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Mchmh-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde» 51. Jahrgang. Dienstag, den 6. Januar 1885 Nr. 3. Pf. nehmbaren Vorschläge und es läßt sich vorläufig nicht absehen, welche Wendung die kirchenpolitische Frage endlich nehmen wird. Deutschlands auswärtige Politik im Jahre 1884. Das Jahr 1884 ist für Deutschland namentlich auf dem Gebiete der auswärtigen Politik von Wichtig keit gewesen und hier treten wiederum zwei Ereignisse besonders hervor: die Dreikaiserbegegnung von Skier- niewice und die Kongo-Konferenz in Berlin. Beides sind Triumphe der Bismarck'scheii Staatskunst und werdest als solche auch von ganz Europa rückhaltlos anerkannt. Die Zusammenkunft der drei Kaiser in dem genannten polnischen Landstädtchen ist menschlicher Voraussicht nach für eine lange Reihe von Jahren -hinaus maßgebend für die Fortdauer des europäischen Konzerts und ein Gleiches läßt sich auch von der Kongo-Konferenz behaupten, wenngleich auf derselben andere Fragen zur Sprache gekommen sind, als bei der Monarchen-Entrevue von Skierniewice. Es erscheint zweifelhaft, welcher Erfolg der deutschen Politik höher anzuschlagen ist, der in Berlin oder Skierniewice. Die Dreikaiserbegegnung war hauptsächlich das Schlußglied einer Kette von Ereignissen, welche durch die Politik des Fürsten Bismarck ins Leben gerufen waren. Die wiederholten Begegnungen mit dem Minister v. Giers, der Botschafterwechsel in Berlin und Paris, die Reise des Großfürsten Michael nach Berlin zur Beglück wünschung des Kaisers wegen seiner 70 jährigen Jn- haberschaft des Kalugaregiments, bereiteten iu wirk samer Weise auf die Zusammenkunft in Skierniewice vor, welche am 15. September siattfand. Dieses Er- eigniß reicht somit in seinem einleitenden Stadium noch in das Jahr 1883 zurück und zog nur die Summe Dessen, was bereits vorher im Wunsche der drei Sou veräne und ihrer Negierungen feststand. — Dagegen war die afrikanische Konferenz das Ergebniß eines augenblicklichen Entschlusses, welcher durch ein unvor hergesehenes Ereigniß zur Reife kam. Der Einspruch Frankreichs gegen den Vertrag, welchen England mit Portugal über die Zollerhebung des letzteren an den Mündungen des Kongo abschließen wollte, war der Anlaß zur Verständigung Deutschlands und Frank reichs über Einberufung der Berliner Konferenz, und die zielbewußte Politik des Fürsten Bismarck steckte das Ziel der Konferenz so geschickt, daß England und Portugal den ihnen gemachten Vorschlägen die Zu stimmung nicht versagen konnten. Zwar ist die Kon ferenz mit ihren Arbeiten im alten Jahre noch nicht fertig geworden, allein es steht mit Bestimmtheit zu erwarten, daß sie dieselben im neuen Jahre in be friedigender Weise zu Ende fuhren wird. — Bedeu tungsvoll wurde das verflossene Jahr für Deutsch land auch dadurch, daß im Laufe desselben die deutsche Kolonialpolitik zur vollen Bestätigung gelangte. Angra Pequena bildete den Anfang der Kette von Gebiets erwerbungen Deutschlands in fernen Zonen, welche anscheinend ihren Abschluß noch nicht gefunden, und bereits die Inselwelt der Südsee mit in ihren Kreis «inbezogen haben. Mit jubelnder Genugthuung wur den diese zielbewußten und vielversprechenden Anfänge einer Kolonialpolitik von der großen Mehrheit der Nation ausgenommen und die Sympathien derselben werden unserem leitenden Staatsmanns auch ferner auf diesem Wege folgen, trotz der abweisenden Hal tung, welche die Kolonisations-Pläne des Reichskanzlers bei einem Theile der Volksvertretung finden. Schließ lich hat sich auch der Einfluß Deutschlands noch in anderen Fragen der auswärtigen Politik bemerklich gemacht, so namentlich in den egyptischen Angelegen heiten und speziell auf der Londoner Konferenz, wo Deutschland in so entschiedener Weise den englischen Ansprüchen entgegentrat, und wenn die Konferenz scheiterte, so bedeutete dies eben lediglich einen Miß erfolg der englischen Regierung. Weniger bewährt hat sich dagegen die Staatskunst des Fürsten Bismarck dem Vatikan gegenüber; derselbe verharrt aus dem Standpunkte starrer Ablehnung aller auch noch so an- Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. Januar. Der Extpazug, der in vergangener Nacht auf unserer Bahn verkehrte und der von einer neuen stärkeren Maschine geführt wurde, mar, wie wir hören sehr gut besetzt. — Die Passagiere sahen beim Vorbeifahcen in Potschappel ein großes Gebäude, wahrscheinlich in Neucoschütz in Hellen Flammen stehen. — Geschäfts-Bericht des Vorschubvereins für Dippoldiswalde und Umgegend auf Monat De zember 1884: Anserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1(1 Pfg. die Spaltenzeile oder Heren Siauin berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spalten,eil« SO Pf,. von 4 auf 3« (im Jahre 1881) gestiegen; in 1884 fanden 20 einzelne Auslosungen statt. Die Anzahl der von der Staatsschuldenkasse eingelösten, von der Buchhalterei nachgeprüften, gebuchten und gelöschten Werthpapiere bezifferte sich im Jahre 1835 auf 764 Kapitalscheine und 62,191 Zinsscheine, dagegen im Jahre 1881 auf 11,087 Kapitalscheine und 1,868,294 Zinsscheine, von 1835 bis 1881 zusammen auf 181,305 Kapitalscheine und 29,524,178 Zinsscheine. Die Ausgabe von Zinsbogen ist in den Jahren 1835 bis mit 1884 nicht weniger als 72 Mal nothwendig geworden uud es hat in dieser Zeit die Staatsschulden buchhalterei überhaupt 3,113,172 Stück Zinsbogen verabfolgt. Das Jahr 1878 weist die meisten Zins bogenausgaben auf, nämlich 5 mit 202,726 Stück Zinsbogen. Zu den überhaupt ausgegebenen Zins bogen gehörten im Ganzen 40,503,874 Stück Zins scheine. In Bezug auf die eigentlichen Kassengeschäfte zeigt sich im Jahre 1837 der schwächste Verkehr; es steht nämlich in diesem Jahre einer Einnahme von 1,424,261 M. eine Ausgabe von 1,287,157 M. gegen über. Mit dem Wachsthum der Schuld hat natürlich auch der Geldverkehr an Umfang gewonnen und so finden wir, daß die Staatsschuldenkaffe im Jahre 1881 zur Tilgung und zur Verzinsung der Staatsschulden 35,457,498 Mark an Einnahmen zu verrechnen und 32,270,738 M. an Ausgaben zu leisten hatte. Der niedrigste Baarbestand findet sich am Schluffe deS Jahres 1839 mit 9989 M., der höchste am Schluffe des Jahres 1876 mit 6,209,933 M. vor. Der Ver waltungsaufwand war am geringsten im Jahre 1849 (20,741 M.), am höchsten im Jahre 1878 (177,287 M.). Diese letztere Erscheinung erklärt und recht fertigt sich aus dem in den Jahren 1876 und 1877 erfolgten Hinzutreten der 3°/o Nentenschuld ven 1876 und der Uebernahme der Leipzig-Dresdner Eisenbahn schulden auf den Staat, sowie aus der damit ver bunden gewesenen Personalvermehrung. Der Ge- sammtaufwand in den Jahren 1835 bis mit 1883 be trägt 2,640,768 M. — Das Innere des königl. Residenzschlosses zu Dresden hat während der letzten Jahre ganz außer ordentliche Verschönerungen erhalten. Die neueste bezügliche Bereicherung bietet sich in der überaus prächtigen Neuausstattung des großen Bankettsaales, welcher u. A. eine herrliche Kaffettendecke aus Eichen holz erhalten hat, die einen gediegenen Geschmack be kundet und nach den Anordnungen des königl. Haus marschalls Wirkt. Geh. Raths Grafen Vitzthum von Eckstädt, sowie nach den Entwürfen des königl. Hof bauamts durch die königl. Hoftischlerei von Udluft und Hartmann zu Dresden fertiggestellt wurde. Die Neu herstellung dieser Decke dürfte leicht einen Kostenauf wand von ca. 40 000 Mark beanspruchen und ist dabei noch besonders zu erwähnen, daß das erforderliche Eichenholz in rohem Zustande sieben 200zentnerige Eisenbahnlowries füllte. — Die Genossenschaft des Johanniterordens im Königreiche Sachsen hielt am 2. Januar unter dem Vorsitze ihres Kommandators, des Frhrn. von Burgk, ihren Rittertag ab. Die Genossenschaft, die zur Zeit 67 Mitglieder zählt, unterhält in Riesa ein eigenes Hospital mit gegenwärtig 23 Betten, das sie aus ihren eigenen Mitteln unterhält und dadurch auf das Segensreichste wirkt. Sebnitz. Einem auswärts wohnenden mosaischen Geschäsismanne wurde von den hiesigen Behörden dieser Tage sicher keine große Freude bereitet. Derselbe ver anstaltete in den letzten zwei Monaten in hiesiger Stadt einen „großen Ausverkauf" in Schnitt- und Manufakturwaaren, und wurde ihm die jedenfalls unerwartete Eröffnung zu Theil, daß derselbe auf die Zeit seines Geschäftsbetriebs pro Woche 50 Mark Steuern und wegen nicht gehöriger Anmeldung seine» Geschäftes ebensoviel Strafe pro Woche an die Stadt- Meißerrb-Irltung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich I M. Sb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan stalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Einnahme: Kassenbestand vom vor. Monat. Stamm-Einlagen. Eintrittsgelder und Bücher. Spar-Einlagen. Erlös für verkaufte Staatspap. Zinsen von Staatspapieren, zurückgezahlte Vorschüsse. Provision von Vorschüssen. Zinsen von Vorschüssen. 46418 Mark 6 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 29367 - — - gegebene Vorschüsse. 5433 - 56. - zurückgezahlte Spareinlagen. 308 - 55 - Stückzinsen auf Staatspapiere. 223 - 50 - zurückgezahlte Stammeinlagen. 270 -- 40 Regieaufwand. 35603 Mark 1 Pf. Summa der Ausgabe. — Auf speziellen Wuusch der Red. des „B. v. G." bemerken wir hier, daß derselbe die von uns diesem Blatte entnommene Notiz über die Verwundung des Herrn Oberförster Klette nur kurz enthielt, während wir die die näheren Umstände derselben aus uns zu gegangenen Privatmittheilungen hinzufügten. Aus dem Gebirges Weihnachten ist vorüber, mit ihm auch ein Theil der Hoffnung und der Freude, aber immer noch hallt manches Dankeswort, manche Freudenthräne der Armen rinnt den edlen Gebern nach, welche oft auf dem Lande in der Stille viel Gutes wirken. So wird auch alljährlich von dem Herrn und Frau Oberforstmeister Heinicke in Bären fels zu Weihnachten viel, sehr viel an Arme vertheilt, dieselben thun es jedoch nicht blos zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr hindurch, wo die Armen Sonn- und Feiertags ihr gutes Essen erhalten. Gott möge Ihnen Dies, was sie den Armen zur Linder ung und der Gemeinde" zur Erleichterung thun, an ihnen und ihren Kindern vergelten. —n. Dresden. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden hat anläßlich der am 31. Dezbr. erfüllten ersten fünfzig Jahre seines Bestehens einige geschichtliche und statistische Thatsachen aus dem Be reiche der Staatsschuldenverwaltung zusammen stellen lassen, welche auf das Interesse weiterer Kreise zählen dürfen. Diese mit großer Sorgfalt verfaßte Zusammenstellung geivährt einen interessanten Ueber- blick über die zeitherige Thätigkeit der Staatsschulden verwaltung und die Bevölkerung Sachsens kann daraus mit großer Befriedigung ersehen, daß die für die Staatswirthschaft und den Staatskredit so außerordent lich wichtige Verwaltung der Staatsschulden in gerade zu mustergiltiger Weise gehandhabt wird. Das all mähliche Anwachsen des Geschäftsumfanges der Staats schuldenverwaltung bezeugen folgende Angaben. Die einzelnen Schuldengattungen betrugen 1837—40 nur 6, 1841—43 sogar nur 5, wuchsen sodann bis 1882 auf 24 und betragen gegenwärtig 20. Die Anzahl der jährlichen Auslosungstermine ist seit 1835 von 2 auf 4, die Zahl der öffentlichen Auslosungen selbst 3403 Mark 90 680' 50 27 — 11025 20 3793 60 99 5 26100 — 341 92 946 89 46418 Mark 6 29367 — 5433 56 308 55 223 50 270 40