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MkMÄ-ZitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahnt in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 15. Oktober 1885 51. Jahrgang Nr. 122. Die Lage im Orient. Ueber die Besorgniß erregenden Vorgänge in Bul garien, Ostrumelien, Griechenland und Serbien läßt sich zwar noch immer kein definitives Urtheil fällen; immerhin kann man aber behaupten, daß die Friedens bedrohung im Orient eher abgenommen haben, als gewachsen sind. Die ostrumelische Schilderhebung scheint sich dadurch friedlich auszugleichen, daß der Fürst von Bulgarien nur Generalgouverneur von Ostrumelien wird und die Oberlehnsherrlichkeit der Türkei ganz in bisheriger Weise über Bulgarien und Ostrumelien be stehen bleibt, wobei allerdings gewisse administrative, wirthschaftliche und finanzielle Aenderungen in Ost rumelien vorgenommen werden. Der Sultan hat auch bereits seine Zustimmung zu dieser Art der Ver einigung Ostrumeliens mit Bulgarien auf Anrathen der Großmächte ertheilt und es könnten nur noch durch Einzelfragen Schwierigkeiten entstehen. Nun ist freilich nicht nur Bulgarien und Ostrumelien, sondern auch Serbien und Griechenland zu beruhigen, welche geradezu zum Losschlagen drängen und wahrscheinlich spekuliren, daß, wenn sie einmal eine Verwickelung mit der Türkei geschaffen hätten, die Großmächte auch gezwungen seien, zu ihren Gunsten einzuschreiten. In dieser Richtung scheinen aber die Herren Staats männer und Schreier in Griechenland und Serbien doch die Rechnung ohne den Wirth gemacht zu haben; denn in der Hauptsache sind alle Großmächte und zumal Oesterreich, Rußland, England und Deutschland darüber einig, daß an den bestehenden Verträgen nicht gerüttelt werden darf, ohne sich der Gefahr des Friedensbruchs schuldig zu machen und daß nach Serbien wie Griechenland warnende Stimmen von den Großmächten ergangen sind. Jedenfalls lassen die Großmächte sich von den Balkanstaaten keinen Zwang über die Aenderungen des Berliner Vertrags auf- nöthigen, nur deshalb, damit etwa die Balkanstaaten ihrer leidenschaftlichen Vergrößerungslust fröhnen können. Ebenso werden die Klagen über das angeb lich veränderte politische Gleichgewicht auf der Balkan halbinsel von den Großmächten zurückgewiesen, da erst vor wenigen Jahren alle Balkanstaaten auf Kosten der Türkei einen Machtzuwachs erhielten, also es eigentlich eine Leichtfertigkeit und Unverschämtheit ist, wenn die Balkanstaaten jetzt schon wieder von ihren bedrohten Interessen reden. Die bunten Zustände im Orient, die seit Jahrhunderten bald dahin, bald dorthin I schwankten und die Balkanvölker durcheinander wür- I selten, lassen sich im nationalen Sinn niemals streng I gerecht regeln, in Rumelien wohnen Bulgaren, Türken I und Griechen, in Makedonien ebenfalls, im nördlichen I Bulgarien wohnen auch Serben und Rumänen, in ! Bosnien wohnen auch viele Türken rc., sodaß es ein- I fach eine Frivolität ist, jetzt im Orient die Nationali- ! tätenfrage aufzurollen, die ebenso Hut es ging im I Berliner Vertrage bereits geregelt wurde. Bei Bul- I garien und Ostrumelien, die bekanntlich ganze neu- I geschaffene Staatswesen sind, mögen die Großmächte I eine unnatürliche Grenzscheide gezogen haben, welche I die Bevölkerung dieser beiden Staaten politisch und wirthschaftlich bewegt. Wie man beobachtet, soll nun I diese Grenzscheide fallen, aber nur durch eine Art I Personalunion zwischen Bulgarien und Ostrumelien I und unter Aufrechterhaltung der hauptsächlichsten Ver tragsbestimmungen in Bezug auf das Verhältniß dieser Staaten zur Türkei. Die dabei zu Tage getretene reservirte und einheitliche Haltung der Großmächte wird dem Erdtheil wohl den Frieden wahren. Wenn aber Griechenland und Serbien trotz der Warnung I losschlagen, dann haben sie eher auf eine Strafe als auf eine Hülfe durch die Großmächte zu rechnen und Liese Aussicht dürfte in Griechenland und Serbien doch bald abkühlend wirken. I welche muthig hinausgesteuert sind, die Ehre des Vaterlandes in der Ferne zu vertreten, unser volles ! Mitgefühl, sondern noch mehr die Angehörigen, denen j monatelanges Bangen nun der traurigsten Gewißheit gewichen ist, und von denen Manchem noch zum I Schmerze bitterer Mangel droht. ES ist eine Ehren« i fache, daß dort, wo Millionen zur Linderung fremden Elendes in Italien, Spanien rc. gespendet wurden, auch die Hand offen und bereit ist, am eignen Heerde die Thränen zu trocknen; es ist auch eine nationale I Sache, daß das deutsche Volk eintritt und seine Sym pathie bekundet für seine junge hoffnungsvolle Marine. I Beiträge werden auch von der Exped. der „Weißeritz- Zeitung" angenommen und an eine der Kaffenstellen ! seiner Zeit abgeführt werden. Dittersdorf bei Glashütte. Bei der mit der I Obstbau-Ausstellung in Dresden verbundenen Prä- mirung wurde Herrn Pastor Schröter hier der dritte Preis für Obst zuerkannt. ' Rabenau. Der Geschäftsbericht der Sächsischen Holzindustriegesellschaft zu Rabenau über die die Zeit vom l. Juli 1884 bis 30. Juni 1885 umfassende Betriebskampagne bringt für die Betheiligten erfreu- I liche Resultate, indem gegen das vergangene Jahr ein ! wesentlich höherer Reingewinn von 60,325 M. 3 Pf. gegen 45,678 M. i Pf. erzielt worden; letzterer hat nur dadurch, daß 1883/84 noch der Gewinn von dem ver- I kauften Hainsberger Grundstücke im Betrage mit I 14,312» M. 21 Pf. mit zugeschlagen worden, die er- I wähnte Höhe erlangt. Das Unternehmen hat sich auch durch Begebung der noch vorräthig gewesenen 130,500 M. Prioritäten zu dem Kourse von 96—98 Prozent ganz wesentlich finanziell konsolidirt und da durch endlich sich auf sichere Füße gestellt, weil man dadurch nicht nur den zeitherigen Acceptkredit von 150,000 M. auf 60,000 M. herabminderte, sondern dem Unternehmen auch mehr Betriebsmittel zuzuführen in der Lage war. Die Direktion schlägt vor, den erzielten Gewinn nicht zur Vertheilung zu bringen, sondern auf neue Rechnung vorzutragen, um bei dem vergrößerten Umsätze entsprechende Betriebsmittel zur Hand zu haben. Wenn die Annahme des Vorschlages erfolgt, hofft man die rückständigen Dividendenscheine im nächsten Jahre durch Erhöhung des Aktienkapitals bis zu 600,000 M., weil man die neuen Stamm prioritäten ansehnlich über pari los werden würde, s einlösen und bei normalen Abschreibungen immer noch ! eine angemessene Dividende geben zu können. Die Debitoren, welche 180,244 M. 89 Pf. betragen, sind fast die gleichen wie im Vorjahre, dagegen haben sich die Kreditoren um den Betrag von 222,654 M. 24 Pf. vermindert, was den Erlös der begebenen Prioritäten und der Zuführung des 1884/85 erzielten Gewinnes zu verdanken ist. Das Prioritätenkapital umfaßt nunmehr 220,800 M. Der Agioverlust bei den be gebenen Prioritäten im Betrage von 3795 M. 55 Pf. ist zur Abschreibung gebracht morden. Vom Brutto gewinn an 222,878 M. 66 Pf. sind zunächst 112,458 Mark 73 Pf. Spesen abgesetzt worden, wodurch sich derselbe auf 110,419 M. 93 Pf. rcduzirt und sich durch den von 1883/84 vorgetragene Gewinn an 79,960 M. 64 Pf. wieder auf 190,380 M. 57 Pf. erhöht, wovon der Reservefonds mit 7540 M. 60 Pf. und ein gleicher Betrag für Tantiemen in Abzug ge bracht werden. Von den dann verbleibenden 175,299 M. 37 Pf. gehen die Abschreibungen mit 35,013 M. 70 Pf. ab, so daß 140,285 M. 67 Pf. in die Bilanz eingestellt sind. Fabrizirt wurden an gebogenen Möbeln für 646,889 M. 79 Pf. und an Handfabrikaten für 206,563 M. 81 Pf., also zusammen für 853,453 M. 60 Pf. Dresden. Königin Karolaist am Dienstag Vor mittag mit einer Verspätung von 43 Minuten, die der Zug infolge Maschinendefektes bei Netzschkau erlitt, wohlbehalten wieder in Dresden angelangt. Welßerttz Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. — Preis »ierteljithrlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 40 Pfg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . - - Amtsblatt Ki die LSnialicke «mtshauplmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und di- StadkLthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstein «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 14. Oktober. Zu der Bericht erstattung über die Feier des 25 jährigen Stiftungs festes des Turnvereins haben wir noch einen Nach trag zu liefern, von dem man um so lieber Kenntniß nehmen wird, als er einen Akt der Pietät in sich I schließt, der dem Turnvereine nur zur Ehre gereicht. Zum würdigen Anfänge des Festes begaben sich eine I Anzahl Turner am Sonntagsmorgen auf den Gottes- I acker, um die Gräber der um die hiesige Turner« t wohlverdienten dort ruhenden Männer mit je einem I Eichenkranze zu schmücken. Es wurden auf diese Weise geschmückt die Ruhestätten von Bürgermeister Heisterbergk, Kaufmann Bauermeister, Advokat Ochernal, Baumeister Schmidt, vr. Poppe, Lohgerbermeister Frosch, Kaufmann Richter, Stadlgutsbesitzer Müller. Bedauerlicherweise ist bei der Aufzählung der dem I Vereine zugegangenen Zuschriften eines in sehr an- I erkennender und freundlicher Weise gehaltenen Glück- I Wunschschreibens des Herrn Amtshauptmann v. Kessinger I nicht Erwähnung geschehen und tragen wir hiermit I nach, was in letzter Nummer bei knappgemesiener Zeit vom Berichterstatter leider übersehen worden ist. Nach träglich ist auch noch eine Gratulation vom Turnverein Radebeul eingegangen. — Die im Saale und Garten des „Deutschen Hauses" in Tharandt veranstaltete Ausstellung des ! Obstbauvereins Tharandt, die auch von hier aus be- I sucht worden ist, ist zwar nicht so reichhaltig ausge- I fallen, wie die bisher bei uns stattgehabten Obstaus- I stellungen, jedoch hat dieselbe vortreffliche Sorten zur Anschauung gebracht, worin jedenfalls die hiesigen Aussteller ihren Tharandter Konkurrenten nacheifern werden. Eine spätere Vergleichung der hier zu ver anstaltenden Ausstellung mit der Tharandter von sachkundiger Seite würde als mündlicher Vortrag oder schriftliche Mittheilung in unserer Beilage gewiß einem weiteren Kreise erwünscht sein. — Die Berufsgenossenschaften sind, nachdem das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 laut kaiserlicher Verordnung vom 25. September d. I. mit dem 1. Oktober d. I. nn Kraft getreten ist, zur Zeit mit ihrer Organisation vollauf beschäftigt. Dabei stellt sich heraus, wie von betheiligter Seite mitge- theilt wird, daß viele, namentlich kleinere Betriebe noch gar nicht zur Anmeldung gelangt sind, wahr scheinlich weil sich die betreffenden Inhaber nicht für versicherungspflichtig halten. Wir wollen deshalb wiederholt darauf aufmerksam machen, daß unter die Bestimmungen des Unfallversicherungsgesetzes alle Be triebe fallen, in denen mindestens 10 Arbeiter, wenn auch mit Handbetrieb, regelmäßig beschäftigt werden, sowie ferner alle Betriebe, ohne Rücksicht auf die Zahl ! der beschäftigten Personen, in welchen Dampfmaschinen I oder andere Motoren zur Verwendung kommen. Das I Reichs-Versicherungsamt fordert in Nr. 23 seiner „Amt- I lichen Nachrichten" vom I. Oktober d. I. nochmals I auf, zur Vermeidung einer Ordnungsstrafe bis zu I 300 M., noch nicht gemeldete Betriebe den zuständigen I unteren Verwaltungsbehörden schleunigst zur Anzeige I zu bringen, und es ist allen Betheiligten im eigenen ! Interesse zu rathen, dem nachzukommen. — Nachdem der Untergang der Kreuzer-Korvette I „Augusta" leider zur Gewißheit geworden, ist eine I Anzahl der angesehensten Männer Deutschlands, da- I runter die Oberbürgermeister von Berlin, Dresden, I München, Stuttgart rc., zusammengetreten und hat > einen Aufruf erlassen zur Veranstaltung von Geld- l sammlungen für die Hinterbliebenen der Besatzung von I 223 rüstigen Männern, von denen auch fünf unserem I engeren Vaterlande angehörten. Es ist nicht zu i zweifeln, daß dieser Aufforderung bei der Theil- I nähme, welche die ganze Nation dem Geschicke des verschollenen Schiffes zuwandte, reichlich entsprochen I werden wird. Gewiß verdienen nicht nur jene 223, I E In,«rate, welche bei der bedeutenden Auflage de« Älatteä eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg.