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Mcheritz-AitiiW Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk» sanie Verbreitung finden, «erden mit 1V Pfg. dir Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirte Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Die „Welßeritz. Zeitung" «»scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljShrlich 1 M. Lb Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- — , Amtsblatt für die Königliche Umtshauplmannschast Dippoldiswalde, sowie sstr die Königlichen Amtsgerichte und die Siadlrätlje zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 103. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithllk in Dippoldiswalde. Dienstag, den 1. September 1885. 51. Jahrgang. Zur Kaiserbegegnung in Kremsier. Die Kaiserzusammenkunft der Kaiser von Rußland und Oesterreich in der mährischen Grenzstadt Kremsier hat am 25. und 26. August in glänzendster Weise stattgefunden. Man rühmt die musterhafte Ordnung, welche während der Kaiserbegegnung in Kremsier herrschte und vorzugsweise von der Einwohnerschaft selbst auf recht erhalten wurde, ferner loben alle Korrspondenten die geschmackvolle und sinnreiche Ausschmückung der Stadt Kremsier und des sürstbischöslichen als Residenz für beide Kaiser und ihr hohes Gefolge bestimmten Schlosses. Mit Begeisterung ist auch in allen Kreisen der bei der Kaiserbegegnung anwesenden Personen der herzliche Berkehr zwischen den erlauchten Monarchen und ihren hohen Anverwandten beobachtet und als eine vorzügliche Bürgschaft für die wachsende Freund schaft zwischen Rußland und Oesterreich ausgenommen worden. Eine weit größere Bedeutung als die er wähnten Festlichkeiten und Freundschaftsbeweise während der Kaiserbegegnung in Kremsier scheinen uns jedoch diejenigen offiziösen Kundgebungen der Negierungen in Wien und Petersburg zu haben, wodurch diese Kaiserzusammenkunst in das rechte Licht gerückt und vor falschen Schlußfolgerungen gewarnt wird. Die betreffenden Kundgebungen der „St. Petersburger Zeitung" und des „Wiener Fremdenblattes", welche den Regierungen nahe stehen, richten sich zumal gegen gewisse in Moskau wie in Prag laut gewordene sla- vische Lieblingswünsche, welche auf ein enges Bünd- niß der beiden mächtigen slavischen Reiche (Oesterreich und Rußland) und auf eine Erkaltung der Beziehungen derselben zu Deutschland rechnen. Zumal soll sich auch Rußland der bedrängten „slavischen Brüder" in Oesterreich annehmen. Diese panslavischen Lieblings wünsche weist die russische „St. Petersburger Zeitung" kühl zurück, denn sie schreibt dazu, daß alle pansla vischen Ideale es nicht fertig bringen konnten, Ruß land auf die Freundschaft Deutschlands, welche auf untrennbaren Interessen begründet sei, verzichten zu lasten. Zugleich schreibt das „Wiener Fremdenblatt" zu dieser Angelegenheit: „So wahr es auch sei, daß Rußland eine Annäherung an Oesterreich-Ungarn auf richtig wünsche, so zweifellos sei es auch, daß diese Annäherung weder das freundschaftliche Verhältniß Oesterreichs zu Deutschland oder Rußlands zu Deutsch land lockern könne. Wer das Gegentheil behaupte, vollziehe eine ganz willkürliche Kombination. Bezüg lich der Wünsche der Prager Czechenblätter, daß Ruß land sich der bedrängten slavischen Brüder annehmen möge, bemerkt ferner die „St. Petersburger Zeitung", daß alle slavischen Sympathien keinen russischen Staatsmann veranlassen würden, sich in die inneren Angelegenheiten Oesterreichs einzumischen. Ziehen wir von diesen offiziösen Kundgebungen die richtigen Schlüsse, so bemerken wir, daß die Kaiserbegegnung in Kremsier der Schlußstein für die im vorigen Jahre in Skierniewiecze stattgefundene Annäherung der drei Kaisermächte geworden ist, und daß man allen Spöttern zum Trotze wieder von dem Dreikaiserbunde reden kann, der es sich zur obersten Aufgabe gestellt hat, das friedliche Gedeihen Europas zu fördern und Streitfragen durch friedliche Vereinbarung zu schlichten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 30. August. Freitag, den 28. d. M., fand in hiesiger Stadtschule die wegen Wseder- besetzung der 8. ständigen Lehrerstelle ausgeschriebene Lehrprobe statt. In Anwesenheit einer größeren An zahl von Vertretern der städtischen Kollegien sowie des Lehrerkollegiums hielten, unter Leitung des Herrn Bezirksschulinspektors Mushacke, die Kandidaten Moese- Nennersdorf und Nestler-Arnsfeld abwechselnd je 3 Lektionen in Knabenklaste I. wozu ersterem die erste Hälfte des Spruches: „Also hat Gott die Welt ge- liebet rc.", der zusammengesetzte Satz und Süvamerika, Letzterem die zweite Hälfte des genannten Spruches, der Magnet und Friedrich Barbarossa als Aufgabe zugetheilt worden waren. Von weiteren Lektionen, die allerdings sowohl in Knabenklaste 1, sowie in Klasse VH noch beabsichtigt waren, wurde, da das Urtheil bereits feststand, abgesehen und in einer sofort vom Schulausschuß gehaltenen Sitzung der bisherige hiesige Hilfslehrer, Herr Hering, mit Verzicht auf eine von ihm abzuhaltende Probe, einstimmig gewählt. Wie wir hören, hat sich Herr Endig freundlichst be reitwillig erklärt, bis zu den Michaelisferien das Vikariat der dadurch erledigten Stelle zu übernehmen, bis zu welcher Zeit die Anstellung eines Hilfslehrers wohl möglich werden dürste. — Wir machen auch hier noch auf die in heutiger Nummer enthaltene Einladung des Lehrerkollegiums zu dem am Nationalfesttage stattfindenden Schul- aktus, sowie auf den zur Feier desselben Tages von Herrn Kantor Hellriegel veranstalteten Liederabend aufmerksam, beiden Theilen der Festfeier recht zahl reichen Besuch wünschend. — Herr Musikdirektor Hoppe veranstaltet am gleichen Abende im Heinold'schen Saale ebenfalls ein Concert. — Ein festlicher Schmuck der Häuser durch Beflaggen derselben, wird hoffentlich den Tag ebenfalls anszeichnen. — Das Erntefest, das erst des am nächsten Sonntage stattsindenden Bezirkstags der freiwilligen Feuerwehren wegen verschoben werden sollte, wird noch, wie bereits bestimmt, am 6. September gefeiert werden. — Bezüglich der zu errichtenden Dienstboten krankenkasse für die Ortschaften des hiesigen Amts gerichtsbezirks geht uns die Mittheilung zu, daß von denjenigen Gemeinden, welche sich bei dem am 17. August abgehaltenen Amtstage ihre Erklärung wegen des Beitritts zu dieser Kaste noch vorbehalten haben, eine größere Anzahl beizutreten nachträglich sich ent schlossen hat. Daß den letzteren die noch verbleibenden wenigen Gemeinden baldigst nachfolgen werden, dürfte wohl mit ziemlicher Gewißheit zu erhoffen sein. Wenn gegen Errichtung der Kaste vorstellig gemacht wird, daß der Aufwand für erkrankte Dienstboten nicht so bedeutend und ein Bedürfniß für das Bestehen einer solchen Kaste nicht gerade vorhanden sei, so ist dies eine vollständig irrige Meinung, inhem schon wieder holt der Mißstand fühlbar geworden ist, daß Dienst herrschaften auch bei nur vorübergehenden Erkran kungen ihres Gesindes das letztere aus dem Dienst entlasten hat, um besten Abwarlung und Pflege zu nächst dessen Angehörigen zuzuschieben. Daß unter solchen Umständen Gesindeerkrankungen und die in deren Folge von den Dienstherrschaften aufgewendeten Kosten nicht so besonders fühlbar geworden, ist wohl erklärlich. Hiernächst ist es aber auch das Gerechtig keitsgefühl, welches zur Errichtung von Dienstboten krankenkasten auffordert. Denn wenn jeder Gewerb- treibende und Gehilfe rc. verpflichtet ist, zur Kranken versicherung zu steuern um sich hierdurch bei Erkran kung des Gehilfen rc. vor Inanspruchnahme öffent licher Unterstützung zu schützen, so ist es jedenfalls uur recht und billig, wenn auch der Landwirth zu Schonung der Armenkaste verpflichtet ist, sein Gesinde für Krankheitsfälle zu versichern. Diese Verpflichtung begründet sich zweifellos umsomehr, als zu öffentlichen Armenlasten der Gewerbtreibende und Gehilfe rc. ver- hältnißmäßig in derselben Weise wie der Landwirth beizutragen haben, ohne in den gedachten Krankheits fällen die Armenkaste in Anspruch nehmen zu wüsten. Altenberg. Die Wahrnehmung, daß es in diesem Jahre überall ungemein viel Kreuzottern giebt, findet auch in unserer Gegend Bestätigung und werden fortwährend derartige gefährliche Reptilien gefunden. Am 28. d. hat ein am Petzholdtplatz wohnender Feld besitzer auf seinem links der Hirschsprunger Straße belegenen Felde eine trächtige Kreuzotter erlegt und derselben nicht weniger als 12 bereits völlig ausge bildete junge Ottern aus dem Leibe entfernt. Auf demselben Felde hat der Besitzer noch 4 solcher träch tiger Otterweibchen bemerkt, deren völlige Vertilgung nunmehr sein Bestreben sein soll. Es ist nach diesem Beispiele auch in unserer Gegend die Gefahr, von einer Kreuzotter gebissen zu werden, nicht gering. (B. v. G.) Frauenstein, 30. August. Um in diesem Jahre die Feier des SedanfesteS zu einer ganz besonderen zu gestalten, haben in lobenswerther Weise sämmtliche hiesige Vereine und Behörden beschlossen, dieselbe ge- gemeinsam zu begehen. Bei der Feier wird Herr Pastor Langer die Festrede halten und die Gesang vereine „Liedertafel" und „Liederkranz" der Festfeier entsprechende patriotische Gesänge vortragen. — Sicherem Vernehmen nach wird der Männer gesangverein „Liedertafel" hier den 20. September in Gemeinschaft mit den Nachbargesangvereinen einen Sängertag abhalten. Wie früher werden hierbei die betreffenden Vereine theils Chor-, theils Einzel gesänge vortragen. Zwei Dresdner Gesangvereine, die bei derartigen Veranlassungen uns stets besuchten, haben auch für diesmal ihr Kommen zugesagt, falls nicht ganz besondere Abhaltungsgründe sich denselben entgegenstellen. Dresden. Zur Vornahme einer Ergänzungs wahl für die erste Kammer der Ständeversammluug ist vom Ministerium des Innern ein Termin an beraumt worden. Die Wahl hat verfassungsgemäß auf einen Rittergutsbesitzer der Oberlausitz zu fallen. — Am 1. Juli d. I. waren aus den sächsischen Staatseisenbahnen für die Normalspurbahnen an Be triebsmitteln vorhanden: 733 Lokomotiven (90 für Eilzüge, 173 für Personenzüge, 162 Mittelmaschinen, 180 für Lastzüge, 122 diverse Maschinen und 6 Stück bereits ersetzte, aber noch in Verwendung befindliche Maschinen) ferner 560 Tender, 3 Stück Dampfomni- buste, 2022 Personenwagen, 340 Pastagiergepäckwagen, 7062 bedeckte und 10902 offene Güterwagen. Der Tranportmittelpark der Schmalspurbahnen Sachsens bestand aus 20 Lokomotiven, 82 Personenwagen, 51 be deckten, 305 offenen Güterwagen, sowie 2 achträdrigen Güterwagen mit umsetzbaren Wagenkasten. Außerdem koursiren auf den Linien der sächsischen Staatsbahnen 120 der Postverwaltung gehörige Wagen. Von den mitverwalteten Privateisenbahnen besaß die Gaschwitz- Meuselwitzer Bahn 6 Lokomotiven, 9 Personenwagen, 2 Pastagiergepäckwagen, 18 bedeckte und 250 offene Güterwagen; die Altenburg-Zeitzer Bahn 8 Lokomo tiven, 6 Tender, 15 Personenwagen, 2 Pastagiergepäck wagen, 40 bedeckte und 520 offene Güterwagen, sowie 10 Bauwagen; die Zittau-Neichenberger Bahn 6 Loko motiven- 5 Tender, 13 Personenwagen, 3 Passagier gepäckwagen, 32 bedeckte und 80 offene Güterwagen und die Oberhohndorf - Reinsdorfer Kohlenbahn 4 Tenderlokomotiven. — Zu dec kürzlich angeregten Frage einer gemein samen deutschen Bußtagsfeier schreibt das „Posener Tageblatt": Die Handelskammer zu Plauen im Voigt- lande hatte an das sächsische Ministerium des Innern ein Gesuch bezüglich der Feier besonderer Festtage ge richtet, und ist in der ihr jetzt crtheilten Antwort u. A. auch gesagt, daß die Herstellung einer gemeinsamen Bußtagsfeier, wenigstens für die evangelischen Kirchen Norddeutschlands, in nicht ferner Zeit zu erwarten sei. Es wird hiermit eine Frage berührt, welche schon seit lange der Erledigung dringend bedürftig ist, denn die gegenwärtig bestehenden Verhältnisse in Betreff der Buß- und Bettage sind direkt als Mißstand zu be zeichnen. Mitten in unseren deutschen Einheitsbestre bungen begegnen wir der eigenthümlichen Erscheinung, daß gerade auf Gebieten, wo ein Einschreiten von Neichswegen als selbstverständlich erscheint, die Einzel staaten ihre sondernde Thätigkeit entfalten. Wir er innern nur an das Schicksal unserer deutschen Recht-