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Mchelih-ZitW Inserate, welche vel der bedeutenden Auslage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg- die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eilige- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile L0Pfg. Me „Weißeritz Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , / Amtsblatt für di- Königliche UmtsljauptmamMt Mpp-ldisivald-. sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Mdtr-th- ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnk in Dippoldiswalde. Nr. 18. Der Konflikt in der deutjWeralen Partei Oeflerreichs. Die deutschliberale Partei des österreichischen Ab geordnetenhauses bietet gegenwärtig das Schauspiel eines ebenso befremdlichen als beklagenswerthen Zwie spaltes in ihren Reihen dar, eines Zwiespaltes, der um so bedauerlicher erscheint, als die Reden des Fürsten Bismarck in den Polendebatten des preußischen Abgeordnetenhauses den äußerlichen Anlaß hierzu ge geben haben. Bon dem deutschen Klub des öster reichischen Abgeordnetenhauses war beschlossen worden, den Reichskanzler wegen dieser Reden in einer Adresse zu beglückwünschen. Da der Beschluß indessen den lebhaften Unwillen des anderen Flügels der deutsch liberalen Partei, des deutsch-österreichischen Klubs, her vorrief, so wurde die beabsichtigte Adresse an den Fürsten Bismarck in eine wesentlich abgeschwächte Dankesresolution, welche den von den deutschnationalen Parteigenossen unternommenen Schritt, als den Ver einbarungen beider Fraktionen über die gemeinsame Behandlung politischer Fragen zuwiderlaufend, ent schieden mißbilligt und sogar die Möglichkeit einer vollständigen Trennung der beiden Klubs ziemlich deutlich durchschimmern läßt. Welche Erwägungen nunmehr die deutsch - nationale Fraktion wiederum gegenüber diesem Vorgehen des anderen Flügels der liberalen Partei zu fassen gedenkt, ist noch nicht be kannt. Jedenfalls herrscht aber in beiden Lagern augenblicklich noch eine starke gegenseitige Erregung, welche selbst durch den Umstand, daß es Fürst Bis marck aus leicht erklärlichen Gründen abgelehnt hat, die Dankesresolution anzunehmen — womit sich die selbe also als gegenstandslos herausstellt — anschei nend nicht im Geringsten gemindert worden ist. Be greiflicherweise schaut die gesammte klerikale und sla- vische Presse des Kaiserstaates diesem häuslichen Zwist innerhalb der liberalen Partei Oesterreichs schadenfroh zu und namentlich die polnischen und czechischen Or gane überbieten sich förmlich in den gehässigsten Be merkungen zu der Kundgebung des deutsch-nationalen Klubs. Letzterer erscheint allerdings als ein übereilter Schritt; schon die Thatsache, daß sich die Resulution an den Leiter eines fremden Staatswesens richtet, ist für eine parlamentarische Fraktion ganz ungewöhnlich. Daneben bringt jedoch diese Kundgebung das Deutsch- thum in Oesterreich in eine bedenklich schiefe Stellung, sie giebt seinen dortigen zahlreichen Feinden einen erwünschten Anlaß, den Patriotismus der Deutsch österreicher zu verdächtigen und hierin liegt der eigent liche Grund für die ablehnende Haltung der Mit glieder des deutsch-österreichischen Klubs gegenüber dem Vorgehen der „Männer von der schärferen Tonart." Anderseits kann es für uns Deutsche „draußen im Reiche" nur erfreulich sein, zu sehen, wie lebendig sich das Nationalgefühl in den Herzen unsrer Stammes- genossen jenseits der schwarz-gelben Grenzpfähle äußert und als ein Ausbruch desselben muß lediglich die Bismarck-Resolution der Deutsch-Nationalen betrachtet werden und im Grunde genommen bekundet dieselbe doch nur eine gerechte und offene Würdigung der Größe des leitenden deutschen Staatsmannes. Dies hätte der deutsch-österreichische Klub bedenken muffen, ehe er seiner Mißbilligung des beabsichtigten Schrittes der befreundeten Fraktion eine so schroffe Form ver lieh und man muß darum auch jenen der Uebereilung zeihen. Indessen, nüchterne und leidenschaftliche Er wägungen kommen, wie in so vielen Dingen, auch hier zu spät, sie können die Thatsache nicht Hinweg schaffen, daß ein schriller Mißton in das bisher so freundschaftliche Verhältniß der beiden parlamenta rischen Gruppen der deutschliberalen Partei Oesterreichs gekommen ist, und doch sind für dieselbe die Zeiten wahrlich nicht darnach angethan, sich den Luxus eines Zwiespaltes in den eigenen Reihen zu gestatten. Dienstag, den 16. Februar 1886 Wenn je das Mahnwort des sterbenden Allinghausen: „Seid einig — einig — einig!" von einer politischen Partei zu beherzigen ist, so gilt dies von der deutsch liberalen Partei Oesterreichs, denn sie kann von sich sagen: „Feinde ringsum!" und um so entschiedener verdient daher der gegenwärtige Hader in ihrem Schooße Verurtheilung, zumal, da ja der ganze Streit handel — wie schon angedeutet — durch die Ver weigerung der Annahme der Dankes-Resolution seitens des Fürsten Bismarck gegenstandslos geworden ist. Gerade dieser Umstand berechtigt indessen zu der Er wartung, daß die gegenwärtige Trübung in den Be ziehungen der beiden Klubs zu einander keine dauernde sein und daß man bald zu der Erkenntniß kommen werde, wie nothwendig ihre Einigkeit schon das In teresse des parlamentarischen Einflusses der liberalen Gesammtpartei Oesterreichs fordert. Hoffentlich werden es auch die deutschen Wähler ihren Vertretern gegen über an Ermahnungen in dieser Richtung hin nicht fehlen lassen, so daß man wohl der baldigen Be seitigung dieses für das österreichische Deutschthum wenig erfreulichen Zwischenfalles entgegensehen darf. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, den 15. Februar. Die zersetzende Gewalt der Sonnenstrahlen an dem gestrigen frühlings gleichen Sonntage offenbarte sich nicht nur an der Eis bahn, indem dieselbe schon hier und da mit Wasser überzogen ward, sondern auch an dem projektirten Doppelconcert, das zu einem einfachen verdünnt wurde, nachdem beim Verschwinden der Himmelskönigin die Eisfläche wieder erhärtet war. Uebrigens tragen Haseln und Weiden hier und da schon junge Kätzchen. — Auf der jüngst in Wilsdruff stattgehabten Geflügel-Ausstellung erhielt Herr Bäckermeister GietzoIt hier den zweiten Preis auf einen Stamm schwarze Spanier-Hühner. Dippoldiswalde. Heute Dienstag, an welchem Tage der allmonatliche Theater-Extrazug verkehrt, wird im Altstädter Höftheater „Heinrich der Löwe," im Neustädter Hoftheater „Minna von Barnhelm" und im Residenztheater „Alte Junggesellen" zur Aufführung gelangen; außerdem dürfte der Cirkus Herzog zu zahl reicher Benutzung des Extrazuges Anlaß geben. Dippoldiswalde. Der hiesige Vorschußverein hat 1885, in seinem 23. Geschäftsjahr, bei einem Um satz von 811,980 Mark am Schluffe des Jahres 206,639 M. 567 Posten ausgeliehen und einen Rein gewinn von 4110 M. zu verzeichnen. Hiervon er halten die Mitglieder 3439 Mark als 11?/» Prozent Dividende und 410 M. fließen als Theil vom Reingewinn dem Reservefond zu. An Verlusten hat letzterer nur zwei mit zusammen 247 M. zu decken; trotzdem wächst der Reservefond aus eigenen Zinsen, sowie dem zehnten Theil vom Reingewinn, von 21,802 auf 22,961 Mark. Das Gesammtvereinsver- mögen erhöht sich von 57,371 M. auf 87,899 M. Am Schluffe des Jahres zählte der Verein 601 Mit glieder. In der nächsten Generalversammlung, welche Ende Februar einberufen werden wird, soll der Zins fuß für Vorschüsse gegen Sicherstellung auf 5 Proz., ohne Sicherstellung auf 6 Proz. inkl. Provission er mäßigt werden, während die Spareinleger für ihre Einlagen 4 Proz. forterhalten. Für Nichtmitglieder ist der Zinsfuß auf 3>/z Prozent festgesetzt worden. — Die seitliche Zugsleine, welche seit 1. Januar d. I. auf den sächsischen Staatsbahnen bei allen Eil und Personenzügen zur Einführung gekommen ist, darf von den Passagieren nur im wirklichen Nothfalle in Benutzung genommen werden. Jede mißbräuchliche Benutzung wird, wie die Plakate in den Koupees be sagen, bestraft. Die Bestrafung selbst erfolgt durch die Polizeibehörde auf Grund des Bahnpolizeiregle ments, und zwar droht Z 62 dieses Reglements für Zuwiderhandlungen eine Geldstrafe bis zu 30 M. an, 52. Jahrgang. ' ——— > > > sofern nicht nach den allgemeinen Strafbestimmungen eine härtere Strafe verwirkt ist. Die mißbräuchliche Benutzung der Zugsleine kann aber auch noch in anderer Beziehung Unannehmlichkeiten und Zeitver luste im Gefolge haben, denn die Bahnpolizeibeamten sind befugt, einen Jeden vorläufig festzunehmen, der bei Uebertretungen betroffen oder unmittelbar nach der Uebertretung verfolgt wird und sich über seine Person nicht auszuweisen vermag. Mit der Festnahme ist er nur dann zu verschonen, wenn er eine angemessene Sicherheit bestellen kann. Jeder Festgenommene wird dann an die nächste Polizeibehörde abgeliefert. Hartmannsdorf. Unter Betheiligung fast der ganzen Gemeinde — es waren wohl gegen dreißig Schlitten — fand vorigen Dienstag die festliche Ein holung unseres neugewählten Herrn Pfarrers, Georg Brehme, bisherigen Diakonus in Geyer, vom Bahn hofe Klingenberg statt. Am Sonntage wurde derselbe durch Herrn Superintendent Opitz feierlichst in sein neues Amt eingewiesen, was ihm Gott lange und zum Segen der Gemeinde verwalten lassen möge. Nehefeld. Großen Schaden richten die Fischottern der in der wilden Weißeritz von Herrn Oberförster Breitfeld und Fabrikant Ufer in Hennersdorf sorgfältig betriebenen Forellenzucht an. Glücklicher Weise gelang es wiederum vor einigen Tagen einem Forstbeamten, ein solch' schädliches Thier zu erlegen, was das gewiß seltene Gewicht von 12 Pfund hatte. — Auf dem in unserer Nachbarschaft befindlichen Bahnhofe Moldau, wohl der höchst gelegene an der sächsischen Grenze — 789 in über dem Ostfeespiegel — konnte bei dem am 10. d. wüthenden Schneesturme nur mit allergrößter Vorsicht die Verkehrsarbeit fort gesetzt werden. Gut bewährt aber hat sich bei diesem Unwetter die Strecke Moldau—Bienenmühle, da auf die ganze Theilstrecke nicht ein Ansatz zu einer Wehe zu finden war, während die daneben liegende Straße völlig unpassirbar war. Gottleuba. Auf Anregung des Herrn Pastor Neumann hier (früher in Dippoldiswalde) hat sich jetzt zur Errichtung einer Kinderbewahr-Anstalt eine Anzahl Herren verschiedener Berufsstände vereinigt, um eine solche Anstalt zu gründen. Von denselben wurden sofort über 200 M. gezeichnet, und auch die Stadt wird weitere Hilfsmittel zeichnen. Dresden. Die erste Kammer genehmigte am 12. Februar den Ankauf der fünf Freiberger Bergwerke unter denselben Bedingungen wie die zweite Kammer. — In der zweiten Kammer stellte der Finanzminister bei Berathung des Eisenbahnetats eine Ausbesserung der Bezüge der unteren Klassen der Eisenbahnbeamten, insbesondere der Stationsbeamten, für die nächste Finanzperiode in Aussicht. — Dem Landtage ist ein Dekret, den Neubau plan für das vormals militär-fiskalische Areal in Dresden und einige damit im Zusammenhänge stehende Bauten und Einrichtungen betr., zugegangen. Es handelt sich hier zunächst um die Gewährung eines fiskalischen Beitrags zur Errichtung einer vierten Elb- brücke im Betrage von 1 Million Mark und um die Verlegung des Botanischen Gartens, wozu 490,000 Mark gefordert werden. Im Zusammenhänge damit steht die Herstellung einer Ringstraße, einer Ver bindungsstraße zwischen der Nampeschen Straße und der Ringstraße, um Einziehung der kleinen Schießgaffe und Herstellung einer neuen Straße vom Zeughaus platze nach der Mitte des Landhauses, um die Ab tretung desjenigen fiskalischen Landes auf beiden Ufern der Elbe, welches zur Anlage der Rampen für die vierte Brücke erforderlich ist. Die zwischen dec Regierung und dem Sladlrathe über alle diese Punkte gepflogenen Verhandlungen haben zum Abschluß eines dem vorliegenden Dekret beigefügten Vertrags geführt. Meißen. Die Grube „Güte Gottes" im benach barten Dorfe Gruben steht jetzt in Hinsicht ihrer