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aber keine Verwundung der in derselben befindlichen Personen stattfand. Dresden. Den Ständen ist ein kgl. Dekret, die Aufnahme einer Zprozentigen Rentenanleihe im Be trage von 24 Mill. Mark zugegangen. Während an außerordentlichen Bedürfnissen in der Finanzperiode 1884/85 noch 11,605,234 M. zu decken waren, weist die Etatsvorlage für 1886/87 einen außerordentlichen Bedarf von 12,601,500 Mark aus. Hierzu kommen aber noch 11,390,290 M. für den Ankauf, bez. die Herstellung verschiedener Sekundärbahnen (3,766,200 Mark für den Ankauf von Gaschwitz-Meuselwitz nach Abzug der Prioritätsanleihe von 1,410,600 Mark, 5,721,000 M. für Annaberg-Schwarzenberg, 916,450 Mark für Schönfeld-Tanneberg-Geyer, 986,640 M. für Grünstädtel-Nittersgrün), 1,868,000 M. für den Ankauf der Freiberger Erzgruben Himmelfahrt und Himmelsfürst, und 823,300 M. für Verlegung des botanischen Gartens, sowie Beihülse zur Errichtung einer vierten Elbbrücke in Dresden. Der Gesammt- bedarf für die beiden Perioden 1884/85 und 1886/87 beträgt daher 38,288,324 M. Hiervon werden aus dem Verwaltungsüberschuß der Finanzpeciode 1882/83 16,871,566 Mark 41 Pfg. bestritten, sodaß noch 21,416,757 M. 59 Pfg. zu decken sind. Bei einem Koursstand von 89 Prozent würde zur Aufbringung jener Summe ein Kapitalbetrag von 24,063,772 M. oder rund 24 Mill. Mark in Schuldverschreibungen über 3prozentige Renten erforderlich sein. Da von verschiedenen Seiten dem Wunsche Ausdruck gegeben woroen ist, es möchte auch zur Anlegung gering fügigerer Betrage in sächsischer Rente Gelegenheit ge boten werden, so soll, obwohl es zweifelhaft ist, ob ein Bedürsniß hierzu in größerem Umfange bestehe, doch mit der Ausgabe von Abschnitten über 9 Mark jährliche Rente auf 300 M. Kapital ein Versuch ge macht und zur Befriedigung des etwa vorhandenen Bedürfnisses ein geringfügiger Betrag in derartigen Abschnitten ausgefertigt werden. Die Verzinsung der Renten soll am 30. September und 3t. März erfolgen. Die Tilgung in Höhe von mindestens einem Prozent jährlich vom 1. Januar 1888 ab erfolgen. — Vom Schwurgericht Dresden wurde am 26. Februar in geheimer Sitzung die am 25. Jan. 1854 zu Oberfrauendorf geborene Dienstmagd Aug. Wilh. Böhme wegen Verbrechens gegen das Leben gemäß tz 221 des Reichsstrafgesetzbuchs zu 3 Jahren Gefäng- niß verurtheilt. Die zuletzt auf dem Rittergut Klein- borthen beschäftigt gewesene Angeklagte, die Mutter dreier unehelicher Kinder ist, war angeklagt, ihr 3. Kind am 18. November vor. I. in die Abortgrube geworfen zu haben. — Daß in unserem Königreich Sachsen in den letzten Jähren der Bierkonsum nicht unerheblich sich gesteigert hat, erhellt aus dem Zahlenwerk der Ein nahmen des Deutschen Reiches an Zöllen und Ver brauchssteuern für das Etatsjahr 1886—1887. Es wurden in Sachsen vereinnahmt an Brausteuer in der Periode 1882—1883 2,091,516 Mark, 1883—1884 2,162,091 M. und 1884—1885 2,252,067 M., an Uebergangsabgabe von Bier 1882—1882 921,295 M., 1883— 1884 979,499 M., 1884—2885 1,021,104 M. Nicht ganz dasselbe Verhältniß hat in Bezug auf die Branntweinsteuer stattgefunden, indem deren Ertrag zwar von 3,340,386 M. in der Periode 1882—1883 auf 3,748,760 M. in der Periode 1883—1884 ge stiegen war, während er sich aber dann in der Periode 1884— 1885 auf 3,414,466 M. verringerte, In Be zug auf die Salzsteuer bezifferten sich die Erträgnisse in den gedachten drei Perioden auf 1,449,466 Mark, 1,419,066 M. und 1,444,224 M. Meißen. Die für 1886 geplante Gewerbe- und ! Industrie-Ausstellung wird nun also doch nicht statt finden, trotzdem die Vorarbeiten schon sehr rüstig ge- fördert worden waren. Das Komitö macht vorläufig eine Vertagung der Ausstellung bekannt. Es wäre zu wünschen, daß die jetzt noch entgegenstehenden Schwierig keiten sich recht bald heben ließen. Chemnitz. Die Raths- und Stadtverordneten- Kommission hat die Betheiligung der Stadt-Gemeinde an der Zeichnung zum Garantiefonds für die pro 1887 projektirte Industrie-Ausstellung einstimmig ab gelehnt. Hauptgrund der Ablehnung ist die für 1888 geplante deutsche Ausstellung in Berlin. Stollberg. Zu dem Baue eines neuen Rath hauses, der auf 90,000 Mark veranschlagt ist, war zur Erlangung von Plänen eine Konkurrenz ausge schrieben und zwei Preise im Betrage von 500 und 900 Mark ausgeworfen worden. Aus allen Theilen Deutschlands sind nunmehr über 400 Bewerbungen angemeldet worden, ein in der That erstaunliches Re sultat. Waldenburg. Die neu zu besetzende Bürger meister stelle, deren Gehalt einschließlich der Ent schädigung für das Standesamt 3600 M. beträgt, ist bisher noch ohne Bewerber geblieben. Tagesgeschichte. Berlin. Ein kleiner Unfall, der beim jüngsten Hofball unserem Kaiser dadurch begegnete, daß er auf der Decke eines Saales ausglitt, als er die Frau Kronprinzessin zu Tische führte, ist erfreulicher Weise ohne jede nachtheilige Folge geblieben. Der Kaiser wohnte dem Souper bei und verweilte dann noch längere Zeit bei dem Feste. Heute befindet sich der Monarch völlig wohl und ist bei bester Laune, in welcher er vielfach über den Unfall scherzt. — Dem Reichstage ist ein Gesetzentwurf, betr. die Ausprägung von Zwanzigpfennigstücken in Nickel zugegangen. — In Regierungskreisen wird für den Fall der Ablehnung des Branntweinmonopols das Projekt einer Steuer vom Branntweinkonsum mit einer hohen Ausfuhrvergütung besprochen. — Die Sozial-Kommission des Reichstages hat nun endlich die ersten definitiven Beschlüsse gefaßt. Mit 12 gegen 11 Stimmen wurde bestimmt, daß Kinder unter 14 Jahren in Fabriken nicht arbeiten sollen. Dafür waren Centrum, Sozialisten, zwei Frei sinnige; weiter beschloß man, daß Kinder unter 12 Jahren überhaupt nicht gewerblich gegen Lohn be schäftigt werden dürfen, und endlich wurde ein An trag angenommen, die Regierung aufzufordern, in der nächsten Session einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen die Beschäftigung von Kindern in der Haus arbeit gesetzlich geregelt wird. — Die Berufung der Abtheilungen des preußischen Staatsrathes für Inneres und für Landwirthschaft wird in der nächsten Woche erfolgen, und zwar zu dem Zwecke, Beschlüsse hinsichtlich der Jemmediat- kommission zu fassen, welche zur Ausführung der An siedlung deutscher Bauern und Grundbesitzer in den polnischen Provinzen eingesetzt werden sollen. — Aus Herrenhauskreisen verlautet, daß in naher Zeit ein vollständiger Friede zwischen der preußischen Regierung und der Kurie, also ein völliger Abschluß des Kulturkampfes zu erwarten sei. Man spricht davon, daß jüngst zu Köln bei dem Bischof Cremeutz eine Konferenz zwischen diesem und den Bischöfen von Trier, I)r. Korum, und von Fulda, I)r. Kopp, statt gesunden hätte, wobei die Grundlagen eines voll ständigen Ausgleichs verabredet worden waren. Bischof Kopp hätte es übernommen, den letzteren in die Wege zu leiten und bereits in dieser Richtung hier zu ver handeln begonnen. Oesterreich. Wie sehr die Repetir-Gewehr- Frage im Vordergrund steht und wie keine Groß machts-Armee jetzt noch.zurückbleiben kann in der Um änderung ihrer Infanterie - Bewaffnung, geht aus neuerlichen Berichten der österreichischen Presse hervor, welche die Fertigstellung eines Nepetirgewehres in der großen Wasfenfabrik zu Steyr, nach einem neuen System Werndl, melden, welches alles bisher auf diesem Gebiete Erfundene übertreffen soll. Nicht weniger wie 40 Schüsse in der Minute sollen, selbst bei nur geringer Hebung des Mannes, leicht und sicher abgegeben werden können; die Umänderungen am bis herigen österreichischen Gemehrsystem sollen nur un wesentliche und wenig kostspielige sein. Wir wollen das Nähere über diese Mordwaffe abmarten, können uns aber auch heute schon die kurze Bemerkung nicht versagen, daß von einem Zielen bei 40 Schuß in der Minute absolut keine Rede mehr sein kann, und daß ein mit 40 Patronen ausgestattetes Magazin im Ge wehr demselben ein bevenkliches Gewicht geben muß. Auch auf dem Gebiete der Waffentechnik ist dafür ge sorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen; die Beschaffenheit der Organe des Menschen, welcher doch eben auch als Soldat nicht ganz Maschine werden kann, sorgt dafür; die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit sind gar bald erreicht. Frankreich. Die dritte Jnitiativkommission der französischen Kammer hat sich für die Jnbetrachtnahme eines Antrages des Belforter — früher im Elsaß ge wählten — Deputaten Keller auf eine Abänderung des Wehrdienstgesetzes ausgesprochen. Den im Auslande geborenen Kindern von Franzosen, welche ihre Staatsangehörigkeit verloren haben, sollen die Vortheile des Gesetzes vom 16. Dezember 1874 zu gewendet werden. Darnach können dieselben freiwillig in das französische Heer und, im gesetzlichen Alter, in staatliche Fachschulen treten, wenn sie unter Zu stimmung ihrer Elter» sich verpflichten, nach erreichter Volljährigkeit ihre ausländische Staatsangehörigkeit nicht geltend machen zu wollen. Dieser Antrag be zweckt eingestandenermaßen, den jungen Leuten aus Elsaß-Lothringen den Eintritt in den französischen Wehr- und Staatsdienst möglichst zu erleichtern. England. Der Staatssekretär des Innern, Chil- ders, erkürte, die Regierung sei mit dem Entwürfe einer Bill beschäftigt, betreffend die Entschädigung der Opfer der Londoner Unruhen aus dem städtischen Polizeisonds. Der Staatssekretär für Schottland, Trevelyan, brachte die Bill, betreffend die schottischen Kleinbauern ein. Dieselbe schlägt eine feste Pacht, die Feststellung eines billigen Pachtzinses, Entschädigung für vorgenommene Verbesserungen und Erweiterung der Pachtgüter mittelst obligatorischer Verpachtung vor. Die Bill wurde in erster Lesung genehmigt. Serbien. Eine Note des serbischen Ministers Garaschanins, die den Vertretern der Mächte über reicht wurde, bezeichnet die bulgarische Union als eine Quelle der Unzufriedenheit unter den anderen auf strebenden Balkanvölkern, welche durch das Vorgehen des Fürsten von Bulgarien.zu gleichem Vorgehen er- muthigt worden seien, und betont, daß erschöpfende Friedensverhandlungeu unmöglich seien, weil man von denselben alles Wesentliche ausschließe. Volks-Bibliothek in Dippoldiswalde. (Im Schulgebäude.) Jeden Sonnlag von 11—12 Uhr Mitt. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die auf den Monat Januar 1886 festgestellten Durchschnittspreise für Marschsourage an dem für hiesigen Bezirk maßgebenden Hauptmarktorte Dresden betragen pro 50 Kilo Hafer 7 Mark 10 Pfg., Heu 4 - 30 - und Stroh 3 - — - Dippoldiswalde, den 26. Februar 1886. Königliche AmtShauptmannfchaft. von Keßinger. Ludwig. Bekanntmachung. Auf dem den Spar- und Vorschußverein für Hermsdorf und Um gegend, eingetragene Genossenschaft, betreffenden Folium 23 des Handels registers für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute verlautbart worden, daß der zeitherige stellvertretende Direktor Gottlob Friedrich Bretfchneider in Hermsdorf als solcher wiedergewählt worden ist. Krauenstein, am 24. Februar 1886. Königliches Amtsgericht. Heldner. Auktion. Mittwoch, den S. Marz d. I., Nachmittags I Uhr, sollen vor der Berger'schen Restauration zu SeiferSdorf 2 starke Zuchtkühe gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Dippoldiswalde, am 22. Februar 1886. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Müller. Bekanntmachung. Bei den fiskalischen Kalkwerken zu Hermsdorf und Zaunhaus ist wieder frisch gebrannter Düngekalk vorräthig, was hierdurch bekannt gemacht wird. Königliche- Forstrentamt Frauenstein, am 23. Februar 1886. Schurig.