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Sachsens Volk ist gewöhnt, au allen Ereignissen im Schsoße seines erhabenen Herrscherpaares, mögen diese nun freudiger oder schmerzlicher Natur sein, den innigsten Antheil zu nehmen und bei dieser Gelegen heit immer wieder seine unerschütterliche Treue und Anhänglichkeit an das edle Geschlecht der Wettiner in herzlichster Weise zu bekunden. Ein besonders hoch willkommener Anlaß, dem allverehrten Königshause seine Liebe und Theilnahme zu bezeugen, ist dem säch sischen Volke der Geburtstag seiner Landesfürsten ge worden, und so wird denn auch der Geburtstag König Albert's in allen Bevölkerungskreisen unseres engeren Vaterlandes als ein Fest- und Freudentag begangen, wie dies auch Heuer wieder der Fall ist. Wir Sachsen haben gewiß auch alle Ursache, gerade den Ehrentag König Albert's freudig bewegten Herzens mitzufeiern, denn seine Eigenschaften als Regent und Feldherr, wie auch seine rein menschlichen Eigenschaften, gesellen ihn den besten der sächsischen Herrscher zu. Seine mili tärische Tüchtigkeit bekundete er schon als jugendlicher Prinz auf den Schlachtfeldern Schleswigs; sie trat noch mehr in dem Feldzuge von 1866 hervor, bis endlich der Riesenkampf gegen Frankreich dem damaligen Kronprinzen Albert den glänzendsten kriegerischen Lor beer brachte, in dem er zunächst an der Spitze seines sächsischen Armeekorps und daun als Führer der Maasarmee den ruhmreichsten Antheil an jenem ewig denkwürdigen Kriege nahm. — Aber auch den hohen Anforderungen, welche sein verantwortungsreiches Herrschcramt an König Albert stellt, wird derselbe nach jeder Richtung hin gerecht; mit unermüdlichem Eifer widmet er sich der Erfüllung seiner Regentenpflichten und seine segensreiche Thätigkeit tritt auf allen Ge bieten des öffentlichen Lebens zu Tage, so daß unter seiner Regierung sich unser engeres Vaterland in ge deihlichster Weise entwickelt. Und wie König Albert fort und fort für das Wohl seines Volkes wirkt und sorgt, so ist er auch mit dem besten Erfolge bemüht, die hervorragende Stellung Sachsens unter den deut schen Staaten zu erhalten und zu befestigen; nimmt er doch selbst im Kranze der deutschen Fürsten einen der ersten Plätze ein und die innigste persönliche Freundschaft verbindet ihn zudem mit dem greisen Oberhaupte des deutschen Reiches, so daß wir Sachsen wohl mit berechtigter Genugthuung auf unfern allge- liebten Landesherrn blicken dürfen. Wenn ein Umstand in etwas geeignet ist, Heuer die Feier des 23. April zu trüben, so ist es der, daß König Albert beim Antritte seines 58. Lebensjahres sich nicht in der Mitte seines Volkes befindet, sondern nebst seiner erlauchten Ge mahlin fern im Süden, auf italienischem Boden, zur Erholung weilt. Dies soll für uns aber kein Anlaß sein, den Geburtstag unseres Landesvaters weniger festlich zu begehen als sonst, und so bringen wir ihm, unserm geliebten, gütigen Herrscher, zu seinem Ein tritte in ein neues Lebensjahr aus treuem Sachsen herzen die innigsten Segenswünsche, wenn diesmal auch aus weiter Ferne, dar. Möge König Albert seinem Volke noch lange erhalten bleiben, möge er noch lange Sachsens Thron zieren! Das Ziel Rußlands in Asien. Bei der Spannung, welche der englisch-russische Konflikt noch immer für die gesammte Weltlage ver ursacht, ist es wichtig, das Ziel Rußlands in seiner asiatischen Politik kennen zu lernen. Nach einer an kühne Romantik streifenden Sage, genau wie es das Testament Peters des Großen sein sollte, Konstanti nopel mit der ganzen europäischen Türkei für Rußland zu gewinnen, soll das russische Reich Lust verspüren, auch noch Indien zu verspeisen. Wer die ungeheure Größe Indiens zu würdigen weiß, wem ferner bekannt ist, daß riesige Hochgebirge und halbbarbarische Länder rn weiter Ausdehnung zwischen den zentralasiatischen Donnerstag, den 23. April 1885. Besitzungen Rußlands und den gesegneten Gefilden Indiens liegen, der wird über einen russischen Erobe rungszug nach Indien lächeln, zumal auch angenommen werden muß, daß England Indien mit Aufbietung aller Kräfte vertheidigen würde. Ein Nussenzug nach Indien ist einfach verfrüht, denn den kann vielleicht das nächste Jahrhundert sehen. Aber nach einem anderen, praktischen und allmählich erreichbaren Ziele strebt Rußland. Es will für seine ganz abge legenen und abgeschlossenen zentralasiatischen Länder einen Hafen am Weltmeere, am indischen Ozean, oder genauer gesagt, am arabischen Meerbusen, und dieses Ziel ist zu erreichen, ohne daß Rußland Indien zu erobern und mit England in einen Kampf auf Leben und Tod zu gerathen braucht. Freilich muß England so gerecht sein und Rußland einen Hafen am Welt meere gönnen. Die russische Hafenstadt der Zukunft braucht, wie Petersburger Zeitungen ausgeführt haben, nicht in Indien zu liegen, sondern in Belutschistan, in der Bai von Sonnigani. Um diese Bai zu besitzen, hätte Rußland der persischen Grenze entlang nur einen schmalen Streifen von Afghanistan und Belutschistan zu erwerben und könnte diese Erwerbung, wenn Eng land, wenn auch mit einigen Vorbehalten, zustimmt, nahezu ohne Blutvergießen stattfinden, denn die Kha nate von Afghanistan und Belutschistan sind ohnmäch tige, noch halbbarbarische Vasallenstaaten, bald zu Rußland, bald zu England neigend. Bei einen! derartigen Plane,, die Gegnerschaft Ruß lands und Englands in Asien zu lösen, muß allerdings bedacht werden, daß die gegenwärtige Stellung Ruß lands bei Pendschdeh noch ungefähr 300 deutsche Meilen vom arabischen Meerbusen und der Bai von Sonnjani entfernt ist und Rußland schwerlich diesen Plan auf einmal durchzusetzcn im Stande sein dürste. Es wird sich wohl begnügen, wenn es jetzt an den westlichen Ausläufern desParopamisusgebirges ein oder zwei Etappen in südlicher Richtung gewinnen und später mehr erreichen kann, denn in jenen halbbar barischen Staaten müssen alle Vorwärtsbewegungen gut vorbereitet und gesichert werden. Ungefähr 50 Meilen steht Rußland auch noch von Herat entfernt und wäre Herat schon e-n sehr großer Fortschritt Rußlands nach dem arabischen Meere, vielleicht begnügt sich aber auch Rußland vorläufig mit Pendschdeh, einem streitigen, von Turkmenenstämmen bewohnten Khanate, woraus sie unter General Kanarow von den Russen wieder vertrieben worden sind. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 22. April. Montag, den 20. April, besuchte Herr vr. Wislicenus-Wiesbäden, Wan derlehrer der Gesellschaft für Volksbildung, den hie sigen Gemerbeverein, um nach Wunsch desselben „über die Lage des Handwerks" zu sprechen. Der hier durch zwei frühere Vorträge bereits wohlbekannte Redner erntete auch diesmal reichen Beifall für seine auf reicher Erfahrung und tiefgehender Kenntniß der gewerblichen Verhältnisse fußenden Ausführungen. Wir sind wegen beschränkten Raumes leider nicht in der Lage, auf das reichhaltige Material näher einzu gehen, müssen aber konstatiren, daß dasselbe wohl ge eignet war, ebensowohl übertriebene Befürchtungen des kleinen Gewewerbtreibenden zu beschwichtigen und zurückzuweisen, als demselben eine Fülle von Rath schlägen und anregenden Gedanken mit heim zu geben. Das Genossenschaftswesen, die maschinelle Thätigkeit, die Baarzahlung, das Jnnungswesen, insbesondere die Meisterprüfung fanden sowohl im Vortrage selbst, als in einem durch bezügliche Anfrage des Herrn Schneider meister Heinrich veranlaßten Nachtrage zu demselben eingehende Besprechung. Der Vorsitzende sprach des halb dem Vortragenden für die dem Gewerbestande gezeigte wohlwollende Gesinnung, für die demselben ertheilten praktischen Nathschläge und die entwickelten anregenden Gedanken den Dank des Vereins aus und 51. Jahrgang. lud zu zahlreicher Betheiligung an dem für den nächsten Tag geplanten Familienabend ein. Derselbe fand denn auch unter zahlreicher Betheiligung der Mitglieder und ihrer Angehörigen Dienstag Abend statt. Nach der Aufführung zweier Lustspiele durch vorzügliche Kräfte vereinte ein Tänzchen die Anwesenden noch einige Stunden. Eine dem verdienten Bibliothekar des Vereins, Herrn Steuereinnehmer Fretter, darge brachte wohlverdiente Ovation fand den einstimmigen Beifall des Vereins, der nunmehr in sein 27. Lebens jahr eintritt. — Zu der Stuten- und Fohlenschau am 16. April wurden dem kgl. Landstallmeister abermals 42 Stuten und 22 Fohlen vorgestellt. Wenn man bedenkt, daß jede im hiesigen Bezirk verwendete Stute dem Landstallamte überhaupt nur einmal vorgeführt zu werden braucht, so ist mit obiger Zahl unbedingt abermals ein Fortschritt in der immer weiteren Ver breitung unserer Pferdezucht zu konstatiren. Auch die vorgeführten Fohlen zeigten fast durchgängig, daß die Bemühungen des Landstallmeisters, auch die Fütterung und Pflege der Aufzucht mehr und mehr zu einer rationellen und gewinnbringenden zu machen, auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Der hiesigen Beschäl station sind Heuer bis jetzt bereits wieder gegen 100 Stuten zugeführt worden, was aufs Neue beweist, wie gerecht der Wunsch und zweckmäßig für die hiesige Gegend die Errichtung dieser Station gewesen ist. — Bei dem zum Besten des Lutherdenkmals von Herrn Musikdirektor Hoppe am 18. April veran stalteten Concert sind überhaupt 88 M. eingenommen worden, so daß nach Abzug unvermeidlicher Kosten 51 M. 89 Pf. zum Denkmalfond abgeliefert werden konnten. Nassau. Das siebenjährige Schulmädchen Anna Pauline Dittrich in Nassau, Tochter des dasigen Wirlhschaftsbesitzers Karl Heinrich Dittrich, ist am Abend des-17. d. M. in eine in der Nähe ihrer elterlichen Besitzung befindliche Jauchengrube gefallen und in derselben ertrunken. Dresden. Das sächsische Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat eine wichtige Ent scheidung bezüglich der Erwerbung der Staatsange hörigkeit für von auswärts gekommene Lehrer ge troffen. Dasselbe hat sich laut Reskript dahin ausge sprochen, daß durch die vom Ministerium bewirkte Be stätigung der Anstellung als ständiger Lehrer einer Volksschule auch die sächsische Staatsangehörigkeit er worben werde. — Der kgl. Hausmarschall, Graf Vitzthum von Eckstädt, hat sich nach Sybillenort in Schlesien be geben. um die Inventaraufnahme daselbst bewirken zu lassen. — Die zwölftägigen Hebungen des Beurlaubten standes der Fußartillerie finden auch in diesem Jahre auf dem Schießplätze bei Wahn, und zwar in der Zeit vom 21. April bis 2. Mai statt. Die hier zu beorderten Reservisten des Jahrgangs 1879 und Landwehrleute des Jahrgangs 1876 (in Summa 375 Mann) werden am 20. April in Leipzig gesammelt und fahren von dort Nachmittags 4 Uhr mittelst Extra zugs nach Wahn. Die Rückkehr von dort erfolgt in gleicher Weise derart, daß die Mannschaften am 3. Mat früh in Leipzig ivjeder eintreffen und von dort in ihre Heimath entlassen werden. Freiberg. Bei der am 17. April stattgehabten Wahl eines Stadtrathes an Stelle des Landtagsabge ordneten Rentiers Franz Müller waren 27 Stadtver ordnete gegenwärtig, zur absoluten Mehrheit demnach 14 Stimmen erforderlich. Im ersten Wahlgang ent schieden sich aber nur 12 Stimmen für Wiederwahl Müller's, während 11 Stimmen auf Kaufm. Fiedler und 4 auf Baumeister Kunze fielen. Im zweiten Wahlgang wurde Fiedler mit 14 Stimmen zum Stadt