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UWntz-MW 1 Verantwortlicher Redacteur: Cärl Irhnr in Dippoldiswalde. . Die „Weißeritz-Zritung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ttalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de- Alattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die' Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eitw«, » sandt, im reoaktionelum Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 74. Lokales «nd Sächstsches. Dippoldiswalde, 24. Juni. Wir bedauern leb haft, daß das für gestern projektirt gewesene Sommer fest im Funke'schen Steinbruche wegen Ungunst der Witterung, d. h. wegen allzu kühlen Abends, nicht hat stattfinden können. Diese Steinbruchsrestauration, so schlicht und anspruchslos sie sich giebt, bietet einen Aufenthalt, wie man ihn selten finden wird. Im erquickendsten Schatten, in reinster freier Bergluft erholt man sich in ihm bei einem frischen Trünke bald von der kleinen Anstrengung, die der halbstün dige, allerdings schattenlose Weg- von dec Stadt aus beansprucht. Wir halten es für eine unabweisliche Pflicht des Gebirgsvereins, immer und immer wieder die Aufmerksamkeit der Touristen auf dieses lauschige Plätzchen in unsrer Nähe hinzulenken. Wer auf einer Tagesparthie von Dresden aus in Malter aussteigt, den halbstündigen Weg nach Obermalter und, am Waldrande hin, nach den Steinbrüchen zurücklegt, hier ein Frühstück einnimmt, und dann gemächlich nach der Stadt gehend, Birkenleithe, Aue und den schattigen Lindengarten des Schießhauses besucht, dann in einem unsrer Gasthöfe zu Mittag speist, der gewinnt wenn er 1,«7 Uhr weiter fährt, die schönste Muße, nach langer Ruhe in Kipsdorf oder Bärenburg, gegen Abend noch die Friedrichshöhe (nach Belieben auch Tellkoppe) zu besuchen und dann nach 8 Uhr von Kipsdorf nach Dresden wieder zurück zu dampfen. Wir halten dies entschieden für zweckmäßiger, als den ganzen Tag in Kipsdorf oder Bärenburg zu verbringen; namentlich ist diese Parthie aber für Damen und ältere Personen ihrer leichten und bequemen Ausführbarkeit sehr zu empfehlen. Bemerken wollen wir, daß, obschon die durch den Gebirgsverein genügend bezeichneten'Wege nicht zu fehlen sind, auch der Waldwärter auf Bären burg, Herr Pechfelder, gern zur Auskunft bereit ist. — In dem bevorstehenden Winter wird nach den Beschlüssen des Bundesrathes, wie wir bereits mit- theilten, im deutschen Reiche eine allgemeine Volks zählung anberaumt werden, ein bemerkenswerther Akt, der nicht nur wissenschaftliche, sondern in erster Linie sogar große praktische Bedeutung hat, politische -sowohl wie wirthschaftliche. Man hat für die dies jährige Volkszählung ebenso wie für ihre Vor gängerinnen den Monat Dezember gewählt und mit Recht, denn derselbe eignet sich, weil im Dezember bekanntlich die Bevölkerung sich am wenigsten in Be wegung befindet, am besten für dies Staatsgeschäft. Seit 1875 finden bei uns aller fünf Jahre solche Zählungen statt, während seiner Zeit im deutschen Zollverein dreijährige Zählungen vorgenommen wurden. Diese periodischen Volkszählungen, die fast alle civili- firten Völker anstellen, sind erst ein Produkt der neueren Zeit, während diejenigen Zählungen, die nur bei einzelnen Veranlassungen oder zu bestimmten Staatszwecken vorgenommen wurden, ein ganz respek tables Alter aufweisen. Schon im Alten Testamente werden wir mit denselben bekannt gemacht; wir erinnern beispielsweise an die Zählung der Juden am Berge Sinai, welche, die Leviten ausgenommen, 603 550 Männer und Jünglinge ergab; nach dem vierzigjährigen Wüstenzuge hatte sich diese Zahl auf 601000 herabgemindert. Fast ebenso all, wie die jüdischen Zählungen, sind die statistischen Erhebungen gleicher Art bei den Egyptern. Verhältnißmäßig voll kommen waren die Volkszählungen im alten Nom ent wickelt, wo bereits unter dem mythischen Könige Ser vius Tullius der erste Census, eine Volkszählung ver bunden mit der Erhebung über die Vermögenslage, stattgefunden haben soll; zur Zeit der Republik wieder holte sich die Zählung nach jeden« Lustrum, also nach einem Zeitraum von 5 Jahren. Mit dem Untergange des römischen Kaiserreichs hörten die Volkszählungen auf, bis wir sie im Laufe des 16. Jahrhunderts wiederfinden; allgemeiner wurden sie erst im 17. Säcu- Donnerstag, den 25. Juni 1885. Ium. Im Kanton Zürich wurde 1567 gezählt, in Frankreich seit Ludwig XIV., in Preußen seit 1683, in England seit 1701, in Schweden seit 1749 rc. Das letztgenannte skandinavische Reich war auch das jenige, welches die periodischen Volkszählungen, solche, die regelmäßig wiederholt werden, zuerst einführte; dies geschah 1775, seit welchem Jahre jedesmal nach fünfjährigen Zwischenräumen neue Berichte über die Volkszahl ausgenommen werden. Die großartigsten, sichersten Zählungen periodischer Natur unternahmen zuerst die Vereinigten Staaten von Nordamerika; seit dem Jahre 1790 findet hier ein zehnjähriger Census statt. Ebenfalls Zählungen von 10 zu 10 Jahren werden in England vorgenommen (seit 1801), sodann in Dänemark, in den Niederlanden, sowie in Nor wegen; Oesterreich zählt alle sechs, Frankreich alle fünf Jahre. Glashütte. Am Sonnabend, den 20. Juni, Abends gegen 6 Uhr, holte die hiesige freiwillige Feuerwehr ihre neuangeschaffte vierrädrige Saug- spritze ein. Dieselbe kostet 970 Mark und stammt aus der renommirten Spritzenfabrik des Herrn Händel in Dresden. Hierbei mag gleich mit erwähnt werden, daß von den drei noch vorhandenen Ortsspritzen die älteste eine Stoßspritze ist und aus dem Jahre 1783 stammt. Sie hat damals 110 Thaler gekostet und leistet heute noch alles Mögliche. Die große Saug spritze ist 1859 angeschafft worden, die bis jetzt von der Feuerwehr benützte 1863, und sind die beiden letzten ebenfalls aus der Fabrik von Händel. — Die neue Spritze wurde von der Brückenmühle, wo sie von der Feuerwehr erwartet und bekränzt wurde, im festlichen Zug durch die Stadt bis nach dem Marktplatz geführt, wo eine zahlreich erschienene Einwohnerschaft erwar tungsvoll stand. Nachdem nun die Spritze genauer untersucht worden war und Herr Bürgermeister Kühnel sie der freiwilligen Feuerwehr Namens der Stadtge meinde zur Benutzung überwiesen hatte, wurde die selbe einer sofortigen Probe, welche allseitig befriedigte, unterworfen, worauf die Ueberführung ins Spritzen haus erfolgte. Aus Anlaß dieser Festlichkeit trat die freiwillige Feuerwehr Abends 8 Uhr einen Nachtmarsch nach der Königshöhe und der Regensburg an, hieran schloß sich eine Beiwacht (Bivouak). Zu dieser hatte Jeder irgend etwas an Lebensmitteln beizutragen, auch hatte Herr Holzstofffabrikant Fr. Kadner, auf dessen Grundstück der Lagerplatz errichtet wurde, in dankenswerther Weise ausreichend für Getränke ge sorgt. Nachdem der Lagerplatz mit bunten Laternen umsteckt war, die wenigstens die Gegenstände erkennen ließen, spielten sich verschiedene Lagerscenen ab, von denen sich als hauptsächlichste und gelungenste die Speisung zeigte. Unter ungetrübter fideler Stimmung, welche auch nicht durch das Auftreten eines kleinen Sprühregens unterbrochen wurde, dauerte diese Bei wacht bis '/»H Uhr, worauf man den Rückmarsch antrat, um den Abend in Bringkmanns Restaurant zu beschließen. — Sonnabend Abend 8 Uhr fuhr Herr Posthalter Fischer von hier mit seinem 2jährigen Nothschimmel in einem leichten Wagen spazieren. Auf der Müglitz- straße, kurz vor dem Hotel „Stadt Dresden" wurde das Pferd scheu und ging durch, wobei noch der Schrauben-Bolzen an der Waage brach. Der Kutscher Wagner sprang gleich im Anfang ab, um das Pferd von ebener Erde aus besser regieren zu können, wobei aber die Zügel rissen. Kurz vor der Müglitzbrücke sprang Herr Fischer ab, während dessen Gattin und Tochter beim scharfe» Einlenken des Pferdes in den Posthof heraus an eine Krippe geworfen wurden; hätte diese nicht zufällig an der Hausecke gestanden, so wäre nicht Alles so gnädig abgegangen, denn außer einigen Hautschürfungen bei Allen hat nur Herr Post halter Fischer noch Schmerzen in« Arm und in der Schulter. 51. Jahrgang. Dresden. König Albert wird im nächsten Monat eine Reise in das Erzgebirge antreten und zwar sich am 25. Juli über Ehrenfriedersdorf und Geyer zu nächst nach Zwönitz begeben. In Geyer ist eine Be sichtigung der Binge am Geyersberge, des Spitzberger Erbstolln und der neuerrichteten Webstühle im alten Bürgerschulgebäude in Aussicht genommen. — Bei dem Dresdner Münzamte laufen stets aus allen Theilen des Landes falsche Zwanzigpfennig stücke zu Hunderten ein; es mutz deren eine große Menge im Umlauf sein. Tharandt. Die Staatsprüfungen an der hiesigen Akademie, welcher sich 13 Sachsen und 2 Preußen unterzogen, sind diesmal ungünstiger als bisher ver laufen, denn es.bestanden dieselbe nur 7 Sachsen und die 2 Preußen, die übrigen wurden zurückgewiesen. Freiberg. Als Erwiderung des Besuches der Freiberger gelegentlich der Einweihung der Eisenbahn strecke Bienenmühle-Moldau-Klostergrab, brachte am 21. Juni ein Extrazug gegen 400 Brüxer Bewohner nach Freiberg. Unter herzlichster Theilnahme der ganzen Bevölkerung gestaltete sich dieser Besuch zu einem wahren Volksfeste, das ohne den mindesten Mißlon zu Aller Zufriedenheit verlief. AuS der Lößnitz. Die Spargelernte in hie siger Gegend ist nunmehr zu Ende und sind mit ihr die Spargelplantagenbesitzer keineswegs zufrieden. Einestheils war die Witterung zeitweilig dem Wachs- thum der Pflanzen nicht günstig und anderntheils drückte der weiterher eingeführte Spargel auf die Preise ganz bedeutend. Auch die Erdbeerbörse ist in der Haupt sache zu Ende, und wenden sich nunmehr die vielen beschäftigten Hände der Kirschenernte zu.. Leiönig. Am 20. u. 21. Juni feierte hier der Ge- sammtverein der sächsischen Stenographenvereine . sein 25jähriges Stiftungsfest, zu dem auch der Gründer und jetzige Ehrenpräsident des Vereins, Geh. Rath Häpe, sowie sämmtliche Professoren des kgl. stenogra phischen Instituts erschienen waren. Ersterem wurde ein werthvolles Ehrengeschenk überreicht. Leipzig. Die Ziehung der I. Klasse der 108. sächsischen Landeslotterie erfolgt am 6. u. 7. Juli in Leipzig. — Einer althergebrachten Gewohnheit nach be gleiten die Studenten das Kommen und Gehen der Docenten nachresp. aus dem Hörsaale mitTrampeln; auch gelegentliche Beifallsbezeigungen während des Vortrags finden auf diese Weise ihren Ausdruck. In Bezug auf diese Sitte haben nun Rektor und Senat der Universität Leipzig folgende, auch für weitere Kreise interessante Bekanntmachung am Schwarzen Bret der Universität erlassen: „Das Trampeln in den Auditorien hat Uebelstände mancherlei Art zur Folge. Im Besonderen werden dadurch Staubmassen aufge wirbelt, welche die Luft in den Auditorien, deren Be schaffenheit ohnehin Vieles zu wünschen übrig läßt, noch mehr verschlechtern. Der akademische Senat hat daher beschlossen, an die Herren Studircnden das Er suchen zu richten, von der bezeichneten Sitte Abstand zu nehmen." Jöhstadt. Am Sonnabend, den 20. d. M., hat es hier geschneit. Plauen. Aus Anlaß der in diesen Tagen hier stattfindenden Versammlung des sächsischen Forstvereins ist durch den Stadtrath zu Plauen soeben eine Fest schrift herausgegeben worden. Dieselbe enthält u. A. Mittheilungen über die Anpflanzungen im Stadt gebiete vom Oberbürgermeister Kuntze. Aus der ein gehenden und übersichtlichen Darstellung ist zu ersehen, welche außerordentliche Fürsorge seitens des Stadt- rathes und insbesondere des Oberbürgermeister Kuntze auf die Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern und somit auf Förderung der öffentlichen Gesundheit, Annehmlichkeit der Bewohner und Verschönerung der