein, Abends in Altenburg Skat mit Concert (?). Am dritten Tage Fortsetzung des Turniers, Preisvertheilung, Be sichtigung der Ausstellung, Abschiedskommers. Hoffent lich werden sich auch aus unserer Gegend einige Skat ritter finden, welche den Muth haben, an dem pro- jektirten Skatturnier Theil zu nehmen und eine Lanze einznlegen. Aber Geld mitnehmen! Altenberg. An Stelle des mit I. Juli in den Ruhestand tretenden Bergfaktor Nikolai ist der Be triebsleiter der Marienberger Silberbergbaugesellschaft Wengler als Betriebsdirektor beim hiesigen Zwitter stockwerk gewählt worden. Frauenstein, 16. März. Weich' sonderbare Mittel ost angewendet werden, um sich zu tödten, zeigt ein in Pretzschendorf verübter Selbstmord versuch. Der Sohn eines sehr achtbaren Eltern paares in Pretzschendorf reiste vor ca. 14 Tagen nach Dresden und war seit dieser Reise verschwunden. Alle Nachforschungen, welche in Dresden und vielen anderen Ortschaften angestellt wurden, blieben erfolg los. Da endlich nach 9 Tagen fand man den Ver mißten im Heu auf den Heuboden eines Gutsbesitzers in Pretzschendorf. Der betreffende Gutsbesitzer war durch den Umstand, daß auf dem Heuboden vor dem Heu sich befindliche Schütten nicht genau die ihnen gegebene Lage mehr einnahmen, sowie durch die Er- »- zählung, daß der Vermißte sich möglicherweise auch versteckt haben könne, aus den Gedanken geleitet mor den, das Heu durchsuchen zu lasten. Hierbei fand man den Verschwundenen tief im Heu eingewühlt und durch die 9 tägige Hungerkur total ermattet. Laut Aussage des Wiedergefundenen ist derselbe unter Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Einem Beschluß der städtischen Kollegien zufolge werden vom 1. April ab bei hiesiger Sparkasse 4 Expeditionstage eingerichtet, und zwar wird Sonntags von Nachmittags 2 bis 5 Uhr und Dienstags, Donnerstags und Sonnabends von Vor mittags 9 bis 1 Uhr expedirt. Dippoldiswalde, 17. März. Endlich sind mir ?in der Lage, definitiv mittheilen zu können, daß die zum Besten des deutschen Schulvereins vom hiesigen Lehrerkollegium schon längst geplante Abend unterhaltung nunmehr auf Donnerstag, den 25. März, festgesetzt worden ist. Dieselbe soll durchaus öffent lich, und der Eintritt völlig unbeschränkt sein, um den weitesten Kreisen Gelegenheit zu geben, sich über die Bestrebungen des deutschen Schulvereins zu unter richten und dieselben nach Kräften unterstützen zu helfen. Zu diesem Ende hat Herr Prof. Findeisen-Dresden freundlichst einen orientirenden Vortrag über „die Be- drängniß der Deutschen in Oesterreich" zugesagt, und das Lehrerkollegium wird darauf bedacht sein, durch ein musikalisches Unterhaltungsprogramm den übrigen Theil des Abends auszusüllen. Wie wir hören, werden auch einige andere hiesige und nicht hiesige Kräfte mitwirken. Wenn nun auch der Eintritt völlig frei ist, so hofft man doch durch freiwillige Spenden in den Stand gesetzt zu werden, dem deutschen Schul verein durch diese Veranstaltung auch eine materielle Unterstützung zuführen zu können. Möchte nur die Hoffnung der Veranstalter auf zahlreiche Theilnahme aus allen Kreisen der Bevölkerung sich erfüllen und Dippoldiswalde fortan mit zu den sächsischen Städten gehören, die durch Bildung einer Ortsgruppe des deutschen Schulvereins dazu beitragen helfen, oaß das deutsche Element im großen Nachbarstaats erhalten und gekräftigt werde. — Wir machen noch besonders auf den im Ge werbeverein nächsten Freitag angekündigten Vor trag aufmerksam und laden zu allgemeiner Betheili gung ein. Das Thema „Errichtung letzter Willen", besten Besprechung Herr Rechtsanwalt Weinert gütigst zugesagt hat, ist ein so praktisches und allgemein wich tiges, daß man dem Vortragenden für die Wahl der selben das vollste Einverständniß erklären muß. — Obgleich der hiesige Männergesangverein in letzter Zeit nicht mehr in früherer Rüstigkeit und Vollzähligkeit zu existiren schien (woran die Entstehung eines besonderen Turngesangvereins, nicht minder auch eines Militärgesangvereines Schuld tragen mögen), so hat derselbe doch neuerdings wieder ein sehr erfreu liches Zeugniß davon abgelegt, daß die Lust und Liebe zum Gesänge keineswegs bei ihm erloschen ist, sondern daß er sich zu ganz respektablen Leistungen empor schwingen kann, wenn er nur will. Bei dem am Montage auf dem Rathhaussaale stattgefundenen Familienabende erfreute derselbe die zahlreich erschie nenen Angehörigen und Gäste durch Aufführung einer Operette: „Die schönste Nase". Was der Produktion einen besonderen Reiz verlieh, war der Umstand, daß sowohl der nach einer Gartenlaubenerzählung ge schriebene Text, als auch die Komposition aus dem Verein selbst hervorgegangen waren. Ersteren hatte Herrn Baumeister Otto Schmidt zum Verfasser, während die Musik von Herrn Kantor Hellriegel herrührte. Die studentischem Kreise angehörenden Scenen wur den frisch und fröhlich gesungen und auf dem hüb schen „Erholungstheater" angemessen agirt und da durch den Zuhörern eine Unterhaltung gemährt, für welche sich der Dank derselben in lautem Applaus mehrfach aussprach. Interessant war es, daß an diesem Tage, den 16. März, der Flötist der Stadt kapelle, Herr Pfund, ein doppeltes 50jähriges Jubi läum feierte, indem er am 16. März 1836 zuerst als Solist und zwar mit denselben Variationen aufge treten war, welche er heute zum Besten gab. Durch Die MonopoWorlage in der Kommisßsn. Wenn man das Schicksal der Branntweuimonopol- Vorlage schon nach dem Gange der Generaldiskussion hierüber im Reichstage im Allgemeinen als besiegelt betrachten konnte, so ist dieses Urtheil jetzt durch den Verlauf, den die erste Sitzung der zur Vorberathung des Entwurfes eingesetzten Kommission eingenommen hat, lediglich bestätigt worden. Letztere hielt am Donnerstag ihre erste Sitzung ab und bestand das Resultat der mehrstündigen Verhandlungen bekanntlich darin, daß die beiden ersten grundlegenden Para graphen der Vorlage, welche also den Kernpunkt der gesammten Vorlage bilden, mit beträchtlicher Mehrheit äbgelehnt wurden, auch die konservativerseits be antragte Einsetzung einer Subkommission behufs Prü fung des finanziellen Ertrages des Monopols wurde abgelehnt und demnach muß die Vorlage auch in der Kommission als gescheitert betrachtet werden. Auch die Verhandlungen der Kommission machten den Ein druck, daß man allseitig überzeugt war, es handele sich um eine verlorene Sache und die Diskussion wurde daher eigentlich auch nur pro torma geführt. Am ehesten gingen noch die konservativen Redner, und speziell v. Kardorff ins Zeug, der es nochmals unter nahm, vom landwirthschastlichen Standpunkte aus die Vortheile des Brauntwein-Monopols indessen machten seine Ausführungen des Monopols ebensowenig Eindruck, bei den Reden desselben Abgeordneten Fall war. Man hatte indessen auch Mission nicht erwartet, daß sie dem groß das Wort reden würde, wohl aber durste man erwarten, daß das Bestreben hervortreten würde, zu einer Verständigung über eine anderweitige erhöhte Besteuerung des Branntweins zu gelangen, nachdem sich über die Nothwendigkeit, den Branntwein höher zu besteuern, in der Generaldebatte die Redner der Konservativen, wie des Centrums und der National liberalen so übereinstimmend ausgesprochen hatten. Aber nur v. Kardorff war es wiederum, welcher auf diese Frage näher einging und die Einführung der Konsumsteuer empfahl; die übrigen Parteien verhielten sich „kühl bis an's Herz hinan", und der national liberale Abgeordnete Or. Buhl gab die kurze Erklä rung ab, daß seine politischen Freunde zur Erwägung jeder anderen Steuerreform als des Monopols bereit seien, und selbst der preußische Finanzminister be merkte nur kurzweg, er könne auf die Frage, ob die Negierung bereit sei, etwas anderes als das Monopol zu machen, nicht ohne Weiteres Ja sagen, da andere Parteien sich hierüber nicht geäußert hätten. — Das Fernbleiben des Reichskanzlers von den Kommissions verhandlungen ist bezeichnend; zwar hatte Fürst Bis marck im Reichstage durch v. Bötticher erklären lassen, er hoffe bestimmt, wenigstens in der Kommission er scheinen zu können, um hier seine Anschauungen über Bedeutung und Werth des Monopols auseinander zu setzen, aber er scheint sich die Sache über Nacht an ders überlegt zu haben. Nachdem die „N. A. Ztg." inzwischen erklärt hatte, Fürst Bismarck würde, da er am Monopol festhalte, in der Kommission doch nur tauben Ohren predigen, konnte seine Nichttheilnahme an den Verhandlungen derselben auch kaum mehr überraschen und hat er es offenbar für jetzt auf gegeben, mit den maßgebenden Parteien des Reichs tages sich über die Branntweinsteuerreform ausein ander zu setzen. Falls also ein weiteres Eingehen der Kommission auf die Vorlage nicht beabsichtigt ist, steht ihrem Begräbniß im Plenum nichts mehr ini Wege, und je eher dies geschieht, desto besser, denn das Mono pol ist und bleibt doch nun einmal eine todte Sache. Ob vielleicht die Regierung bei der zweiten Plenar- berathung des Monopol-Entwurfs noch mit irgend welchen Plänen über die Branntwein-Besteuerung herausrücken wird, mag dahingestellt bleiben. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr nnrk- same Berbreitunafinden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eiiige- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzelle 2» Psg. Die Weißeritz - Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer» 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen B«< - ' ° " Amtsblatt für die Königliche Amlshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtrLHe zu Dippoldiswalde und Irauenstem