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Mchmh-MiW Amtsblatt Anserat«, welche bei ber bedeutenden Auflage de« Blatte« ein« sehr wirl- same Verbreitung finden, werden mit 1V Psa. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeilr SO Pfg. Di« „Welßrritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. Sb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- italten, Postboten, sowie vi« Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthr ' zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactenr: Carl Jehne in Dippoldiswalde. dir 37. Donnerstag, dm 26. März 1885. 51. Jahrgang. ' , - ' i -'s— ' " ' . Abonnements Gmladung. Mit Nummer 39 schließt das 1. Quartal unseres Zeitungs-Abonnements und bitten wir unsere geehrten Leser, möglichst umgehend dasselbe zu erneuern, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern keine Verzögerung entsteht. Nach wie vor werden wir bestrebt sein, den Inhalt unseres Blattes so interessant und abwechslungsvoll als nur irgend möglich zu gestalten. Bei der immer steigenden Auflage des Blattes ist den Inseraten desselben ein großer weitausgedehnter Leserkreis gesichert. Dippoldiswalde. Aic Erptdiliou der „Wcißcrih-Zeitung." Das Nationalgrsühl und die Parteien. Wenn es auch nicht gerade alle Fraktionen zugeben wollen, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß die neuliche Klage des Fürsten Bismarck über das Partei unwesen und der darauf folgende mächtige Appell an das Nationalgefühl allgemein einen tiefen Eindruck gemacht haben. Wollte man aber an diese wirkungs volle Mahnung nun auch die Hoffnung kniipfen, daß nun Hand an eine baldige Gesundung des deutschen Parteiwesens gelegt werden würde, so irrt man sich leider sehr. Geredet und geschrieben sind über diese ernste Frage ganze Folianten; aber so recht zu Herzen gegangen ist sie den Parteien noch nicht. Der Beweis hierfür ist sehr einfach zu bringen, indem immer eine Partei die andere angeklagt, durch Uebertreibungen und andere Fehler den gegenwärtigen ungesunden Zustand im Reichstage herbeigeführt zu haben, wo eben oft wahre parlamentarische Kunststücke dazu nöthig sind, um die Mehrheit für eine sachliche Beurtheiluüg zu gewinnen. Taktische Manöver, politische Häkchen und Kniffe, oft sogar persönlicher Haß, entscheiden über das Urtheil der einzelnen Gesetzvorlagen häufig viel mehr, als ruhige, das Wohl der Gesammtheit oder ein großes nationales Ziel im Auge habende Erwägung. Wer an dieser Behauptung etwa noch zweifelt, der lese das seltsame Schicksal der Dampfer subventionsvorlage nach, bei welcher sich nach langem Hader z. B. die Deutschfreisinnigen von der strikten Opposition bis zur Unterstützung der wichtigsten Dampferlinien bekehrt haben. Unser inneres politisches Leben hat aber eine sehr seltsame Epoche durchzumachen. Mehrere einflußreiche Parteien wissen noch immer nicht, den neuen Ver hältnissen genügend Rechnung zu tragen; sie rechnen noch zu viel mit der Vergangenheit, durch welche die Ereignisse von 1866 und 1870—71 einen gewaltigen Strich gezogen haben, und insofern kann man wohl dem Reichskanzler Recht geben, wenn er von der kom menden Generation weniger Parteisucht und ein offe neres, größeres, gesunderes Urtheil für das Nationale erhofft, da die gegenwärtige Generation noch so sehr in dem Schutt und Trümmern, Kämpfen und Ringen der Vergangenheit steckt und davon beeinflußt wird. Es unterliegt nun keinem Zweifel, daß auch der heutige Reichstag eine Mehrheit national gesinnter Männer besitzt, aber nur der Zahl, nicht der politischen, ziel bewußten Organisation nach. Soll sich aber nun für die Mehrheit der national gesinnten Männer im Reichs tage auch eine politische Aktionsfähigkeit finden, die wenigstens in den großen nationalen Fragen zusam mensteht, dann dürfen eben die einzelnen Vereine sich nicht geberden wie der Pharisäer, der ausrief: „Herr Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie andere Menschen", sondern sie müssen an die Brust schlagen, wie der schuldbewußte Zöllner; denn alle Parteien des Reichstages haben sich Fehler und Uebertreibungen schuldig gemacht und die Einsicht in dieser Beziehung könnte allein eine gegenseitige Nachsicht und Annähe rung herbeiführen. Dies ist eine politische Wahrheit, deren Beachtung im deutschen Reichstage dringend zu wünschen ist. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Frühling hat sich garstig bei uns eingeführt: wir haben seit einigen Tagen wieder vollständige Winterwitterung und ausgezeichnete Schlittenbahn. Die letzten Nächte besonders waren kalt (7—8« 6.), bei öfters ziemlich heftigem Sturm. Im oberen Gebirge ist es natürlich nicht besser; aber auch in der Dresdner Gegend fiel der Schnee bis 10 em hoch und blieb auch liegen. — Herr Photograph Kögel hat, nachdem er fast alle interessanten Punkte der Eisenbahnlinie Hains berg-Kipsdorf in verschiedenen Größen photographisch ausgenommen und zum Verkauf gebracht hat, 11 An sichten derselben zu einem höchst geschmackvollen Brief bogentableau vereinigt und in großer Anzahl durch Lichtdruck vervielfältigen lassen. Besucher unserer Gegend, sowie de» hiesigen Bewohnern, die nach aus wärts korrespondiren, können sich derselben als eines hübschen Andenkens bedienen und kann die Verwen dung des Briefbogens nur empfohlen werden. Altenberg. Die Altenberger Knappschafts kasse schließt das Jahr 1884 mit einer Einnahme von 9161 M. 22 Pf., einer Ausgabe von 8005 M. 13 Pf. ab, so daß ein Kassenbestand von 1156 M. 9 Pf. am Jahresschlüsse verblieb. — Das Vermögen der Kasse, einschließlich der bei derselben mit verwal teten Stiftungen und des Schulkassenfonds, betrug am 31. Dezember 45,707 M. 52 Pf.; außerdem besitzt die Knappschafts-Pensionskasse 3««»««/«osr«o Kux bei Zwitterstocks tiefem Erbstollen und die kuappschaftliche Schulkasse 0,56 Kux bei demselben Berggebäude. Frauenstein. Die heimtückische Diphthe- rithis, welche bereits im Dezember vorigen Jahres in hiesiger Parochie auftrat und zwei Kinder aus Rei chenau und zwei aus hiesiger Stadt (die letzteren aus ein und derselben Familie, Maurer Braun) als Opfer forderte, ist bis jetzt noch nicht vollständig erloschen. Es sind vielmehr im Januar und Februar in Reichenau je ein und im März dieses Jahres ebendaselbst drei Kinder dieser gefürchteten Krankheit erlegeu. Hierbei wurde der Kramer und Wirthschaftsbesitzer Johann August Richter am schwersten heimgesucht, indem dem selben am 16. März in einem Zeiträume von 2V-, Stunden (?) zwei blühende Kinder durch die genannte Krankheit entrissen. Zwei an derselben Krankheit dar niederliegende Kinder desselben Vaters sind dem Ver nehmen nach außer Gefahr. Dresden. Angesichts °der bevorstehenden Oster- feiertage sei darauf aufmerksam gemacht, daß im Lokal- Verkehr der sächsischen Staatseisenbahnen die am Sonnabend vor Ostern und am 1. Feiertag gelösten Tagesbillets eine verlängerte Giltigkeitsdauer er halten, und zwar gelten diese Billets zur Rückfahrt bis Mittwoch den 8. April. — Vom Nathe ist s. Z. unter Zustimmung der Stadtverordneten beschlossen worden, das unterm 1. April 1846 mit Allerhöchster Genehmigung für die Stadt Dresden erlaffeneMiethregulativ aufzuheben. Dieser Beschluß hat mit Genehmigung Sr. Maj. des Königs die Bestätigung der königl. Ministerien der Justiz und des Innern erlangt. Zur Beurtheilung der rechtlichen Verhältnisse zwischen Miethern und Ver- miethern sind fortan lediglich die Bestimmungen des bürgerlichen Rechtes maßgebend. Freiberg. Die Grubenvorstände von Himmelfahrt Fundgrube und Himmelfürst Fundgrube berufen auf den 16. resp. 17. April ordentliche Generalversamm lungen ein, auf deren Tagesordnungen u. A. die Besprechung über die Verstaatlichung der Gru ben steht. Leipzig. Die im vorigen Sommer von den Herren Beck u. Klingenberg in Leipzig veranstaltete Extra- fahrt nach Nüdesheim zum Besuche des Niederwald- Denkmals wurde bekanntlich vom Publikum durch zahlreiche Theilnahme begünstigt, welche die Unter nehmer veranlaßt hat, möglichst zeitig die Genehmigung zu einer zweiten solchen Extrafahrt mit demselben Reiseziel im bevorstehenden Sommer einzuholen. Das Gesuch ist genehmigt worden, so daß alle Diejenigen, welche ihre diesjährigen Neisepläne entwerfen und nach dem Rhein ihre Schritte zu lenken gedenken, von dieser Mittheilung gewiß gern Kenntniß nehmen werden. Zschopau. Die hiesige Webschule hat es sich nicht nur zur Ausgabe gemacht, die Lehrlinge durch einen praktischen und theoretischen Unterricht zu tüch tigen Webern ausbilden zu helfen, sondern sie sucht auch strebsamen Gesellen und jungen Meistern helfend unter die Arme zu greifen. So wird dieselbe jetzt einen Kursus für Vorrichten und Zusammenstellen der Jacquardmaschine, sowie zum Anlernen der Plüsch weberei, für ältere Weber eröffnen. Unterrichtshonorar wird nicht erhoben. Da ja in der Handweberei in der Hauptsache nur noch die Arbeit auf dem Maschinen stuhl einen annähernd guten Lohn bringt, so ist das Vorgehen der Weberinnung, den Webern auch nach dieser Seite in ihrer gedrückten Lage zu helfen, voll anzuerkennen. Plauen. Bürgermeister Kuntze, der für Baum anpflanzungen unermüdliche Vorkämpfer, hat jetzt wieder eine Broschüre erscheinen lassen: „Zur Bis marckfeier! Pflanzet Bäume unk schaffet Baumgänge und Haine zum Bismarck-Jubiläum am 1. April 1885! Ein Wort an alle gute Deutsche." Oelsnih i. V. Eine interessante Jagd steht den Jägern des westlichen Voigtlandes bevor, da in den Waldungen und Fluren an der sächsisch-bayerischen Grenze (Bobenneukirchen und Umgegend) ein Wolf zu spüren ist. Die Bestie soll glaubwürdiger Mit theilung zufolge wiederholt gesehen worden sein, sich bei Annäherung von Menschen aber immer scheu zu rückgezogen haben. Tagesgerichte. Berlin. Im Reichstage stand am 23. März die Dampfervorlage zur Berathung. Der Elsässer Abg. Grad sprach für alle 3 geforderten Linien, der Abg. Bamberger betonte, daß Bismarck die ostasiatische Linie selbst als Abschlagszahlung angenommen habe; liefere dieselbe gute Resultate, so sei es Zeit, an neue Subventionen zu denken. Nach längerer Debatte wurde sodann der Antrag des Abg. Richter, die austra lische Linie auf das Festland Australien zu beschränken, mit 163 gegen 155 Stimmen, und der Antrag, die australische Linie zu streichen, mit 166 gegen 152 Stimmen abgelehnt. Z 1 wurde chi der Fassung der zweiten Lesung angenommen. Mit Ausnahme des Punktes 5 der Anlagen, der die Unternehmer ver pflichtet, die Linie Brindisi-Alexandrien bis Triest aus zudehnen, falls die bewilligte Summe reicht, wurden die übrigen Paragraphen und dann das ganze Gesetz definitiv angenommen. — Der Reichstag hat sich bis 15. April vertagt. — Das Komitee für die Bismarck-Ehrengabe beschloß, die eine Hälfte der eingegangenen Gelder