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Wchnih-MiW Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Berbreitungfinden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und coiilplicirte Inserat« mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im reoaktioneuen Theile, die Spaltenzeile SOPfg. Die ,,Wei-erlh-Zeitung« erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Breis vierteljährlich 1 M. Lk Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postsn- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be« , , Amtsvlatt für die Kömqliche 'Amtshauptmaiiufchast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Ktadtiäthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 117. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Der Kaiser erfreut sich in Baden-Baden trotz des regnerischen und kühlen Wetters, welches die letzte Zeit über herrschte, nach wie vor des besten Wohlbefindens und auch das Befinden seiner erlauchten Gemahlin ist ein recht zufriedenstellendes. Nur hat der Kaiser wegen der ungünstigen Witterung seine gewohnten alltäglichen Ausfahrten einstweilen wieder einstellen müssen; im Uebrigen erledigt der kaiserliche Herr in gewohntem Pflichteifer auch in Baden-Baden die laufenden Regierungsgeschäste. lieber die Rückkehr der Majestäten nach Berlin ist auch heute nichts Definitives bekannt. — Der König der Belgier ist in Baden-Baden eingetroffen und wurde am Diens tag Mittag von den kaiserlichen Majestäten empfangen. König Leopold beabsichtigte bekanntlich, bereits im vergangenen Frühjahr einen Besuch am Berliner Hofe zu machen, welches Vorhaben aber indessen wegen der damaligen Erkrankung des Kaisers unterblieb. — Die „Augen der Welt" waren in diesen Tagen wieder einmal nach Friedrichsruhe gerichtet, wo, wie auch in Varzin, schon so mancher hervorragende Staatsmann vorgesprochen und mit dem Kanzler des deutschen Reiches über wichtige Fragen der europäischen Politik konferirt hat. Diesmal war es der Leiter der aus wärtigen Politik Rußlands, von Giers, welcher, ge legentlich seiner Reise von Tyrol nach Kopenhagen zum Czaren, in Friedrichsruhe Station machte, um sich mit dem Fürsten Bismarck über die ostrumelische Frage zu besprechen. Was die beiden Staatsmänner auf dem lauenburgischen Tuskulum des Reichskanzlers mit einander in dieser Hinsicht ausgemacht haben, ist natürlich für weitere Kreise vorerst noch ein Geheim- uiß. Man darf aber wohl mit Bestimmtheit annehmen, daß die Berathungen und Beschlüße von Friedrichs ruhe sich in einer der Lokalisirung des ostrumelischen Aufstandes günstigen Richtung bewegt haben und ebenso steht zu erwarten, daß diese Beschlüße die vollste Billigung des Czaren finden, dem sie in diesen Tagen von seinem Minister des Auswärtigen unterbreitet werden. — In den inneren deutschen Angelegenheiten steht diesmal der Chemnitzer Sozialisten-Prozeß voran, in welchen die Herren v. Vollmar, Bebel, Dietz, Auer, Frohme, Ulrich, Müller, Heinzel und Viereck — die meisten der Genannten sind bekanntlich hervorragende Größen der sozialdemokratischen Partei — verwickelt find und zwar hauptsächlich wegen ihrer Betheiligung am Kopenhagener Sozialisten - Kongreße vom Jahre 1883. Der erste Verhandlungstag beschränkte sich zumeist auf die Verlesung der die Anklage begründen den Schriftstücke. Bei der am Dienstag fortgesetzten Beweisaufnahme wurden mehrere Artikel aus dem „Sozialdemokrat" verlesen, um den Nachweis zu liefern, daß die Parteileitung geheim gehalten werde. Be züglich des letzten Punktes der Anklage geben die An geklagten zu, daß sie am Kopenhagener Sozialisten- Kongreffe theilgenommen und sich daselbst unter falschem Namen angemeldet haben, um Unannehmlich keiten zu vermeiden. Es wurden sodann Auszüge aus dem „Sozialdemokrat" verlesen, in welchem der Aufruf an die Parteigenoßen zur Theilnahme an dem Kongreße publizirt war. Bebel gab zu, daß der Auf ruf im „Sozialdemokrat" unter Verantwortung der Parteileitung erfolgt sei, verwahrt sich aber dagegen, verantwortlich zu sein für die Form der Einladung. Die Beweisaufnahme ist hiermit geschloßen. Oesterreich-Ungarn. Im Donaukaiserstaate sind die Wogen des parlamentarischen Lebens wieder ent fesselt und zwar haben sie zunächst im ungarischen Ab geordnetenhause sofort in die Mitte der brennendsten Tagesfrage, des großbulgacischen Problems, geführt. Mit einer an Naivetät grenzenden Offenherzigkeit haben hierüber die Abgeordneten Jrany und Helfy ihre bekannten Interpellationen gestellt, welche Minister präsident Tisza dem Vernehmen nach dahin beant Sonnabend, den 3. Oktober 1885. Worten wird, daß er für seine Person keine Kenntniß von den Ereignissen in Philippopel gehabt habe und daß die letzteren in keinerlei Zusammenhang mit der Zusammenkunft von Kremsier stünden. Das österrei chische Abgeordnetenhaus muß dagegen, schon in Hin blick darauf, daß es neugewählt ist, eine Reihe ge schäftlicher Formalitäten erledigen, die mit der an diesem Freitag stattfindenden Wahl der Präsidenten und des übrigen Bureaus ihren Abschluß erhalten. — Im Süden der Monarchie, namentlich in Tyrol, sind infolge der regnerischen Witterung die Flüße ausgetreten und haben nicht unbedeutenden Schaden angerichtet; auf verschiedenen Bahnlinien ist der Verkehr durch die Ueberschwemmungen gänzlich unterbrochen worden. Dänemark. Auf das idyllische Stillleben, welches der Kaiser von Rußland am dänischen Hofe führt, ist plötzlich ein Schatten gefallen. Gerüchte von einem auf den Czaren im Parke des Schloßes Fredensborg versuchten Attentate gehen um, doch ist nichts Zu verlässiges hierüber bekannt, da auf speziellen Wunsch des Czaren alle Nachforschungen und Untersuchungen geheim gehalten werden. Man weiß nur soviel, daß Kaiser Alexander während eines Spazierganges im Parke von einer sogenannten Teschingkugel getroffen wurde, welche Rock und Weste durchlöcherte, aber an der Uhr, welche der Kaiser in einer Seitentasche trug, abprallte. Wahrscheinlich wird der Czar wegen dieses geheimnißvollen Vorganges seinen Aufenthalt in Schloß Fredensburg abkürzen. Niederlande. In Amsterdam ist es in den letzten Tagen wiederholt zu Ruhestörungen gekommen, die von sozialistischer Seite ausgingen. Es handelt sich hierbei augenscheinlich um — allerdings über den ge setzlichen Rahmen hinausgehende — Maßenkund gebungen gegen das bisherige holländische Wahlgesetz, welches die höheren Klaßen auffallend begünstigt. Ob diese Kundgebungen zu einer Aenderung des hollän dischen Wahlsystems führen werden, ist vorerst zu be zweifeln. Frankreich. Der kommende Sonntag ist für Frankreich ein wichtiger Tag, denn an ihm finden zum ersten Male die Neuwahlen zur Deputirtenkammer nach dem System der Listenwahlen statt. Das erste Ergebniß derselben wird voraussichtlich eine noch nie dagewesene Stimmenzersplitterung sein. Die Pariser Radikalen haben sich nämlich über eine gemeinsame Liste nicht einigen können und existiren nicht weniger als vier radikale Listen, wobei es außerdem noch eine besondere Liste der „Nöthesten der Rothen," der Anar chisten, giebt. Es werden sich also ungemein zahlreiche Stichwahlen nölhig machen, deren Ausgang noch nicht im Entferntesten vorauszusehen ist, da nicht nur die gemäßigten Republikaner, sondern auch die Monarchisten ungewöhnliche Anstrengungen machen. Italien. Aus Nom wird die Möglichkeit einer Veränderung im Kabinet Depretis signalisirt. Wenig stens erwähnen „Popolo Romano" und „Capitano Fracaffa" die Eventualität der Ernennung des italie nischen Botschafters in Wien, des Grafen Nobilant, welcher gegenwärtig auf Urlaub in Italien weilt, zum Minister des Auswärtigen. Balkanhalbinfel. In der Balkankrise ist ein gewißer Stillstand eingetreten, welcher mit der in Sicht befindlichen Konstantinopler Konferenz in einem unverkennbaren inneren Zusammenhangs steht. In der Zwischenzeit bis zum Zusammentritte der Konferenz oder vielmehr „Botschafter-Vereinigung" arbeiten die Diplomaten in Athen wie in Belgrad, wo man jeden Tag losschlagen möchte, ans die Beruhigung der Geister hin, ohne daß aber das kriegerische Fieber weder der Griechen noch der Serben sonderlich nachgelassen hätte. Mit einer gewißer Gleichgültigkeit steht die Pforte den Dingen in Ost-Rumelien gegenüber, wozu vielleicht einerseits der unter den albanesischen Stämmen aus gebrochene Aufstand, andererseits der Wechsel im 51. Jahrgang. türkischen Ministerium mit beitragen mag. In Bul garien selbst scheint man auf Alles gefaßt zu sein. Männer von 18—32 Jahren sollen sich für den er forderlichen Fall für den Freiwilligendienst bereit halten. Weiter wird aus Bulgarien berichtet, daß sich aus den gebildeten und besitzenden Klaffen ein Spezialkorps zur Erhaltung der Ordnung in den Städten bildet. Endlich meldet noch eine Depesche aus Philippopel, daß Fürst Alexander eine Deputation an den Sultan mit der Versicherung abgesandt hat, daß in der Provinz Ordnung und Ruhe herrschen. Der Bulgarenfürst will offenbar die Brücke zwischen sich und Konstantinopel nicht ganz abbrechen und bei der Unsicherheit, welche noch über den Ausgang der ostrumelischen Schilderhebung herrscht, heißt dies nur weise gehandelt. — Unklar ist eine Depesche aus Bukarest vom 30. September, welche besagt, daß der Dampfer „Hildegarde" in der bulgarischen Donau festung Rustschuk Truppen landete, denn es ist nicht recht ersichtlich, was das für Truppen gewesen sein sollen. Uebrigens ist die Bahn von Rustschuk nach Bazardschick ausschließlich für Militär - Transporte reservirt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat September 480 Einzahlungen im Betrage von 41,930 M. 80 Pf. gemacht, dagegen er folgten 287 Rückzahlungen im Betrage von 48,697 Mark 93 Pf. Sparmarken ü 5 Pf. sind 400 Stück verkauft worden. — Vom 1. Oktober ist zwischen Dippoldiswalde und Reichstädt eine mit den Postanstalten verbundene Fernsprechanlage in Betrieb. Bärenstein. Als er sich etwas im Walde ergehen wollte, wurde am 30. September Abends der Ritter- gutsbes. Major a. D. Kurt Hannibal v. Lüttichau von einem Schlaganfall getroffen und war sofort eine Leiche. Frauenstein. Die Feuerwehren des Lokal verbandes Frauenstein, bestehend aus den freiwilligen Feuerwehren zu Frauenstein, Reichenau unv Nassau, halten Sonntag, den 4. Oktober, ihre erste gemein schaftliche Uebung in Frauenstein ab, wozu folgendes Programm aufgestellt worden ist: Früh 5 Uhr Weck ruf ; Vormittags 11 Uhr Revue der freiwilligen Feuer wehr Frauensteins; Mittags 12 bis 1 Uhr Empfang der betheiligten Feuerwehren und eingcladenen Gäste; Mittags 1 Uhr Begrüßung derselben im Gasthof zum „goldenen Stern", hierauf kurzer Bericht über die seitherige Thäligkeit des Verbandes; Nachmittags 3 Uhr Schulübung der freiwilligen Feuerwehr Frauen stein, sowie Kirchthurmprobe; Nachmittags 4 Uhr Manöver der Verbandsfeuerwehren und 6 Uhr Kom mers im „goldenen Stern". — Am 4. Oktober wird hier auch der Sänger tag der Männergesangvereine von Burkersdorf, Reichenau, Kleinbobritzsch und Frauenstein gefeiert. Das geschieht durch ein Gesangsconcert. Ein reich haltiges, gut gewähltes Programm sichert den Be suchern einen seltenen musikalischen Genuß. Glashütte. Die hiesige „freiwillige Feuerwehr" feierte vergangenen Sonntag ihr 2 5. Stiftungs fest. Leider war die Witterung so ungünstig, daß sich nur wenig auswärtige Kameraden eingesunden hatten, doch wurde trotz des unfreundlichen Wetters das Pro gramm vollständig durchgeführt. Der Zapfenstreich sand Sonnabend Abends 8 Uhr statt, bei vielfach bengalischer Beleuchtung, auch sah man verschiedene Häuser illuminirt. Sonntag, früh 5 Uhr, Weckruf. >/»9 Uhr wurde zur Kirchenparade gestellt, an welcher sich später auch mehrere Kameraden aus Dip poldiswalde betheiligten. Die nach dieser stattsindende Bekränzung der Gräber des 1875 beim Brande de» Erbgerichts in Luchau verunglückten Kameraden Uhr-