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UHmtz-MilW Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Cätl Ikhnc in Dippoldiswalde. 51. Jahrgang. Nr. 14. Sonnabend, den 31. Januar 1885. DK „«ek-erlh Zeitung" «-scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Posta». Kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für die Königliche AmtshaupLmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des - Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, - werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder verq» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die parlamentarische Be- drängniß, welche sich aus dem Zusammentagen des Reichstages mit dem preußischen Abgeordnetenhaus« ergiebt, wird dort wie hier gleich lebhaft empfunden und beide Parlamente arbeiten eifrigst, um wenigstens mit den Etatsberathungen in möglichst kurzer Zeit zu Ende zu kommen. Jedenfalls wird indessen das Ab geordnetenhaus mit der Diskussion über den Etat noch eine geraume Weile zubringen, und was den Reichstag anbelangt, so ist nicht mehr daran zu denken, daß derselbe, wie ursprünglich in Aussicht genommen war, sich etwa gegen den 10. Februar vertagen könnte. Es sind gerade im Reichstage so viele Erörterungen gepflogen worden, wodurch sich die Erledigung der dringendsten Arbeiten, wie zumal der Etatsberathung, in hohem Grade verzögert hat. Einen verhältniß- mäßig glatten Verlauf hat die Spezialberathung des Etats der Zölle und Verbrauchs-Steuern genommen, wenigstens sprang hierbei die Diskussion nicht auf weit abgelegene Gebiete über, wenngleich sich an ein zelne Positionen, wie die Tabaksteuer, Rübenzucker steuer und Branntweinsteuer, eingehende Debatten knüpften. Bei letztgenannter Position, welcher die Sitzung vom Dienstag zum größten Theile gewidmet war, lagen zivei Anträge vor, von denen der eine, von nationalliberaler Seite ausgehende und vom Abg. Buhl vertretene, sich auf Erhöhung der Branntwein steuer bezog, während der andere, welcher von den Freikonservativen eingebracht und vom Abg. Uhden vertreten war, vorschlug, die Frist für die Entrichtung der Branntweinsteuer von sechs auf neun Monate zu verlängern. Bei den Verhandlungen über die ge nannten Anträge kamen naturgemäß eine Reihe spe zieller, die Spiritusindustrie betreffender Fragen zur Erörterung, für welche in weiteren Kreisen schwerlich ein tieferes Interesse vorhanden sein dürfte. Eine Frage von allgemeinerem Interesse war die, ob durch eine Erhöhung der Branntweinsteuer dem sich leider immer mehrenden Branntweinkonsum in Deutschland wirksam entgegengetreten würde, in welchem Sinne sich die Abgg. Buhl (nat.-lib.) Fürst Hatzseldt (sreikons.) und von Schalscha (Centrum) äußerten, während die Abgg. Heine (soz.-dem.) unv Dirichlet (sreis.) der Mei nung waren, daß nur durch die Beschaffung billigeren Bieres der Branntweinkonsum allmählig bekämpft werden könne. Schließlich wurde der Antrag Uhden in die Budgetkommission verwiesen, während über den Antrag Buhl erst in dritter Lesung Beschluß gefaßt werden soll. Der Titel „Branntweinsteuer" wurde unverändert genehmigt und der Rest des Etats der Zölle und Verbrauchssteuern debattelos erledigt. In der Mittwochssitzung ist es zu lebhaften Debatten ge kommen, da für dieselbe der Antrag Junggreen, betr. die Gerichtssprache in den ehemalig dänischen Land'es- theilen, der Antrag Windthorst, betr. die Aufhebung des Expatriirungsgesetzes und der Antrag Kablö wegen Abänderung der Verfassung für die Neichslande auf der Tagesordnung standen. — In Berlin ist am Diens tag der sehr zahlreich besuchte 13. deutsche Handelstag vom Geheimen Kommerzienrath Delbrück eröffnet wor den. Aus den Berathungen sei hervorgehoben, daß die vom ständigen Ausschüsse des Handelstages vor geschlagene Resolution, welche den von der Reichs - regierung gemachten Anfang einer praktischen Kolonial politik im Interesse der deutschen Industrie und des deutschen Handels freudig begrüßt, einstimmig und unter lebhaftem Beifall der Versammlung angenommen wurde. Der Vorsitzende wies auf die große Bedeutung dieses Beschlusses hin, welcher beweise, daß sich die Versammlung bei dieser Frage von allen, die Ein zelnen trennenden Differenzen frei gemacht habe und daß auch Diejenigen, welche mit den wirthschaftlichen Maßnahmen des Reichskanzlers nicht einverstanden seien, nntgestimmt und so ihren Dank für diese große Thät des Reichskanzlers ausgedrückt hätten. — Die Ber liner Kongo-Konferenz hat in den letzten Wochen nur dürftige Lebenszeichen von sich gegeben, und so läßt sich auch über den Schluß der Konferenz zur Zeit nichts Näheres angeben. Mittlerweile hat aber die praktische Lösung der Kongo-Frage außerhalb des Rahmens der Berliner Konferenz entschieden Fort schritte gemacht, indem in den Verhandlungen Frank reichs mit der afrikanischen Gesellschaft wegen Ab grenzung der beiderseitigen Gebiete am Kongo ein fast vollständiges Einvernehmen auf den bekannten Grund lagen erzielt worden ist. Dagegen wird von Paris aus die von der „Times" gebrachte Nachricht, daß auch zwischen Frankreich und Portugal ein Ueberein- kommen bezüglich des Kongo getroffen worden sei, als unbegründet bezeichnet. Frankreich. In Frankreich hat das parlamen tarische Leben nach zweiwöchentlicher Unterbrechung am Dienstag seine Fortsetzung gefunden und zwar zunächst mit der Wiedereröffnung der Deputirtenkammer. Dieselbe ist unter dem Eindrücke des glänzenden Er folges, den die Ersatzwahlen zum Senate der Regie rung und der ministeriellen Partei gebracht haben, vor sich gegangen und Präsident Brisson versäumte denn auch nicht, die Kammer — natürlich nur die republikanische Majorität — zu dieser» Resultate zu beglückwünschen. Die Schlappe, welche Admiral Cour- bet jüngst auf Formosa erlitten, scheint die regierungs freundliche Stimmung der Kammer nicht verändert zu haben; zwar versuchte von bonapartistischer Seite der Deputirte Laudey d'Asson, diese Affaire gegen das Kabinet Ferry auszubeuten, indem er Anfrage hierüber und über die Operationen der französischen Truppen in Tonkin stellte. Ferry erklärte jedoch, daß in Tonkin kein militärischer Mißerfolg zu verzeichnen sei, und ersuche er die Kammer, die Verhandlung über die genannte Anfrage auf einen Monat zu verschieben, welchem Antrag die Kammer auch zustimmte. Hoffent lich wird Herr Ferry zu diesem Zeitpunkt mit der Nachricht von größeren Erfolgender französischen Waffen auf Formosa und in Tonkin vor das Parlament treten können, da der offiziöse „Temps" schreibt, daß General Briere de l'Jsle und Admiral Courbet nach Eintreffen der letzteü Verstärkungen über zusammen 40000 Mann inkl. der anamilischen Ticalleurs, ver fügen würden. — Ein Telegramm der „Times" aus Hongkong meldet, daß dem französischen Panzerschiffe „Triomphante," welches in Honkong eingelaufen war, um jede Verletzung der Neutralität zu verhindern, die Erlaubniß hierzu auf Befehl der englischen Regierung von den Behörden verweigert worden sei. Es stellt dies mindestens einen scharfen Depeschenwechsel zwischen Paris und London in Aussicht. Italien. Die italienische Regierung hat sich end lich über ihre Kolonialpolitik in eingehendster Weise vernehmen lassen. Es geschah dies in der Dienstags- Sitzung der italienischen Deputirtenkammer, in welcher zunächst der Minister des Auswärtigen, Mancini, dar auf hinwies, daß angesichts der modernen Entwickelung und kolonialen Ausdehnung aller Mächte die früheren gegen die Kolonialpolitik gerichteten Theorien hinfällig geworden seien, und daß Italien in dem Kampfe der Civilisation gegen die Barbarei nicht unthätig bleiben könne. Die Regierung wolle eins koloniale Politik in bescheidenen Grenzen unter Anerkennung der Rechte anderer Nationen treiben und würden die zu machenden Versuche durchaus im Verhältniß zu den Kräften Italiens stehen. Nachdem der Minister dargelegt, wie schon seit langer Zeit der Weg nach sein Rothen Meere als wichtig für das Gedeihen Italiens aner kannt morden wäre, wandte er sich zu dem Verhältnisse Italiens zu England und führte aus, wie das gegen wärtige italienische Kabinet eine sich auf gemeinsame Interessen beider Staaten stützende Freundschaft Italiens zu England herzustellen gewußt habe, ohne doch der' Allianz mit den Großmächten zu entsagen. Italien werde am Rothen Meere den Schlüssel zum wirksamen Schutz des Gleichgewichts am Mittelmsere finden; sollte irgend eine Macht dieses Gleichgewicht zu stören suchen, so würde sich Italien entschieden dagegen zur Wehr setzen. Schließlich wandte sich der Minister an die Kammer behufs warmer Unterstützung der kolonia len Politik der Negierung, erklärte aber gleichzeitig, daß sich dieselbe auch einem entgegenstehenden Kammer votum zu fügen wissen würde. Der Kriegsminister Ricotti führte aus, daß unter Umständen noch ein Bataillon nach Affab geschickt werden würde und wies auf den in der Armee wie im ganzen Laude herr schenden Enthusiasmus hin, welcher beweise, daß in der italienischen Nation die Begeisterung für große Unternehmungen noch nicht erloschen sei. England. Jenseits des Kanals steht man noch vollständig unter dem Eindrücke der jüngsten Attentate der Dynamitverschwörung in London. Die Entrüstung über diese erneuten Frevelthaten der Dynamitarden ist in ganz England ungeheuer und wird möglicher weise die englische Negierung veranlassen, höchst ernste und außerordentliche Schritte gegen das verbrecherische Treiben der Fenier zu thun. Jedenfalls könnte sie hierbei auf die entschiedene Unterstützung der Unions regierung rechnen, da dieselbe ja zur Zeit mit Gesetzen gegen den Mißbrauch von Sprengstoffen vorgeht und da außerdem der amerikanische Senat seine Entrüstung— über die Londoner Attentate ausgesprochen hat. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. In der letzten Ausschußsitzung des Militär-Beztrksvereins, welche Bezirksvor stand Herr Frohberg in Schmiedeberg abhielt, trug derselbe zunächst den Jahresbericht vor, aus welchem hervorging, daß im Lause des Jahres 2 Bezirks- und 4 Wanderversammlungen abgehalten, 3 Unterstützungs gesuche eingereicht (davon 2 berücksichtigt), 114 Briefe expedirt und 475 BundeS-Kalender im hiesigen Bezirke verkauft worden sind. Darauf folgte der Rechnungs bericht und die Besprechung und Vorberathung ver schiedener Anträge, die der am 1. März in Dippol diswalde tagenden Bezirksversammlung vorgelegt wer den sollen. Zum Schluß wurde das vorliegende Probe- Exemplar der neuen Bundes-Statuten einer gründ lichen Berathung unterworfen. Anwesend waren außer dem Bezirksvorstände Frohberg die Ausßchußmitglieder Bretschneider - Hausdorf, Schröter - Dippoldiswalde Kempe-Altenberg, die Vorstände der Militärvereine zu Reinhardtsgrimma, Reinholdshain und Schmiedeberg, sowie einige Mitglieder des letzteren Vereins. — Nächsten Sonntag wird im Schießhaus, wie vor etwa einem Jahre, Kantor John aus Dresden ein Concert arrangiren, in welchem auch der Zither virtuos Leopold Gruber aus Wien auftreten wird, von dem es in der Kritik der „Weiß.-Ztg." seiner Zeit hieß, daß es ein Hochgenuß sei, ihn anzuhören. Auch durch das Mitwirken des Concertsänger Wried wird das fein gewählte Programm weiter vervoll ständigt. Vor Kurzem concertirten die Herren vor sehr zahlreichem Publikum in „den 3 Raben" mit größtem Erfolge. Besonders die auch hier noch nicht gehörte Harfen-Elegiezither entzückte die Anwesenden. Der Saal wird, wie man uns versichert, wie immer gut geheizt sein. — Nächsten Mittwoch, den 4. Februar, verkehrt zum Anschluß an den I I Uhr 10 Mm. Nachts von Dresden abgehenden Zug auf unserer Linie ein Extra zug, der auf allen Stationen Passagiere absetzt. Kreischa, 27. Januar. Heute Abend versammelten sich im hiesigen Parkhotel eine größere Anzahl Land- wirthe hiesiger Gegend zur Gründung eines land- wirthschaftlichen Vereins „Kreischa". Der dazu eingeladene Herr Kreissekretär Münzner aus Freiberg hielt einen sehr eingehenden Vortrag über den Zweck landwirthschaftlicher Vereine, deren Stellung zum Kreis-