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Wchcrih -MW Verantwortlicher Redacteur: Cät'l Ikhnt in Dippoldiswalde 51. Jahrgang Donnerstag, den 2. Juli 1885 Nr. 77 !r l r r an zu re c l r e. ich nd Sl. nd n, e- 't- nur selten so schön vorkomnit. Oberhalb Bärenburg geht man von der Straße ab und benutzt den durch Zeichen kenntlich gemachten Seitenweg „Klingelflössel" benannt und kürzt dadurch eine halbe Stunde den mehrfach sich windenden Straßenweg ab. Wenn schon der Weg durch den Wald, nachdem das Platteau erreicht ist, fortwährend eine reiche Abwechslung von Fernsichten, ab- und seitwärtsliegenden Thälern rc. bietet, so ist beim Hinaustreten aus demselben die wundervollste Aussicht vorhanden und wird auch in kurzer Zeit das überaus freundliche Bergstädtchen erreicht. Von dem Aufsteigen ist der Appetit geweckt und eine leibliche Stärkung nöthig geworden. Nicht oft wird in einem Orte von räumlich so geringem Umfange für die Bedürfnisse und Wünsche der Reisen den so gut gesorgt sein wie gerade in Altenberg. Das Gasthaus zum „alten Amthause", weit und breit bekannt und geschätzt, hat in neuerer Zeit eine eben bürtige nicht minder gute Konkurrenz erhalten. Das Gasthaus „Stadt Teplitz" ist in die Hände des rührigen, freundlichen, überaus gefälligen und zuvor kommenden Wirthes Herrn Neumerkel übergegangen. Dasselbe ist vollständig neu restaurirt, bietet den Reisenden einen recht wohlthuenden Aufenthaltsort zur Erholung und zur Stärkung. Die Getränke sind gut gepflegt, das böhmische Bier namentlich findet man ebenso goldrein und frisch wie an der Quelle. Die Speisen ganz vorzüglich, die Betten und Fremden zimmer sehr sauber und werden die Preise ganz mäßig gestellt, so daß auch ein Minderbemittelter dort recht gut verkehren kann. Die Bedienung besorgt der Wirth mit seiner Tochter und Schwester selbst, ist flott und ohne Zudringlichkeit. Es kann dieses Wirthshaus in seiner jetzigen Bewirthschaftuug recht warm empfohlen werden. Altenberg selbst bietet in seiner herrlichen Umgebung in nächster Nähe schöne Parthien in Fülle, dunkle Wälder kaum fünf Minuten von der Stadt entfernt, ozonreine Luft, überraschend reizende Aussichtspunkte, die namentlich in jüngster Zeit durch die sehr rührige Stadtgemeindevertretung in richtiger Erkenntniß der Verhältnisse aufgeschlossen und mit ganz vorzüglichen Zugangswegen versehen werden. Größere Teiche, die überaus sehenswerthe Binge, Pochwäschen und andere Bergwerksobjekte. Namentlich sei der Weg nach dem Raupenneste — einer idyllisch gelegenen fliegenden Waldrestauration, gehalten von einem Original als Wirth — empfohlen, derselbe bietet eine Fülle der großartigsten Aus- und Fernsichte». Altenberg ist infolge seiner Berge und Einrichtungen ein ganz be sonders empfehlenswerther Ort für Sommerfrischler. Wohnungen in Privathäusern sind bei mäßigen Preisen in großer Auswahl vorhanden. Namentlich ist auch diese Stadt für Rekonvaleszenten oder kränkelnde, der frischen Luft bedürftige Personen, welche dem Beamten-, Lehr- und mittleren Bürgerstande angehören, sehr zu empfehlen, welche bescheidene Ansprüche machen, aber auch bescheidene Preise erwarten. — 1. Juli. Wenn nian in den fast unerträglich heißen Tagen, die wir jetzt erlebt haben, es recht schätzen lernt, daß wir in unserer Kaltwasser-Bade- und Schwimmanstalt Gelegenheit zu gesunder Er frischung finden, so muß man es um so mehr be dauern, daß dieselbe immerhin noch nicht so benutzt wird, als im Interesse der Allgemeinheit wünschens- werth wäre, und wollen wir deshalb nicht verfehlen, zu recht fleißigem Besuche der Anstalt aufzusordern. Ist doch nunmehr die Wasserwärme so gestiegen, daß elbst frostige Naturen sich nicht abschrecken zu lassen brauchen. 17° li. Wasserwärme ist eine viel erfrischen dere Temperatur als die 20-24° k. der Elbbäder. Je lebhafter der Besuch sich gestaltet, um so mehr wird auch die Direktion in den Stand gesetzt, für Er haltung und Ausstattung des Bades etwas aufzu wenden; von einem Nutzen kann ja selbstverständlich nie die Rede sein, das Möglichste würde erreicht sein, wenn Einnahmen und Ausgaben sich deckten, was die Politik der weisen Mäßigung, die Versöhnung und des Entgegenkommens, durch welche sich die Man- teuffel'sche Negierung charakterisirte, beizubehalten haben, denn nur eine solche Politik hat dem Neichslande gegenüber Aussicht, wie man heute doch schon be haupten kann und ebenso darf an der Organisation, wie sie Elsaß-Lothringen seit 1879 zu Theil geworden ist, nicht gerüttelt werden. Es ist darum wohl mcht anzunehmen, daß das von Manteuffel eingeführte politische System in Elsaß-Lothringen werde verlassen werden, und daß es der Neichsregierung gelingen werde, einen Mann zu finden, der im Sinne des ver ewigten Statthalters fortzuwirken entschlossen ist, darf nicht bezweifelt werden. Freilich, gut Ding will Welle haben und wird man sich auch seitens der maßgebenden Berliner Kreise mit der Ernennung der neuen leiten den Persönlichkeit für Elsaß-Lothringen nicht über stürzen. Das kann man aber jedenfalls als gewiß betrachten, daß diese Ernennung den Interessen des Reiches wie das Reichslandes entsprechen und daß auch der Nachfolger Manteuffels, dem kundgegebenen Willen des Kaisers und des Reichstages gemäß, ver pflichtet sein wird, die verfassungsmäßige Entwickelung des Landes zu fördern. Lokales «nd Sächstsches. Dippoldiswalde. „Warum willst du weiter schweifen, steh', das Gute liegt so nah!" Das gilt auch vom Reisen und gilt insbesondere für uns, die wir in Dippoldiswalde am Ausgange unseres schönen Erzgebirgs wohnen. Wohl weiß der, der diese Zeilen schreibt, die Herrlichkeit der Fremde sehr wohl zu schätzen und Keinem verdenkt er's, der Zeit, Geld und Gelegenheit dazu hat, wenn er, nachdem er sein Vater land hinreichend kennt, nnn auch, was die Fremde theilweise Gewaltigeres, Großartigeres, Reizvolleres bietet, schauen will. Aber erst heimisch werden, sei unser Aller Grundsatz und namentlich für die Jugend gilt dies unbedingt. Das Kind ist dankbar und empfänglich für das, was ihm liebevoll in einfacher Weise geboten wird und um so viel eher kommt es zum Genuß, wenn das zu Schauende seinem Ver- ständniß nahe liegt, weil es von dem, was in der nächsten Umgebung ihm täglich vor Augen tritt, wenig stens nicht allzusehr abweicht, leichte Vergleiche noch zuläßt und von ihm erreicht und leicht begriffen werden kann. Mag man ihnen in Ferienzeiten gern eine Reise gönnen, ja dieselbe für sie Wünschenswerth sein, so erstrecke sie sich doch nicht auf längere Zeit, am liebsten nicht über einen Tag. Viele Nächte unter wegs in Gasthöfen und Wirthshäusern sie zu haben, ist nicht rathsam und auch nicht nöthig. Früh ziehe man aus, Abends kehre man heim. Man muthe sich und ihnen nicht zu viel zu, im Gehen wie im Fahren. Bei Erholungsreisen, die man mit Kindern unter nimmt, sollte man stets bereit und bestrebt sein, neben der Schönheit der Natur auch die Geschichte der Gegend zu beachten, die man durchwandert. So wird erst die Wanderung amüsant und interessant zugleich, kürzen sich leicht die Stunden des Weges in wechsel reichem Gespräch. Die Geschichte unserer Berge und Thäler ist so gering nicht, wie Mancher meint, und der Blick in die Vergangenheit dieses Thales, jenes Städtleins machts doppelt lieb. Die Heimathsliebe erwacht und mit ihr Liebe zum Vaterland. Hier eröffnet sich ein Blick, in die sich wandelnde, wechselnde Kultur, dort siehst du Beweise fürsorgender Thätig- ketten für ihr Volk, treue Anhänglichkeit der Unter- thanen an das Fürstenhaus. So wandere ich mit meinen Knaben zu meiner eigenen und wie ich hoffe, ihrer Freude und iw für Beide ersprießlicher Weise durch das theure Vaterland. Als eine solche Tages- parthie empfiehlt sich eine Reise nach dem Bergstädtchen Altenberg. Auf unsrer Liliputbahn mit allen ihren Reizen bis Kipsdorf gefahren, beginnt nun eine wunder volle Bergparthie durch einen Fichtenhochwald, wie er Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werde» mit 10 Pfa. Sie Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen! Theile, dir Spaltenzeile LOPfg. Reichsländisches. Das Hinscheiden des Statthalters von Elsaß- Lothringen, Feldmarschalls Freiherrn von Manteuffel, hat die unter den obwaltenden Verhältnissen sehr nahe liegende Frage hervorgerufen, wer ihn auf diesem überaus schwierigen und verantwortungsreichen Posten ersetzen solle und in der Tagespresse nennt man be reits eine ganze Anzahl von Persönlichkeiten, die an geblich zum Nachfolger des Herrn v. Manteuffel aus erkoren sind. Unterdessen ist es schon von anscheinend - offiziöser Seite angedeutet worden, daß die maß gebenden Kreise der Neichshauptstadt an diese Frage noch gar nicht herangetreten seien und daß dieselbe erst nach der Rückkehr des Kanzlers aus Kissingen in Erwägung genommen werden würde, da alsdann Fürst Bismarck dem Kaiser die nöthigen Vorträge in der beregten Angelegenheit halten würde. Weiter wird aber auch angedeutet, daß der Tod des Statt halters möglicherweise das Signal zu Veränderungen in dem bisherigen Verwaltungssystem Elsaß-Lothringens geben könnte und daß in diesem Falle eine Wieder besetzung des Statthalterpogens nicht erfolgen dürfte. Nun, die letztere Mittheilung ist trotz ihres offiziösen Ursprunges bereits auf starke Zweifel gestoßen, die von den verschiedensten Seiten her geäußert worden und allerdings ist nicht gut anzunehmen, daß sich die Neichsregierung schon wieder zu neuen Experimenten in der Verwaltung Elsaß-Lothringens entschließen sollte. Zwar läßt sich zur Zeit ein abschließendes Urtheil über die Resultate der Manteuffelschen Ne gierung noch nicht ermöglichen, was sich aber bis jetzt übersehen läßt, kann im Allgemeinen nur ermuthigen, auf den von dem verstorbenen Statthalter betretenen Wege fortzufahren. Unter dem Präsidium des Herrn v. Möller war das Reichsland aus den Experimenten, die mit ihm angestellt wurden, eigentlich gar nicht herausgekommen und als der Oberpräsident nach acht jähriger Wirksamkeit im Oktober 1879 von seinem dornenvollen Posten zurück trat, war im Grunde ge nommen die Stimmung der eingeborenen einheimischen Bevölkerung von Elsaß-Lothringen gegen Deutschland eine theils feindselige, theils gleichgültige, obwohl Herr v. Möller sich darauf berufen konnte, dem Lande eine regelmäßige und aus allen Gebieten erfolgreiche Verwaltung, Ordnung in den Finanzen und eine politische Vertretung hinterlassen zu haben. Der Grund, warum der verstorbene Oberpräsident bei der elsaß-lothringischen Bevölkerung im Allgemeinen so wenig erreichte, mag zum guten Theil wohl darin gesucht werden, daß von Oben herab die im Innern kerndeutsche ländliche Bevölkerung viel zu wenig an geregt und beeinflußt wurde, während gerade der Feld- marschall von Manteuffel es unternahm, die ländliche Bevölkerung aus ihrer Theilnahmlosigkeit aufzurütteln und zur öffentlichen Bestätigung der in ihr schlummern den deutschen Sympathien anzureizen. Daß in dieser Richtung hin der Statthalter schon manche schöne Er folge aufzuweisen gehabt hat, ist unbestreitbar und mag hauptsächlich der persönlich gewinnenden und liebenswürdigen Weise, in welcher er mit Allen und Jedem, auch dem geringsten Bauer verkehrte, zuge schrieben werden. — Freilich, Herr v. Manteuffel hat auch manchen bedenklichen Fehler begangen, so vor Allem sein Coquettiren — man muß sein Verfahren wirklich so bezeichnen — mit der klerikal-protestlerischen Partei, und seine weitgehenden Zugeständnisse an die selbe Haben sich noch bei Lebzeiten des Marschalls als verhängnißvoll für die Regierung im Reichslande erwiesen; hier hat er ja selbst die Umkehr, u. A. durch sein Einschreiten gegen die ultramontane Presse, be ginnen müssen. — Indessen, die Fehler, die der ver storbene Statthalter während seiner 5 '/»jährigen Wirk samkeit in der angedeuteten Richtung beging, können für seinen eventuellen Nachfolger nur eine beherzigens- ivWthe Lehre sein; im Uebrigen würde auch letzterer Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern IO Pfg. — Alle Postan- sialten, Postboten, sowie die Agenten nehme» Be- , für die KSmgkiche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für dtt Komglrcheii Amtsgerichte md d« KtadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenftem