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Dü „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — ' Preis vierteljährlich 1 M. Lk> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer» 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-AitW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finde», werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für di- Könialiche Umtshauxlniamschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Kt-dträlhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein < Verantwortlicher Macteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 26. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Im Berliner diplomatischen Korps steht eine bedeutsame Personal-Veränderung bevor. Der schon seit längerer Zeit signalisirte Rück tritt des französischen Botschafters, Barons Courcel, gilt nunmehr als sicher; wie verlautet, wird Baron Courcel überhaupt aus dem Staatsdienste treten, und bringt man die Aufgabe seiner Berliner Stellung damit zu sammen, daß in den Pariser leitenden Kreisen die nahen Beziehungen des Botschafters zum Fürsten Bis marck, welche das freundschaftliche Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich so sehr gefördert haben, nicht richtig beurtheilt worden sind. Auf parlamentarischem Gebiets herrschte in der ersten Hälfte dieser Woche eine gewisse Stille, welche gegen die Lebhaftigkeit der Verhandlungen, die in der letzten Zeit abwechselnd die Sitzungen des Reichstages und des preußischen Landtages charakterisiere, doppelt abstach. Das Plenum des Herrenhauses hat sich wieder auf unbestimmte Zeit vertagt und das Feld der zur Vorberathung der Kirchenvorlage eingesetzten Kommission überlassen. Es machte sich eine Ruhe pause namentlich für den Reichstag nothwendig, da derselbe mit der nun begonnenen Generaldiskussion über den Branntweinmonopol-Entwurf wieder in heiße Kämpfe eingetreten ist. Allgemeiner Annahme nach dürfte die Generaldiskussion drei Tage umfassen und somit die zweite Hälfte dieser Woche vollständig aus füllen; die vorläufige Verweisung des Monopolent wurfs an eine Kommission gilt als selbstverständlich. — Der braunschweigische Landtag lehnte die Re gierungsvorlage, betreffend die Nestaurirung der alten Welfenburg Dankwarderode und ebenso die hierzu ge stellten Kommissionsanträae, nach dreistündiger leb hafter Debatte ab. — In der bayrischen Abgeord netenkammer ist ein vom Abgeordneten Baumann ein gebrachter, sehr zeitgemäßer Antrag einstimmig ange nommen worden. Derselbe bezweckt, ein Verbot für den Verkauf von Kunstwein als Naturwein durch den Bundesrath herbeizuführen, und erklärte Herr von Feilitzsch, der Minister ves Innern, im Verlaufe der Debatte, die bayrische Negierung werde, wenn diese Frage im Bundesrathe zur Erörterung gelangen sollte, den Antrag und die. hierauf bezügliche Diskussion be rücksichtigen. — Die Kaiserin von Oesterreich ist zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalte in Baden-Baden eingetroffen. Frankreich. In der französischen Deputirten- kammer hat wieder einmal eine große Haupt- und Staatsaktion begonnen. Es nahm die Generaldebatte über die auf die Ausweisung der Prinzen aus Frank reich bezüglichen Anträge ihren Anfang, und da die genannte Frage schon seit geraumer Zeit die öffent liche Meinung beschäftigt, so wird es bei den be treffenden Kammerdebatten jedenfalls sehr heiß zuge gangen sein. — Zwischen Frankreich und China drohen neue Schwierigkeiten. Die Forderungen der chinesischen Kommissare scheinen die Arbeiten der gemischten Kom mission, welche mit der Absteckung der definitiven Grenze zwischen China und Tonkin beauftragt ist, zu verzögern. Hiermit ist offenbar die aus Hanoi ein gegangene Nachricht, wonach eine französische Truppen- abtheilung die Position Vanboucham besetzt und dann den Vormarsch gegen den 60 Kilometer entfernten Platz Laokaii wieder ausgenommen hat, zusammenzu bringen. Laokaii liegt unweit der neuen chinesisch- tonkinesischen Grenze und wird das erwähnte De tachement wohl den Auftrag haben, von Laokaii aus die Arbeiten der Grenzabsteckungskommissinn besser zu überwachen. Italien. Aus Nom liegt die Meldung von einer neuen Kundgebung des Papstes vor. Derselbe empfing am 2. März, als dem Jahrestage seiner Krönung, das Kardinalskollegtum und hielt hierbei eine Rede, in welcher er die Nothwendigkeit der Eintracht unter Sonnabend, den 6. März 1886. den Katholiken gegenüber den Versuchen, diese Ein tracht zu stören, betonte und die alte Klage von der unwürdigen und traurigen Lage des päpstlichen Stuhles wiederum vorbrachte. Balkanhalbinsrl. Nach mancherlei seltsamen Schwankungen sind endlich die serbisch-bulgarischen Friedensverhandlungen in Bukarest soweit gediehen, daß am 3. März das Friedensinstrument unterzeichnet werden konnte. In der offiziellen Sitzung der Buka rester Friedenskonferenz wurde über sämmtliche Fragen ein Einvernehmen erzielt, und mit dieser verheißungs vollen Nachricht stimmt auch die Pariser Meldung überein, daß in einem Kabinetsrathe der Minister präsident Freycinet die- erfolgte Herstellung des Ein vernehmens zwischen Serbien und Bulgarien be stätigte. Die Fassung des Friedensvertrages hat große Mühe gekostet, doch sind zuletzt die türkischen Vor schläge durchgedrungen, denen zufolge der Friede zwischen Serbien und Bulgarien nach Unterzeichnung des Vertrages als wiederhergestellt gilt und daß die Ratifikation innerhalb 14 Tagen von diesem Termin ab in Bukarest eingewechselt werden. Asien. Die Tage der weltlichen Herrschaft des Dalai-Lama sind nun auch gezählt. Der Dalai-Lama ist, wie bekannt, der oberste Priester aller Buddhisten in China und den Nebenländern, und zugleich der weltliche Herrscher von Tibet mit dem Regierungssitze in Lhassa. Die chinesische Regierung hat sich Mn entschlossen, infolge der stattgefundenen Annexion. Birinas an Indien, wodurch die Engländer zu Herren der über Birma nach Tibet führenden Heerstraßen ge worden sind, ihr Verhältniß zum Dalai-Lama umzu gestalten und dem „mongolischen Papste" nur die geist liche Herrschaft in seinen Staaten zu belasten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. März. Es ist gut, daß die heutige Sonnenfinsterniß in unserer Gegend über haupt nicht sichtbar ist; eine Beobachtung wäre, wenig stens bei solchem Wetter, wie es dieser Tage sich un angenehm gemacht hat, doch nicht möglich. Andern- theils ist es zu bedauern, daß der Anblick der in teressanten Himmelserscheinung unserem Erdtheile ent zogen bleibt, da sie sich nur selten wiederholt. Es kommt bei der Verfinsterung der Sonnenscheibe, welche bekanntlich durch den zwischen Erde und Sonnenscheibe durchgehenden Neumond verursacht wird, diesmal zu einer solchen Stellung der genannten Körper, daß von der Sonnenscheibe nur ein hellleuchtender Rand übrig bleibt; es ist also die heutige Sonnenfinsterniß eine ringförmige. Sie beginnt auf der Erde überhaupt am 5. März, Abends 7 Uhr 56 Min. und endet am 6. März, früh 2 Uhr 5 Min. (nach Dresdner Zeit). Die ringförmige Erscheinung beginnt Abends 9 Uhr und endet am 6. März früh 1 Uhr. Zu sehen ist dieselbe in Nordamerika und dem westlichen Theile von Südamerika, auf dem großen Ozean, in Japan, China, und einem Theile von Australien. Auch die 2. diesjährige Sonnenfinsterniß, welches eine totale sein, und den 29. August stattfinden wird, ist bei uns nicht zu beobachten. — In dem Schneesturme der letzten Tage erwiesen sich die Verpflegstationen als eine besonders wohl- thätige Einrichtung. Freilich wird es da wohl manch mal nothwendig werden, zur Tageverpflegung auch noch eine Nachtverpflegung zu gewähren, oder umge kehrt. Ob in solchen Zeiten, wo doch nicht weiter ge wandert werden kann, vielleicht aus Beschäftigung der Zugereisten (gegen längere Verpflegung) Bedacht ge nommen werden könnte? Wir glauben, daß es man chem Reisenden angenehmer wäre, in der warmen Stube zu arbeiten, als in dürftiger Kleidung gegen Wind und Wetter zu kämpfen. Im Monat Februar ist übrigens die hiesige Verpflegstation zusammen von 243 Nacht- und 76 Tagesgästen frequentirt worden, was einen Aufwand von 72 M. 15 Pf. verursachte. 52. Jahrgang. - - - , > — Dem Bericht der Finanzdeputation L. der zweiten Kammer über die auf Erbauung von Eisen bahnen eingegangenen Petitonen entnehmen wir folgende für unsere Gegend wichtige Entscheidungen und Anträge der Deputation. 23. Müglitzthalbahn. Der Vorsitzende des Komitös für Erbauung einer Müglitzthaleisenbahn, Bürgermstr. Neppchen in Dohna und mit ihm in Anschlußerklärungen die Orte Dohna, Mügeln, Gommern, Großluga, Kleinluga, Gamig, Bosewitz, Gorknitz, Sürßen, Köttewitz, Ploschwitz, Falkenhein, Meusegast, Krebs, Großsedlitz, Weesenstein, Burkhardtswalde, Schmorsdorf mit Cotta, Maxen, Hausdorf, Mühlbach uud Hörslich, Schlottwitz, Glas hütte, Dittersdorf, Rückenhain, Neudörfel, Cunners dorf, Johnsbach, Luchau, Bärenklau, Bärenhecke, Lauenstein, Liebenau, Stadt Bärenstein, Dorf Bären stein, Fürstenau, Geising, Zinnwald, Georgenfeld, Fürstenwalde, Walddörfchen, Löwenhain, Kratzhammer, Muglitz, Altenberg bitten: die Hohe Ständeversamm lung wolle der Königlichen Staatsregierung empfehlen, die Herstellung einer normalspurigen Sekundärbahn im Müglitzthale in der gegenwärtigen Finanzperiode vorzunehmen. — Das Müglitzthal, lasten sich Petenten vernehmen, sei dicht besetzt mit industriellen Anlagen, Mahl- und Schneidemühlen, bedeutenden Fabrik- etablistements und im Besitz von Wasserkräften, welche noch großer Ausnutzung fähig seien. Der Mangel einer Eisenbahn werde drückend empfunden, in Folge desselben seien bereits mehrfache Konkurse von Be triebsunternehmern zu verzeichnen. Nur durch eine Bahnverbindung könne Hilfe geschaffen werden, sie allein würde einen Rückgang der dasigen Industrie verhindern, der Weiterentwickelung derselben hingegen förderlich sein. Sie bitten um Normalspur, da sonst fast sämmtliche Güter umgeladen werden müßten. Den zu erwartenden Güterverkehr geben Petenten zur Zeit auf 2,214,000 Centner an, nach Bau der Bahn dürfte derselbe einen wesentlichen Zuwachs erfahren. Warme Unterstützung widmet die Handels- und Ge werbekammer zu Dresden dem Petitum in einer in Abschrift beigefügten Eingabe an das Ministerium des Innern. Sie erklärt es für das dringlichste von allen denjenigen ihres Bezirkes und erachtet seine Erfüllung, unter speziellerer Motivirung, für wirthschaftlich ge radezu geboten. Wie Eingangs des Berichtes darge- than, gehört das in Rede stehende Projekt in erster Linie zu denen, welche die Deputation, im Einver ständnis; mit der Königlichen Staatsregierung, zur Aus führung empfohlen hat. Sie beantragt sonach, die Kammer wolle beschließen: die Petition des Bürger meister Neppchen und Genosten der Königlichen Staats regierung zur Erwägung zu übergeben, sich aber ent schieden für die Ausführung des Projektes mit Schmal spur zu entscheiden. 27. Kipsdorf-Moldau. Gemeindevertreter und Interessenten aus den Or ten Altenberg, Schellerhau, Georgenfeld, Zinnwald, Bärenfels, Niederpöbel, Kipsdorf, Schmiedeberg, Naun dorf, Obercarsdorf, Ulberndorf und Dippoldiswalde richten an die Ständeversammlung die ergebenste Bitte: dieselbe wolle sich bei der Hohen Staatsregierung da für verwenden, daß die Hainsberg-Kipsdorfer Sekun därbahn von ihrem Endpunkte Kipsdorf über Alten berg bis nach Moldau, der Grenzstation der Dux- Freiberger Bahn fortgeführt werde. — Zur Begrün dung ihres Gesuches bemerken Petenten folgendes: Bereits bei Tracirung der Hainüberg - Kipsdorfer Staatsbahn sei die durch lokale und Verkehrsverhält nisse von selbst gebotene Fortsetzung der fraglichen Bahn bis zum Anschlüsse an die Dux-Freiberger Bahn in Frage gekommen. Ungünstige Steigungsverhällniffe und der damals noch nicht erfolgte Ausbau der Strecke Bienenmühle-Klostergrab habe von dem Pro jekte Abstand nehmen lasten. Nachdem letztere vor Jahresfrist eröffnet morden, sei es schon im fiskaltscheu