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51. Jahrgang. Dienstag, den 17. November 1885. Nr. 136 9237 Befördert wurden 2,458,543 Kilogramm Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 1723 Billets mehr verkauft und 259,543 Kilogramm Güter mehr befördert. Demnach bis jetzt (vom Januar 1885 an) 106,827 Billets und 22,606,291 Kilogramm Güter. — Der nächste Theaterextrazug auf der Hainsberg-Kipsdorfer Eisenbahn wird voraussichtlich Dienstag, den 8. Dezember, verkehren. — Der Theaterextrazug am 9. November war insgesammt von 58 Personen besetzt, und stiegen von denselben 9 in Rabenau, 3 in Spechtritz, 3 in Malter, 35 in Dippoldiswalde, 1 in Obercarsdorf, 3 in Schmiede berg, 2 in Buschmühle und 2 in Kipsdorf aus. — 16. November. In der am Freitag stattge- sundenen Versammlung des Gewerbevereins gab der Vorsitzende zunächst Mittheilungen von der beab sichtigten Gründung einer Ortsgruppe des deutschen Schulvereins, sprach dann auf Grund einiger, aus dem neuesten Jahrbuche des kgl. statistischen Bureaus in Dresden entnommenen Beispiel über den hohen Werth der Statistik und knüpft daran die Aufforderung zu gewissenhaftester Ausfüllung der Volkszählungslisten, da auf deren Grundlage die durch die Statistik ge wonnenen Gesetze beruhen. Hierauf hielt Herr Kauf mann Lincke unter Vorzeigung einer reichen Samm lung älterer deutscher Münzen einen Vortrag über die Prägung der ersten Thaler, bez. Groschen, sowie über die Verschlechterung derselben während des 30jährigen Kriegs (Kipper- und Wipperzeit). Schließlich erläuterte Herr Schlossermeister Nestler die von ihm in Kom mission geführten selbstthätigen Thürschließer durch Auseinandernehmen eines solchen und Vorzeigung der einzelnen Theile. — Wie wir mit Befriedigung hören, ging Tags nach der Gewerbevereinssitzung dem Vor sitzenden die Mittheilung zu, daß die städtischen Kolle gien der unter der Verwaltung des Vereins stehenden Volksbibliothek für Dippoldiswalde und Umgegend wiederum eine Unterstützung von 30 Mark zugebilligt haben. ^1 Frauenstein, 15. November. Nächsten Mitt woch, den 18. November, findet von früh 9 bis Nach mittags 1 Uhr im Sessionszimmer des Nathhauses die Stadtverordneten - Ergänzungswahl statt. Es scheiden von den Ansässigen aus die Herren Weiß- gerbermeister Pirnbaum und Butterhändler Richter, von den Unangesessenen Herr Schuhmachermeister Heinrich Wolf, welche Herren jedoch wieder wählbar sind. Es sei bemerkt, daß die Stimmzettel von den Wählern persönlich im Wahllokale abzugeben sind. Die darauf zu notirenden Namen müssen in der Wahl liste enthalten und so geschrieben sein, daß über die Person des zu Wählenden kein Zweifel obwaltet. Stimmzettel, welche mit dem Rathsstempel nicht ver sehen sind, haben keine Giltigkeit und bleiben darum unberücksichtigt. Da bei derartigen Wahlen von vielen Wählern ost eine ausfällige, tadelnswerthe Gleich giltigkeit und Theilnahmlosigkeit an den Tag gelegt wird, so sei erwähnt, daß, wenn in einem solchen Falle nicht die zur Wahl erforderliche Stimmenzahl eingeht, eine zweite Wahl auf Kosten Derjenigen vor genommen wird, welche ihrer Bürgerpflicht nicht nach gekommen sind. — In der schroffsten Weise hat seit gestern Nacht die Witterung gewechselt. Während gestern bis zum Abend der reinste Herbsthimmel sich über uns aus spannte und eine sehr kühle Luft wehte, hat es in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag heftig geregnet. Dem Regen folgte warme Frühlingslust bis Vor mittags 10 Uhr, worauf sich bei sehr dichtem Nebel Schneefall einstellte, welcher in kurzer Zeit die ganze Gegend in die herrlichste Winterlandschast verwandelte. Dresden. Der Werth unserer ausgedehnten und im besten Zustande befindlichen sächsischen Staats forsten ist gegenwärtig auf ca. 172 Millionen Mark veranschlagt. Die Ermittelung des Werthes des Im mobiliarvermögens bei der Forstverwaltung erfolgt in der Weise, daß der 25 fache Nutzertrag der letzten 10 Jahre zu Grunde gelegt wird. Man hat sich für die Beibehaltung dieser seither angewandten Methode umsomehr entschieden, als bei derselben das Immo biliarvermögen an Staatsforsten eher zu niedrig als zu hoch veranschlagt werden wird, und dies kann vom Standpunkte einer soliden Finanzwirthschaft aus ge wiß nur gebilligt werden. — Die stattgehabten Landtags-Deputations wahlen haben einstimmig als Resultat ergeben, die bereits am vergangenen Dienstag getroffenen kom- promiffarischen Festsetzungen der einzelnen Fraktionen und zwar besteht dieses Kompromiß schon seit längerer Zeit auf der Basis, das in jede der fünf Deputationen zu 10 Mitgliedern 6 Mitglieder der rechten und 4 Mitglieder der vereinigten linken Parteien entsendet werden. Ein Vertreter der Sozialdemokratie ist in keine der Deputationen gekommen. — Bei der Wahl der Mitglieder in die Deputation geht man dem her gebrachten Brauche nach in der Regel davon aus, daß die älteren Mitglieder wesentlich mehr berücksichtigt werden wie die jüngeren, nen in die Kammer einge tretenen. Dieses Prinzip ist auch dieses Mal in der Hauptsache aufrecht erhalten worden. Nur wenige von der großen Anzahl der neu Eingetretenen sind in die Deputationen gewählt worden. Von der Rechten nur die Herren vr. Mehnert und Messerschmidt und von der Linken die Herren Bafsenge und Voigt. Pirna. Am 13. November begab sich eine De putation von hier zum Finanzminister, um demselben ein Gesuch wegen Baues einer Eisenbahn von Pirna in das obere Müglitzthal zu unterbreiten. Der Minister sagte zu, daß das ihm vorgetragene Projekt, ebenmäßig wie die Konkurrenzprojekte, einer eingehen den Prüfung unterworfen werden soll. Leipzig. Im Budget der Universität für 1886—1887 wird die ständische Genehmigung zur Verwendung der Summe von 405,950 Mark aus den noch verfügbaren Kaufgeldern für den alten botanischen Garten beantragt zur Erbauung und inneren Aus stattung eines „pharmakologischen Instituts" zugleich mit den erforderlichen Räumlichkeiten für die medi zinische Poliklinik, einschließlich zur Erwerbung des Bauplatzes. Die Forderung ist damit begründet, daß bei der außerordentlichen Wichtigkeit, von welcher die neuere Arzneimittellehre für das ganze Gebiet der ärztlichen Wissenschaft ist, die Beschaffung eines phar makologischen Instituts, wie solche an.anderen Univer sitäten bestehen, unerläßlich erscheint. Dasselbe hat zu enthalten ein Laboratorium, welches die vollstän dige Durchführung chemischer und physikalischer Ana lysen und die Aufstellung einer pharmakologischen Prä paratensammlung gestattet; ferner ein eigenes Audi torium, Arbeitsräume für die Praktikanten rc. Die Erbauung dieses Instituts wird auf einem der Uni versität gehörigen Platze an der Ecke der Liebig- und We bulgarische Verschwörung vor der Kon ferenz der Großmächte. Mit Aerger und Entrüstung, aber, Golt sei Dank, auch mit einer gewißen Ruhe blickt Europa auf die orientalischen Friedensstörer, die mit frecher Hand den Frieden des Erdtheils in Gefahr brachten. Die Zeit der Abrechnung ist nun gekommen, und nachdem die gemischten Gefühle der Verblüffung und getheilten Sympathie über die bulgarisch-ostrumelische Revolution einer ruhigeren Auffassung der Lage Platz gemacht haben, kommt man zu dem Schluffe, daß die bulga rische Verschwörung lediglich zu verdammen ist. Man betrachte nur die Lage, wie sie ist. Rußlands Siege hatten Bulgarien von der Türkei befreit und die Groß mächte dann den bulgarischen und ostrumelischen Staat geschaffen, weil man Ostrumelien nicht gut zu Bul garien schlagen konnte, denn in diesem Staate wohnen nicht nur Bulgaren, sondern fast ebensoviel Türken und Griechen. Ferner blieben Bulgarien und Ost rumelien zur Türkei im Lehensverhältniß und der Fürst von Bulgarien ist Vasall des Sultans. Wenn nun thatsächlich das bulgarische Staatswesen von Ost rumelien getrennt, politisch oder wirthschaftlich nicht lebensfähig war, so hätte der Fürst und die Volks vertretung von Bulgarien ihre Klagen bei den Groß mächten anbringen müßen und mit einiger Geduld wäre dann wohl schon einige Abhülfe geschaffen worden. Diesen Weg des Rechts hat aber der Fürst von Bul garien mit seinen Verschwörern nicht betreten, er hat vielmehr seine Herrschaft durch eine Revolution auf Ostrumelien ohne Weiteres ausgedehnt und sagt nun: „Ich konnte nicht anders, ich mußte im Interesse meines Volkes so handeln!" Bei einem mächtigen Fürsten an der Spitze eines Volkes, das der Welt imponirt, kann eine solche Politik ausnahmsweise schon einmal Anklang finden; aber bei einem Fürsten, der nur durch die Gunst der Großmächte auf ein Thrön- lein kam, der außerdem Vasall der Türkei ist und an der Spitze eines sich noch in den politischen Kinder schuhen bewegenden Völkchens steht, ist eine solche Politik der Helle Wahnsinn, der Akt einer Tollheit. Nun mögen die bulgarischen Verschwörer allerdings ziemlich schlau mit dem Umstande gerechnet haben, daß die Türkei aus Furcht vor den Großmächten ihre Truppen nicht in Ostrumelien einrücken und die Groß mächte wohl oder übel sich der bulgarischen Sache an nehmen würden. Diese Rechnung war gar nicht übel, aber doch vom Fürsten von Bulgarien ohne den Wirth, nämlich ohne Rußland gemacht, was sich in der deut lichsten Weise von der bulgarischen Revolution los gesagt hat und auf die Absetzung des Fürsten Alexan der dringt. Es scheint nun allerdings, daß England, der alte Gegner Rußlands im Orient, die bulgarische Affaire benutzen möchte, um den russischen Einfluß dort lahm zu legen, um den Fürsten Alexander auf dem bulgarischen Throne zu halten; aber Rußland hat den moralischen Beistand sämmtlicher anderer Groß mächte auf seiner Seite,' der Fürst von Bulgarien ist auch ein Rebell im Sinne des europäischen Vertrags rechts und er wird wahrscheinlich zur Abdankung ge zwungen werden. Die Furcht, daß dann vielleicht die Bulgaren doch bei ihrer Forderung, Ostrumelien zu besitzen, beharren würden, darf nicht so tragisch auf gefaßt werden. Was will ein solch unbedeutendes Völkchen mit seinem kleinen schlecht organisirten Heere anfangen? Außerdem stehen die Dinge so, daß die Serben sich alle Tage auf die Bulgaren stürzen möchten, da Serbien jetzt das Stück Altferbien, was im Ber liner Vertrag Bulgarien zugesprochen wurde, heraus haben will. Aehnliche Ansprüche macht Griechenland in Bezug auf Thessalien. Daraus geht klar und deutlich hervor, daß der bulgarische Staatsstreich den Fluch der bösen Thal an der Stirn trägt und fort- zeuaend Böses gebären möchte. Das einzig richtige Ziel der Konferenz der Großmächte bleibt daher auch nur die Wiederherstellung des alten Verhältnisses, mag es auch die Absetzung des Fürsten von Bulgarien und die Vertreibung der Verschwörer kosten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Oktober gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tvurbillets. Tagcsbillets. Militär- II. III. II. III. billets. Dresden . . . 54 326 155 904 43 Hainsberg. . . 61 674 113 761 30 Dippoldiswalde . 55 847 184 1354 6 an den Haltestellen 201 1427 197 1775 70 Sa. 371 3274 649 4794 149 Wcheritz-Mms Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Earl Itchllk in Dippoldiswalde. Die „Weißrrth - Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis Vierteljährlich 1 M. Lk> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen "Amtsgerichte und di- Mdtrüthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« bei der bedeutenden Auslage de- Vlattes eine sehr wirk same Berbreitun«! finden werden »>it 10 Pfg. di» Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg.