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Mchmh-MilW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ikhllt in Dippoldiswalde. Nr. 4. Donnerstag, den 14. Januar 1886. 52. Jahrgang. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein In,erat«, welche bei der bedeutende» Ausluge des Blattes eine sehr wirb sanie Verbreitung finden, werden mit 10 Psg- die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Psg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljkhrlich 1 M. LS Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postau- »alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Durch die seit voriger Woche eingetretene niedrigere Temperatur ist unser „Eis- Club" in der Lage, seine Thätigkeit auf dem großen Teiche entfalten zu können, und wird denn auch flott und fleißig der Schlittschuhfahrkunst gehuldigt. So auch am vergangenen Sonntag, an welchem Tage ein Concert auf dem Teiche stattfand, mit dem zugleich eine einfache Feier zur Einweihung des im vorigen Herbst neuerbauten Vereinshauses verbunden war. Nach eingetretener Dunkelheit wurde dasselbe illuminirt, doch konnte infolge des herrschenden Windes die Illumination nicht zu wünschenswerther Geltung ge langen. Herr Baumeister O. Schmidt vollzog die Ein weihung des Hauses, indem er zunächst bemerkte, daß die Eisbahn zwar nicht der Ort sei, Festreden zu halten und anzuhören, doch möge ihm ein kurzes Wort ver gönnt sein, sei doch der heutige Tag als ein Mark stein in der Geschichte des „Eis-Klub" zu betrachten, insoferw, als das Vereinshaus, welches die rastlose Mühe des Vereinsausschusses beschafft, heute über geben morden sei, sodaß gewiß ein Gefühl freudiger Selbstständigkeit die Brust erfülle. Hierauf brachte der Redner in gebundener Weise zum Ausdruck, auf welche Art und Weise die Menschen auf die Idee des Schlittschuhlaufens gekommen, indem er, an Schiller's „Theilung der Erde" anknüpsend, am Schluffe des Poems Folgendes sagte: Da nahet bittend, in der Brust ein Bangen, Dem Gott ein Mensch, schier arm an Geld und Gut: O, brech' des Winters Macht, still' das Verlangen, Gönn' Freiheit der Bewegung unserm Blut. Nicht Alle finden Raum im Hellen Saale, Nicht allen Menschen dient ein edles Roß, Das sie im Fluge führt von Berg zu Thale, Den Wenigsten ward eigen Burg und Schloß. Was thun? spricht Zeus — die Welt ist weggegeben. Der Markt, die Straßen, keine Flur ist mein. Doch willst Du auf dem Wasser schweben? Ein harter Spiegel soll es — kommt der Winter — sein. Bekleide Deinen Fuß mit leichten Schwingen, Auf daß Dich sicher trägt die glatte Bahn, Dabei wird frische Lebenslust durchdringen Dein Sein — und hebt sich himmelan. Wem schwillt das Herz nicht, fuhr der Redner fort, wenn er so dahinschmebt auf glitzernder Bahn, wie von höherer Macht getragen? Wie ein Märchen aus „Tausend und einer Nacht" erschien uns schon ost dieser Ort, und wie glänzt unser neues Heim so schön in festlichem Schmucke, darum wollen wir Denen danken, die uns die Möglichkeit geboten, so Schönes zu ge nießen, und das sind die schlichten Bürger unserer Stadt, die an der Spitze unseres „Eis-Club" stehen. Du aber, kleine Halle, stehe fest und bleibe ein sichtbares Wahrzeichen unsrer Einheit, Stehe lang und fördere das edle Vergnügen des Schlittschuhlaufes, Trotze der Zeit zum Wohle unseres Vereins. Ein dreifaches Hoch auf den Ausschuß und den Verein insgesammt bildete den Schluß der einfachen aber würdigen Feier. — Im Monat Dezember ist innerhalb der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde von ansteckenden Thierkrankheiten der Milzbrand in zwei Ortschaften aufgetreten. In Schellerhau waren in einem Gehöfte 4 Rinder gefährdet, von denen 2 erkrankten, das eine von diesen genas und das andere wurde vom Besitzer getöd'et; in Schönfeld waren in einem Gehöfte zwei Rinder gefährdet, von denen 1 erkrankte und verendete. Dresden. Die 2. Kammer bewilligte am II. Januar in der von der Deputation vorgeschlagenen Meise die von der Regierung geforderten Gelder zum Baue von neuen Eisenbahnlinien. — Bei Beginn der Sitzung machte Abg. Ackermann (Vertreter von Dippoldiswalde, Altenberg, Glashütte, Lauenstein, Frauenstein, Geising rc.) einige Bemerkungen zu den eingelaufenen Petitionen betreffs zu erbauender Eisen bahnlinien. Er sei gewohnt, von vornherein keine Hoffnungen in seinem Bezirke zu machen; er glaube aber, wenn die Regierung «»führe, in dieser Hinsicht sei ein schnelleres Vorgehen aus Mangel an Personal nicht angängig, daß man ganz gut Hilfspersonal auf Kündigung anstellen könne. — Der Ankauf der drei Freiberger Gruben „Junge hohe Birke", „Beschert Glück" und „Vereinigt Feld" ist am 12. Januar von der 2. Kammer ein stimmig genehmigt worden. Für den Ankauf der 3 Freiberger Erzgruben bewilligte die Kammer 2,376,000 Mark, ferner 100,000 Mark als Betriebskapital und 460,000 Mark zu Meliorationen. — Die evang.-Iuth. Landessynode des Königreichs Sachsens, deren Jnjtallirung durch die Kirchenvor stands- und Synodalordnung vom 30. März 1868 verfügt wurde, wird im laufenden Jahre, und zwar im Monat Mai, zum vierten Male in Dresden zu sammentreten und ihre Sitzungen im Landhause, Sitzungssaal der ersten Kammer, abhalten. Dieselbe wird vom landesherrlichen Kirchenregimente, das sind die in Lvall^vlioio beauftragten Staatsminister, zur Vertretung der Gesammtheit der Kirchengemeinden zur Berathung über die Bedürfnisse der Landeskirche aller 5 Jahre, da nöthig, auch in kürzeren Zeiträumen ein- berufen. Die Synode besteht aus 27 Geistlichen und 34 Laien, welche in 27 Wahlbezirken gewählt werden, I ordentlichen Professor der Theologie an der Uni versität Leipzig, den die theologische Fakultät wählt, 1 Professor des Kirchenrechts an der Landesuniversität, den die juristische Fakultät wählt, und 10 zur Hälfte aus Geistlichen, zur andern Hälfte aus Laien von den in LvanMliow beauftragten Staatsministern für jede einzelne Synode, unter möglichster Berücksichtigung aller Theile des Landes zu bestimmenden Nutzgliedern, welche die erforderlichen Eigenschaften der Wählbarkeit besitzen. Bisher haben drei ordentliche und eine außerordent liche Synode stattgefunden; letztere 1874, die ersteren 1871, 1876 und 1881. Früchte jener Beratungen sind unter Anderem die neue sächsische Kirchenagende und das sächsische Landesgesangbuch. — Der Wohnungsausschuß für das 6. deutsche Turnfest versendet soeben einen recht detaillirten Be richt seiner Thätigkeit. Hiernach wurden von den 19,256 Festtheilnehmern 13,200 mit Freiquartier ver sehen. Die gesammelten Geldbeträge zur Unter bringung der Turngäste lieferten gegen den Voran schlag ein Mehr von 1771 M. 40 Pf., nämlich im Ganzen 12,771 M. 40 Pf. — Aus der Betheiligung der verschiedenen Kreise an dem deutschen Turnfeste ersieht man, daß nächst Sachsen am stärksten Deutsch böhmen vertreten war (1754 Theilnehmer), dann kam Thüringen mit 1238, Brandenburg mit 1178, Schle sien-Südposen mit 834, Oesterreich ohne Böhmen mit 492, Bayern mit 388, Norden mit 352, Hannover mit 295, Provinz Sachsen mit Anhalt mit 274, ebenso Unterrhein und Westfalen, Mittelrhein mit 201, Pommern mit 142. Die außerdeutschen Städte Euro pas 129, Nordosten mit 114, Oberrhein mit 97, Ober weser mit 93, Schwaben mit 81, Unterweser und Ems mit 65 und Amerika mit ebensoviel Vertretern. Rabenau. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Dezember des Jahres 1885 238 Einzah lungen im Betrage von 11228 M. 25 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 55 Rückzahlungen im Betrage von 4382 M. 63 Pf. Sparmarken, ä 10 Pf., wurden 500 Stück verkauft. — Die Gesammteinzahlungen betrugen im Jahre 1885 in 2863 Kaffenposten in Summa 118316 M. 39 Pf., die Rückzahlungen da gegen in 493 Kaffenposten in Summa 40 138, M. 60 Pf. Der Sparmarken - Verkauf betrug im Jahre 1885 in Summa 9110 Stück. Pirna. Eine große Anzahl Militärvereine des Pirnaer Kreises vereinigte sich am vergangenen Sonntag zur Gründung eines engeren Verbandes. Nach Abstimmung vom 15. Dezember und Loosent- scheidung vom 21. Dezember v. I. ist der hiesige Be zirk wegen der Verwaltung des Bundes und § 13 der Bundesstatuten aus dem Militärvereinsbunde ausge schieden und schaarte sich nun unter eigener Leitung enger zusammen. Die Versammlung verlief zur all gemeinen Zufriedenheit. Leipzig. Ueber den Verlauf der diesmaligen Tuchmesse wird berichtet, daß die Zufuhr nicht be sonders stark war, da man sich von dem Ausfälle der Messe von vornherein nicht viel versprach. Außerdem hatte man, infolge des schlechten Geschäftsganges, die Fabrikation selbst eingeschränkt, so daß natürlich weniger Waare an den Markt kam. Von dem Zu geführten ist ziemlich viel verkauft worden, allerdings zu schlechten Preisen, wobei nicht zu unterschätzen ist, daß sich daß Rohmaterial billiger einstellt. Die Sitte, die Messe blos mit Mustern zu beziehen, greift immer mehr um sich, was zwar den Fabrikanten weniger Spesen verursacht, den Meßverkehr aber nicht lebhafter macht. Dem Besteller fehlt hierdurch die persönliche Auswahl, doch genießt er den Vortheil, die Waare nicht sofort bezahlen zu müssen. Ausländische Käufer waren wenig am Platze, während diese, besonders die Holländer, sonst zur Neujahrsmeffc lebhaft in das Ge schäft einzugreifen pflegen. Neustadt b. L. Mit dem 1. Januar ist in hiesiger Stadt die Beleuchtung aller zugängigen Hausfluren und Treppen amtlich angeordnet worden. Darnach müssen diese vom 1. September bis l. März vom Eintritt der Dunkelheit ab bis Abends 9 Uhr mit einer gut brennenden Lampe versehen sein; der Hauseigenthümer ist für Ausführung verantwortlich gemacht und werden Vernachlässigungen mit Geld strafen geahndet. Tagesgeschichte. Berlin. Die Budgetkommission des Reichstages beendete am II. Januar die Berathung des Post- etats und genehmigte alle in das Extraordinarium eingestellten zweiten Bauraten, sowie die ersten Bau raten für die Postgebäude in Küstrin, Stettin, Celle, Bingen, Kreuznach, Wismar und Stralsund und 320,000 Mark zur Erwerbung eines Grundstückes in der Mauerstraße zu Berlin. Die für die Postgebäude in Ludwigslust, Werdau, Allenstein, Brigg, Sonders hausen, Landsberg a. d. Warthe geforderten Bauraten, welche Staatssekretär v. Stephan ebenfalls lebhaftest befürwortete, wurden abgelehnt; zu Grundstücksan käufen und Bauten für unvorhergesehene Fälle wurden 150,000 M. bewilligt. — Nachdem durch den Abbruch der Sitzungen der spanischen Kortes und durch die Ankündigung der Auf lösung derselben der entgiltige Abschluß der Karo linenfrage vertagt ist, sind die Verhandlungen da rüber noch als schwebende anzusehen und wird nach diplomatischem Brauche die Veröffentlichung derselben voraussichtlich bis zum erfolgten Abschluß verschoben werden. — Im Reichstage begann an« 12. Januar die Be rathung des Zuckersteuergesetzentwurfs. — Ein Versuch mit einer Feldspeiseanstalt wurde am Sonnabend auf dem Tempelhofer Felde unternommen. Die deutsche Heeresverwaltung wollte damit die Frage lösen, ob es möglich sei, in kürzester Zeit Feldküchen herzurichten, die für die Versorgung von Tausenden von Mannschaften mit warmer guter Mittagskost mit etwa einstündiger Ablösung der Speisenden zu je 1000 Mann ausreichten. Es war mit einer Reihe von Unternehmern dahin abgeschlossen worden, daß zweimal je 1000 Mann in einstündiger