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In voriger Woche haben in Wien Konferenzen der österreichischen und ungarischen Minister begonnen, denen man allseitig eine nicht gewöhnliche Bedeutung beimißt, da sie in erster Linie dazu bestimmt sind, über verschiedene zollpolitische Fragen eine Verständi gung zwischen den Kabineten von Wien und Pest herbeizuführen und überhaupt jene Verträge zu er neuern, die zwischen den beiden Hälften der österrei chisch-ungarischen Monarchie abgeschlossen worden sind, und welche man mit dem Gesammtnamen des öster reichisch-ungarischen Ausgleiches bezeichnet. Für uns „draußen im Reiche" haben nun diese Berathungen in sofern ein spezielles Interesse, als bei ihnen auch die Frage, welche Stellung Oesterreich-Ungarn gegenüber den vom deutschen Reichstage in der letzten Session desselben beschlossenen Zollerhöhungen einnehmen soll, voraussichtlich eine Hauptrolle spielen wird. Es hat dies einer offiziösen ungarischen Korrespondenz Ver anlassung gegeben, die Anbahnung freundschaftlicher handelspolitischer Beziehungen Oesterreich-Ungarns zum Deutschen Reiche zum Gegenstand einer Aufsehen er regenden Betrachtung zu machen, an deren Schluß die betreffende Korrespondenz zu dem Vorschlag gelangt, daß beide Monarchien durch Abschluß eines Zollver trages ein nach Außen hin geeinigtes Zollgebiet bilden möchten, während sie unter einander durch eine Zoll- Linie getrennt bleiben sollen. Bemerkenswerth ist nun, daß dieses von den ungarischen Offiziösen aus geheckte Projekt in den leitenden Wiener Kreisen gleich bei seinem Bekanntwerden auf 'den entschiedensten Widerspruch gestoßen ist. Ein Artikel des „Wiener Frdbl." sagt darüber: „Wer die Zeit seit 1882 mit erlebt und alle die vergeblichen Anstrengungen be obachtethat, welche durch mehrmalige Entsendung unserer Delegirten nach Berlin bekundet wurden, um mit dem Deutschen Reiche in guten Verkehrs- und handels politischen Beziehungen zu bleiben, wer da weiß, daß einer jeden Annäherung unsererseits nur eine „schär fere Tonart" der deutschen Maßnahmen folgte, der kann heute mit aller Ruhe behaupten, daß der geniale Leiter der deutschen Politik an ein Aufgeben der ein geschlagenen Richtung nicht denkt. Der Absperrung des Viehexportes aus Oesterreich-Ungarn nach und durch Deutschland folgte der Eisenbahn-Tarifkampf, diesem endlich die Einführung der deutschen Getreide- und Holzzölle. Fürst Bismarck hat letztere Maßregeln mit dem vollen Bewußssein der Schädigung öster reichisch-ungarischer Interessen, nur einem „gesunden Egoismus" folgend, in Ausführung gebracht und wird, da er ganz wohl weiß, daß oie von ihm hiervon er hofften Resultate für die Prosperität der deutschen Boden- und Waldwirthschaft nicht in einigen Jahren erzielt werden können, sich um keinen Preis zu Ab änderungen dieser Maßregeln bestimmen lassen...." Diese Auslassungen deuten allerdings nicht gerade darauf hin, daß der Gedanke eines Zollvertrages in Wien eine günstige Aufnahme gefunden hat; ja sie lassen eher erkennen, daß man in den Wiener leiten den Kreisen bezüglich der Zollpolitik Deutschlands ziemlich verstimmt ist und vielleicht nur auf eine Ge legenheit wartet, sich revanchiren zu können. Indessen, man wird es sich in Wien wie in Pest wohl zweimal überlegen, bevor man sich entschließt, etwa einen Zoll krieg gegen das der habsburgischen Monarchie politisch so nahestehende Deutsche Reich zu insceniren, der unter allen Umständen auch Oesterreich-Ungarn selbst tiefe Wunden schlagen müßte. Ein Zollkrieg gegen Deutsch land würde nicht nur den wirthschaftlichen Wohlstand des Donaureiches aufs Empfindlichste schädigen, sondern er müßte auch den österreichischen Kaiserstaat politisch in Europa isoliren, ihn seines einzigen Freundes in Europa — Deutschlands — berauben und der öster reichischen Politik damit zugleich jeden Einfluß im Orient entziehen — mit einem Worte: „Eine Zoll politik der Rache wäre die höchste Verblendung, wenn die leitenden Staatsmänner der östereichisch-ungarischen Monarchie wirklich von solchen Gefühlen geleitet würden und könnte den staatlichen und ökonomischen Ruin der letzteren herbeiführen. Es ist nun nicht gut denkbar, daß Graf Taaffe gesonnen sein sollte, eine derartige Zollpolitik einzuschlagen, die nothwendig dazu führen würde, auch das intime politische Verhältnis in welchem die beiden mitteleuropäischen Kaisermächte zu einanderstehen, vollständig zu erschüttern, ja zu zer stören, und stehl darum zu hoffen, daß die Wiener Ministerkonferenzen noch andere Mittel und Wege, als einen Zollvertrag, auffinden werden, auf denen sich eine wirthschaftliche und zollpolitische Verständigung zwischen den beiden Mächten Herstellen läßt. In Wien wie in Pest darf man fest überzeugt sein, daß dahinzielende Bemühungen das wohlwollendste Ent gegenkommen des Fürsten Bismarck finden werden, zumal da es keiner besonderen Versicherung bedarf, daß es ihm bei den neuesten deutschen Zollerhöhungen nicht im Mindesten darum zu thun gewesen ist, die befreundete österreichisch-ungarische Monarchie absicht lich vor den Kopf zu stoßen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Juni gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillets. Taqcsbillets. Militär- II. III. II. III. billets. Dresden . . . 119 479 439 1952 49 Hainsberg. . . 219 1193 184 1202 35 Dippoldiswalde . 84 1031 181 1591 26 an den Haltestellen 237 2016 176 2276 104 Sa. 659 4719 980 7021 214 13593 Befördert wurden 3,974,057 Kilogramm Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 6760Billets weniger'verkauft und 1,882,713 Kilogramm Güter weniger befördert. Demnach bis jetzt (vom Januar 1885 an) 57,088 Billets und 14,026,655 Kilogramm Güter. — Unter der Ueberschrift „Eisenbahnwesen" finden sich in dem Berichte der Handels- und Gewerbe kammer zu Dresden für 1884 folgende namentlich für unsere Gegend bedeutungsvolle Ausführungen: „Was die aus einzelnen Gegenden des Kammerbezirkes uns zugegangenen Wünsche betreffs Erbauung nener Linien anlangt, so sind es auch im Berichtsjahre wieder vor Allem die Ein- und Anwohner des Müglitzthales ge wesen, welche in eingehendster Weise das Bedürfniß einer Eisenbahn für ihre Gegend motivirt und unsere Befürwortung dieser Anlage bei der hohen Negierung und den Landständen abermals und auf das Dring lichste nachgesucht haben. Wir theilten in unserem letzten Berichte mit, daß wir im Januar 1884 dem Königlichen Ministerium des Innern und der Stände versammlung einen detaillirten, die baldige Inangriff nahme des Baues der Müglitzbahn befürwortenden Vortrag erstattet und zunächst um Erbauung der Strecke Mügeln-Weesenstein noch während der jetzigen Finanzperiode ersucht haben. Da es nicht möglich ge wesen ist, diesem Ersuchen zu entsprechen, sehen wir uns aufs Neue veranlaß!, auch an dieser Stelle die Aufmerksamkeit der hohen Regierung auf die dring liche Nothwendigkeit des Eisenbghnbaues zu lenken, dLr dem bereits gemerbreichen und für weitere Ent wickelung der Industrie durch seine noch unbenutzten Wasserkräfte vorzüglich geeigneten Thale die lang ersehnte Wohlthat des Anschluffes an das vaterlän dische Schienennetz zu gewähren und damit die Wieder belebung der zur Zeit nicht günstigen Erwerbsver- hältnisse desselben zu sichern bestimmt ist. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß die hohe Regierung der im Herbst des laufenden Jahres zu eröffnenden Ständeversammlung eine diesbezügliche Vorlage unter breiten und die Landstände dem seit mehr als andert halb Dezennien schwebenden Projekte ihre Zustimmung ertheilen werden. Aber auch ferner wird von In teressenten, und namentlich von der Stadt Altenberg, der Weiterbau der Strecke Hainsberg-Kipsdorf, unter möglichst naher Berührung Altenbergs, welches auch schon seit Jahrzehnten eine Verbesserung seiner ge schäftlichen Verhältnisse durch die Wohlthat einer Eisen bahn-Verbindung sshnlichst erhofft, dringend erbeten und dürfte diese Strecke der Müglitzthalbahn, der Be- dürfnißfrage nach, auf dem Fuße folgen. Auch das Projekt der Weiterführung der Strecke Potschappel- Wilsdruff bis nach Nossen wollen wir der hohen Negierung zu geneigter Prüfung und thunlichster Be rücksichtigung empfohlen halten." Dippoldiswalde, 13. Juli. Die Gewitter, welche gestern den ganzen Tag über in der Luft umher schwammen, haben uns abermals nicht im Mindesten berührt. Selbst beim Sonnenschein noch hellleuchtende Blitze und majestätisches Donnerrollen war das Einzige, was wir von ihrer Anwesenheit wahrnehmen konnten. Das in der elften Vormittagsstunde deutlich wahrzu nehmende Rauschen schien von Schloßen- oder Hagel wetter herzurühren, ist aber jedensfalls nur die Wir kung eines nach Osten zu fallenden heftigen Gusses gewesen, der Oberhäslich und Reinholdshain strich weise getroffen hat, der uns aber nicht einen Tropfen des erquickenden Naß gespendet hat. Die Nacht war schwül, und am Morgen zeigte das Thermometer bereits wiederum 18« U. Man merkt, daß die Hundstage beginnen. — Ende dieser Woche bereits dürfte der Noggenschnitt in hiesiger Gegend seinen Anfang nehmen. — Die Hundstagsferien an der hiesigen Stadtschule sollen, wie wir hören, den 19. Juli be ginnen und bis zum 9. August währen. — Sonntag, den 12. Juli, versammelten sich in Dippoldiswalde eine Anzahl der konservativen Partei angehörende Herren, um über einen für die nächste Landtagswahl aufzustellenden Kandidaten sich zu besprechen. Es kamen die Herren Rittergutsbesitzer Otto, Oberforstmeister von Berlepsch, Or. Platzmann, Baumeister Hartwig und Gutsbesitzer Steyer in Vor schlag. Nachdem zivei der Herren verzichtet hatten, einigte man sich dahin, Herrn Gutsbesitzer Steyer in Reinholdshain, als eine in jeder Beziehung geeignete Persönlichkeit, aufzustellen und für dessen Wahl zu wirken. — Vom „Vaterländischen Gebirgsverein Saxonia" in Dresden ist am 5. Juli, hoch oben auf der Kaiser krone in der sächsischen Schweiz, bei Gelegenheit des Stiftungsfestes des Lagers Schöna-Neinhardtsdorf Hr. Direktor Larner in Hainsberg, Mitglied des Erz gebirgsvereins Dippoldiswalde, „in Anerkennung der kräftigen Förderung, welche Derselbe den Wanderbe strebungen im Gebiet der Heimath zu Theil werden ließ", zum Ehrenmitglied des Gebirgsvereins Saxonia ernannt worden. — In der Gemeindewaldung von Beerwalde,, und zwar unterhalb der sogenannten „Beerwalder Mühle", ist am 9. Juli auf zcither noch unaufgeklärte Weise ein Waldbrand entstanden, durch welchen ein 10 bis 15jähriger Fichtenbestand iw einer Fläche von ungefähr 50 Ruthen vernichtet worden ist. Der Brand ist von einer Anzahl in nächster Nähe befindlich ge wesener Wiesenarbeiter noch rechtzeitig gelöscht und ist nur durch energisches Eingreifen der letzteren ein um- angreicher Schaden verhütet worden. — Wie wir hören, wird nächsten Sonntag, zum Anschluß an den 11 Uhr 10 Min. Abends von Dres den abgehenden Zug auf unserer Linie ein Extra lüg verkehren. Sicher wird an diesem Tage von hier starker Verkehr nach Dresden zum Besuche des Fest-