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k UWntz-MW Jnjerale, welche del der bedeutenden Auslage de< Blattes eine sehr wirk, saine Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eiiiae- sandt, ini revaltionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 2d Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . , stll gn n Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde sowie Mr die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstern Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 13. Februar 1886. Nr. 17. 52. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Dem preußischen Abgeordneten hause ist ain Dienstag die erste der angekündrgten Vorlagen, betr. detl Schutz des Deutschthums in den östlichen Provinzen, zugegangen. Dieselben werden umsomehr das allgemeine Interesse auf sich ziehen, als die gegenwärtige Spezialberathung des Etats im Abgeordnetenhause für weitere Kreise gerade kein her vorragendes Interesse darbietet. Die erwähnte Vor lage bezieht sich auf die Förderung deutscher An siedelungen in Westpreußen und Posen und bestimmt, daß der Staatsregierung zu diesem Zwecke ein Fonds von 100 Millionen Mark jur Verfügung gestellt wird. Die weiteren Bestimmungen des Gesetzes betreffen die Regelung der Verhältnisse zwischen den neuen An siedlern und dem Staate, die Beschaffung der gedachten Summe und die Ausführung des Gesetzes. Was die weiteren Vorlagen anbelangt, so beziehen sich dieselben auf die Anstellung von Lehrern, die Schulpflicht, die deutsche Sprache als Schul- und Gerichtssprache rc. und werden natürlich auch entsprechende Kredite in Ansprüche nehmen. — Innerhalb der badischen Cen- Irumspartei herrscht schon seit längerer Zeit Zwiespalt , zwischen den gemäßigteren und den intransigenten Elementen. Anlaß zu demselben' haben die wieder holten Angriffe der klerikalen Hetzpresse auf den über wiegenden Theil der klerikalen Fraktion im badischen Landtage gegeben, deren Haltung den Blättern der genannten Nichtnng eine viel zu gemäßigte ist. Jetzt haben nun die angegriffenen Abgeordneten, an ihrer Spitze Dekan Lender, der erste Vizepräsident der badischen Abgeordnetenkammer, eine Erklärung ver öffentlicht, in welcher ausgeführt wird, daß das Ner- hältniß zwischen der Negierung und der katholischen Kirche in Baden ein derartig befriedigendes ist, daß für die Unterzeichner der Erklärung kein Anlaß existirt, aus ihrer besonnenen und maßvollen Haltung in kirchenpolitischen Dingen herauszutreten. Die heftigen Angriffe, welche die Berliner „Germania" anläßlich dieser Erklärung gegen Herrn Dekan Lender und seine Gesinnungsgenossen richtet, können für die gemäßigten Elemente der badischen Centrumspartei nur ein An sporn sein, in ihrem versöhnlichen Auftreten gegenüber der Negierung zu verharren. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich wird die parlamentarische Lage noch durch den Konflikt beherrscht, welcher innerhalb der deutschliberalen Partei wegen der Bismarck-Resolution des deutschnationalen Klubs .ausgebrochen ist. Zwischen den beiden Flügeln der deutschen Opposition giebt sich anläßlich dieser Affaire noch eine ziemlich gereizte Stimmung kund, was um so bedauerlicher erscheint, als von der Absendung der ominösen Resolution ja nicht mehr die Rede sein kann, nachdem es Fürst Bismarck abgelehnt hat, die ihm zugedachte Kundgebung anzunehmen. Vorläufig heißt es, daß der deutschösterreichische und der deutschnatio nale Klub in politischen Fragen künftig nur von „Fall zu Fall" zusammengehen würden, was also heißt, daß beide parlamentarische Gruppen sich ihre volle Aktionsfreiheit wahren wollen. Der von dem Abgeordneten Schaarschmidt im Abgeordnetenhause ein gebrachte Antrag, durch einen besonderen Gesetzentwurf den Besitzstand der deutschen Sprache umfaßend fest zustellen und sie zur Staatssprache mit Ausnahmen für Galizien und die italienischen Landestheile zu er klären, wird bei seiner Berathung der deutschliberalen Partei gleich Gelegenheit geben, darzuthun, inwieweit ihre beiden Klubs gesonnen sind, mit einander vor zugehen. Frankreich. Die französischen Radikalen haben in der Deputirtenkammer kurz hintereinander zwei be denkliche Niederlagen erlitten. Das eine Mal lehnte die Kammer den Amnestie-Antrag Rochefort's und Ge noffen ab, das andere Mal verwarf sie den von dem Intransigenten Michelin eingebrachten Antrag, eine Untersuchung über die Verantwortlichkeiten in der Tonkin-Angelegenheit einzuleiten. Beide Male sprach sich eine ganz beträchtliche Mehrheit gegen die radikalen Forderungen aus, aber dessen ungeachtet wollen die Abgeordneten der äußersten Linken ihr Heil mit einem dritten Anträge, dem auf Ausweisung der Prinzen aus Frankreich, versuchen, obwohl sich bereits der Kabinetschef Freycinet gegen den letztgenannten An trag ausgesprochen hat. In der That sind in letzter Zeit sowohl die orleanistischen wie die bonapartistischen Prinzen bemüht gewesen, durch ihr politisches Ver halten in keiner Weise gegen die republikanischen In stitutionen Frankreichs zu verstoßen und zumal iw der verfloßenen Wahlbewegung haben sie sich fast ängst lich zurückgehalten. Es liegt also für die französische Negierung kein äußerer Anlaß vor, lediglich den Radikalen zu lieb eine „Prinzenhatz" zu veranstalten und-die letzteren werden mit ihrem Begehren diesmal um so gründlicher „hereinfallen," als sie selbstver ständlich auch die Monarchisten gegen sich haben werden. England. Die wüsten Pöbelexcefle, deren Schau platz am Montag das aristokratische Westende Londons war, haben in England einen Entrüstungssturm ent fesselt. Die Londoner Blätter sprechen sich in schärfster Weise gegen die Tumulte, bei denen sogar harmlose Fußgänger beraubt und mißhandelt wurden, aus, fordern strengste Maßnahmen zur Verhütung ähnlicher Vorgänge und die exemplarische Bestrafung der sozialistischen Führer, denen die Verantwortung für den ganzen Unfug zufällt. Diese Entrüstung reicht bis weit in die Arbeiterkreise hinein, aus denen den Zeitungen zahlreiche, die Exceffe scharf verdammende Zuschriften zugehen. Wenngleich aber auch von der Polizei bereits zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden sind, so verliert der Vorfall dadurch nichts en seiner symptomatischen Bedeutung und beweist nur, daß die Lehren der „rothen Internationale" speziell in der Londoner Arbeiterwelt einen festeren Fuß ge faßt haben, als man bis jetzt vielleicht glauben mochte. Orient. Der politische Rattenkönig, welchen die orientalische Frage repräsentirt, entwirrt sich erfreu licherweise immer mehr und mehr/ Nachdem die Mächte dem türkisch-bulgarischen Abkommen im Prinzip zugestimmt haben, kann man wohl die ostrumelische Affaire als beseitigt betrachten, trotz der mancherlei Einwendungen, welche auf russischer Seite gegen die Konvention vielleicht noch erhoben werden mögen. Auch dem Fortgang der serbisch-bulgarischen Friedens verhandlungen in Bukarest kann man nur mit Ver trauen entgegensetzen, zumal da die Pforte wohl den Rath der Mächte befolgen und von der Forderung einer Kriegsentschädigung für Bulgarien absehen wird. Am bedeutungsvollsten erscheint aber die Meldung der „Times," wonach das neue englische Kabinet der griechischen Regierung mitgetheilt hat, dasselbe halte in der Balkanfrage an der Politik Salisbury's fest. Die Befehle Salisbury's würden unbedingt ausge führt werden, falls Gelegenheit hierzu entstehen sollte. Bis jetzt waren die Griechen in erster Linie durch den Kabinetswechsel in England ermuthigt worden, bei ihrer provocirenden Haltung zu verharren, sie setzten alle Hoffnung auf Gladstone, den „Griechenfreund." In dieser Hoffnung sind die Hellenen aber gründlich getäuscht worden, wie aus obiger Meldung hervorgeht; Gladstone ist keineswegs gesonnen, die Griechen in ihrer Begehrlichkeit nach türkischem Gebiete zu unter stützen, vielmehr scheint er dem Oberbefehlshaber der englischen Flotte in den griechischen Gewässern ver schärfte Instruktionen bezüglich eines eventuellen Ein schreitens gegen Griechenland ertheilt zu haben. Da wird den Griechen der kriegerische Athem wohl all mählich ausgchen! -Lokales und SäWches. Dippoldiswalde, 12. Febr. Obgleich die „Volks bibliothek für Dippoldiswalde und Umgegend" sich jetzt einer recht lebhaften Benutzung erfreut — nur leider nicht aus der „Umgegend" — so ist es doch angezeigt, von Zeit zu Zeit auf dieses nicht genug zu schätzende Bildungsmittel aufmerksam zu machen und zu seinem Gebrauche anzuregen. Die jetzigen Winterabende sind besonders geeignet, die Hauslektüre zu fördern, und dem Geiste Bildungsstoffe darzubieten, die ihm bei der ewig gleichen Tagearbeit mangeln, die aber zu seiner Ausbildung nicht minder nothwendig sind, als das Brot zum Gedeihen des Leibes. Die Bedingungen sind bekannt. Die Ausgabe der Bücher findet alle Sonntage nach dem Vormittagsgottesdienste, von 11 — 12 Uhr in der 2. Etage des Schulgebäudes statt. Bald werden übrigens wieder neue Bücher ein treffen, da der Bibliothek neuerdings eine staatliche Unterstützung zu theil geworden ist. — Schon zu Ende vorigen Jahres hatte der Schul ausschuß hier „Bestimmungen über den Besuch der Fortbildungsschule zu Dippoldiswalde" drucken und an die Lehrherren, Dienstherrschaften oder Arbeitgeber der Fortbildungsschüler vertheilen laßen. Wenn diese Maßregel hier und da zu der Meinung Anlaß gegeben hat, als habe ein allgemein nachlässiger Schul besuch dieselbe hervorgerufen, so muß dem ganz ent schieden widersprochen werden; der Schulbesuch ist im Allgemeinen gut und hat, wie wir hören, zu dieser besonderen Maßregel die Veranlassung nicht gegeben. Es hat dem Schulausschuß daran gelegen, die wich tigsten auf den Schulbesuch bezüglichen Bestimmungen festzusetzen und sie den Interessenten bekannt zu machen, um späteren Entschuldigungen wegen Unbekanntschaft mit denselben vorzubeugen. Auch ist uns mehrfach versichert worden, daß das Verhalten der Fortbildungs schüler im Allgemeinen anerkennenswerlh ist. Wir benutzen aber die Gelegenheit, um einen Punkt in den betreffenden Bestimmungen zu erläutern, weil er zu sonderbaren Behauptungen Anlaß gegeben hat. In Absatz 4 heißt es, daß die mit Schularrest bestraften Schüler für jede Arreststunde 20 Pfennige Beaufsich tigungsgeld zu entrichten haben. Wir wollen hier nur beiläufig andeuten, daß dieses Geld, wie uns auf unsre Anfrage mitgetheilt worden ist, nicht etwa irgend einem der Lehrer zufließt, sondern zunächst zur Bezahlung des amtirenden Aufsehers bestimmt ist. Diese Geldstrafe soll sich bisher bewährt und die Zahl der Arrestfälle wesentlich verringert haben. Wir hören, daß in andern Städten.die beim Arrest zu entrichtende Geldstrafe viel höher bemeßen ist. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Januar gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tvurbiltets. Tagcsbillrts. MilitLr- 11. III. II. III. billetS. Dresden . . . 23 181 71 454 8 Hainsberg. . . 34 403 56 436 7 Dippoldiswalde . 45 532 116 884 22 an den Haltestellen 49 995 92 1584 28 Sa. 151 2lII 335 3358 65 6020 Befördert wurden 2,119,481 Kilogramm Güter. Glashütte. Der schon gemeldete hohe Baro meterstand hatte den 8. Februar, Abends 8 Uhr, seinen höchsten Punkt mit 785,» mm erreicht. Es ist das eine Höhe, die seit vielen Jahren nicht erreicht wurde. — Der „Großmann-Stiftung" sind allein hier in Glashütte ca. 1200 M. bei der Sammlung zu gefloßen, ohne die Beiträge der Uhrmacherverbindung „Urania", welche jetzt schon eine Höhe von ca. 100 M. erreicht haben. Da die Mitglieder dieser Verbindung in aller Herren Länder verstreut leben, ist ein Abschluß dieser Sammlung nicht vor zwei Monaten zu erwarten. Schönfeld. Daß auch das scheinbar unschuldigste Vergnügen manchmal ein schlimmes Ende nehmen kann.