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DK „Welßeritz. Zeitung" «Meint wöchentlich drei mal: DicnStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. Lb Pfg., zweimonatlich Sä Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Postau- Salten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Wchnitz -ZkitW. Amtsblatt Inserat«, «elche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und compkcirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umisgerichie und die Siadträlhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 18. Unsere Marine. Die Kämpfe an der Kamerunküste, wo ein Theil unserer Matrosen und Marine-Infanteristen die Feuer taufe erhielten und sich ihrer Aufgabe vollkommen ge wachsen zeigten, müssen nothwendiger Weise die öffent liche Aufmerksamkeit in erhöhtem Maße unserer Kriegs marine zulenken. Dieses Institut, welches vor fünf zehn Jahren noch gar nicht richtig bestand und inzwischen sich zur Seemacht dritten Ranges, also nach der englischen und französischen leistungsfähigsten Marine, emporge arbeitet hat, unterlag im In- und Auslande manchen Anfechtungen. Man glaubte rügen zu müssen, daß die preußische „Strammheit" für den Seedienst nicht paffe und daß die deutsche Marine einer Art Schablone verfalle und deshalb, zumal in Hinblick auf den Mangel an praktischen Seeleuten, nicht hervorragend leistungs fähig sein werde. Einige Unfälle, welche die deutsche Marine auf den tückischen Meereswellen hatte, schienen flicht diese Ansicht zu bestätigen, doch glücklicher Weise war sie ein Jrrthum. Dank der Gründlichkeit und dem hohen Pflichtgefühle, mit welchem in der deut schen Marine gearbeilet. Dank auch dem hohen organi satorischen Geiste eines Stosch, der ein Jahrzehnt hin durch der Schöpfer unserer Marine war, hat sie sich in aller Stille und mit unermüdlichen! Fleiße doch auf eine respektable Höhe heraufgearbeitet, und was unsere aus der Blüthe der deutschen Jugend' ge wonnene Marinemannschast anbetrifft, so kann sich dieselbe nach Ansicht aller Sachkenner getrost mit den Matrosen aller Nationen vergleichen und an gründ licher Ausbildung dürften unsere Seeleute diejenigen anderer Länder ganz entschieden überlegen sein, so wohl was die Offiziere als Mannschaften anbetrifft. — Es würde nun allerdings als nicht stichhaltig hinge stellt werden können, wenn nur deutsche Beobachter der deutschen Flotte Lobpreisungen spendeten; wir führen deshalb auch ein ausländisches Urtheil an, das jenige des Spezialberichterstatters des „New - Dork Herald," der bei verschiedenen Anlässen die deutsche Marine studirt hat. Derselbe schreibt unter Anderem: 1870 hatte Deutschland keine erwähnenswerthe Flotte. Heute ist es die dritte Seemacht und baut Schiffe nach den neuesten Systemen in einem Tempo, daß, wenn es so fortgeht, Deutschland in wenigen Jahren im Stande sein wird, sich zu Wasser mit Frankreich oder England zu messen. In fachmännischen Kreisen wird bereits die Ueberlegenheit der deutschen Torpedos über die englischen und französischen anerkannt; ebenso allgemein bricht sich die Ueberzeugung Bahn, daß die größten Panzer wehrlos gegen einen geschickt gehand habten Torpedo sind. Erwägt man außerdem, daß Mei deutsche Torpedos auf einen englischen kommen, so muß man gestehen, daß der Stolz Deutsch lands auf seine Flotte kein leerer Wahn ist. Deutsch land hat keine eisengepanzerten Ungethüme, wie die „Devastation" oder „Dreadnought," das einzige deutsche Panzerschiff, das sich damit vergleichen ließe, ist der „König Wilhelm" von 9757 Tonnen. Der Rest der deutschen Schiffe hat ungefähr 8000 Tonnen. Aber so, wie sie sind, sind die deutschen Schiffe brauchbar. Jeder Engländer, wenn er von den deutschen An strengungen, die Marine betreffend, spricht, behauptet: „Bah, die Deutschen haben, wie Jedermann weiß, keine Seeleute." Das ist ein ebenso großer Unsinn, wie der, daß ein Engländer es mit fünf Franzosen auf- .nimmt; Thatsache ist, daß an der Nord- und Ostsee küste ein so vorzüglicher Schlag von Seeleuten vor handen ist, wie ihn sich nur irgend eine Flotte wün schen kann. Deutschland hat überdies einen unberechen baren Vortheil vor England voraus: es ninimt seine Seeleute, wie für das Heer, aus der Blüthe seiner Jugend, während England die Leute in verrufenen Gaffen oder auf den Werften der Seestädte anwirbt. Auf den deutschen Kriegsschiffen, die in der Ostsee kreuzten, habe ich ein Korps von Seeleuten gesehen. Dienstag, den 10. Februar 1885. so vorzüglich in der Ausbildung, Körperbeschaffenheit und Haltung, wie kaum je zuvor. Ich sah die deutsche Flotte in der Ostsee vergangenen Sommer manöveriren und kann wohl, ohne die englische Flotte herabsetzen zu wollen, sagen: seit infolge der Torpedos, Nammen, Drehthürme und Hinterlader der modernen Panzer schiffe die Wissenschaft eine große Nolle zu spielen an gefangen hat, giebt es keine Flotte auf der Welt, deren Offiziere denen der deutschen Marine überlegen wären " Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der am 4. Februar von Hains berg ab verkehrende Extrazug war überhaupt von 119 Passagieren besetzt und zwar benutzten denselben von Hainsberg ab nach Rabenau 10, Spechtritz I, Seifersdorf l, Dippoldiswalde 76 und Schmiedeberg 5, von Seifersdorf nach Malter 6 und Dippoldiswalde 14 und von Dippoldiswalde nach Obercarsdorf 3 und Kipsdorf 3 Personen. Post. Nach neuerer Bestimmung kann bei Postanstalten, wo wegen des Postenganges eineNoth- wendigkeit vorliegt, an Sonn- und Feiertagen während der Telegraphen-Dienststunde Mittags 12—1 Uhr die Ausgabe von Postsendungen zu bewirken, diese Ein richtung bis auf Weiteres beibehalten werden. Die selbe hat sich jedoch aus die Ausgabe gewöhnlicher Brief sendungen und der Zeitungen zu beschränken; auf die Ausgabe von Postsendungen irgend welcher Art und den Verkauf von Postwerthzeichen darf sie nicht aus gedehnt werden. Possendorf. Der im Jahre 1875 von dem da maligen Gutspachter, Oekonomieinspektor Herrn Schulz gegründete, nach dessen Wegzug von den Herren P. Nadler-Poffendorf und jetzt Rittergutsbesitzer Fiedler-Wilmsdorf geleitete landwirthschaftlichse Verein feierte am 4. d. M. im Saale deS hiesigen Gasthofes sein 10 jähriges Stiftungsfest. Mit einem kurzen Concert eingeleitet, begann in der achten Abend stunde, nach freundlicher Begrüßung Seiten des Vor sitzenden, die von ca. 90 Theilnehmern frequentirte Festtafel, welche durch ein Tafellied „Sonst und Jetzt" und besonders durch zahlreiche Toaste belebt wurde, von welchen hervorzuheben sind: Schulz — Landes herr; Apotheker Heim — Staatsregierung; Zachmann — Reichskanzler; ?. Planitz - Pieschen — Verein; Hauptmann Friedrich-Theisewitz — die Damen, und 0. Helm-Poffendorf — humoristische Auslegung mehrerer Mitgliedernamen. Der hierauf folgende animirte Ball mit Kotillon hielt die Anwesenden bis gegen Morgen in fröhlicher Stimmung vereinigt und die verlebten genußreichen Stunden werden hoffentlich noch lange in.der Erinnerung der Theilnehmer fortleben. Dresden. Nachdem der für die am 5. Februar 1884 verstorbene Prinzessin Georg bestimmte Sarko phag sertiggestellt worden, hat am 6. Febr. in Gegen wart des königl. Oberhofmarschalls und des Pfarrers der katholischen Hofkirche die Einsetzung des die Leiche umschließenden Sarges in diesem Sarkophag stattge funden. — Der Geschäftsführer des Ausschusses der deut schen Turnerschaft, Herr I)r. meä. Götz Lindenau, erläßt in der „Deulschen Turnerzeitung" folgende Be kanntmachung: „Den mehrfach ausgesprochenen Wün schen und Anträgen gegenüber, die für eine Ver legung der Zeit des sechsten deutschen Turnfestes in Dresden geltend gemacht worden sind, ist endgültig zu bemerken, daß die Verhältnisse die Abbdaltung des Festes zu einer andern Zeit als in den Tagen vom 19. Juli an unmöglich machen." — Die in den ehemaligen Kasernengebäuden der Wiesenthorstraße gegenwärtig wieder arrangirte Aus stellung des Dresdner Geflügelzüchtervereins hat eine allgemein reiche Beschickung erfahren. Es sind vertreten in der Hühner-Abtheilung 223 Stämme 51. Jahrgang. mit 606 Stück Hühnern, während die Tauben-Ab theilung 30 Haupt-Raffen mit 515 Paaren, und die allgemeine Ausstellung 90 inländische und Harzer Kanarienhähne, sowie Papageien und überseeische Vögel enthält. Daneben befinden sich noch Nistkästen, Touben- schlagmodelle, Brutapparate und Vogelzuchtutensilien nebst Samenprüfern, Vogelpfeifen rc. rc., so daß dem Besucher in jeder Beziehung ein interessantes Gesammt- bild geboten wird. Freiberg. Die hiesige Königl. Staatsanwaltschaft macht bekannt, daß in den Abendstunden des 25. und 31. Januar, sowie des 1. Februar, in der Nähe von Freiberg mehreren ledigen Frauenspersonen von einem bis jetzt noch Unbekannten Gewalt angethan worden ist. Der erste Anfall erfolgte am 25. v. Mts. Abends '/» 6 Uhr auf dem Wege von Herdersruhe nach Stadt Meißen, der zweite am 31. v. M. zu derselben Zeit auf dem Feldwege, der von der Krankenhausstraße nach der Grube Reichenzeche und Tuttendorf führt, der dritte Fall am 1. Februar Abends 7 Uhr auf der hiesigen Himmelfahrtsgafle nahe dem Ausgange der Friedhofsmauer und ein vierter Fall etwa eine Stunde später auf dem Fußwege, welcher von der Dresdner Straße ab in der Nähe der Hammermühle über den Berg führt. Zur Ermittelung des Thäters, dessen Persönlichkeit in der Bekanntmachung ziemlich genau geschildert wird, fordert die Königl. Staats anwaltschaft auf, alle geeigneten Wahrnehmungen un verzüglich entweder ihr selbst oder der nächsten Polizei behörde anzuzeigen. Chemnitz. Für den Samariterdienst sind bisher eine Anzahl von Feuerwehrleuten im hiesigen städtischen Krankenhause ausgebildet worden; ferner ist in Siegmar ein Cursus für acht Feuerwehren, in Altendorf ein solcher für neun Feuerwehren, und in Burgstädt für zehn Feuerwehren abgehalten worden, während weitere Curse in anderen Distrikten in Aus sicht stehen. Frankenberg. Durch wunderbare Fügung ist in diesen Tagen von einer Familie in Auerswalde großes Leid abgewandt worden. Während die Ehefrau des Werksührers Petzl das jüngste Kind wartet, klettert das dreijährige Söhnchen auf das Fensterbret der im dritten Stock befindlichen Wohnstube. Ein Fenster flügel ist geöffnet, das äußere sog. Doppelfenster aber scheinbar geschloffen. An dem letzteren summt eine Schmeißfliege, die des Kindes Aufmerksamkeit wohl schon vorher erweckt und dessen Hinaufsteigen veran laßt hat. Im Begriff, die Fliege zu Haschen, drücken die kleinen Hände schwer gegen das Doppelfenster. Dieses, nicht zugewirbelt, fliegt auf — ihm nach das Kind. Es liegt nach dem grausigen Sturze mit aus gebreiteten Armen auf dem Gesicht, muthmaßlich eine Leiche. Doch blieb den entsetzten Eltern der Schmerz, ein geliebtes Kind auf diese Weise zu verlieren, erspart, denn dasselbe war, abgesehen von einer leichten Ver letzung am Kopfe, unversehrt geblieben. Es läuft wieder munter herum. Zwickau. Nach dem von den städtischen Kollegien bewilligten Zuschuß von 1500 M. zu dem Defizit des 10. sächsischen Feuermehrtages und dem von Herrn Branddirektor Becher freiwillig gewährten Nachlaß von über 700 M. verblieb von dessen Rechnung noch ein ungedeckter Betrag von 500 M. Erfreulicherweise haben nun oier Herren des Centralkomitös nicht nur diese 500 M., sondern zusammen 600 M. durch frei willige Beiträge unter sich aufgebracht und die über schüssigen 100 M. an die Stadtkaffe zurückgezahlt, so daß sich der städtische Zuschuß zu jenem Defizit auf 1400 M. reduzirt hat. Leipzig. In dem benachbarten Sellerhausen stürzte in der Nacht zum 5. Februar ein 4 stückiges Haus bis in die Grundmauern zusammen. Der Neu bau wurde im Spätherbste begonnen und war derselbe soweit beendet, daß das Hans zu Ostern bezogen wer den sollte.