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MeWtz-MlW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile MPfg. Die „Weißrritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 Mi. Kb Pfg., zweimonatlich 84 Psg.,-einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnk in Dippoldiswalde. Nr. 69. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Es darf nunmehr als fest stehend angesehen werden, daß Kaiser Wilhelm seine Reise nach Ems zum mehrwöchentlichen Kuraufenthalt am 14. Juni antreten wird. Von dem Kuraufenthalte in Wiesbaden sieht der Kaiser dieses Jahr ab, gedenkt sich aber später nach Wildbad Gastein zu begeben? — Auf dem Gebiete der inneren Politik herrscht schon saft die Ruhe der todten Jahreszeit. Nur kleinere, -wenig belangreiche Nachrichten über noch schwebende Fragen und minderwichtige Vorkommnisse liegen vor. Aus dem Bundesrathe ist noch inimer keine Ent schließung über die Regelung der braunschweigischen Ecbfolgefrage, resp. den Antrag Preußens auf unbe dingte Ablehnung des Herzogs von Cumberland als Thronfolger in Braunschweig bekannt geworden. Wenn man bedenkt, daß Fürst Bismarck bereits seit einer Woche in Kissingen zur Kur weilt, so sollte man meinen, daß Preußen der Annahme seines Antrages im Bundesrathe sicher ist, denn sonst würde Fürst Bismarck den Vorsitz wohl selbst im Bundesrathe noch führen und die Nothwendigkeit der Annahme des preußischen Antrages den übrigen Landesvertretern ans Herz legen. Möglich ist es allerdings auch, daß man der Angelegenheit den weitesten Spielraum lassen und die Schlußabstimmung hierüber noch längere Zeit hinausschjeben will. Es sind deshalb wohl auch alle Mittheilungen über Gegenanträge des einen oder an deren Bundesstaates in der braunschweigischen Erb- solgefrage mit großem Vorbehalt aufzunehmen. — Wie man von unterrichteter Seite hört, wird die Vorlage wegen Erneuerung des Militär-Septenats dem Reichs tage schon in nächster Session zugehen. Die letzte siebenjährige Bewilligung des Militärbudgets läuft noch bis zum Jahre 1888, man sorgt also sehr zeitig für die Stätigkeit im deutschen Heereswesen. — Der Abschluß des Vertrages zwischen der deutschen Reichs regierung und dem Norddeutschen Lloyd in Bremen über die Dampferjubvention verzögert sich noch. Wie man hört, ist das vorläufige Abkomme» den Bundes regierungen und den Neichsressorts zur Kenutnißnahme und Bekanntgabe der Wünsche auf Abänderungen und dergleichen mitgetheilt worden. Nach Eingang der Antworten wird definitive Feststellung des Wort lautes des Vertrages erfolgen können. Der letztere geht dann an den Reichskanzer, welcher ihn beim Bundesrathe zur Genehmigung einzubringen hat. — Bekanntlich bilden die Klagen der deutschen Fischer über Uebergriffe englischer Fischer seit Jahren eine stehende Rubrik. Es hat deshalb die Nachricht, daß der deutsche Aviso „Pommerania" zum Schutze der deutschen Nordseefischerei einer englischen Fischereiflotille das Handwerk gelegt hat, bei Norderney unberechtigt Fischerei zu treiben, überall mit der größten Genug- thuung erfüllt. Was sich die englischen Fischer an der deutschen Nordseeküste herausgenommen haben, übersteigt jede Beschreibung und ist, wie man ver sichert, bislang zum kleinsten Theile öffentlich bekannt geworden. Die Reichsregierung ist entschloßen, dem Treiben der englischen Fischer an unserer Küste mit unnachsichtlicher Strenge zu begegne», und es sollen die der Seepolizei zur Verfügung gestellten Schiffe womöglich noch vermehrt werden. Daß es der Ne gierung mit diesem Entschlüße Ernst ist, beweist die neuerlich erfolgte Beschlagnahme eines englischen Fahr kutters, der in Gemeinschaft von etwa 200 englischen .Fischerfahrzeugen in den unter deutscher Oberhoheit stehenden Gewässern der Nordsee angetroffen wurde. Oesterreich. Die Verluste der Deulschliberalen bei den letzten österreichischen Neichsrathswahlen sind zwar empfindlich, aber doch nicht so groß, um die Partei gänzlich um ihren Einfluß zu bringen. -Die sl eutschliberalen rechnen ziemlich sicher auf 132 Man- !»te im neugebildeten Neichsrathe und damit sind sie «ihrscheinlich in der Lage, die verfassungsmäßige Sonnabend, den 13. Juni 1885. Zweidrittelmehrheit zu verhindern, nach denen es den Czechen, Polen und Klerikalen gelüsten könnte, um Verfassungsänderungen vorzunehmen. England. Das große Ereigniß des Tages auf auswärtigem Gebiete ist die parlamentarische Nieder lage des liberalen Kabinets in England und der wahrscheinliche Rücktritt des Kabinets Gladstone. Da die liberalen Mitglieder des englischen Unterhauses seither in der Mehrheit waren, so müßen verschiedene Anhänger Gladstones demselben abtrünnig geworden sein, was freilich bei den fortwährenden Mißerfolgen Gladstones leicht aus Aerger über dessen Politik ge schehen sein kann. Die Niederlage Gladstones ent stand dadurch, daß unter Führung des Parlaments- Mitgliedes Beach die Erhöhung der Bier- und Brannt weinsteuer, aus welcher Gladstone eine Kabinetsfrage gemacht hatte, verweigert wurde, womit allerdings auch das ganze Budget und die früher bewilligten Kredite der Negierung Gladstones verweigert wurden. Obgleich die oppositionelle Mehrheit nur 12 Stimmen beträgt, so ist die Niederlage des Kabinets doch darum eine ganz besonders große, weil erst am Freitag der Finanzminister Childers im Unterhaus eine entgegen kommende Haltung eingenommen hatte, indem er an kündigte, die Regierung sei bereit, die Forderung einer Erhöhung der Spirituosensteuer um 2 Schillinge auf die Hälfte berabzusetzen und die Erhöhung der Bier steuer zeitlich einzuschränken, sie solle nur bis 31. Mai des nächsten Jahres in Kraft treten. Unmittelbar nach der ablehnenden Abstimmung wurde die Sitzung ver tagt und Gladstone hielt einen mehrstündigen Minister rath ab. Wahrscheinlich wird Lord Salisbury, der unter Beaconsfield Minister des Auswärtigen war und Führer der Opposition ist, ein neues Kabinet bilden. Dieser Kabinetsbildung dürfte aber alsbald auch eine Parlamentsauslösung folgen, da die Kon servativen jetzt keine zuverlässige Mehrheit besitzen. Bis Freitag erwartet man die Entscheidung, da bis dahin das Parlament vertagt wurde und Gladstone sich zur Königin nach Balmoral begeben hat. Frankreich. Die politische Gesetzgebung Frank reichs ist nach langjährigem Wiederstreit der Interessen und Meinungen endlich mit der Institution Listen wahlen beschenkt worden. Wie bereits gemeldet wurde, nahm die Deputirtenkammer den bezüglichen Entwurf in der ihm vom Senat verliehenen Fassung an. Nach den Versicherungen der Republikaner ist das Listen- skrutinium bekanntlich als der Eckstein des ganzen republikanischen Staatsgebäudes anzusehen; erst von nun an können sie sich der republikanischen Errungen schaften des 4. September 1870 rückhaltlos erfreuen. So lange die Arrondissementsmahlen bestanden, blieben den Gegnern der Republik gewisse Aussichten, ihren Bestrebungen parlamentarische Hinterthüren offen zu hallen, die ihnen nach Ueberzeugung der herrschenoen Parteien fortan definitiv verschloßen sein sollen. — Der in der Langson-Asiaire kompromittirte Oberst Herbinger, der durch einen kopflosen Rückzug seiner Zeit den Verlust dieser Festung an die Chinesen herbeigeführt haben soll, wird nicht in Paris kriegs gerichtlich abgeurtheilt, sondern ist vom Kriegsminister nach Tonkin zurückgeschickt worden, um vom dortigen französischen Oberkommandirenden vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden, da sich die als Zeugen zu fungiren- den Offiziere alle in Tonkin befinden. Italien. Die italienischen Minister des Krieges und der Marine haben für die in den Hafenstädten des rothen Meeres befindlichen Truppen die Kredit forderung in Höhe von 3 Millionen Lire in der De putirtenkammer eingebracht. Im Hinblick auf die Niederlage des Kabinets Gladstone in England und dessen wahrscheinliche Ersetzung durch ein konservatives Ministerium darf man darauf gespannt sein, welches Verhalten die Majorität des italienischen Parlaments jetzt beobachten wird, erscheint es doch nunmehr zweifelhafter als je, daß die englische Regierung sich 51. Jahrgang. bereit finden laßen wird, Italien für die Unter stützung der englischen Politik in Egypten schadlos zu halten. — Die Beendigung der Berathung der in Rom tagenden Sanitätskonferenz erwartet man in diesen Tagen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat April gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tvurbillcls. Taqcsbillets. Militär- 11. III. II. III. billets. Dresden . . . 79 552 360 1817 89 Hainsberg. . . 172 1077 251 1643 59 Dippoldiswalde . 128 1335 269 1811 65 an den Haltestellen 283 2712 154 2351 121 Sa. 662 5676 1034 7622 334 15328 Befördert wurden 1,618,316 Kilogramm Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 3510 Billets mehr verkauft und 389,181 Kilogramm Güter weniger befördert. Demnach bis jetzt (vom Januar 1885 an) 43,495 Billets und 10,052,598 Kilogramm Güter. Dippoldiswalde, 10. Juni. Wie aus der wieder holten Bekanntmachung in unserm Blatte hervorgeht, soll das nach bisherigem Gebrauche aller 3 Jahre be gangene Schulkinderfest auch in diesem Jahre, und zwar den 19. Juni, stattfinden. So viel wir hören, sind bis jetzt auf die Bitte des Schulausschußes nur ganz vereinzelte Beiträge eingegangen, und es bedarf wohl nur der Hinweisung darauf, daß wegen der Be sorgung von Prämien, Andenken und Belustigungs requisiten das Resultat der Sainmlung mehrere Tage vorher bekannt sein muß (weil sonst keine richtige Ver- theilung unter die einzelnen Klaßen stattfinden kann), um Diejenigen, welche einen Beitrag spenden wollen, zur baldigen Ablieferung an eine der bestimmten Sammelstellen zu veranlaßen. Wenn hier und da die Meinung ausgesprochen worden ist, es werde das Schulfest gar nicht stattfinden, da ja die Lehrer da gegen seien, so beruht dieselbe auf einer, wie wir hö ren, durchaus irrthümlichen Annahme. Niemals hat sich das Lehrer-Kollegium prinzipiell dagegen ausge-- sprachen, daß den Schulkindern eine Festfreude bereitet werden möchte, nur über die Form, in welcher dies am besten zu geschehen habe, sind Vorschläge gemacht worden, die von dem bisherigen Gebrauche abweichen. Diese Vorschläge sind jedoch über das Stadium bloßer theoretischer Erörteplngen nicht hinaus gegangen, und so soll denn in diesem Jahre das Schulkinderfest in der bisher üblichen Form stattfinden. Hoffen wir, daß alle Faktoren sich vereinigen werden, dasselbe recht heiter und nutzbringend für unsere Schuljugend zu gestalten. — Bei den wiederholten Berichten über Blitzschäden dürfte es angebracht sein, folgende Vorsichtsmaß regeln, welche bei Ausbruch eines Gewitters zu beobachten sind, in Erinnerung zu bringen: 1. Im Freien vermeide man einzelstehende Bäume, Getreide haufen, die Nähe der Gemässer und Thiere. (Der Physiker Lichtenberg schlug vor, man solle an jedem einzeln stehenden Baum eine Warnungstafel aushängen mit den Worten: „Hier wird der Mensch vom Blitze erschlagen!") 2. Man hüte sich, in einem größer» Umkreise der höchste Gegenstand zu sein, weil man als solcher den Gewitterwolken am nächsten ist. 3. In den Straßen einer Stadt gehe man lieber in der Mitte, als an den Seiten der Häuser; besonders ist die Nähe solcher Stellen, wo das Wasser von den Dächern in starken Güßen niederstürzt, zu meiden. 4. In Ge bäuden hüte man sich, mit seinem Körper die vorhan denen Lücken einer unterbrochenen Leitung auszufüllen. Solche Stellen sind z. B. unter Kronleuchtern, welche