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Wchklitz -MW Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage bei Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finden werden mit 1l> Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den» Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Die „Wetßerlh. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- »nal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis »ierteljithrlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan- slalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- ^ng Amtsblatt für die Königliche Wnishnuptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 4. März 1886. Nr. 25. 52. Jahrgang. Nochmals die Währungsfrage. Seit Veröffentlichung unserer Mahnworte gegen die Bimetallistenpetition in der Nummer vom 12. De zember v. I. ist die Währungsfrage im deutschen Reichstage, im preußischen Abgeordnetenhause und in der französischen Deputirtenkammer in Paris zur Sprache gekommen, während im amerikanischen Re präsentantenhause eine große Debatte hierüber in nächster Zeit zu erwarten steht. Um unsere Leser auf dem Lausenden zu erhalten, rekapituliren wir in der Kürze Folgendes: Der preußische Finanzminister von Scholtz gab die Erklärung ab, daß es nicht in der Absicht der Reichsregierung liege, in unserem Münz- system eine Aenderung eintreten zu lassen. Dem Minister ist dafür eine Dankadresse des deutschen Han delstages zu Theil geworden und zwar mit Recht, denn bei dem fortdauernden Preisdrucke des Waaren- handels fehlte blos noch eine Störung unseres Münz systems, um das Elend voll zu machen. Der geist volle Vertreter der Goldwährung, Abg. l)r. Bam berger, bezeichnet ein solches Unternehmen geradezu als Vaterlandsverrath. Es scheint uothwendig, unsere Leser über die massenhafte Silberproduktion Amerikas aufzuklären. Wir entnehmen einem Aussatze über die internationale Doppelwährung in der „Dresdn. Ztg." vom 17. vor. Mts. folgende Angaben: „In den Lahre» 1859 und 1860 produzirte Amerika etwa 400,000 Mark Silber. Dann kam die Zeit der Entdeckungen der riesigen Berg werke im Südwesten der Vereinigten Staaten, besonders in Nevada. Im Jahre 1861 sprang die amerikanische Silberproduktion plötzlich auf 8 Mill., im Jahre 1875 war sie schon auf 1Z8 Mill, gewachsen und erreichte in den folgenden Jahren stetig 150 und selbst 200 Mill. Mark." Daß bei dieser Massenproduktion der Silber werth fortwährend sinken mußte, ist selbstverständlich, denn, bemerkt der Verfasser mit Recht, „wenn Silber so allgemein wird wie Kupfer, wird es auch nicht höher im Preise stehen. Dagegen hilft kein Gesetz und kein internationaler Vertrag." Ein neuerer Schriftsteller über diesen Gegenstand meint sogar, daß das Silber seine Eigenschaft als Währungsmetall ver lieren werde. Thatsächlich ist der Preis des Silbers von 180 M. pro Kilo auf 137 M. gesunken und ein weiteres Sinken ganz unaufhaltsam, wenn die Silber produktion Amerikas nur noch ein Jahrzehnt in dem bisherigen kolossalen Umfange fortdauert. Als das Kupfer noch selten und theuer war, war es ein weit verbreitetes Währungsmetall auf der Erde; mit der Zunahme der Produktion und dem Sinken seines Preises hat es diese Eigenschaft nach und nach ver loren und existirt nur noch in Form der kleinsten Scheidemünze. Wer möchte dafür bürgen, daß dem Silber nicht ein ähnliches Schicksal in Zukunft droht? Auch dem Laien wird es einleuchten, welch' große Ge fahr für ein Land bei dieser Sachlage in einem über mäßigen Silbervorraih liegt. Frankreich befindet sich in der wenig beneidensmerthen Lage, den enormen Vorrath von 7 Milliarden Silbermünzen zu besitze». Es hat daher mit den Ländern der lateinischen Münz konvention und mit Amerika das allerstärkste Interesse, der weiteren Entwerthung des Silbers vorzubeugen, was man dadurch zu erreichen hofft, daß auch wir zur Doppelwährung übergehen, und die Gefahr, welche in einem übermäßigen Silbervorrathe liegt, auf unsere Schultern mit abladen sollen. Mit Recht hat der Präsident Cleveland darauf hingewiesen, daß zweierlei Metall als Währung unhaltbar ist, weil erfahrungs mäßig das vollwerthige Metall durch das minder- werlhige verdrängt wird. Die Folge der Doppel währung würde also sein, daß unser Gold sehr bald ins Ausland wandern und wir dagegen mit Silber überschwemmt werden würden. Daß übrigens die Doppelwährung für die Waarenpreise völlig einfluß los ist, beweisen die Zustände in den Ländern der lateinischen Münzkonvention. Auch der Einwand, daß zu wenig Gold vorhanden sei, um den Bedarf zu decken, hat sich als unbegründet erwiesen. Der letzte Wochenausweis der Neichsbank weist eine Ueberdeckung der Noten von mehr als 36 Millionen Mark Kaffen vorrath auf. In Folge dessen ist der Wechselzinsfuß auf 3 Prozent und der Lombardzinsfuß auf 4 Proz. herabgesetzt worden. An Geld fehlt es überhaupt nicht, wohl aber, wie der fortdauernd sinkende Zins fuß und die Anhäufung des Geldes in den Banken ausweist, an Gelegenheit zu nutzbarer Anlage des Geldes. Diese letztere Erscheinung ist in der Haupt sache auf den Mangel an Unternehmungslust zurückzuführen, einen Zustand, welchen zu ändern außerhalb der menschlichen Machtsphäre liegt. —r. Lokates und Sächstsches. Dippoldiswalde, 3. März. Zwar ließ am Diens tag die Kälte, die Tags vorher — 19« 8., betragen hatte, wesentlich nach, und früh 7 Uhr zeigte das Thermometer nur — 10° U. aber ein eisiger Wind verursachte ein so abscheuliches Schneegestöber, daß der Aufenthalt im Freien nichts weniger als angenehm war. Es ist also vorläufig noch richtiger Winter» und Märzenveilchen und Primeln mögen vorläufig ihre Köpfchen noch in die weiße Kapuze verstecken, wenn auch in diesem Monate „Frühlings Anfang" im Kalen der steht. — Die ersten Märztage wecken Hoffnungen und Erinnerungen. Wir überlassen es Jedem, sich seinen Wunschzettel für die nahende schönere Zeit parat zu machen; wir halten uns vorläufig an Er innerungen. Und eine derselben ist wohl werth, daß an ihr Jung und Alt, Alle — Alle theilnehmen: Am 1. März 1871 zogen die Deutschen als Sieger in Paris ein! Durch den Triumphbogen — oder — um den Spaß des Pariser Mob, der ihn durch eine Erdbarrikade gesperrt hatte, nicht zu verschweigen — neben dem Triumphbogen zogen unter dem Gesänge der Wacht am Rhein 30,000 Mann deutscher Truppen über die Boulevards des modernen Babel, um den ungläubigen Thomassen an der Seine den augen scheinlichen Beweis zu liefern, daß wir wirklich und wahrhaftig die Sieger waren. Eines weiteren bedurfte es nicht; deutsche Gutmüthigkeit schonte das National gefühl des Gegners, und schon am 3. März, also heute vor 15 Jahren, nahmen die Sieger Abschied von der gedemüthigten Seinestadt. Mancher unserer Mitbürger hat mit vor Paris gestanden, als vom „Onkel Baldrian", wie unsere Soldaten den Mont Valerien benamst hatten, die deutschen Geschosse ein ernstes Wort mit der Metropole unsrer Widersacher zu reden anfingen — eingezogen ist das 12. Armee korps nicht mit — aber dankbar erinnern wird sich Jeder der großen Zeit, die den Grund gelegt hat zur Machtstellung, überhaupt zur nationalen Bedeutung unseres theuren Vaterlandes. Das Heranwachsende Geschlecht muß davon erfahren, um es sich einzuprägen; denn die Alten sterben weg, und bald vergißt sich, was in unserem Volke an kriegerischer Großthat da mals geschehen ist. Unsere Jungen sollen endlich von dem Nationalgefühle ergriffen werden, zu dem sich die Alten so schwer «mporschwingen können. — Da Herr Amtshauptmann v. Keßinger für die nächste Zeit beurlaubt sein wird, ist an dessen Stelle als Kommissar für die Wahl im 7. Wahlbezirk zur 4. evangelisch - lutherischen Landessynode Herr Re gierungsassessor v. Einsiedel in Dippoldiswalde er nannt worden. — Der 2. Kammer ist der Bericht der Finanz deputation 8. über die auf Erbauung von Eisen bahnen eingegangenen Petitionen zugegangen. Wir werden den Bericht, soweit er die Petition auf Er bauung der Linien im Müglitzthal und Kipsdorf- Moldau betrifft, in nächster Nummer wörtlich ab drucken. — Mit Rücksicht auf die herannahende Bauzeit wollen wir nicht unterlassen, im Interesse der Be theiligten auf das von der kgl. technischen Deputation im Auftrage des kgl. Ministeriums des Innern heraus gegebenen Schristchen „Gemeinsaßliche Belehrung über die zweckmäßige Anlegung von Blitzableitern", an dieser Stelle von Neuem aufmerksam zu machen. Die gedachte Schrift enthält 73 Seiten, ist mit einer An zahl figürlichen Darstellungen ausgestattet und kann für den außerordentlich geringen Preis von 15 Pfg. pro Exemplar von der kgl. Amtshauptmannschaft be zogen werden. Reichstädt. Vorigen Sonntag fand im Berthold- schen Gasthofe der erste Vergnügungsabend der voriges Jahr gegründeten hiesigen freiwilligen Feuerwehr statt. Vor dichtbesetztem Saale brachten Mitglieder sowie auswärtige Kräfte mit vielem Beifall aufge nommene Männerchöre, Duetten, Deklamationen rc. zu Gehör. Besonders heitere Stimmung im Publikum erzielten die Herren Krüger und Winkler durch die beiden Duetten: „Der tapfere Landsoldat" und „Der verspätete Urlauber," sowie Herr Kröhnert durch den Vortrag der „Reimer." Viel Anerkennung fanden auch die virtuosen Violinvorträge des Herrn Lehrer Jäger-Ulberndorf und das Tenorsolo des Herrn Kantor Kühn-Höckendorf. Auch eine große Anzahl Mitglieder des Dippolviswaldaer und Naundorfer Feuerwehrkorps hatte sich erfreulicherweise eingestellt. Ein animirtes Tänzchen, das allerdings bis in die Morgenstunden währte, beschloß den heiteren Abend. Possendorf. Dem Beispiele unsrer Nachbarge meinde Kreischa folgend, wird der auf dem Gebiete des Handfertigkeitsunterrichtes, des Strohflechtens rc., bewanderte und bekannte Rittmeister A. v. Clauson- Kaas aus Dresden nächsten Sonntag, den 7. März, Nachmittags '/«4 Uhr, im hiesigen Starke'schen Gast hofssaale einen öffentlichen Vortrag über Stroh flechten halten, zu welchem Jedermann, insbesondere weibliche Personen, jedoch mit Ausschluß der Kinder, bei freiem Eintritt eingeladen werden. — Das Stroh flechten, seit langer Zeit ein lohnender Erwerbszweig in unserer Gegend, befindet sich jetzt aus verschiedenen hier nicht zu erörternde» Gründen in einer sehr un günstigen Lage, welche einer durchgreifenden Hilfe be darf. Es ist rühmend anzuerkennen, daß die Ge meindevertreter von Possendorf und Umgegend den obenerwähnten Herrn zu einem Vortrag über diesen Industriezweig gewonnen haben und ist es sehr zu wünschep, daß den an mehrere benachbarte Gemeinden erlassenen Einladungen, sowie dem heutigen Hinweis durch recht zahlreichen Besuch nächsten Sonntag ent sprochen werde. ' Dresden. Die Bevölkerung des Königreichs Sachsen, die im Jahre 1880 2,972,805 Einwohner betrug, bezifferte sich am 1. Dezember ,1885 auf 3,179,168, ist also in den 5 Jahren im 6,»i Proz. gestiegen. — Die Einwohnerzahl der Amtshauptmann schaft Dippoldisivalde hat sich von 51,399 auf 51,593, also um 0,s» Proz. vermehrt. — Die erste Kammer genehmigte am 1. März ebenfalls den Ankauf der Gaschwitz-Meuselwitzer Bahn. — Vom kgl. Schwurgericht Dresden wurde am 2. März oer vormalige Posthilfsbote H. E. Ebert aus Höckendorf wegen Verbrechens im Amte (verübt beim Postamte in Potschappel) zu 1 Jahr 6 Mon. Gefängniß und dreijährigem Ehrenrechtsverlust ver- urtheilt. — Der vor ca. 11 Jahren entstandene sächsische Militär-Lebensversicherungs-Verein hat sich gegen wärtig bis auf 8000 Mitglieder mit ca. 140,000 M. Vermögensbestand vergrößert. Ein weiteres Wachs- thum ist aber um so wünschenswerther, weil der Verein als obersten Grundsatz Sparsamkeit walten läßt und die Leitung nur in den Händen von Männern ruht, die ohne irgend welche pekuniären Vortheile neben