Volltext Seite (XML)
DK „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4L Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-ZeitiiW. Amtsblatt Anserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psa. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 59. Dienstag, den 19. Mai 1885. 51. Jahrgang. Lokales und SälMches. Dippoldiswalde. Die letzte Versammlung des hiesigen Gebirgsvereins war leider etwas schwach besucht, weshalb beschlossen ward, zu den künftigen Versammlungen die hiesigen Mitglieder durch Cirkular einzuladen. — Sodann ward weiter beschlossen, an den hiesigen Verschönerungsverein die Aufforderung zu richten, sich mit dem Gebirgsverein völlig zu ver schmelzen, worauf dann der letztere die gesammten Baulichkeiten des Verschönerungsvereins in eigene Unterhaltung nehmen würde. — Zum Schluß wurde noch beschlossen, mehrere in der hiesigen Umgegend wahrgenommene Echo durch Tafeln zu bezeichnen. — An Stelle des verstorbenen Vorstandes des hiesigen Amtsgerichts, Herrn Obcramtsrichter Klien, wird vom I. Juli ab Herr Amtsrichter Klemm aus Meerane nach hier versetzt werden. — Am 17. Mai Abends ist es mehreren hiesigen Bewohnern gelungen, einen Dieb, der 4 Säcke Korn gestohlen und einen bereits in Sicherheit gebracht, in der Person eines Knechtes vom Rittergut Berreuth zu erwischen und zur Haft zu bringen. — Durch die projektirte Anlegung eines Fußweges an der linken Seite der Klingenberger Straße vom Freiberger Platz nach dem Bahnhofe erwächst unserer Stadtgemeinde eine verbleibende Verbindlichkeit, zu deren Uebernahme die Genehmigung des Kreisaus schusses erforderlich ist. In seiner letzten Sitzung am 15. Mai sprach der Kreisausschuß diese Genehmigung uus. — Es ist wohl zu beachten, daß Jeder, welcher Dynamit besitzt, hierzu nach dem Gesetz über den verbrecherischen und gemeingefährlichen Verkehr ' mit Sprengstoffen vom 9. Juni 1884 polizeiliche Geneh migung haben muß, andernfalls ist schwere Strafe, welche,im Minimum 3 Monate Gefängniß beträgt, zu erwarten. Kürzlich ist eine Botenfrau aus Adorf zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt worden, weil sie ohne Genehmigung den Transport von fünf Pfund Dynamit übernommen hatte. — Am Sonntag Abend kurz nach 10 Uhr ist in dem Schxunengebäude des Wirthschaftsbes. Winckler in Gombsen Feuer entstanden und ist infolgedessen sowohl das letztere, als auch das zum Komplex mit gehörige Wohn- und Seitengebäude total in Asche ge legt worden. Die Entstehungsursache wird in bös williger Brandstiftung vermuthet. Neben der Orts spritze sind am Brandplatz anwesend und thätig ge wesen die Spritze der Feuerwehr von Kreischa, sowie die Kommunspritzen von Kleinkarsdorf, Wittgensdorf, Lungkwitz, Börthen, Maxen und die Spritze des Ritter gutes Zscheckwitz. Dresden. Königin Karo la ist am Sonntag Abend wohlbehalten wieder von Morawetz in Dresden angekommen. — Auf der Rückreise von Italien bez. der Schweiz traf am Sonnabend Vormittag Graf Moltke in Dresden ein und begab sich zu seinen Verwandten nach Blasewitz. — Der Fleischer Schmidt aus Plauen ist vom Dresdner Schwurgerichte am 16. Mai wegen Mordes cher Wittwe Müller auf der Seestraße in Dresden zum Tode verurtheilt worden. — Der vorläufige Fahrplan der am Montag, den 18. d. M., zur Eröffnung gelangten Eisenbahnstrecke Bienen mühle-Moldau- Klostergrab - Brüx enthält für die sächsische Strecke 3 und für die österreichische Strecke 2 Züge in jeder Richtung täglich. Ab Bienen mühle verkehren die Züge 8 Uhr 20 Min. und 11 Uhr 15 Min. Vorm., sowie 3 Uhr Nachm., erreichen in einer Stunde die Moldauer Grenzstation, die An kunft der beiden letzten Züge in Brüx erfolgt 3 Uhr 26 Min. und 6 Uhr 17 Min. Nachm. Aus Brüx verkehren die Züge 6 Uhr 30 Min. und II Uhr 29 Min. Vorm. und erreichen Bienenmühle 10 Uhr 44 Min. Vorm. und 4 Uhr 13 Min. Nachm., außerdem läuft Nachmittag 4 Uhr 30 Min. ein Lokalzug von Moldau nach Bienenmühle. — Nachdem am 2. Oktober 1882 die Grundsätze über die Besetzung der Subaltern- und Unter beamtenstellen im Reichs- und Staatsdienste mit Militäranwärtern in Kraft getreten sind, hat der Erlaß des preußischen Kriegsministers vom 22. November 1877 über die territoriale Giltigkeit der Civilversor- gungsscheine nach einem neueren Erlasse des Ministers seine Bedeutung verloren. Es berechtigen nunmehr auch die vor dem genannten Termine auf Grund des Z 75 des Militärpensionsgesetzes, bezw. der Novelle vom 4. April 1874 ausgestellten Civilversorgungs- scheine ohne Unterschied zur Anstellung in allen Stellen, welche den Militäranwärtern bei deü Neichsbehörden und den Behörden in sämmtlichen Bundesstaaten Vor behalten sind. In Sachsen wird ein besonderes Ver- zeichniß dieser Stellen zusammengestellt und steht die Veröffentlichung desselben in Kurzem zu erwarten. — Die Generaldirektion der sächsischen Staats bahnen wird anläßlich des Pfingstfestes wiederum wie im Vorjahre in der Nacht vom 23. zum 24. Mai Pcrsonenextrazüge nach Dresden zu besonders ermäßigten Fahrpreisen verkehren lassen und zwar von Leipzig über Riesa, von Plauen i. V., Reichenbach i. V., Zwickau, Glauchau, Chemnitz, Hainichen und Frankenberg, sowie von Görlitz und Löbau, bez. von Reichenberg und Zittau. Pirna. Der Verein sächsischer Schuldirektoren wird seine diesjährige Versammlung gegen Mitte Juni in hiesiger Stadt abhalten. Meißen. Die Einweihung der neuerbauten ka tholischen Kirche im Tribischthale wird am 19. Mai erfolgen. Bischofswerda. Der hiesige Militärverein begeht am 21. Mai das Fest seines 25jährigen Be stehens und hat dazu gegen 100 Brudervereine aus der Umgegend, sowie aus Preußen und Böhmen ein geladen. Mit dem Feste ist die Weihe einer neuen Vereinsfahne verknüpft. Zittau. Der Verein sächsischer Gemeindebe amten hält seine diesjährige Generalversammlung in Zittau ab. Zur Berathung kommen dabei nach der vorläufig aufgestellten Tagesordnung u. A. Anträge auf Errichtung einer Spar- und Vorschußkasse, sowie einer Krankenkasse. Der Verein, welcher in den letzten Jahren etwas in Rückgang zu gerathen schien, ist wieder im Wachsen begriffen, wie sich aus der Zu nahme der Mitglieder, die jetzt 1177 beträgt, ersehen läßt. — Grimma. Das in hiesiger Gegend verbreitete Gerücht über einen in der Nähe von Golzern von einer Dienstmagd an ihrem 9jährigen Kinde begangenen Mord bestätigt sich leider, lieber den Sachverhalt läßt sich folgendes mittheilen: Am vergangenen Montag besuchte die im Dietze'sche Gasthofe in Noda bei Großen hain bedienstet gewesene Magd Funke ihre in Nerchau in der Ziehe befindliche 9 Jahre alte Tochter und be gab sich mit dieser, da ihr deren Erhaltung in Folge eigener Gebrechlichkeit schwer fiel, in die Ämtshaupt- mannschaft. Sie wollte hier um Unterstützung ein kommen. Selbstverständlich mußte sie dort als von der nicht zuständigen Behörde abschläglich beschicken werden. Die Funke machte sich darauf mit ihrem Kinde wieder auf den Heimweg. In der Nähe von Golzern führte die Mutter ihren Plan, den sie, wie nach früheren Äußerungen zu schließen, schon zuvor gehegt, aus ; sie stieß ihr Kind in die vorbeifließende Mulde, wo es ertrank. Dann begab sie sich nach Großenhain zurück und zeigte sich dort selbst der Polizei an. Die Leiche des Kindes ist noch nicht aufgefunden. Sayda. Zur Genugthuung interessirter Kreise sei mitgetheilt, daß ein berüchtigter Wilddieb, welcher in hiesiger Gegend und namentlich auch in den an grenzenden böhmischen Waldungen sein Wesen trieb, dingfest gemacht worden ist; es ist der Holzdrechsler Hermann Seipt aus Seiffen bei Sayda, welcher seit einiger Zeit in dem etwa 2 Stunden von hier ge legenen böhmischen Grenzstädtchen Katharinaberg sich aufhielt. Daselbst ist auch seine Arretur von Seiten österreichischer Gendarmerie unter Mitwirkung der sächsischen erfolgt; in seiner Behausung wurde ein zerlegtes Reh vorgefunden, das von ihm am 11. d. M. auf Katharinaberger Revier erlegt worden ist. Es ist übrigens derselbe Seipt, welcher im Jahre 1879 wegen schwerer Körperverletzung, verübt gegen den Förster Schindler im nahegelegenen Göhren, zu einer drei jährigen Zuchthausstrafe verurtheilt wurde und außer dem wegen Forstdiebstahles vorbestraft ist. Zwickau. Die Untersuchung der Privatbrunnen hiesiger Stadt ist in den letzten Wochen fortgesetzt worden und hat sich ergeben, daß von 10 untersuchten 5 ungenießbares Wasser führten; dieselben wurden polizeilich geschlossen. Schwarzenberg. Hier soll künftighin vom Be triebe der Gast- und Schankwirthschaft eine jährliche Ortsgewerbesteuer von 10 bis 50 M. und für den Kleinhandel mit Branntwein oder sonstigen Spiri tuosen eine solche von 30 bis 100 M. erhoben werden. Chemnitz. Im hiesigen städtischen Kranksnhause sind jetzt zum Sanitätsdienst 12 Mann der stän digen Feuerwachmannschaft und 12 Mann der städtischen freiwilligen Feuerwehr ausgebildet worden, zu denen noch 3 geprüfte Heilgehilfen der freiwilligen Feuer wehr und 2 Mann der beiden vorhandenen Fabrik feuerwehren zu rechnen sind, so daß der Chemnitzer Feuerwehr bei Unglücksfällen 29 in der Leistung der ersten Hilfe ausgebildete Feuerwehrmänner zur Ver fügung stehen. — Zu den schon früher erwähnten Ehrenpreisen für das Bundesschieben, welche der Festausschuß an schafft und die in 6 silbernen Konkurrenzbechern mit Deckeln, sowie in 44 einfachen silbernen Schützenbechern bestehen, sind noch 15 Stück silberne Remontoiruhren zu nennen, die ebenfalls vom Festausschuß gestiftet werden. Außerdem werden auch verschiedene Vereine und Innungen, welche verhindert sind, sich am großen Festzuge zu betheiligen, Ehrengaben widmen, um da durch ihrerseits die vollste Sympathie für das Schützen wesen zu bekunden und ihre Theilnahme am Feste zu bethätigen. — Dem Chemnitzer Kreisfeuerwehrverbande gehören zur Zeit 93 Feuerwehren mit 4238 Wehr männern an. — Vor einem zahlreich erschienenen Publikum sand am 16. Mai hier eine Probe mit den Hardenschen „Star" Feuerlöschgranaten statt, die zur allge meinsten Zufriedenheit ausfiel. Es wurden an großen, mit Brennholz gefüllten und mit Theer und Petroleum überschütteten Holzkisten die Versuche angestellt; als die Flammen hoch emporschlugen, wurde eine einzige solche Granate hineingeworfen und sofort, sobald die Flasche zerbrochen und die enthaltene Flüssigkeit mit dem Feuer in Berührung gekommen war, erlosch das selbe. — Das Dutzend Feuerlöschgranaten (in der Größe der bekannten Bocksbeutelflaschen) kostet 45 M. Tagesgeschichte. Berlin. Nachdem der Reichstag in seiner letzten Sitzung am 15. Mai das Mandat des Grafen Herbert Bismarck durch seine Ernennung zum Unterstaatö- sekretär im auswärtigen Amte nicht für erloschen erklärt und den spanischen Zusatzantrag mit 225 gegen 50 Stimmen angenommen hatte, wurde die Session durch eine vom Staatssekretär des Neichsamts des Innern, v. Bötticher, verlesene kaiserliche Botschaft nach drei maligem Hoch auf den Kaiser geschloffen.